Die Geschichte von Kahless
von Andrej Schwabe, 06.06.2005
Rechtsstehend ein Foto des Autors Michael Jan Friedman.
Handlung:
Nach den Ereignissen aus der TNG-Episode "Der rechtmäßige Erbe"
ist nun der als Klon wieder auferstandene Kahless Imperator.
Klingonische Forscher bergen eine sehr alte Schriftrolle aus der
Zeit des alten Kahless, die seine legendären Taten grundlegend
anders erzählt. Außerdem soll sie noch vom alten Kahless selbst
verfasst worden sein, was enorme Unruhe im Reich schürt.
Kritik:
Die Person des Kahless nimmt in der klingonischen Geschichte einen zentralen Platz ein. Man mag fast an eine klingonische Version von Jesus denken, da er den Klingonen vor ungefähr 1500 Jahren so etwas wie ein Gesetzbuch hinterließ, nachdem er ihren schlimmsten Tyrann umgebracht hat.
Michael Friedman erzählt parallel zwei Geschichten in "Kahless". Einmal die Geschichte des "alten" Kahless. Diese erzählt, wie Kahless zunächst für den Tyrannen Molor gekämpft hat, sich dann aber als Rebell gegen ihn richtet. Hier kommen natürlich alt bekannte Motive aus unzählbaren Trek TV-Episoden und -Romanen zum Vorschein: der Kampf für das Gute, die Zweifel an der eigenen Kraft und Durchsetzungsfähigkeit und der Glaube an die Gemeinschaft. Kahless’ Gefühle kommen gut zum Ausdruck, auch ist die Story gut geschrieben.
Der zweite Teil des Romans spielt in der TNG-Gegenwart und beschäftigt sich mit der Schriftrolle, die die Frage nach der Rechtmäßigkeit von Kahless Anspruch als Imperator stellt, und mit dem Attentatsversuch auf Gowron. Auch hier kann man nicht meckern: alt bekannte Charaktere (Gowron, Kurn...), sauber geschriebene Handlung. Friedman widmet sogar Worfs Sohn Alexander einige Passagen. Er eifert seinem Vater nach (wie wir ja aus DS9 wissen, "Söhne und Töchter") und setzt sich ebenfalls mit der Schriftrolle auseinander.
Was mir an "Kahless" nicht gefallen hat, ist die etwas ausgelutschte Story-Idee. Ein Attentat auf Gowron? Das ist sicher nicht neu und der Strang um Kahless Vergangenheit - nun ja, wir wissen, dass es sich dabei größtenteils um Kämpfe dreht. Wahrscheinlich ist es schwer, einen Klingonen-Roman zu schreiben und auf oben genannte Bestandteile zu verzichten, aber man hätte sich sicher noch ein bisschen mehr einfallen lassen können.
Mich hat ebenso gestört, dass die Kapitel recht kurz sind, so dass Friedman ständig zwischen den Zeiten springt. Mag sein, dass er Angst hatte, dass sein Roman sonst an Spannung verliert. Allerdings büßt er damit bei jedem Wechsel auch wieder ein wenig Aufmerksamkeit ein, da es für die Handlung eher besser gewesen wäre, die einzelnen Kapitel etwas großzügiger zu bemessen.
Alles in allem ein detailreiches und gelungenes Buch, das für den Klingonen zugeneigte Leser unverzichtbar ist und für alle anderen sicher kein schlechter Griff darstellt.
Infos:
STAR TREK - TNG, Band 58
Titel: Kahless (Kahless)
Autor: Michael J. Friedman
Erscheinungsjahr: Deutschland: in Vorb., USA: 1994
Preis: 5,99 $
Pocket Books, New York