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2.16 Die Zukunft
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Future Tense
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von Sebastian Däs
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Episodenbeschreibung
Die Enterprise-Crew entdeckt im All ein kleines treibendes Schiff und
bringt es zur genaueren Untersuchung in die Shuttlerampe. Als der Captain ins Innere
des mysteriösen Schiffs steigt, entdeckt er eine mumifizierte Leiche, deren DNA
laut T’Pol menschlich ist.
Nachdem Phlox in der Krankenstation schließlich die menschliche Identität des Toten
bestätigt hat, kontaktiert Archer das Sternenflottenkommando. Auch Admiral Forrest
ist durch dieses Mysterium beunruhigt, denn kein Mensch war vor der Enterprise über
100 Lichtjahre von der Erde entfernt. Der Captain meint, es könnte sich dabei vielleicht
um Zefram Chochrane handeln, der vor Jahrzehnten spurlos verschwand.
In der Zwischenzeit untersuchen Trip und Malcolm das Schiff genauer. Sie entdecken
organische Schaltkreise und einen Zugang der in einen viel größeren Raum führt. Es
scheint, als ob das kleine Schiff innen um ein Vielfaches größer ist, als es eigentlich
von der Außenkonstruktion ausgehend sein dürfte. Beide stellen außerdem eine Art „Black
Box“ des Schiffes sicher, die sie genauer untersuchen wollen.
Derweil wird die Enterprise von einem Suliban-Schiff kontaktiert. Man verlangt die sofortige
Herausgabe des Schiffes. Archer weigert sich natürlich, woraufhin die Suliban angreifen.
Einige Soldaten beamen in die Shuttlerampe und greifen Tucker und Reed an, doch die
Enterprise kann den Angriff des leicht bewaffneten Suliban-Schiffs abwehren und die
Eindringlinge so zur Flucht zwingen. Man macht sich auf den Weg um ein vulkanisches Schiff
zu treffen, das das kleine Schiff zurück zur Erde bringen soll.
Doktor Phlox stößt bei seiner Untersuchung der Leiche auf neue mysteriöse Details: Anscheinend
hatte der Mensch verschiedene Gen-Sequenzen in seiner DNA, darunter auch vulkanische. Er
vermutet, dass dieser „Mensch“ ein Ergebnis speziesübergreifender Fortpflanzung ist, die
sich über Generationen hinweg erstreckte. Captain Archer beschließt mit T’Pol in das Quartier
von Crewman Daniels zu gehen, um seine Datenbank nach dem Schiff zu durchsuchen. Tatsächlich
finden sie auch einen Eintrag, der das Schiff auf das 31. Jahrhundert datiert. Archer kann sich
nun denken, dass die Suliban mit dem Fund wohl den Temporalen Kalten Krieg zu ihren Gunsten
beeinflussen wollen.
Kurz darauf wird die Enterprise von einem weiteren Schiff kontaktiert: Es gehört den Tholianern,
einer xenophobischen, nicht-humanoiden Spezies, die ebenfalls das mysteriöse kleine Schiff haben wollen.
Sie behaupten, es würde gefährliche temporale Strahlung aussenden. Als sie das Sternenflotten-Schiff
mit einem Traktorstrahl festhalten, droht Archer das Schiff aus der Zukunft zu zerstören, worauf
die Tholianer vorläufig abziehen.
Trip und Reed untersuchen die „Black Box“ weiter und wollen im Antrieb des Schiffs nach weiteren
Lösungsansätzen suchen. Plötzlich finden sie sich jedoch in einer Zeitschleife wieder, bei der
sie die gleiche Situation wieder und wieder erleben müssen, bis sie eine Platte am Schiff in der
Shuttlerampe öffnen. Beide werden sich über die Schleife im Klaren und lassen sich anschließend
von Phlox untersuchen. Während der Arzt nichts finden kann, entdeckt T’Pol Emissionen vom Zeit-Schiff,
die die temporale Strahlung darstellen könnten. Archer lässt die Shuttlerampe vorerst abschotten,
denn Trip und Reed konnten leider immer noch nicht aus der „Black Box“ schlau werden. Sie scheint
jedoch jetzt ein Subraum-Signal auszusenden, dass Tucker für einen Notruf hält.
Kurz darauf nähern sich mehrere Suliban-Schiffe der Enterprise. Archer befiehlt auf Maximum Warp
zu gehen, um so schnell wie möglich zum vulkanischen Schiff zu kommen. Nach einigen Feuergefechten
geht das Schiff unter Warp, doch die Crew muss eine schreckliche Entdeckung machen: Das vulkanische
Schiff wurde von mehreren tholianischen Schiffen außer Gefecht gesetzt. Auch die
Enterprise wird von den Tholianern sofort ihrer Warpfähigkeit beraubt. Als jedoch die Suliban ankommen,
stürzen sie sich sofort in einen Kampf mit den Tholianern, in dem die Enterprise mehr oder weniger ein
Zuschauer ist.
Archer hat einen Plan: Er will einen Torpedo-Sprengkopf im Zeit-Schiff platzieren, bevor es die Tholanier
an sich reißen. Zusammen mit Reed geht er in die Shuttlerampe, während im All die Suliban allmählich
besiegt werden. Leider durchleben Archer und Reed beim Entfernen des Sprengkopfs wieder mehrere
Zeitschleifen, was die ganze Prozedur verlangsamt. Schließlich platzieren sie den Sprengkopf im Schiff
und lassen es ins All fallen, wo die Tholianer es sofort aufnehmen. Leider deaktivieren sie auch sofort
die Bombe, so dass das Unterfangen quasi sinnlos war.
Trip hat in der Zwischenzeit die volle Energiezufuhr der „Black Box“ wiederhergestellt, so dass sie
plötzlich ein starkes Signal aussendet. Gleich darauf werden die Box selbst, der „Mensch“ auf der
Krankenstation und sogar das Schiff im Weltall dematerialisiert. Die Tholianer ziehen ab, und der
Enterprise bleibt nur noch die Hilfe am vulkanischen Schiff.
Später unterhalten sich T’Pol, Trip und Archer beim Essen über die vergangenen Ereignisse. Tucker
denkt, dass irgendwelche Leute aus der Zukunft ihre Sachen ziemlich schnell zu sich zurückholten.
Der Captain meint, Zeit wäre für die Verantwortlichen wohl sowieso unbedeutend.
Bewertung
Mit „Die Zukunft“ beweist ENT, dass auch eine großangekündigte Sweep-Episode auf
ganzer Linie enttäuschen kann. Na ja, vielleicht nicht auf ganzer Linie, denn die Effekte können
sich wirklich sehen lassen und spannend ist es durchaus – sogar bis zum Ende. Wenn das Ganze dann
aufgelöst wird, erkennt man jedoch, dass alles nur eine gewaltige Schaumschlägerei war. Man bauscht
hier einfach etwas auf wo absolut nichts ist.
Dabei hatte man sich mit der Ankündigung der Tholianer und dem Konflikt mit den Suliban viel versprochen.
Leider müssen beide unter dem Deckmantel des „Temporalen Kalten Krieges“ wieder als reine Quoten-Träger
bezeichnet werden, deren Auftritt ebenso sinnfrei ist, wie die ewigen Gefechte zwischen den Borg und
der Voyager.
Die Folge beginnt aber sehr interessant und mysteriös: Man findet dass Schiff mit dem toten Menschen,
langsam kommen mehr und mehr geheimnisvolle Details ans Licht. Besonders die Szene mit Trip und Malcolm
im Inneren des Schiffs ist sehr amüsant. Doch schon ab hier geht die Handlung bergab: Langsam und zäh
reihen sich kleine Action-Gefechte mit den üblichen langatmigen Diskussionen aneinander. Die sich wiederholenden
Zeitschleifen sind auch witzig, doch eigentlich vollkommen überflüssig. Sie dürften wohl einem der
Autoren als „coole Idee der Woche“ eingefallen sein und wurden so prompt eingebaut.
Auch leidet die Handlung an strukturellen Schwächen. So manövrierte man sich langsam aber sicher in eine
Ecke, aus der die Autoren wohl fast keinen Ausweg mehr fanden: Wenn die Tholianer angreifen und die
Suliban vernichten... was macht dann die Enterprise mit dem Schiff? Dass Archer einen Sprengkopf installiert,
ist mit der sofortigen Deaktivierung durch die Tholianer sinnlos, als einziger Ausweg bleibt das ominöse
Verschwinden durch ein Signal von der Black Box. Man verschwendet am Anfang viel zu viel Zeit auf die
unergiebige Untersuchung des Schiffs und des Körpers, die Auflösung wirkt mit den Action-Gefechten erneut
viel zu kurz und unentschlossen.
Das ist nicht nur enttäuschend, am Ende weiß der Zuschauer auch wieder einmal absolut nichts, es bleibt
der fade Beigeschmack der Überflüssigkeit. Langsam hat man das Gefühl, dass alle Episoden des Temporalen
Kalten Kriegs wohl doch keinen hintergründigen logischen Zusammenhang haben, sondern unbedeutend sind.
Insgesamt nur 2 Punkte für die Handlung, die Erwartungen wurden leider komplett enttäuscht.
Besondere schauspielerische Leistungen kann man diesmal nicht hervorheben. Auch stehen nicht die Charaktere
im Vordergrund, sondern das Mysterium um das Schiff und den Toten. Scott Bakula gibt wieder eine routinierte
Vorstellung ab, leider durften wir weder Silik noch seinen geheimnisvollen Auftraggeber sehen. Auch auf
die schwierige Darstellung eines Tholianers hat man verzichtet, das ist jedoch nicht weiter schlimm.
Trotzdem ist man als Zuschauer von Anfang bis Ende gespannt, was als Nächstes passiert. Leider löst man
ja am Schluss nichts auf, doch trotzdem ist die Verwirrung um den geheimnisvollen „Menschen“ und sein
Schiff perfekt gestaltet. Auch die Zeitschleifen und die mysteriöse Musikuntermalung erzeugen eine tolle
Atmosphäre, die durchaus lobenswert ist. Der tote Mensch selbst weist diverse DNA-Merkmale unterschiedlicher
außerirdischer Spezies auf, eine Tatsache, die hier die Sternenflottenoffiziere noch sehr verblüfft. T'Pol stößt
besonders die Verbindung mit den Vulkaniern ab, doch schon in knapp 100 Jahren wird das mit Spock Realität
sein. Bereits im 24. Jahrhundert ist interkulturelle Fortpflanzung völlig normal, hier hat man dezent und
unterschwellig Parallelen zur realen Geschichte der Menschheit eingebaut.
Eher lächelnd darf man Archers Vermutungen um Cochrane ansehen, Fans wissen seit der TOS Episode
"Metamorphose", dass er sich in dieser Zeit auf Gamma Canaris N befindet. Die Spannung ist somit
befriedigend, wobei hauptsächlich das Interesse durch die Erwähnung des Temporalen Kalten Kriegs
geweckt wird.
Wie es sich für eine Episode im Sweep-Monat Februar gehört, kracht es auch wieder ordentlich.
Die Spezialeffekte sind wie immer sehr überzeugend und nur selten wurde dieses Handwerk bei Enterprise
besser eingesetzt. Die tholianischen Schiffe orientieren sich am TOS-Vorbild und wurden angenehm
aufgewertet. Insgesamt fünf Punkte.
Leider ist auch wieder ein gravierender logischer Fehler passiert, denn die Enterprise liefert sich
mit den Suliban Phaser(!)-Gefechte bei Warp. In späteren Serien und laut technischem Handbuch ist dies
ja wegen der Überlichtgeschwindigkeit nicht mehr möglich.
Insgesamt bleibt „Die Zukunft“ hinter den hohen Erwartungen zurück, doch einige Ideen wissen zu
begeistern. Action-Fans kommen natürlich wieder auf ihre Kosten, und auch sonst weiß man in sehr
kurzweiligen 45 Minuten den Zuschauer zu fesseln. Interessante Handlung und Tiefgründigkeit sind
aber doch an keiner Stelle zu entdecken und so sind es unterm Strich gerade noch 4 Punkte in der
Gesamtwertung.
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Spannung
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SFX
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Handlung
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Gesamt
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Zusammenhänge
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Die Tholianer kennen wir aus der TOS-Folge "Das Spinnennetz",
wo sie Kirks Enterprise in einem Energienetz gefangen halten
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In der Doppelfolge "Im finsteren Spiegel" in der vierten Staffel werden
wir die Tholianer wiedersehen
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Trotz rätselhaftem Zusammenhang stellt die Folge ein weiteres
Kapitel im „Temporalen Kalten Krieg“ dar, die letzte Folge dazu war "Die Schockwelle (2)"
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Das Quartier von Daniels wurde in "Der kalte Krieg" versiegelt
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Archer erwähnt den verschwundenen Cochrane. In "Metamorphose"
wird er von Kirk auf Gamma Canaris N entdeckt.
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Wertung:
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