Jungfernflug
von Andrej Schwabe, 21.05.2009
Inhalt:
Nach den Ereignissen aus dem zehnten Star Trek-Film "Nemesis", insbesondere dem Tod von Prätor Shinzon, entsteht ein riesiges Machtvakuum im Romulanischen Reich, das durch rivalisierende Fraktionen gefüllt werden könnte. Um einen offenen Bürgerkrieg zu verhindern, wird Captain Riker mit der neuen USS Titan auf eine Verhandlungsreise nach Romulus geschickt. Es stellt sich heraus, dass dies nicht der einzige Grund für Riker ist, den romulanischen Heimatplaneten zu besuchen.
Kritik:
Die Entwicklungen im Romulanischen Reich werden in "Eine neue Ära" ausführlich geschildert und man hätte sie sicher nicht so erwartet. Vor allem der stark gewachsene politische Einfluss der Remaner, die in "Nemesis" ihr Debüt feiern konnten, birgt ein großes Konfliktpotential und wird nachvollziehbar erläutert. Gerade die lange Knechtschaft unter den Romulanern mitsamt ihren Entbehrungen und Entwürdigungen scheinen das remanische Volk stark gemacht zu haben. Und mit Shinzon an der Macht konnten sie endlich eine machtvolle Position im romulanischen Machtapparat erlangen.
Dass allerdings die Romulaner das Vermittlungsangebot der Föderation annehmen, halte ich für ein wenig unrealistisch, denn trotz der politischen Zerrüttung des Reiches war die Beziehung zwischen Föderation und Romulanern bisher sicher nicht von einer solchen Offenheit geprägt.
Die Geschichte um Romulus ist natürlich vor allem auch ein Aufhänger, um das neue Schiff und seine Besatzung kennen zu lernen. Riker ist zum Captain befördert worden und Troi seine diplomatische Offizierin. Es gibt ein Wiedersehen mit Spock, Tuvok und Akaar, dem kleinen Kind aus der Classic-Folge "Im Namen des jungen Tiru", der inzwischen Admiral ist.
Deutlich wird proklamiert, dass die Föderation nach den unzähligen Kriegen des letzten Jahrzehntes (die vor allem den Actionanteil der TV-Episoden erhöhten) auf mehr Forschung und Entdeckung setzen möchte. Dies ist sicherlich zu unterstützen, fraglich bleibt nur, inwieweit sich die Leser, die sich ja auch an mehr Schlachten und Kriege gewöhnt haben, an ruhigeren Romanen erfreuen. Und ob "Eine neue Ära" diese Forderung erfüllt, muss auch hinterfragt werden.
Die Besatzung der "Titan" besteht aus zahlreichen unterschiedlichen Spezies aus verschiedensten Umweltverhältnissen und Kulturen - so stößt zum Beispiel auch Melora Pazlar aus der DS9-Episode "Das Melora-Problem" zur Crew dazu. Nur 15% der Besatzung ist menschlich. Für meinen Geschmack wird die gewünschte Gleichberechtigung und Friedliebigkeit unnötig oft betont und viele Dialoge wirken dadurch wie aus der ersten TNG-Staffel. Bleibt nur zu hoffen, dass sich aus den verschiedenen Hintergründen interessante Konflikte und vor allem Geschichten entwickeln werden.
Als Schmankerl, finden sich am Ende eine Vorstellung der Crewmitglieder, die Geschichte der "Titan" und in der Buchmitte einen Plan des Schiffes.
"Eine neue Ära" ist sicherlich kein schlechter Start in die neue Romanserie "Star Trek: Titan"; die Ausgangsbasis ist gut, die Charaktere haben Potential. Allerdings scheint der Roman manchmal ein wenig wie der TNG-Pilotfilm "Mission Farpoint" - es fehlt eine fesselnde Story und die Charaktere sind noch nicht richtig lebendig. Sicherlich wird dies in den Folgeromanen besser werden, aber ein richtig guter Start, wie er Peter David mit "Star Trek: Die neue Grenze" gelungen ist, ist es nicht.
Infos:
Star Trek: Titan
Band 1
Titel: Eine neue Ära (Taking Wing)
Autoren: Michael A. Martin und Andy Mangels
Erscheinungsjahr: Deutschland: 2009, USA: 2005
Deutsche Übersetzung von Stephanie Pannen
Preis: 12,80 €
Cross Cult Verlag
Mit freundlicher Unterstützung vom Cross Cult Verlag
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Andrej Schwabe.