Ein Ende, das sich lohnt
von Andrej Schwabe
und Florian Schwabe, 15.05.2002
John Vornholt ist nicht
nur für seine Trek-Romane bekannt (TNGs "Der
Dominion-Krieg
1 und
3",
TNGs "Masken", DS9s
"Antimaterie" usw.), sondern lieferte auch
Beiträge zur Spielberg Flop-Serie "Earth 2"
("Tödlicher Abgrund"), zu "Sabrina - total
verhext!", zu "Buffy" ("Der Hexer von
Sunnydale") und zu JMS' grandioser Serie "Babylon
5" ("Tödliche Gedanken" und "Der
Blutschwur").
Handlung:
Die Kristallwelt ist nach dem gescheiterten Rettungsversuch
durch die Enterprise in ihrer Existenz stärker bedroht denn
je. Picard versucht die vielen Völker von einem neuen Plan
zu überzeugen, bei dem die schützende Schale abgeschaltet
werden soll. Doch wieder geht vieles schief.
Kritik:
Die Fortsetzung des ersten Bandes von Kristallwelt verstärkt den seltsamen
Eindruck, den der Planet mitsamt seinen Bewohnern auf den
Leser ausübt. Noch viel intensiver als im Vorgänger werden
die sechs intelligenten Spezies auf dem Planeten von außen
betrachtet. Hinzukommen nun die Frills (aalartige
Fleischfresser), der Gendlii (ein Riesenpilz) und die Yiltern
(die Fischschwärmen ähneln). Um so mehr ist es schade, dass
wir die Völker nicht von innen her kennenlernen, keine
Rituale und keine Vorstellungen. Und wenn, dann nur die von
den Elaysianern, Meloras Spezies.
An diesen Stellen beweist
sich dennoch John Vornholts reiche Fantasie, die mich
persönlich sehr beeindruckt hat, nicht nur wegen der
Lebensformen, sondern auch wegen der häufigen grandiosen
Beschreibungen des Himmels und der Kristalle, die in allen
Farben erstrahlen.
Die Spannung flaut am Anfang
des Buches nach dem aufregenden Ende des ersten Teils erst
einmal ab und erreicht auch später nicht mehr das Niveau des
vorherigen Bands, was dem typischen Muster von
Trek-Zweiteilern entspricht.
Dafür erfahren wir eine
Menge über die Ursache der tödlichen Probleme, die
Trek-typisch mit Verantwortungslosigkeit und unethisch
starker Neugier zu tun hat. Leider ist dafür aber das Ende
etwas unspektakulär, ich hatte etwas Größeres und
Spannenderes erwartet als eine Troi, die die bösen Fremden
telepathisch besänftigt. Nun gut, man kann ja nicht alles
haben.
Die Charaktere selbst sind
auch im zweiten Teil passend und Vornholt gönnt der Handlung
nicht nur etwas mehr Ruhe, sondern auch mehr Humor, der oft
haargenau sitzt und nicht penetrant ist.
Die Beziehung
Barclay-Melora präsentiert sich mit realistischen Küssen,
wirkt aber teils zu unwichtig für die Kristallwelt-Story.
Die Figur Melora jedoch entwickelt sich in eine absolut
unerwartete Richtung, die meiner Meinung nach nicht mit ihrem
früheren Auftreten vereinbar ist, denn sie verrät die
Föderation. Dies mag ein cleverer eingebauter Handlungszug
sein (und ist es auch), aber ich bezweifle, ob Melora, die
zehn Jahre als Wissenschaftlerin bei der Föderation
gearbeitet hat, sich zu so etwas Gefährlichen hinreißen
ließe. Noch diskutabler ist aber Picards Angebot am Ende,
dass Melora nach dem Wiederaufbau ihrer Heimat zu Starfleet
zurückkehren kann. Immerhin hat sie Insubordination
begangen, hat Offiziere in Gefahr gebracht und hat bewusst
gemordet. Egal, wie verständlich ihre Motive sind, sie
gehört vor ein Gericht.
Das Cover ist wie schon vom
ersten Teil her gewohnt, sehr gut. Und ein letzter
Kritikpunkt noch: Für 230 Seiten und 8 lassen sich
doch erheblich viel Rechtschreibfehler finden.
Fazit: Wie der erste Teil ein
unterhaltsamer Roman, der sehr gut gelungen ist trotz einiger
unpassender Fehlerchen.
(gandalf)
Infos:
STAR TREK -
The Next Generation, Band 75
Titel: Kristallwelt 2 (Gemworld - Book 2)
Autor: John Vornholt
Erscheinungsjahr: Deutschland: 2002, USA: 2000
Deutsche
Übersetzung von
Andreas Brandhorst
Preis: 7,95
Wilhelm
Heyne Verlag,
München