Unergründliche Mütter
von Andrej Schwabe, 11.01.2002
Wer zu den Glücklichen
gehört und die Panels von Peter David auf der NEXUS Con 2001
in Berlin zu sehen, wird mit ganzem Herzen zustimmen können,
dass der Mensch einfach witzig ist. Bernhard Kempen, seines
Zeichens Übersetzer unter anderem auch diesen Romanes, fand
nur kurz Gelegenheit ein paar Worte an das Publikum zu
richten - den Rest bestritt David zur Freude der Anwesenden.
Wollen wir mal sehen, ob man das auch "Die Waffe"
behaupten kann, seinem in Deutschland neuerschienen Roman.
Handlung:
Die USS Excalibur hält sich noch beim Planeten Zondar zu
geologisch-religiösen Forschungszwecken auf (siehe "Märtyrer"), als ein Hilferuf eines fremden
Volkes aufgefangen wird, das an einer Epidemie leidet.
Außerdem stellt sich heraus, dass sie Robin Leflers
totgeglaubte Mutter freilassen wollen.
Kritik:
Peter David lässt den
Roman auf einem fremden Planeten in ungewohnter Atmosphäre
beginnen, doch auf diesen sehr faszinierenden Einstieg folgt
leider erst einmal eine ausgedehnte Phase langweiliger
Erklärungspassagen.
Die USS Excalibur befindet sich nämlich noch bei Zondar
und Soleta führt Forschungsarbeiten durch, die sich später
als bedeutend herausstellen. Leider ist das lange Zeit nicht
klar und so quält sich der Leser und sicher auch Peter David
(da er viel aus "Märtyrer"
erklären muss), bis Leflers Mutter auftaucht.
Doch auch hier macht sich früh Enttäuschung breit, weil
sich David nicht die Zeit nimmt, Mutter und Tochter als
Charaktere herauszuarbeiten. Schließlich wollen sowohl das
Rätsel um Zondars Höhlen als auch das um Leflers Mutter bis
Seite 280 gelöst sein.
Schade, dass sich das Volk, auf das man bei der Lösung
stößt, auch nicht viel interessanter darstellt - sie
erinnern einen viel zu sehr an Q, bringen aber wenigstens den
gewohnten David-Humor mit.
Einige Sachen sind aber dennoch ganz unterhaltsam - so
stellt sich die Excalibur zum Beispiel als Nistplatz eines
Geschöpfs heraus, das gar nicht mal so unbekannt ist, und
auch Leflers Mutter birgt mehr Geheimnisse, als sie zuzugeben
bereit ist.
Was in diesem Buch wirklich
funktioniert, sind die Charaktergeschichten; es wird wieder
gestritten, geliebt und gehasst, was das Zeug hält.
Soleta darf als "Schiffscounselor" neue
Bereiche zwischenmenschlicher Beziehungen auskundschaften,
Lefler und Si Cwan scheinen sich für einander zu
interessieren und Shelby ist offenbar nach Jahren wieder
verknallt in Mackenzie. Vielleicht liegt das auch an
Mackenzies Ironie, die wieder mal beweist, dass Peter David
zu dem Besten gehört, was einem Star Trek Roman passieren
kann.
Die Selar-Burgoyne-Beziehung erfährt erneut große
Aufmerksamkeit, wobei vor allem die Ernsthaftigkeit
beeindruckt. Tja, um jetzt nicht alles vorwegzunehmen: Selar
ist es definitiv, aber bei Burgoyne lässt David uns noch im
Dunkeln stehen.
Fazit: "Die Waffe"
ist nicht nur inhaltlich Nachfolger des Romans
"Märtyrer",
sondern auch von seiner Machart her.
(gandalf)
Infos:
Star Trek: New Frontier/Die neue Grenze
Band 4
Neu aufgelegt 2011
Titel: Die Waffe (Fire on High)
Autor: Peter David
Erscheinungsjahr: Deutschland: 2001 bzw. 2011, USA: 1998
Deutsche Übersetzung von Bernhard Kempen
Preis: 15,55 DM bzw. 12,80 €
Wilhelm Heyne Verlag, München bzw. Cross Cult Verlag