Episodenbeschreibung
Im Jahre 2143, also vor 11 Jahren, sitzt Dr. Soong inmitten seiner Augment-Kinder und unterrichtet sie in Geschichte. Sie befinden sich in einer Höhle, die durch eine Fensterwand von der Außenwelt getrennt ist, offenbar auf dem Fluchtplaneten im Trialas-System. Der Doktor indoktriniert die Kinder deutlich, indem er ihnen weismacht, sie seien bessere Menschen, die gefürchtet seien und immer gefürchtet sein würden. Auf eine Frage des jungen Malik sagt er dann, dass es noch viele weitere Augments gebe, die jetzt zwar schliefen, aber eines Tages durch sie aus ihrem Schlaf geholt werden würden.
Gegenwart: Vor einer Projektion der Cold Station 12 erörtern Dr. Soong, Malik, Persis und die anderen Augments Möglichkeiten, in den Sicherheitsbereich der Station einzudringen. Malik will über Leichen gehen, Soong widerspricht nachdrücklich und verpflichtet alle Augments dazu, dass es keine Todesopfer geben darf. Widerstrebend willigt auch Malik ein.
Mit einem Shuttle der Enterprise landen Archer, Trip, Reed und einige Sicherheitsmänner auf dem unwirtlichen Planeten bei der Station, wo Soong einst die Kinder großzog. Sie untersuchen die an einem Berghang gelegene, scheinbar verlassene Behausung und entdecken u.a. Anschlüsse für medizinische Geräte, die die Bewohner offenbar mitnahmen, bevor sie aufbrachen. Archer beauftragt Trip mit einer genaueren Analyse. Ein sich in der Höhle versteckender, mit einem Messer bewaffneter halbwüchsiger Augment wird nach einem Angriff auf den Captain überwältigt und mit auf die Enterprise genommen. Man weiß immer noch nicht, wo man den Bird of Prey suchen soll. Die Koordinaten des Trialas-Planeten hatte man noch von Dr. Soong zu Beginn der Mission erhalten.
Auf dem klingonischen Schiff lässt Dr. Soong Malik zu sich kommen und fragt ihn nach dem Verbleib von Raakin. Malik tischt ihm unter Tränen eine dreiste Lüge auf indem er behauptet, dass dieser von ihm sozusagen versehentlich getötet worden sei. Es tue ihm so leid. Soong glaubt das, umarmt Malik und erteilt ihm Absolution.
Captain Archer erhält von Dr. Phlox auf der Krankenstation der Enterprise die Information, dass der Halbwüchsige eigentlich kein Augment ist. Seine DNA zeige, dass er ohne deren verbesserte Fähigkeiten geboren worden sei. Archer versucht mit dem Jungen ins Gespräch zu kommen. Dieser nennt ihm seinen Namen, Udar, Spitzname Smike. Ansonsten ist er abweisend. Trip meldet sich beim Captain und teilt ihm mit, dass die Augments offenbar Inkubatoren, also künstliche Gebärmütter, mitgenommen hätten.
Malik teilt jetzt das Bett mit Persis und beschwert sich bei ihr über Soongs Weichheit. "Vater" sei nicht mehr so wie früher. Er gehöre abgelöst. Persis versucht zu widersprechen, kann sich aber letztlich nicht durchsetzen, da Malik sie handgreiflich zum Gehorsam zwingt.
Auf der Enterprise weiß man jetzt wohin Dr. Soong will und setzt mit Höchstgeschwindigkeit Kurs auf Cold Station 12. Admiral Forrest hat Archer weitreichende Vollmachten erteilt um zu verhindern, dass die dort noch vorhandenen 1.800 Augment-Embryonen in die Hände von Dr. Soong fallen.
Dieser kapert inzwischen mit einem Trick das denobulanische Sanitätsschiff Barzai, um es als "Trojaner" zum Eindringen in die Cold Station 12 zu benutzen.
Archer informiert Dr. Phlox darüber, dass der Leitende medizinische Direktor der Station derzeit Dr. Jeremy Lucas sei. Phlox ist sichtlich beunruhigt darüber und bittet den Captain, dem Landungstrupp zugeteilt zu werden, da er auch schon einmal auf "C 12" gearbeitet habe und mit den Sicherheitsprotokollen vertraut sei. Archer willigt ein und lädt Udar noch zu einem Essen ein.
Mit der Barzai dringen die Augments schließlich unter Verwendung des denobulanischen Sicherheitscodes in die auf einem großen Asteroiden gelegene Station ein. Die Wachen vor dem Sicherheitsbereich werden mit roher Gewalt niedergeschlagen und sodann die Wissenschaftler einschließlich Dr. Lucas mit Gas betäubt.
Captain Archer und Udar/Smike unterhalten sich beim Essen in der Kapitänsmesse. Archer versucht ihm zu erklären, dass die Menschen ihm und den Augments gegenüber grundsätzlich nicht feindselig eingestellt seien. Im Gegenteil, er, Udar, könne auf der Erde zum Beispiel zur Schule gehen und viel lernen. Der Halbwüchsige taut langsam auf. Später in der Mannschaftsmesse erzählt Dr. Phlox dem Captain, dass Smike tatsächlich wissbegierig geworden ist.
Auf C 12 werden die 10 gefangenen Wissenschaftler, Denobulaner und Menschen, von den Augments zusammengetrieben und in einer Kammer mit Sichtscheibe eingeschlossen. Dr. Lucas weigert sich, die Codes für den Zugang in die Stasiskammer mit den Augment-Embryonen preiszugeben. Versuche eines begabten Augments, den Code am Terminal zu entschlüsseln, erweisen sich als zu zeitaufwändig. Zu allem Überfluss tritt die Enterprise jetzt ins System ein. Soong lässt Archer rufen und droht mit vorgehaltener Waffe an Dr. Lucas' Kopf ihn zu töten, falls das Schiff nicht sofort kehrt macht. Archer muss schließlich nachgeben und wenden. Kurz bevor man außer Transporter-Reichweite gelangt, beamen jedoch Archer, Dr. Phlox, Reed und Udar sowie zwei Sicherheitsmänner auf die Station. Trip konnte die Transporterfrequenz so modulieren, dass die Augments nichts merken.
Dr. Lucas wird jetzt durch Malik schwer misshandelt und blutig geschlagen, will jedoch trotz der Folter nicht kooperieren. Malik zeigt Soong eine gläserne Kabine, die mit tödlichen Krankheitserregern geflutet werden kann. Obwohl Dr. Soong das nicht will, lässt er zu, dass ein Kollege von Dr. Lucas in der Glaskabine eingesperrt wird. Es handelt sich um den stellvertretenden Direktor der Station. Er wird mit dem "symbalesischen Blutbrand" kontaminiert und erleidet Höllenqualen. Kalt stehen die Augments daneben, manche Kollegen in der Gefängniskabine wenden sich ab, Dr. Lucas wird gezwungen zuzuschauen. Inzwischen hat man das Eindringen Fremder am Terminal bemerkt. Persis wird losgeschickt, um sie aufzuhalten. Dr. Soong tobt, da Dr. Lucas immer noch nicht reden will und befiehlt schließlich, das Gegenmittel freizusetzen, um den Tod des Wissenschaftlers in der Kabine zu verhindern. Malik weigert sich jedoch dies zu tun und der Insasse stirbt.
Persis kann derweil Archer und seine Truppe außer Gefecht setzen und gefangennehmen.
Das wird auch auf der Enterprise bemerkt und T'Pol befiehlt nach kurzer Beratung mit Trip, wieder einen Kurs auf die Station zu setzen.
Das Enterprise-Außenteam wird in das Labor gebracht, wo gerade der grauenhafte Mord stattgefunden hat. Hier kommt es zu einer erregten Diskussion zwischen Archer und Dr. Soong. Udar taucht auf, erzählt seinem "Vater", dass er von den anderen Augments ausgestoßen wurde, weil er nicht leistungsfähig genug gewesen sei. Plötzlich melden die Sensoren den Wiedereintritt der Enterprise ins System. Sie hat Befehl, die Selbstzerstörung von C 12 initiieren, was jedoch durch einen Feedback-Impuls fehlschlägt. Das bemerkt man auch auf der Station, wo Malik jetzt Dr. Phlox in eine zweite Glaskabine sperrt und die gleiche Prozedur wiederholen will um Dr. Lucas endlich zur Preisgabe des Codes zu bringen. Dr. Soong will das jetzt verhindern, wird jedoch von Malik zum Entsetzen von Persis und der anderen Augments beiseite gestoßen. Schließlich gibt Dr. Lucas nach und gibt den Code ein, worauf Phlox die Kabine wieder verlassen kann. Soong geht in Begleitung eines Augments in die Stasiskammer zu den Embryonen. Zuvor verabschiedet er sich von Udar, der bei den Menschen bleiben will.
Währenddessen wird die Enterprise von dem im Asteroidenfeld wieder aufgetauchten Bird of Prey angegriffen, um sie von der Station fernzuhalten.
Dort greifen Udar und Archer jetzt Malik an. Eine wilde Rauferei zwischen Captain Archer und dem Augment entwickelt sich. Letzterer ist jedoch zu stark. Er erklärt, dass die Station in Kürze mit tödlichen Bakterien verseucht sein wird und schießt seinen Bruder Udar nieder, bevor er verschwindet.
Die Enterprise feuert inzwischen auf die Station, dennoch entkommt das denobulanische Sanitätsschiff mit den Augments und Dr. Soong knapp und wird vom Bird of Prey aufgenommen, bevor dieser auf Warp geht.
Den verbliebenen Insassen der Station bleiben für die Rettung vor der tödlichen Verseuchung nur noch 4 Minuten. Dr. Lucas zeigt Captain Archer eine Möglichkeit, und so klettert dieser in einer Röhre eine Leiter hinauf...
Bewertung
Den meisten Zuschauern mag die schockierende Folterszene als das bleibende Ereignis dieser Folge in Erinnerung geblieben sein. Die Szene soll aber auch die Dramatik und den Anspruch dieser Episode verdeutlichen, in der es um mehr geht, als nur irgendein "Alien der Woche" zu besiegen. Was uns die Folge sagen will? Dass es ja so kommen musste. Um ihre Ziele durchzusetzen, sind die Augments zu jedem Verbrechen fähig und sogar ihr "Vater" hat Mühe, sie noch im Zaum zu halten.
Spannend, ja hochspannend ist die Geschichte allemal, gerade wegen der vielen Optionen, die sich bieten, und die oft nur um Haaresbreite die Handlung an einer weiteren Katastrophe vorbei lenken. So ist es nicht vorhersehbar, dass die C 12 einfach so überrumpelt wird, zumal sie gewarnt wurde. Richtig knisternd wird es bei der Konfrontation Dr. Soongs mit Dr. Lucas und schließlich brennt die Handlung bei der Folter und dem Ringen um das Überleben des Mannes in der Zelle. Man fragt sich, wo die Enterprise mit Archer bleibt, um dem Ganzen noch Einhalt zu gebieten. Es hätte ja auch sein können, dass es dem Captain und seinem Außenteam gelingt, die Augments gefangenzusetzen. Ja, hätte und wäre, es läuft aber leider so, dass ein Mensch einen grauenhaften Tod vor den Augen aller stirbt. Allein dieses Negativ-Highlight verdeutlicht schon die Dimension des Kampfes der Kontrahenten, der Enterprise und ihrer Besatzung und dem Bird of Prey mit den Augments und Dr. Soong. Ein Kampf zwischen gleichwertigen Gegnern, der für negative Überraschungen jederzeit gut ist. 6 Punkte für die Spannung.
Die SFX sind auf hohem Niveau, auch wenn sie hier wiederum eher spärlich eingesetzt werden. Die Darstellung der C 12 im Asteroidenfeld und das Einfliegen des Sanitätsschiffes in dieselbe lassen keine Zweifel aufkommen. Auch die Effekte beim Kampf der Enterprise mit dem Bird of Prey sind überzeugend. Sehr gut gelungen ist auch die Darstellung der Stasiskammer mit den Augment-Embryonen. Ein kleiner Mangel soll aber nicht unerwähnt bleiben: Wozu braucht diese Station eigentlich solche, für Humanoide wie geschaffen wirkende Glaskabinen, in die problemlos giftige Stoffe geleitet werden können? Trotzdem 5 Punkte.
Die Episode ist besonders im A-Plot mit den Augments von Anfang an dramatisch und gewinnt vor dem Hintergrund der Gefährdung vieler Menschenleben auch besondere Tiefe. Die Produzenten haben mit Brent Spiner als Darsteller des Dr. Soong sowieso einen Glücksgriff gemacht. Er ist es auch, der jetzt erst richtig aus sich herauskommt und wie ein Turbolader der Emotionen wirkt. Er dreht in seiner verzweifelten Suche nach einer "unblutigen" Lösung zur Erlangung der Codes für die Stasiskammer fast durch, als er Dr. Lucas wortreich beschwört, der Folter seines Kollegen ein Ende zu bereiten. Von diesem wird er jedoch zu Recht als Hurensohn beschimpft und zuletzt von seinem eigenen Zögling Malik beiseite gestoßen. Ein tiefer Fall, der ihm sichtlich zu schaffen macht.
Die spätere Diskussion mit Archer ist die Fortsetzung eines schon in "Borderland" begonnenen verbalen Schlagabtauschs der besonderen Güte. Dann die Schwärmerei Dr. Soongs in der Stasiskammer und seine leuchtenden Augen beim Anblick "seiner" Embryonen. Was für ein Gegensatz! Erst Raserei, dann Euphorie. Man hat manchmal den Eindruck, dem von Brent Spiner verkörperten Androiden "Data" aus TNG ist der implantierte Emotions-Chip durchgebrannt.
Doch auch das Gespräch zwischen Dr. Phlox und Captain Archer in der Messe auf der Enterprise zeigt, wie schwer ihnen die Auseinandersetzung mit der Gentechnik und den jetzt wieder unabsehbaren Folgen fällt. Beide wirken tief besorgt und niedergeschlagen, der eine wegen seines in Gefahr geratenen Kollegen und der andere wegen seines viel zu früh verstorbenen Vaters. Die philosophische Schlussfolgerung des Dr. Phlox, dass in den Eugenischen Kriegen der menschliche Intellekt und der menschliche Instinkt aus dem Gleichgewicht geraten seien, ist fast universell anwendbar. Zu jeder Zeit in der Gegenwart finden wir Beispiele dafür.
Scott Bakula kann hier mehr Gefühle als in der Vorgängerfolge "Borderland" zeigen, wo für ihn fast nur Frust darzustellen war. Wenigstens einmal kann er diesmal lächeln, als er Udar bestätigt, dass dieser keine andere Wahl hat als ihm zu gehorchen. Das war's dann aber auch schon mit dem Humor in dieser Folge. Zugegeben, dafür ist sie weiß Gott nicht ausgelegt. Die wüste Schlägerei mit Malik am Ende ist eigentlich überflüssig, zumal Archer eigentlich klar sein müsste, dass er dabei nicht gewinnen kann.
Für John Billingsley als Dr. Phlox bietet auch diese Episode wieder schauspielerische Höhepunkte, die von ihm brillant umgesetzt werden. Er bringt den zutiefst besorgten Denobulaner und seine Ansichten über die Gentechnik glaubwürdig rüber. Seine versteinerte Miene in der unglaublichen Szene, als er auf C 12 in die zweite Todeskabine gesteckt wird, ist dem Ernst der Situation perfekt nachempfunden.
Die übrigen Enterprise-Besatzungsmitglieder haben dagegen - wie schon in "Borderland" - kaum etwas von der Handlung. Hoshi und Reed - von Mayweather ganz zu schweigen - sind fast auf das Niveau von Statisten herabgesunken. Auch T'Pol und Trip sind nur wenige Sekunden zu sehen. Immerhin ist die Vulkanierin jetzt wieder als Stellvertreterin des Captains die Kommandantin des Schiffs. Sie meistert ihre Aufgabe mit gewohnt emotionsloser Routine, auch wenn nicht alles nach Plan verläuft.
Der A-Plot mit den Augments mag - wiederum - vorhersehbar sein, jedoch nimmt er auch den notwendigen Platz ein und wird am Ende schlüssig mit der Nebenhandlung zusammengeführt, wobei man darüber streiten kann, welcher Handlungsstrang wichtiger ist. Die Enterprise mit ihrem neuen Passagier Udar kommt jedenfalls nicht zu kurz und wird zur richtigen Zeit mit der Hauptstory erst lose verknüpft und dann verschweißt - um beinahe im Feuer des Bird of Prey zu enden. Jederzeit bleiben weitere Optionen des Handlungsverlaufs offen, sie werden jedoch immer logisch und nachvollziehbar weiterentwickelt.
Nur wenig gibt es auszusetzen, 5 Punkte.
Fazit: Eine hochdramatische Folge. Die Folter- und Gewaltszenen, besonders auch Dr. Lucas gegenüber, mögen abstoßend sein, sind jedoch wohl unvermeidbar, ganz abgesehen davon, dass es sich hier um eine amerikanische Serie handelt.
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