Quallen für Riker
von Andrej Schwabe, 24.07.2009
Inhalt:
Die USS Titan trifft in einer fernen Region der Galaxis auf die Quallenwesen aus dem TNG-Pilotfim "Encounter at Farpoint". Anscheinend werden sie von Aliens gejagt, die erbeutete Quallen zum Überleben benötigen. Riker steht schnell vor dem Konflikt, den Quallen als empfindungsfähige Lebensformen zu helfen oder die Oberste Direktive zu verletzen.
Kritik:
Bennett legt mit "Die Hunde des Orion" den bisher besten Titan-Roman vor, der gleichzeitig in vielerlei Hinsicht eine konsequente Verbesserung hinsichtlich der zwei Vorgänger-Romane darstellt.
Riker steht diesmal vor einem einigermaßen kniffligen Problem, das bei weitem nicht so banal ist, wie es sich zunächst anhört. Zu allem Überfluss provoziert Riker eine unkontrollierte Verschlimmerung im Laufe der Geschichte in nicht unerheblichem Maße. Ergreift er für die Quallen eindeutig Partei, verstößt er gegen die Oberste Direktive der Nichteinmischung in die Konflikte fremder Zivilisationen. Auf der anderen Seite sind die Quallenwesen eindeutig intelligente Wesen und deren ritualisierte Jagd und Tötung jedem Sternenflotten-Mitglied ein Dorn im Auge. Letztlich schafft es Riker natürlich dann doch, alle Interessen unter einen Hut zu bringen (wenn auch nach mehreren Fehlschlägen und unerwarteten Wendungen).
Bennett entwickelt für die Quallenwesen eine interessante Hintergrundgeschichte über ihre Vergangenheit und ihr Zusammenleben. Er schlägt dabei gleich noch einen Bogen zu anderen Weltraumwesen aus dem Star Trek-Universum und verankert damit den Roman gelungen im Star Trek-Universum.
Im Vergleich zu "Eine neue Ära" und "Der rote König" setzt "Die Hunde des Orion" bewusst auf weniger Action und Kampfpassagen und widmet sich dafür mehr der Diskussion des eigentlichen Problems in allen Facetten. Dadurch gelingt es dem Autor leicht, die ursprüngliche Zielstellung der Titan-Reihe zu erfüllen, die gerade die Erforschung des Weltraums propagiert. Interessanterweise leidet dennoch die Spannung beim Lesen kaum, da sie sich auch zu einem großen Teil aus der Neugier speist, wie sich die Story weiter entwickelt.
Die fremde Alienrasse (wobei der Plural wohl passender wäre) wird interessant ausgekleidet, man kann viele ihrer internen Konflíkte nachvollziehen, ohne allzu eindimensionale Charakterisierungen der fremden Akteure akzeptieren zu müssen. Der Gedanke, dass eine Alienrasse den Akt der Jagd als dominierenden Lebensbestandteil wahrnimmt, taucht zwar auch bei den Hirogen in Star Trek: Voyager auf. Allerdings sind die Aliens hier außerdem auf die Jagd angewiesen, um ihr Überleben zu sichern, was die Sache noch ein Stückchen komplizierter gestaltet. Rikers Lösung unterscheidet sich dann auch stark von der bei den Hirogen.
Der Roman widmet sich neben Riker und Troi auch einigen weniger wichtigen Charakteren an Bord der Titan. Neben Melora Pazlar, wird die Geschichte um die Erste Offizierin Vale und dem bajoranischen Wissenschaftsoffizier Jaza Najem weiter vorangetrieben. Tuvoks Ehefrau wird ein wenig näher beleuchtet und stellt sich als ungewohnt hilfsbereit und fürsorglich für eine Vulkanierin heraus. Und es bahnen sich erste Konflikte zwischen den Fleisch fressenden Raubtierrassen und empfindlichen Nicht-Raubtieren an, die keine Lust haben, durch deren Fressrituale eingeschüchtert zu werden. Wie man sich vermutlich vorstellen kann, wird an humorigen Einlagen ebenfalls nicht gespart.
Den einzigen Einwand, den sich Bennett gefallen lassen muss, ist, dass der Roman auch locker ein Drittel kürzer hätte sein können, was allerdings kaum ins Gewicht fällt.
Kurz zusammengefasst: empfehlenswert.
Infos:
Star Trek: Titan
Band 3
Titel: Die Hunde des Orion (Orion's Hounds)
Autor: Christopher L. Bennett
Erscheinungsjahr: Deutschland: 2009, USA: 2006
Deutsche Übersetzung von Stephanie Pannen
Preis: 12,80 €
Cross Cult Verlag
Mit freundlicher Unterstützung vom Cross Cult Verlag
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