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Episodenbeschreibung
Auf der Voyager sieht man ruhigen Zeiten entgegen. Alle widmen
sich Standardaufgaben und auch sonst passiert kaum etwas
Aufregendes. Tom Paris und Neelix tauschen Kenntnisse aus.
Paris lernt etwas über die Geschichte der Talaxianer, während
sich Neelix mit den Bauwerken der Erde, darunter der
Chinesischen Mauer, befasst. Er spricht mit Janeway darüber
und man kommt auch auf das Millennium Gate zu sprechen, ein
Bauwerk des 21. Jahrhunderts, das als selbständiges Ökosystem
fungierte und an dem auch Janeways Vorfahrin Shannon O'Donnell
beteiligt war. Neelix will mehr wissen und der Captain beginnt
ihm daraufhin die Geschichte von Shannon zu erzählen.
Rückblende. Shannon O'Donnell fährt am 27. Dezember
früh morgens mit ihrem Auto, doch plötzlich treten Probleme
mit dem Wagen auf und er bleibt stehen. Sie befindet sich in
Portage Creek im Bundesstaat Indiana, dort, wo das Millennium
Gate gebaut werden soll. Aufgrund der abgelaufenen
Versicherung ist es ihr nicht möglich, ihr Auto reparieren
zu lassen. Es muss abgeschleppt werden.
Sie beschließt kurzerhand in die Stadt zu gehen. Dort
muss sie feststellen, dass aufgrund des Baus des Millennium
Gates, das ein riesiger Konsumtempel werden soll, alle
Geschäfte in der Stadt geschlossen sind, mit Ausnahme
eines kleinen Buchladens. In diesem trifft sie auf Henry
Janeway, den Besitzer, und seinen Sohn Jason. Sie sind
die letzten, die sich gegen die Zwangsräumung wehren,
doch sie stehen auf verlorenem Posten. Sie gewähren
Shannon vorläufig einen Unterschlupf, bis sie ihre Reise
fortsetzen kann. Als Shannon Henry anbietet, ihn bei seinem
Kampf zu unterstützen, lehnt er ab, doch mit Jasons Hilfe
willigt er schließlich ein. Kurzerhand beginnt Shannon mit
ihrem Laptop andere zur Mithilfe zu mobilisieren.
Doch langsam wird es kritisch. Immer mehr Baufahrzeuge
fahren in die verlassene Innenstadt, um sich auf ihre Arbeit
vorzubereiten. Als vor dem Buchladen der Projektmanager Moss
ein Fernsehinterview gibt, gesellt sich der die Vergangenheit
liebende Henry Janeway dazu, mischt sich in die Befragung
ein und findet dabei heraus, dass es auch eine alternative
Stelle für das Projekt gibt. Kurzerhand beschließt er im
Laden zu bleiben und damit den Baustart zu verhindern.
Unterstützt wird er dabei von Shannon und nach einigem
Zögern auch von Jason.
In der Nacht unterhalten sich jedoch Henry und Shannon,
wobei sie inzwischen erwägt, wieder aufzubrechen. Henry
bittet sie noch ein wenig zu bleiben - Jason zuliebe - und
letztlich willigt sie ein.
Zurück auf der Voyager. Janeway bittet Seven weitere
Nachforschungen in Bezug auf Shannon durchzuführen.
Seven sieht keine Relevanz darin, aber Janeway weist sie
darauf hin, dass Shannon sie dahingehend beeinflusst
habe, dass sie überhaupt erst Captain wurde. Seven macht sich
auf die Suche, findet aber nur den Widerstand betreffende
Meldungen. Das Bild von Janeway wandelt sich...
Rückblende. Jemand von der NASA besucht Shannon und spricht
sie darauf an, dass sie ihren Job verloren habe. Er macht ihr
das Angebot, eine neue Stelle zu erhalten, sollte sie Henry
Janeway davon überzeugen können, seinen Widerstand aufzugeben.
Sie will es in Erwägung ziehen.
Als sie später Henry trifft, versucht sie ihn tatsächlich
zur Aufgabe zu bewegen. Dabei kommt es zum Streit. Er wehrt sich
vehement gegen jeden Fortschritt, sie hält ihm seine
altertümliche Denkweise vor. Dabei kommt auch das Angebot an
Shannon zur Sprache. Der Streit eskaliert und Shannon verlässt
den Buchladen. Auch Jason geht nun - Henry ist alleine.
Zurück auf der Voyager. Man hat sich inzwischen in
Janeways Quartier versammelt und tauscht gegenseitig Geschichten
über die Vergangenheit der eigenen Familien aus. Auch der Holodoc
gesellt sich zu der Gruppe und man kommt wieder auf Janeways
Familie zu sprechen. Tom Paris, der sich als Experte für die
frühen Marsmissionen sieht, kann nicht bestätigen, dass Shannon
den Job bei der NASA bekommen hat. Wiederum wandelt sich das Bild.
Mittlerweile weiß auch Janeway mehr, nämlich dass Shannon Henry
heiratete, nachher aber nur Beraterin für das Gate war, und nicht
- wie sie dachte - an den Marsmissionen teilnahm.
Rückblende. Shannon trifft mit sich mit Moss und informiert ihn
über das gescheiterte Unterfangen, Janeway umzustimmen. Er sei
einfach zu starsinnig und sie würde sich jetzt auf den Weg nach
Florida machen. Moss will sie überreden, das Alternativprojekt in
Ohio aufzusuchen. Sie will es sich überlegen. Da platzt Jason
in die Unterhaltung, um Shannon zu bitten, doch noch einmal mit
Henry zu sprechen, was sie aber ablehnt. Stattdessen macht sie sich
am Abend des 31. Dezember 2000 um viertel nach elf auf den Weg nach
Florida. Unterwegs tätigt sie einige Aufzeichnungen und denkt
über die letzten Tage nach.
Schließlich kehrt sie um. Moss hilft ihr sogleich, durch die große
Menschenmenge durchzukommen und sie betritt wieder den Buchladen,
um Henry aufzusuchen, der jedoch anfangs nichts von ihr wissen will.
Erst als Shannon einen Konsens findet, der beiden - ihr, die die
Zukunft liebt - und ihm, der in der Vergangenheit lebt, - entgegen
kommt, lässt er sich überzeugen. Sie verspricht, bei ihm zu bleiben
und damit gibt er seinen Widerstand auf. Gemeinsam mit Shannon
schließt er um 23:59 Uhr seinen Laden. Er will zusammen mit ihr
im Gate einen neuen eröffnen.
Zurück auf der Voyager. Neelix erklärt den aktuellen Tag
kurzerhand zum Verwandtentag und man stößt darauf an.
Bei dieser Gelegenheit übergibt er Janeway auch ein Bild
von Shannon, Henry und der Familie, das eine lange
Recherche erforderte.
Bewertung
Wie formulierte es Worf in
"Der Weg des Kriegers" so
schön? Geschichte wird von Siegern geschrieben. Und so
ist auch der Irrtum, den Janeway über ihre Vorfahrin
Shannon O'Donnell bezüglich der Marsmissionen und auch
des Baus des Millennium-Gates hatte, gewissermaßen auf
eine unkorrekte Überlieferung der Janeway-Familie
zurückzuführen, an die sie nur zu gern geglaubt hatte.
Denn letztlich ist - neben den nicht stattgefundenen
Marsreisen - auch der Bau des Gates wohl eher nicht auf
Janeways Vorfahrin zurückzuführen. Sie hat höchstens dazu
beigetragen, den letzten Stein aus dem Weg zu räumen.
Der Konsens mit Henry Janeway ist dabei durchaus zweifelhaft,
denn immerhin verliert er mehr als er zunächst erhält.
Jedoch scheint der ausschlaggebende Punkt für ihn die
Sympathie von Shannon gewesen zu sein, von der er ja auch
eine klare Perspektive aufgezeigt bekam, denn er kann nun
durch die Verlagerung seines Buchladens in das Gate vom
Bau desselben profitieren. Darüber hinaus hat er eine
Partnerin und eine aufkeimende Liebe gefunden was er spürt
und was ihn letztlich einlenken lässt. Die Gewinnerin ist
am Ende wohl Kathryn Janeway, die dadurch überhaupt existiert.
Doch was will man uns damit sagen? Dass gerade ein nicht
heroischer Verlauf dennoch weit reichende Folgen haben kann.
Dennoch fehlt ein wenig der richtige Umkehrschluss und
damit wirkt die Episode etwas kraftlos, zumindest
tiefergründig. In Bezug auf den Titel liegt wohl nahe,
dass die Entscheidung über die Entwicklung der Familie
Janeway von einer einzigen Minute abhing. Doch auch das
wirkt in Form des Rückblicks irgendwie aufgesetzt. Oder
soll uns diese Episode gar vermitteln, dass Gegensätze
sich anziehen? Nun, dann ist die Umsetzung wenig gelungen.
Doch nicht nur das macht der Episode zu schaffen, sie
kämpft zudem auch mit Längen und Unstetigkeit.
Letzteres insbesondere in Bezug auf die Charaktere.
Henry Janeway ist zunächst engstirnig und starrsinnig,
doch in nur drei Tagen gibt er sein gesamtes bisheriges
Leben für eine Frau auf, die ihm erst helfen wollte und
sich dann sozusagen als Agentin der Gegenseite entpuppt.
So einer soll er vertrauen? Nun gut, Liebe kann bekanntlich
Berge versetzen. Dabei weiß sie selbst lange Zeit nicht,
was sie eigentlich will.
Die Längen finden wir vor allem in den Dialogen. Sie sorgen
nicht gerade für Spannung und so plätschert die Story
allmählich ihrem Ende hingegen.
Insgesamt eine knapp ausreichende Folge. Anzurechnen
ist der Episode, dass sie mit einigen stimmungsvollen
Motiven arbeitet: Ein verstaubter Buchladen in einer
winterlichen amerikanischen Kleinstadt, wo auch die Autos
ausgerechnet jetzt streiken. Und nicht zu vergessen einige
Anspielungen auf Janeways Charaktereigenschaften: Die
Sturheit Henrys, die Technikbesessenheit Shannons und
natürlich last but not least: Kaffee. Dennoch verliert sich
die Handlung in zu vielen Wendungen, so dass am Ende der Sinn
ein wenig auf der Strecke bleibt. Dieser Ausflug in die
Vergangenheit hätte beileibe interessanter sein können.
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