Intelligente Hunde
von Andrej Schwabe, 27.03.2002
Ein neuer Roman vom Autor von "Imzadi", zahlreichen Comics, Kurzgeschichten,
Büchern und Drehbüchern
(mehr hier).
Handlung:
Dieser Roman rankt sich um das Mädchen Riella, das auf
Montos aufwächst und von grauenvollen Alpträumen geplagt
wird, in denen ein geheimnisumwitterter "Ort der
Stille" auftaucht. Sie fühlt sich magisch von ihm
angezogen. Doch nicht nur Riella ist auf der Suche nach dem
Ort, sondern unter anderem auch die intelligenten Hunde des
Krieges.
Kritik:
Mit den wirklich
furchtbaren Alpträumen von Riella gelingt Peter David ein
packender Einstieg in den Roman. Und vom Ende her betrachtet
bleibt mir der Riella-Story-Zweig als einer der
interessanteren in Erinnerung, weil David sich die Zeit
nimmt, um die Gefühlswelt des kleinen Mädchens dem Leser
vertraut zu machen, so dass dieser am Ende, wenn es wieder um
alles geht, mit dem Mädchen sehr gut mitfühlen kann.
Dennoch kann es Peter David wieder mal nicht lassen und zieht die gesamte
Geschichte mitsamt den Figuren ein wenig ins Comic-hafte, was
sich zum Beispiel mit Riellas Situation nicht richtig
vereinbaren lässt; das arme Kind muss bis zur letzten Seite
allerhand ertragen, was sich unsereins nicht einmal sich zu
denken wagt.
Genauso Comic-haft präsentiert werden auch die Hunde des Krieges,
eine Rasse genetisch aufgewerteter Hunde. Ich will nicht
sagen, dass Peter David seinen Roman damit der
Lächerlichkeit preisgibt, aber übertrieben und vor allem
erschreckend gewalttätig wirken die einzelnen Szenen schon.
Glücklicherweise gibt es da aber immer noch die altbewährte David'sche Ironie
(zwischen Cwan und Kebron beispielsweise), die sich vor allem
in einer lebendige Selbstironie der Figuren niederschlägt
und das Zwerchfell des Lesers reizt. Die Charaktere werden
dadurch um Längen lebhafter und realistischer als bei
anderen Autoren und auch der Handlungsführung hilft es
diesmal.
Riellas plötzliche
Erkenntnis, dass in ihrem Leben irgend etwas faul ist, trifft
auch den Leser - jedoch auf ganz anderer Ebene, weil klar
wird, dass eine nicht ganz unwichtige Person, daran teil hat,
ihr das Leben schwer zu machen und sie selbst auch nicht von
so niedriger Geburt ist wie vermutet.
Und auch dieses Mal merkt man es der Handlungsführung an, dass David
mit leichter Feder geschrieben hat und sich bemüht hat,
viele alte Pfade wieder miteinzubauen, dennoch bleibt die
Handlung unoriginell und bei genauerem Hinsehen stückhaft.
Eine Kampfszene reiht sich an die nächste, nur mal
unterbrochen durch einen ironischen Kommentar oder einen
Augenblick mit Riella. Beim "Ort der Stille", nach
dem alle angestrengt suchen, hat sich David überhaupt keine
Mühe gegeben, denn dieser wird sich später als ähnlich
peinlich herausstellen, wie der Gott in Star Trek V - da hab
ich bisher immer Intelligenteres von ihm erwartet.
Bleibt nur noch zu erwähnen,
dass der deutsche Titel besser "Ort der Stille"
heißen sollte, wir das erste "ordentliche" Cover
in der Romanreihe zu Gesicht bekommen und David wieder viel
einbindet, was wir an Figuren schon kennen: Morgan Lefler
(aus dem Vorgänger-Roman
"Die Waffe") taucht auf ebenso wie die Erlöser,
die schon in Davids DS9-Roman "Die Belagerung" und
"Märtyrer" für Aufregung sorgten.
Fazit: Wem's gefällt, kann
das Geld investieren. Ich plädiere nur für ein etwas
enttäuschtes "durchschnittlich".
(gandalf)
Infos:
Star Trek: New Frontier/Die neue Grenze
Band 5
Neu aufgelegt 2012
Titel: Die Hunde des Krieges bzw. Ort der Stille (The Quiet Place)
Autor: Peter David
Erscheinungsjahr: Deutschland: 2002 bzw. 2012, USA: 1999
Deutsche Übersetzung von Bernhard Kempen
Preis: 6,95 € bzw. 12,80 €
Wilhelm Heyne Verlag, München bzw. Cross Cult Verlag