Episodenbeschreibung
General Martok bekommt eine neue Mission zugeteilt: Er soll nach dem Verbleib des Klingonenschiffes
B'Moth forschen, welches vor einigen Tagen an der cardassianischen Grenze patrouillierte und dann
verschwand. Martok bekommt für diesen Zweck die Rotarran zugeteilt, einen Bird of Prey. Der General
fragt Worf, ob er sein 1. Offizier für die Mission werden will und Worf nimmt an. Sisko stellt Worf
für die Dauer der Mission frei. Dax nimmt sich Urlaub und heuert ebenfalls auf der Rotarran an, als
Wissenschaftsoffizier. Die Crew der Rotarran leidet unter einem größeren Motivationsdefizit. Seit
Monaten hat das Schiff keinen Kampf siegreich beenden können. Niemand glaubt daran, dass sich an der
Erfolgsbilanz der Rotarran etwas ändern wird.
Man verlässt DS9 und fliegt in Richtung der cardassianischen Grenze. Martok lässt allerdings einen
Umweg fliegen, da er den Flug durch einen Nebel mit Dominion-Aktivität vermeiden will. Es macht sich
erster Unmut unter der Crew breit, doch man akzeptiert seine Entscheidung.
Als man noch einige Stunden von der cardassianischen Grenze entfernt ist, trifft man im getarnten
Zustand auf ein Jem'Hadar-Schiff. Die Jem'Hadar hätten keine Chance, wenn man sich nun enttarnen
und feuern würde, doch Martok fliegt weiter zu den letzten bekannten Koordinaten der B'Moth.
Daraufhin wird größerer Unmut unter der Besatzung laut. Man glaubt nicht daran, dass Martok das
Schiff zurück zur Ehre führen kann. Viele vermuten, dass sich Martok nach seinen 2 Jahren in einem
Gefangenenlager des Dominion vor dem Gegner fürchtet.
Worf redet mit Martok, doch dieser bleibt stur dabei, dass er seine Entscheidungen aus
taktischen Gründen getroffen hat, um die Mission erfolgreich zu beenden.
Im Speiseraum kommt es inzwischen zu einer Auseinandersetzung zwischen einigen Crewmitgliedern.
Dax schreitet ein und betäubt die Streitenden mit dem Phaser.
Man erreicht die B'Moth, die beschädigt und wehrlos im All treibt, allerdings auf der cardassianischen
Seite der Grenze. Martok möchte die Mission abbrechen, da er glaubt, dass es sich um eine Falle des
Dominion handelt und er die Grenze nicht verletzen will. Worf ist nun auch davon überzeugt, dass Martok das
Schiff nicht mehr kommandieren kann. Er ignoriert seine Befehle und will die Überlebenden der B'Moth
retten. Als Martok dies mitbekommt, kommt es zum Zweikampf zwischen den beiden. Während des Kampfes
erkennt Worf, dass Martok nun wieder zum klingonischen Krieger wird und verliert den Kampf
absichtlich. Martok übernimmt wieder das Kommando und lässt nun die Überlebenden der B'Moth retten.
Ein Jem'Hadar-Schiff welches sich nähert, wird zerstört. Die Rotarran kann den ersten Sieg
seit Monaten feiern. Man kehrt nach DS9 zurück. Worfs Verletzungen wurden inzwischen behandelt.
Martok geht zu Worf. Er hat erkannt, dass dieser den Zweikampf nur angefangen hat, um Martok an seine
Pflichten zu erinnern. Martok möchte, dass Worf seinem Haus beitritt. Worf nimmt das Angebot an.
Bewertung
"Martoks Ehre" ist genau das, was die Serie nun nicht unbedingt gebraucht hätte, nämlich noch eine
weitere reine Klingonen-Folge. Hier wurde leider wieder einmal eine Klingonen-Standard-Handlung in
eine Star Trek-Folge nach normalem Strickmuster integriert. Mehr als Durchschnittskost kommt am Ende
dann auch nicht dabei heraus.
Dabei ist "Martoks Ehre" sicher eine der besseren Klingonen-Episoden der jüngeren Vergangenheit. Sie
ist für eine reine Klingonengeschichte relativ kurzweilig und stellt mit Martok einen interessanten und
vielversprechenden Charakter in den Mittelpunkt der Handlung. Das Drehbuch vom Klingonenexperten
Ronald D. Moore ist routiniert geschrieben und die Regie von LeVar Burton (TNG: Geordi LaForge) ist in
Ordnung. Das alles kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die ganz große Zeit der
Klingonenstorys einfach vorbei ist und auch nicht mehr wiederkommt. Die Klingonen mögen ein nicht
wegzudenkender Bestandteil von Star Trek sein, 45 Minuten interessant gestalten, können sie
inzwischen aber nicht mehr, zumindest nicht ohne die Hilfe einer ungewöhnlichen Nebenhandlung und genau
die fehlt bei dieser Episode komplett.
Es ist prinzipiell erfreulich, dass die Nebenfigur Martok hier noch einmal näher beleuchtet wird, da
es den Autoren mit Martok gelungen ist, einen ausgesprochen interessanten Charakter zu schaffen, der
für einen Klingonen ungewöhnlich sympathisch und dreidimensional wirkt und neben Worf wohl den
überzeugendsten Klingonencharakter in Star Trek darstellt. J.G. Hertzlers exzellente Verkörperung von
Martok trägt ihr Übriges dazu bei, dass Martoks Stellung als Publikumsliebling nachvollziehbar wird.
Es war auch eine gute Idee, die psychologischen Auswirkungen von Martoks Erlebnissen im Gefängnis des
Dominion noch einmal aufzugreifen. Hier ist die Episode und die Serie psychologisch glaubwürdig,
ganz ähnlich wie Jahre zuvor "Star Trek - The Next Generation", als in der Episode
4.02: Familienbegegnung noch einmal Picards Erlebnisse bei den
Borg aufgegriffen und verarbeitet wurden.
Insgesamt war Martoks Charakterisierung und Worfs Dilemma das Überzeugendste an der Folge. Der
Konflikt für Worf war durchaus nachvollziehbar und spannend. Da man als Zuschauer in den letzten
Episoden selbst eine gewisse Sympathie für Martok entwickelt hatte, konnte man sich gut in Worfs
Situation hineinversetzen, der sich zwischen der Loyalität gegenüber Martok und seiner Pflicht der
Crew und dem Schiff gegenüber entscheiden muss.
Somit war die Episode aus der Sicht des Klingonen Worf, nach einigen völlig missratenen (zum Beispiel
5.07: Die Reise nach Risa), bzw. durchschnittlichen Einsätzen (zum Beispiel
5.03: Gefährliche Liebschaften) endlich wieder ein Lichtblick am Horizont,
in der sein Charakter einen guten und spannenden Konflikt durchleben durfte.
Was am wenigsten überzeugte, waren die vielen Dialoge über die klingonische Ehre, die man inzwischen
einfach nicht mehr ertragen kann. Die Folge beleuchtete das Thema zwar aus allen möglichen Sichtweisen,
konnte aber nach etlichen Star Trek-Folgen über die klingonische Ehre einfach nichts Neues mehr
zutage fördern und langweilte auf die Dauer ganz gewaltig.
Hinzu kommt, dass die Handlung von vornherein unheimlich vorhersehbar angelegt war. Schon als klar
wurde, dass die Rotarran schon lange keinen Sieg mehr heimgebracht hatte, war das Ende der Episode
prinzipiell verraten. Es wäre zumindest ziemlich merkwürdig gewesen, wenn die Crew der Rotarran am
Ende immer noch genauso erfolglos dagestanden hätte, wie zu Beginn, insofern konnte man schon am
Anfang darauf wetten, dass die Rotarran die Mission ehrenhaft und siegreich beenden würde. Auch dass
es zu einem handfesten Konflikt zwischen Worf und Martok kommen würde, war nach kurzer Zeit nicht mehr
schwer zu erraten.
Interessant war, dass die große Schlacht zwischen den Klingonen und den Jem'Hadar am Ende der Episode
einfach nicht gezeigt wurde. Damit hätten wohl die Wenigsten gerechnet. Ob das nun einfach am
mangelnden Budget oder wegen des Überraschungseffekts gemacht wurde, bleibt offen, vielleicht war es
auch eine Mischung aus beidem.
"Martoks Ehre" bringt uns ähnlich, wie die TNG-Folge
2.08: Der Austauschoffizier das alltägliche Leben auf einem
Klingonenschiff näher. Die Folge kann dabei durchaus überzeugen und sorgt dafür, dass die Darstellung
des Lebens auf einem Klingonenkreuzer ein neues Maß an Realismus erreicht.
Worf wurde hier zum ersten Mal zu Martoks 1. Offizier auf einem Klingonenschiff gemacht, eine
Konstellation, die noch häufiger zum Einsatz kommen sollte. Bei seinen zukünftigen Einsätzen auf
Klingonenschiffen trägt Worf aber meistens die Sternenflottenuniform, genau wie Dax in dieser Folge.
Als Konsequenz dieser Folge ist Worf nun ein Teil des Hauses des Martok, womit Worf nach langem Hin
und Her seit der TNG-Episode 3.17: Die Sünden des Vaters endlich
wieder einen dauerhaften Platz im klingonischen Reich hat.
Ronald D. Moore lieferte mit diesem Beitrag bereits sein 15. Drehbuch für "Deep Space Nine". Zum
wiederholten Mal beschäftigte er sich dabei mit den Klingonen.
Nachdem LeVar Burton (TNG: Geordi LaForge) in der 4. Staffel 5 Episoden inszenieren durfte, wurde
er in Staffel 5 nur zweimal verpflichtet. Hier haben wir bereits seinen 2. Beitrag in diesem Jahr.
Letztlich gibt es sicher schlechtere Klingonen-Episoden als "Martoks Ehre", trotzdem weiß die Folge
nicht immer zu überzeugen. Eine spannende Nebenhandlung (beispielsweise um Bashirs neue Aufgabe als
Geheimdienstoffizier) hätte hier viel bewirken können.
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