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1.12 Lautloser Feind
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Silent Enemy
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von Andreas Schlieck
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Episodenbeschreibung
27. August 2151
Die Enterprise setzt Subraum-Funkbojen aus, als ein fremdes Schiff unbekannter
Bauart auftaucht. Captain Archer lässt das Schiff rufen, bekommt aber keine Antwort.
Nach erneuten Rufen geht das fremde Schiff wieder auf Warp-Geschwindigkeit und
ist verschwunden. Die Sensoren zeigen keine Daten über Bewaffnung oder Lebensformen
an Bord an. Man beschließt, den Vorfall auf sich beruhen zu lassen und kümmert
sich stattdessen wieder um die Einrichtung des Subraum-Funks.
Lt. Malcolm Reeds Geburtstag steht in Kürze an, Captain Archer möchte ihm zu Ehren
ein spezielles Essen zubereiten lassen. Als die Subraum-Kommunikation steht, kontaktiert
er Malcolms Eltern. Die können dem Captain aber auf die Frage nach Malcolms Lieblingsgericht
keine Antwort geben. Überhaupt scheinen sie recht wenig über ihren eigenen Sohn
zu wissen, und sind zudem offensichtlich nicht sonderlich erfreut darüber, dass
er zur Sternenflotte gegangen ist, und nicht zur Navy, wie es Tradition bei den
Reeds ist. Da das Gespräch zu Nichts führt, beauftragt Captain Archer Hoshi damit,
Malcolms Lieblingsspeise herauszufinden.
Archer spricht mit Commander Tucker über Lt. Reed. Beide finden es recht
sonderbar, dass Malcolms Eltern so wenig über ihren eigenen Sohn wissen, gestehen
aber auch ein, dass sie beide eigentlich auch nur wenig über ihren Waffenoffizier
wissen. Trip ist traurig, er hat schlechte Nachricht von der Erde bekommen.
Seine Freundin hat sich von ihm getrennt. Er hat das zwar vorausgesehen, hätte
sich aber lieber persönlich von ihr verabschiedet, erzählt er dem Captain. T'Pols
Stimme unterbricht das Gespräch der beiden.
Das unbekannte Schiff ist wieder aufgetaucht. Direkt vor der Enterprise. Auf der
Brücke angekommen, lässt Captain Archer das Schiff erneut rufen. Er bekräftigt
seine friedlichen Absichten, bekommt aber wiederum keine Antwort. Stattdessen
wird die Enterprise durchgescannt und kurz drauf eröffnet das fremde Schiff das
Feuer. Bevor die Enterprise-Crew reagieren kann, ist das fremde Schiff auf Warp
gegangen und verschwunden.
Die Scans der Enterprise zeigen, dass auf dem fremden Schiff mehr als 15 Lebensformen
unbekannter DNA-Struktur sind. Lt. Reed meldet Zweifel an, dass die Enterprise
mit Torpedos etwas gegen das fremde Schiff ausrichten könnte. Trip berichtet
dem Captain, dass beinahe 13 Besatzungsmitglieder bei dem Angriff getötet worden
wären, wenn ein Treffer auch nur einen halben Meter höher eingeschlagen hätte.
Captain Archer teilt T'Pol mit, dass er zurück zur Erde fliegen will, um jene
Phasenkanonen einbauen zu lassen, die aus Zeitgründen vor der ersten Mission nicht
installiert worden waren.
Lt. Reed und Commander Tucker drängen den Captain, die Installation der Kanonen
selber vorzunehmen. Dieser lehnt aber ab. Das Waffenteam der Jupiter-Station sei
schließlich extra geschult und ausgerüstet, Trip und Malcolm könnten aber schon
mit Vorbereitungen beginnen, was sie auch umgehend tun. Sie schwören ihre Crew
ein, mit dem Kanoneneinbau fertig zu sein, bevor die Enterprise die Jupiter-Station
erreicht hat.
Unterdessen hat Hoshi Schwierigkeiten, etwas über Malcolms Essgewohnheiten herauszufinden.
Seine Schwester und ein ehemaliger Kamerad sind nur wenig Hilfe. Schließlich versucht
sie in einem "zufälligen" Gespräch mit Malcolm in der Messe etwas herauszubekommen.
Das scheitert kläglich - Malcolm deutet ihre Einladung zum gemeinsamen Essen als
Annäherungsversuch, woraufhin Hoshi fluchtartig die Kantine verlässt.
Das fremde Schiff ist wieder aufgetaucht. Es beschießt die Enterprise, so dass
diese auf Impulsantrieb verlangsamen muss. Nach einem plötzlichen Energieabfall
sind die meisten Systeme der Enterprise funktionsuntüchtig. Von dem fremden Schiff
startet ein Shuttle und dockt an der Enterprise an. Captain Archer bewegt sich
mit einem Sicherheitsteam durch das unbeleuchtete Schiff, auf der Suche nach den
fremden Wesen. Er wird fündig. Die Aliens haben zwei Besatzungsmitglieder überrascht
und kampfunfähig gemacht. Als die Aliens auf Archers Rufen nicht reagieren, eröffnet
er das Feuer mit einer Phasenpistole. Die Aliens werden von einem Energieschild geschützt,
die Phasenpistole richtet keinen Schaden an. Die Aliens verlassen die Enterprise wieder.
Das fremde Raumschiff feuert nochmals auf die Enterprise bevor es verschwindet.
Die Enterprise wird bei diesem letzen Beschuss beschädigt und verliert Antriebsplasma.
Der Warp-Antrieb ist für mehrere Tage beschädigt, außerdem befinden sich keine
vulkanischen Schiffe in Sensorreichweite, die Hilfe leisten könnten. Der Versuch, das
vulkanische Oberkommando zu rufen, scheitert, da die Subraumfunkbojen von dem fremden
Raumschiff zerstört worden sind.
Die Arbeiten an den Phasenkanonen gehen weiter. Lt. Reed und Commander Tucker
haben eine Meinungsverschiedenheit. Reed ist bereit, große Risiken einzugehen,
um den Einbau schnellstmöglich abzuschließen - zu große Risiken für Tucker, dem
die Sicherheit der Crew wichtiger ist. Anschließend spricht Trip mit dem Captain,
der sich über den Status informiert. Archer meint, es sei sein Fehler gewesen,
dass die Enterprise damals ohne vollständige Bewaffnung übereilt aus dem Raumdock
geholt wurde. Er habe das Leben der gesamten Crew riskiert, weil er etwas zu beweisen
gehabt habe. Trip widerspricht. Er meint, dass Archer richtig entschieden habe.
Die gesamte Crew würde seine Entscheidung mittragen und sei sich der Tatsache
bewusst, dass Risiko zum Geschäft gehört.
Trip spricht erneut mit Lt. Malcolm Reed. Er stimmt Malcolms Vorschlag zu, die
Energiezufuhr der Kanonen direkt über den Impulsantrieb laufen zu lassen.
2 Tage nach dem letzten Zusammentreffen mit dem Alienschiff sind die Arbeiten
an den Phasenkanonen abgeschlossen und die Enterprise führt einen Waffentest
an einem Asteroiden durch. Dabei kommt es zu einer Überladung in einem Phasenmodulator,
welche die Phasenenergie um den Faktor 10 erhöht. Subcommander T'Pol spürt ein
Signal in Shuttlerampe 2 auf. Captain Archer, T'Pol und Lt. Reed finden dort ein
rundliches Gerät, welches offensichtlich von den Aliens angebracht worden ist.
Das Gerät hat einen enormen Energieausstoß und hat sich in nahezu jedes System
auf der Enterprise eingeklinkt, inklusive der Sensoren und des Kommunikationssystems.
Captain Archer teilt den Aliens über das Kommunikationssystem mit, dass die Menschen
so leicht nicht aufgeben und alles tun würden, um die Enterprise zu schützen.
Daraufhin richtet er seine Phasenpistole auf das Gerät der Aliens und zerstört
es.
Hoshi unterdessen - immer noch auf der Suche nach Malcolms Lieblingsgericht -
spricht mit Dr. Phlox. Der gibt ihr den entscheidenden Hinweis: Malcolm hat eine
Vielzahl von Allergien und muss regelmäßig spezielle Enzyme zu sich nehmen. Enzyme,
wie sie in Ananas-Früchten zu finden sind.
Das fremde Schiff taucht wieder auf. Die Enterprise wird von dem Alienschiff gerufen.
Die Nachricht ist zusammengesetzt aus Bruchstücken der Nachricht von Captain Archer
an die Aliens und lautet: "Sie sind wehrlos. Ergeben Sie sich!"
Die Enterprise feuert ihre Phasenkanonen ab. Die Schilde des Alienschiffs halten.
Captain Archer ordnet an, die Phasenkanonen überladen zu lassen um so eine größere
Feuerkraft zu erhalten. Die Enterprise feuert wieder. Diesmal mit 10facher Feuerkraft.
Die Schilde des Alienschiffs versagen. Die Enterprise feuert zusätzlich noch 2
Torpedos ab - sichtbar getroffen dreht das Alienschiff ab und verschwindet in
der Tiefe des Raums. Captain Archer lobt die Arbeit von Malcolm und Trip und
beschließt, dass die Enterprise nun nicht mehr zur Jupiter-Station zurückkehren
muss.
Captain Archer, Commander Tucker und Lt. Reed sitzen zusammen bei einem Bier,
um auf den Sieg über das Alienschiff anzustoßen. Hoshi kommt herein und bringt
- als Überraschung - die Geburtstagstorte für Malcolm. Und Ananas ist Malcolms
Lieblingsfrucht!
Bewertung
45 Minuten sind wahrlich nicht lang. Erzählt man eine Action-Story, so kommen
die Charaktere meist etwas zu kurz. Erzählt man eine Charaktergeschichte, beschweren
sich Action-Fans über "zuviel Gelaber" und zu wenig Spannung. Aber wie gesagt:
45 Minuten sind nicht lang und man kann es nicht allen recht machen. André Bormanis,
der Autor dieser Enterprise-Episode, versucht es trotzdem.
Er verknüpft Action-Plot ("Alien Schiff") und Charakterplot ("Essen für Malcolm")
zu 45 Minuten netter Unterhaltung, die den geneigten Zuschauer mit einem unheimlichen
Alienschiff, CGI Aliens, Phasengefechten, etwas Humor und einer Prise "Harte Männer
lassen sich nicht unterkriegen" erfreuen. Der SCI/FI eher unerfahrene Zuschauer
wird durchaus seinen Gefallen daran finden. So könnte man diese Episode "ad acta"
legen als durchschnittliche, nette (wenn auch belanglose) Unterhaltung, in Szene
gesetzt von einem Star Trek Routinier.
An Trek-Maßstäben gemessen ist das Dargebotene jedoch inhaltlich recht dürftig
und enthält einige grobe Fehler.
Der ganze Plot dient im Grunde nur dazu, der Enterprise-Crew einen Grund zu liefern,
die Phasenkanonen nachzurüsten.
Die Aliens verhalten sich so, wie sie müssen. Feindlich. Mit ihnen oder dem Sternenflottenkommando
ist keine Kommunikation möglich, Hilfe von Vulkan benötigt mindestens zwei Tage.
Der Enterprise bleibt nur eine Möglichkeit: Kämpfen und sich selber helfen.
Die Aliens haben keine Geschichte, keinen Namen, handeln nicht nach erkennbaren
Motiven. Sie sind Mittel zum Zweck, nicht mehr. Vermutlich werden wir sie nie
wieder zu Gesicht bekommen (oder doch?). Positiv an den Aliens ist das Design.
Zwar wirken sie etwas unbeholfen auf den Beinen, sind jedoch eine wohltuende Abwechslung
zum "Mensch-in-Kostüm-mit-Schminke-im-Gesicht"-Alien.
Der Charakterstory um Lt. Malcolm Reed mangelt es deutlich an Tiefe und Zugkraft.
Wenn es dem Autor darum ging, dem Zuschauer den Charakter Lt. Malcolm Reed näher
zu bringen, dann hätte er nicht soviel Zeit darauf verwenden sollen zu zeigen,
wie Hoshi auf der Suche nach seinem Lieblingsgericht ist. Denn das ist - gerade
im Zusammenhang mit der Bedrohung durch die Aliens - wirklich nebensächlich. Interessant
an der Malcolm-Story ist jedoch das Gespräch, welches Captain Archer mit Malcolms
Eltern führt. Dort erfährt man wirklich etwas über seinen Hintergrund.
Unangenehm fällt auf, dass Dr. Phlox ohne Bedenken Zugang zu Reeds Krankenakte
wegen einer Bagatelle gewährt. Den Doktoren McCoy und Crusher hätte man mit so einem
Ansinnen ganz sicher nicht nähertreten können.
Auch ist es kaum nachzuvollziehen, dass der Kommunikationsoffizier sich um die
Lieblingsspeise eines Besatzungsmitgliedes kümmert, während die Enterprise von
den Aliens angegriffen wird. Es sollte doch wohl weniger wichtiges Personal für
derartige Aufgaben zur Verfügung stehen.
Die Handlungen des Captains sind nicht immer logisch nachzuvollziehen. Die Enterprise
wurde schon oft angegriffen. Wieso aber gerade jetzt muss die Enterprise
zur Erde zurück, um die fehlenden Waffen nachzurüsten? So brutal war der Angriff
der Aliens sicher nicht. Der Captain leistet sich zudem zwei grobe Fehler: 1.
Nach dem Besuch der Aliens an Bord der Enterprise lässt er das Schiff nicht durchsuchen.
So wird das außerirdische Gerät in Shuttlerampe 2 nicht entdeckt, welches in der
Folge zur Überladung der Phasenkanonen führen wird.
2. Nachdem das außerirdische Gerät in Shuttlerampe 2 entdeckt wird, erklärt T'Pol,
dass das Gerät mit fast allen Schiffsystemen verbunden ist und diese eventuell
sogar kontrolliert. Captain Archer zückt eine Phasenpistole, schießt und zerstört das
Gerät. Das ist mutig. Das ist leichtsinnig. Das ist sogar grob fahrlässig, hätte
er doch das gesamte Schiff damit zerstören können.
Unklug handeln auch die Aliens, die auf der einen Seite eine überlegene Technologie
repräsentieren, auf der anderen Seite aber das Gerät in der Shuttlerampe so anbringen,
dass es nicht übersehen werden kann, so groß und rund wie es ist. Auch ist es
sehr verwunderlich, dass die Aliens bei der letzten Begegnung mit der Enterprise
nicht feuern. Nach dem ersten Phasentreffer warten sie einfach nur ab. Die Crew
hat genügend Zeit, die Phasenkanonen so zu modifizieren, dass eine Überladung erzeugt
wird und sie somit zehnfache Kraft bekommen. Auch nach dem zweiten Phasentreffer
reagieren die Aliens nicht, obwohl sie gerade ihre Schilde verloren haben. So
hat die Enterprise sogar noch Zeit, zwei Torpedos abzufeuern. Was war da nur los
mit den Aliens? Zuvor konnten sie der Enterprise einfach die gesamte Energie entziehen
so dass nichts mehr ging, und jetzt schauen sie einfach zu, wie ihr Schiff zerlegt
wird?
Positiv zu erwähnen sind die Trickeffekte. Besonders der Testschuss der Phasenkanone
gefällt sehr gut. Der Explosionseffekt auf dem Asteroiden, untermalt von passenden
Sounds ist wirklich eine Wucht. Man hat in der Tat das Gefühl: "Das war ein Power-Schuss!"
Auch das Alienschiff ist ansprechend gestaltet und die CGI-Aliens selbst sind
in jedem Fall eine Abwechslung, auch wenn sie nicht an die "morphenden Suliban"
heranreichen.
Was macht die Crew in dieser Episode?
Travis Mayweather tritt leider kaum in Erscheinung. T'Pol wird zur Stichwortgeberin
degradiert und hat ebenfalls keinen Einfluss auf die Story-Entwicklung.
Hoshi hat dafür mehr Szenen. Aber hier gilt leider: Quantität statt Qualität.
Die Chance etwas mehr über den Charakter des Kommunikationsoffiziers zu erfahren
wurde leider verpasst.
Trip schwört seine "Jungs" ein, die Kanonen fertig zu haben, bevor sie die Jupiterstation
erreichen und versprüht diese gewisse amerikanische "Kommt schon Jungs, wir spucken
jetzt Mal in die Hände und dann schaffen wir alles!"-Mentalität. Und tatsächlich
schafft seine Crew in nur zwei Tagen, was auf der Jupiterstation mit Fachpersonal
eine Woche gedauert hätte. Sehr unwahrscheinlich. Warum hat man dann eigentlich
diese Phasenkanonen nicht schon eher eingebaut? Die Zeit hätte man sicher gefunden in
den Monaten, die die Enterprise inzwischen unterwegs ist.
Malcolm arbeitet hauptsächlich an den neuen Waffen, tiefere Einblicke in seine
Psyche bleiben dem Zuschauer aber verwehrt.
Dr. Phlox pflegt die Verletzten des Alien-Angriffs und fällt negativ auf, da er
sehr locker mit den Patientendaten umgeht.
Captain Archer hat hier einen der schwächeren Auftritte bisher.
"Unsichtbarer Feind" ist technisch sauberes, aber letztendlich seelenloses, schablonenhaftes
Handwerk. Regisseur Winrich Kolbe kämpft vergeblich gegen das schwache Buch von
André Bormanis an.
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Spannung
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SFX
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Handlung
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Gesamt
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Zusammenhänge
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Archer nimmt Bezug auf Aufbruch ins Unbekannte,
als er davon spricht, dass die Enterprise damals zu früh aus dem
Raumdock herausgeholt worden ist.
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Wertung:
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