Die Kristallwelt 1
von Andrej Schwabe
und Florian Schwabe, 15.04.2002
John Vornholt hat bereits
mit mehreren Romanen bewiesen, dass er es versteht fremde
Planeten fantasiereich auszukleiden und zu erzählen. An
dieser Stelle seien nur TNGs "Masken" und DS9s
"Antimaterie" genannt. Doch er kann auch kleine
Trek-Krimis schreiben wie in TNGs "Kontamination".
Und beides zusammen ergibt "Die Kristallwelt"; ein
Krimi voll Fantasie und und Spannung.
Er lebt mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen in Arizona.
Handlung:
Die Kristallwelt ist ein Wunder: ein Planet ohne Schwerkraft,
der vollständig aus Kristallen besteht und dessen
Atmosphäre von Kraftfeldern festgehalten wird, die sechs
intelligente Spezies schützt.
Doch plötzlich beginnen einige Kristalle unnatürlich
schnell zu wachsen und sterben zu schwarzen Kristallen ab.
Das führt zu einer gefährlichen Verschiebung des
natürlichen Gleichgewichts, die die Schwerkraft wieder
etablieren könnte. Und das ist nur der Anfang der Probleme.
Kritik:
John Vornholt bringt einen
sehr verstörenden und spannenden Einstieg in den Roman,
indem er von der ersten Begegnung mit den schwarzen
Kristallen erzählt, die auch gleich jemand töten.
Im weiteren Verlauf gibt er uns außerdem ein genaues
Bild des Namen gebenden Kristallplanetens und seiner
Bewohner, die immerhin sechs intelligente und sehr
unterschiedliche Arten umfasst. Dadurch erlaubt er es dem
Leser, die unterschiedlichen Reaktionen der einzelnen
Lebewesen zu verstehen. Die Lipuls zum Beispiel fühlen sich
nicht besonders genötigt, auf die außergewöhnliche
Situation zu reagieren, weil sie durch die Gravitation nicht
zu Schaden kommen würden, die fünf anderen Arten dafür
jedoch um so mehr. Die Elaysianer ihrerseits verfügen über
sehr konventionelle Haltungen, die sie natürlich den
Föderationsoffizieren deutlich zum Ausdruck bringen und die
das Lösen der Probleme schwieriger gestalten, als sie es
ohnehin schon sind.
Das Konzept der Kristallwelt
ist sehr fantasievoll und interessant, nur leider verheddert
sich Vornholt etwas, wenn er alles wissenschaftlich erklären
möchte. Letztlich stört es nicht, aber ich wäre auch ohne
solche Passagen ausgekommen.
Dass "die Kristallwelt einfach wundervoll ist"
(wie Geordi es sagt) und damit dem Paradies gleicht,
verstärkt nur noch mehr den Eindruck der Gefahr durch die
schwarzen Kristalle, die in die glitzernde, schimmernde und
unschuldige Welt eindringen. Die Gefahr ist zunächst noch
unklar (allein das Schwarz verdeutlicht die Gefahr), wird
dann aber immer greifbarer und tödlicher, bis am Ende ein
vorläufiger Höhepunkt erreicht ist, der stark den
Cliffhangern aus den Serien gleicht.
Vor allem dadurch und durch
den straffen und gelungenen Aufbau der Spannung kann das Buch
brillieren, doch auch die Charaktere sind perfekt eingefügt.
Melora Pazlar, die in der DS9-Episode "Melora" zum ersten Mal zu sehen war, taucht
wieder auf ebenso wie Barclay (der laut Voyager eigentlich
mit Troi auf der Erde sein sollte). Die Stammcharaktere
verhalten sich wie gewohnt, wobei Troi diesmal erfreulich
viel Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Einzig störend sind die immer wieder aufdringlich
eingestreuten Bezüge auf den Dominion-Krieg und den
Borg-Kampf ("First Contact", DS9), die einfach fehl
am Platz sind. Negativ fällt zudem der extensive,
stumpfsinnige Einsatz von Phasergewehren auf.
Aus deutscher Sicht hält das Buch auch noch ein kleines
Bonbon bereit, weil wir durch Bully einen etwas anderen Bezug
zum Wort "Traumschiff" pflegen als der
amerikanische Durchschnittsbürger.
Und ehe ich es vergesse: ein schickes Cover!
So lässt das Buch seine Leser
am Ende reichlich gespannt auf den zweiten Teil zurück und
viele Fragen, die ihrer Antwort harren: Wer ist der
Schuldige? Wo ist das Volk, das die Kristallwelt züchtete?
Hat sie etwas mit den Geschehnissen zu tun? Verfolgen die
Lipuls eigene Pläne, die den anderen noch mehr schaden, als
zur Zeit bekannt ist?
Fazit: Trotz der klitzekleinen
Fehler ist dieser Roman nur zu empfehlen und seit langer Zeit
wieder ein Buch, das seine 8 absolut wert ist.
Infos:
STAR TREK -
The Next Generation, Band 74
Titel: Die Kristallwelt 1 (Gemworld: Book
1)
Autor: John Vornholt
Erscheinungsjahr: Deutschland: 2002, USA: 2000
Deutsche
Übersetzung von
Andreas Brandhorst
Preis: 7,95
Wilhelm
Heyne Verlag,
München