Episodenbeschreibung
Auf Bajor steht die Wahl zum Kai unmittelbar bevor. Vedek Bareil, der zu
den Favoriten zählt, weil Opaka ihn zu ihrem persönlichen Nachfolger
bestimmt hatte, verbringt die letzten Tage vor der Wahl bei Kira auf Deep
Space Nine. Obwohl seine Wahl zum Kai so gut wie sicher ist, wird Bareil
von Selbstzweifeln geplagt, weil er glaubt, nicht Opakas Format erreichen
zu können.
Auch Vedek Winn ist auf der Station. Vor der Schule kommt es erneut zu
Reibereien zwischen ihr und Kira. Bareil gegenüber ist sie jedoch
zurückhaltend und geht sogar so weit, ihm zu schmeicheln.
Ein alter Bajoraner kommt auf der Station an. Er wird von einem Passanten
als Kubus Oak erkannt, ein Sekretär, der während der cardassianischen
Besetzung Bajors für die von den Cardassianern eingesetzte Regierung
arbeitete. Odo, der den Aufruhr auf der Promenade bemerkt, verhaftet
Kubus.
Unterdessen führt Odo ein Gespräch mit Kubus. Kira kommt hinzu und
verweigert Kubus seine Bitte, nach Bajor zurückkehren zu dürfen. Nach Ende
der Besatzung wurde die Ilvianische Proklamation verabschiedet. Hierbei
handelt es sich um eine Liste mit Kollaborateuren, denen eine
Wiedereinreise nach Bajor verboten wurde. Kubus ist auf dieser Liste die
Nummer 4. Kira führt weiter aus, dass seine Rückkehr nach Bajor eine
Entehrung des Mahnmals für diejenigen wäre, die gestorben sind, weil er
sich nicht weigerte mit der cardassianischen Besatzungsmacht
zusammenzuarbeiten.
Indessen sucht Winn Sisko auf. Sie schmeichelt ihm und bittet ihn, vor der
Vedek-Versammlung gemeinsam mit ihm zu sprechen. Benjamin ist in seiner
Rolle als Abgesandter der Propheten damit einverstanden. Er will in der
nächsten Woche mit ihr gemeinsam vor den Vedeks auftreten. Einen Zeitpunkt
vor der Wahl, so wie Winn es erbittet, hält er mit seiner Rolle als
Sternenflottenoffizier nicht für vereinbar, da es sich bei der Wahl des Kai
um eine interne bajoranische Angelegenheit handelt und sein Sprechen mit
Winn als Befürwortung deren Kanditatur zum Kai gewertet werden könnte.
Anschließend sucht Winn Kubus Oak auf. Die beiden führen ein Gespräch und
nachdem Winn einige Nachforschungen angestellt hat, gewährt sie Kubus
persönliches Asyl. Sie lässt ihn an Bord ihres Schiffes bringen, um mit ihm
nach Bajor aufzubrechen. Kira, die von Odo über die Vorgänge informiert
wurde, verhindert den Abflug jedoch. Die beiden finden heraus, dass Winn
Informationen über Prylar Bek anstellte, der als Verantwortlicher für das
Massaker im Kendra Valley auf Bajor gilt. Ein Kollaborateur in der
Vedek-Versammlung hatte den Aufenthaltsort einer Widerstandszelle an die
Cardassianer verraten. Die 43 Widerstandskämpfer, einer von ihnen der Sohn
von Kai Opaka, wurden von den Cardassianern hingerichtet. Prylar Bek, der
zu der Zeit Verbindungsmann zwischen der Vedek-Versammlung und den
Cardassianern war, erhängte sich auf der Promenade. Dies wurde allgemein
als schlechtes Gewissen wegen seines Verrats gewertet. Odo, der Prylar Bek
kannte, merkt an, dass er stets den Eindruck hatte, dass dieser ein guter
Mann war.
Winn sucht Kira auf, als sie erfährt, dass ihr Schiff nicht starten darf.
Es kommt zu einer weiteren Auseinandersetzung zwischen den beiden Frauen,
in der Kira schließlich die Oberhand behält, indem sie vorschiebt, einen
zeitraubenden Scan an Winns Schiff durchführen zu müssen, der es Winn
unmöglich machen würde, rechtzeitig zur Wahl auf Bajor einzutreffen.
Winn beauftragt Kira nunmehr damit, die Wahrheit über das Kendra
Valley-Massaker herauszufinden. Kubus gibt bei seinem Gespräch mit ihr an,
dass es sich bei Prylar Bek nur um eine Marionette gehandelt habe, die zum
Schutz des tatsächlichen Kollaborateurs geopfert wurde. Der wahre
Verräter sei Vedek Bareil gewesen. Kira reagiert sehr heftig auf die
Vorwürfe gegen ihren Geliebten und unterstellt Winn, Ränke gegen Bareil
zu schmieden, während diese behauptet, nur zum Wohle Bajors zu handeln.
Die Auswirkungen wären unvorstellbar, sollte ein Kollaborateur zum Kai
gewählt werden. Ihr ginge es nur um die Wahrheitsfindung und um die
Reinwaschung von Bareils Namen. Kira stimmt zu, die Wahrheit
herauszufinden. Im Gegenzug verlangt sie von Winn, dass keine offenen
Anschuldigungen gegen Bareil ausgesprochen werden, bis sie mit ihrer
Untersuchung fertig ist. Zum Abschluss des Gespräches bedroht Winn Kira,
nie wieder in derart respektlosem Ton mit ihr zu reden.
Kira verhört Kubus. Der erzählt, dass sein Quartier auf Terok Nor neben dem
von Prylar lag. Am Abend nach dem Massaker besuchte Bareil Prylar in dessen
Quartier. Durch die Wände konnte Kubus eine heftige Diskussion hören. Nach
einigen Stunden verließ Bareil das Quartier wieder. Am nächsten Morgen
erhängte Prylar sich.
Kira befragt Bareil, der jede Beteiligung an dem Massaker abstreitet. Er
gibt an, Prylar habe eine Krise gehabt und er selber habe ihn in seiner
Funktion als Vedek aufgesucht. Er will auch keine weiteren Angaben über den
Gesprächsinhalt machen, weil dies unter seine Schweigepflicht falle.
Gemeinsam mit Odo will sie die Kommunikations-Dateien von Deep Space Nine
einsehen um festzustellen, wer den Aufenthaltsort der Widerstandskämpfer
preisgab. Die Cardassianer haben jedoch alle Dateien gelöscht, bevor sie
die Station aufgaben. Daraufhin wollen die beiden die Dateien von der
anderen Seite der Vebindung, also der Vedek-Versammlung her, einsehen.
Leider müssen sie feststellen, dass die Dateien für den Zugriff gesperrt
wurden, was sie veranlasst, sich an Quark zu wenden. Der Ferengi soll für
die beiden in das Archiv der Vedek-Versammlung einbrechen und die Daten so
verfügbar machen. Quark willigt schließlich ein, muss jedoch feststellen,
dass die Dateien gelöscht wurden.
Kira ist jedoch noch nicht bereit aufzugeben. Sie begibt sich zur Ops und
bespricht sich mit Miles O'Brien. Der sagt, dass eine Rekonstruktion der
gelöschten Dateien aus noch vorhandenen Fragmenten möglich wäre, aber
mehrere Wochen in Anspruch nehmen würde, was für Kiras Zwecke jedoch zu
spät ist, da sie die Ergebnisse vor der Wahl zum Kai braucht.
Miles schlägt stattdessen vor herauszufinden, wer die Dateien gelöscht hat.
Er hält dies für einfacher zu bewerkstelligen, weil ein einziges Fragment
des Netzhautscans genügt um denjenigen, der die Dateien gelöscht hat, zu
identifizieren. Der Versuch gelingt. Es finden sich Bruchteile des
Netzhautscans, die aufzeigen, wer die Dateien gelöscht hat: Bareil.
Kira konfrontiert Bareil mit ihrem Wissen. Sie macht ihm bittere Vorwürfe
dafür, dass er am Tod von 43 Widerstandskämpfern Schuld ist und mit den
Cardassianern kollaboriert hat. Er erklärt ihr, dass die Cardassianer den
Widerstand im Kendra Valley mit allen Mitteln beenden wollten. Hätte ihnen
niemand den Aufenthaltsort der Widerstandszelle verraten, hätten sie jedes
Dorf im Valley ausgelöscht, was den Tod von über 1200 unschuldigen
Bajoranern zur Folge gehabt hätte. Kira kann seiner Argumentation jedoch
nicht folgen und beendet die Beziehung.
Kurze Zeit später kontaktiert Winn Kira. Die Vedek teilt Kira mit, dass
Bareil seine Kandidatur zurückgezogen hat. Sie gratuliert Kira zu ihrer
erfolgreichen Untersuchung und hält eine Offenbarung der Ergebnisse der
Untersuchung nicht für erforderlich, da Bareil ja nun nicht mehr Kai werden
kann.
Kira fliegt nach Bajor zur Vedek-Versammlung. Winn wurde an Stelle von
Bareil zur Kai gewählt. Die neugewählte Kai drückt ihre Hoffnung aus, dass
Kira eines Tages begreifen wird, dass die beiden Frauen keine Feinde sind.
Ihre gemeinsame Rede mit Sisko sagt sie ab.
Kira trifft erneut auf Bareil. Sie hat inzwischen herausgefunden, dass
Bareil nicht der Kollaborateur sein konnte, weil er zur fraglichen Zeit
nicht in der Vedek-Versammlung war, sondern in einem von der Außenwelt
abgeschotteten Kloster. Er hatte überhaupt keine Möglichkeit, den
Aufenthaltsort der Widerstandszelle zu verraten. Kira ist überzeugt, dass
er Opaka schützt, die tatsächlich die Kollaborateurin war, denn nur sie
wusste, wo die Gruppe sich aufhielt, weil ihr eigener Sohn dabei war.
Bareil gibt das zu. Er hielt es für seine Pflicht, Opaka zu schützen, die
ihren eigenen Sohn opferte, um 1200 unschuldige Bajoraner zu retten.
Kira und Bareil versöhnen sich wieder und beschließen, Winn auf dem
beschwerlichen Weg, auf den sie die Bajoraner sicher führen wird, zu
unterstützen.
Bewertung
Die Wahl des Kai zählt zu den handlungsintensiven Folgen. Hier ist am Ende
nichts so, wie es am Anfang scheint. Während vordergründig die Geschichte
um das Kendra Valley-Massaker auf Bajor erzählt wird, laufen im Hintergrund
Vorgänge ab, die für die Zukunft Bajors absolut wegweisend sind. Vedek Winn
intrigiert sich geschickt in die machtvollste Position Bajors, der des Kai
und damit verändert sich auch der Weg, den Bajor im Laufe der nächsten
Jahre gehen wird. Anstelle des Pro-Föderation eingestellten Bareil lenkt
nun die der Föderation abgeneigt gegenüberstehende Winn die Geschicke des
Planeten, was Sisko seine Aufgabe, Bajor auf eine Mitgliedschaft in der
Föderation vorzubereiten, erheblich erschwert. Hiermit haben die
Produzenten einen hervorragenden Schachzug ausgeführt. Durch Winn an der
Spitze Bajors schufen sie langfristiges Konfliktpotenzial, das der Serie
sehr gut getan hat. Außerdem kratzen die Produzenten hier mutig an den
Heiligenscheinen der Sympathieträger, während sie gleichzeitig Winn zu
einem sympathischen Gegenspieler entwickeln. Denn eines kann man Winn an
keiner Stelle der gesamten Serie nachsagen - dass sie irgendwann mal nicht
das Wohl ihres Volkes im Auge hatte.
Kira kommt in dieser Folge nicht gut weg. Sie verhält sich Winn gegenüber
provozierend und angriffslustig, so dass sie sich die Drohung Winns in der
Mitte der Folge selber zuzuschreiben hat. Außerdem lässt ihr Vertrauen in
ihren Partner doch sehr zu wünschen übrig. Alleine die Tatsache, dass er
die fraglichen Dateien gelöscht hat genügt ihr, von seiner Schuld überzeugt
zu sein. Erst als er seine Kandidatur zurückzieht, stellt sie seine Schuld
wieder in Frage.
Auch an Opakas Image wird hier gekratzt. Schlussendlich war sie es, die mit
den Cardassianern kollaborierte, wenn auch um viele Unschuldige zu retten.
Nach Kiras Definition von richtig und falsch verhielt Opaka sich also
falsch - aber so einfach ist das mit Richtig und Falsch dann wohl doch
nicht.
Diese Folge enthält auch deutliche Hinweise darauf, dass es mit Bareil kein
gutes Ende nehmen wird. In den Drehkörper-Erfahrungen, die er durchlebt,
wird sein bevorstehender Tod angedeutet.
Und so ist am Ende tatsächlich nichts, wie es erscheint. Opaka ist die
Kollaborateurin und nicht die uneingeschränkte Lichtfigur, als die sie
verehrt wird. Bareil wird nicht Kai sondern Winn. Und Kiras Beziehung zu
Bareil ist nicht so fest, wie es zuerst den Anschein hat.
Zusammenfassend ist die Folge mit 5 Punkten zu bewerten. Die Handlung lässt
nichts zu wünschen übrig, was mit 6 Punkten zu honorieren ist.
Special-Effects sind praktisch nicht enthalten, was jedoch nicht zum
Nachteil der Folge zu bewerten ist. Sie verfügt auch über genügend
Spannung, um 4 Punkte in dieser Kategorie zu erhalten. Zwar glaubt niemand,
dass Bareil tatsächlich der Kollaborateur ist, dennoch wird die Spannung
gut erhalten, indem Kira wieder und wieder Rückschläge bei ihrer Suche
nach der Wahrheit hinnehmen muss. Schließlich haben die Produzenten dann
eine interessante Auflösung für die Spannung gefunden, indem sie die
strahlende Figur der Opaka - wenn auch unter großen Opfern und aus
verständlichen Gründen - zum Kollaborateur und damit zum Verantwortlichen
für 43 Hinrichtungen gemacht haben.
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