|
Episodenbeschreibung
Sternzeit: 42568,8
Die Enterprise fliegt Kladvia III an, einen
unwirtlichen Planeten, wo sich eine Forschungsstation
der Sternenflotte befindet. Außerdem soll man Salia
an Bord nehmen, künftiges Oberhaupt des Planeten
Daled IV. Salia hat ihr gesamtes bisheriges Leben auf
Kladvia verbracht, wo sie sich auf ihre Aufgabe als
Staatsoberhaupt Daleds vorbereitete.
Währenddessen will Geordi einige Messungen an den
Dilithiumkontrollen vornehmen, weshalb der
Warpantrieb für einige Stunden nicht zur Verfügung
steht.
Nachdem
Salia zusammen mit ihrer Gouvernante, der alten Anya,
an Bord gebeamt wurde, begegnet Wes der hübschen
jungen Frau in einem Korridor und ist sofort von ihr
fasziniert. Wie er von Data erfährt, herrscht auf
Daled IV seit vielen Jahrhunderten Bürgerkrieg; die
eine Seite des Planeten ist stets der Sonne
zugewandt, auf der anderen Seite ist stets Nacht.
Daher haben sich zwei völlig unterschiedliche
Kulturen gebildet. Man hofft, dass Salia den Konflikt
beilegen kann.
Deanna bemerkt indes eine Diskrepanz zwischen der
Gestalt und den Gedanken von Anya und Salia.
Konkretisieren kann sie dieses Gefühl aber nicht,
weshalb Picard keine Maßnahmen ergreift.
In
ihrem Quartier unterhält sich Salia mit Anya über
ihre bevorstehende Aufgabe, der sie sich nicht ganz
gewachsen fühlt. Da sie auf Kladvia aufgewachsen
ist, weiß sie nicht, was sie nach ihrer Ankunft
erwarten wird. Interessanterweise stört es Salia
überhaupt nicht, dass Anya zunächst die Gestalt
einer jungen Frau hat und sich anschließend in ein
nur brusthohes Pelztier verwandelt, das zur
Kommunikation eine Art klackender Geräusche
verwendet...
Im
Maschinenraum verursacht Wes nur noch Chaos. Geordi
schickt ihn erst einmal fort, denn einen
liebeskranken Teenager kann er bei der Arbeit nicht
gebrauchen. Auf der Brücke erkundigt sich Wes bei
Worf, wie er Salia näher kommen kann. Doch Worfs
Vorschlag - lautes Geheul, gefolgt von
Steineschmeißen und Kratzen - entspricht nicht ganz
seinen Vorstellungen einer Romanze, und auch Datas
Ergänzung, es sei doch ganz einfach, da er und Salia
biologisch kompatibel sind, bringt ihn nicht wirklich
weiter. Also sucht er Rat bei Riker, welcher sogleich
mit Guinan eine Galavorstellung in Sachen poetischer
Annäherung liefert - doch auch dies hilft Wesley
nicht. Während Anya von Worf durchs Schiff geführt
wird, geht Wes also einfach bei Salias Quartier
vorbei, traut sich jedoch nicht einzutreten, als sich
die Tür zufällig öffnet. Salia bittet ihn, ihr den
Replikator zu erklären, was Wes gerne tut.
Bei thalianischer Mouse au Chocolat kommen die beiden
ins Gespräch über fremde Welten. Salia hat zwar
über viele Planeten gelesen, besucht hat sie aber
noch keinen. Das bringt Wesley auf die Idee, mit ihr
aufs Holodeck zu gehen, wo er ihr einige der
schönsten Ecken des Universums zeigt, darunter auch
Rousseau V, einen von Neutrinowolken umschirrten
Asteroidenhaufen.
Salia ist begeistert, zugleich aber auch traurig, da
sie als Staatsoberhaupt von Daled wohl kaum
Gelegenheit zum Reisen haben wird.
Währenddessen
erkundigt sich Anya im Maschinenraum genau, was
Geordi gerade macht, und ist sehr skeptisch, ob keine
Gefahr besteht. Anschließend geht es auf die
Krankenstation. Dr. Pulaski behandelt gerade einen
Patienten, der an andronesicher Enzephalitis leidet.
Anya sieht die Gefahr, dass die ansteckende Krankheit
Salia gefährdert, obwohl Pulaski versichert, die
Luftfilter würden quasi jede Gefahr einer Ansteckung
ausschließen. Anya besteht darauf, dass der Patient
sofort getötet wird - und da sich dieser Aufgabe
niemand annimmt, will sie es sogleich selbst
erledigen. Sie verwandelt sich in ein grizzlyartiges
Ungeheuer und nimmt Worf in den Schwitzkasten, doch
schnell ist die Sicherheit vor Ort. Auch Picard
trifft bald ein, und Anya verwandelt sich wieder
in die alte Frau. Picard erklärt, dass der Patient
nicht getötet wird, da er Pulaskis Urteil voll
vertraut. Außerdem stellt er Anya in ihrem Quartier
unter Arrest.
Dort angekommen muss Anya aber feststellen, dass
Salia fort ist. In einem Korridor wird man fündig:
Wes und Salia flanieren gerade durch das Schiff. Anya
besteht darauf, dass Salia ihr ins Quartier folgt und
dies für das Ende der Reise nicht mehr verlässt.
Picard
nimmt sich währenddessen Wesley zur Brust: Er bittet
ihn, Salia nicht mehr zu sehen. Da man nun weiß,
dass Anya ihre Gestalt verändern kann und sie sehr
gefährlich ist, möchte er jede potenziell
gefährliche Situation vermeiden. Wes ist
niedergeschlagen, aber einverstanden.
Dennoch trifft er Salia sogleich wieder: Entgegen
Anyas Forderung hat sie sich aus ihrem Quartier
geschlichen, um ihn zu sehen. Sie gestehen sich ihre
Gefühle ein und küssen sich, als von der Tür
ohrenbetäubendes Gebrüll ertönt: Anya ist ihrem
Schützling gefolgt und möchte Wes nun einen
gehörigen Schrecken einjagen, wozu sie sich wieder
in das Grizzlymonster verwandelt. Zu Wesleys großer
Überraschung verwandelt sich Salia in ein ähnliches
Ungetüm, um ihn vor Anya zu beschützen. Als die
Sicherheit eintrifft, verwandeln sich die beiden
Frauen wieder zurück, und Picard lässt um ihr
Quartier ein Kraftfeld errichten, da Anya offenbar
ansonsten nicht zu halten ist.
Mittlerweile
ist der Warpantrieb wieder bereit, man trifft bei
Daled ein. Wegen starker atmosphärischer Störungen
kann man nicht kommunizieren; nur eine
terawattstarke Sendeeinheit auf dem Planeten
ermöglicht überhaupt, einen Funkspruch zur
Enterprise abzusetzen, mit dem die Transporterkoordinaten
für Salia übermittelt werden.
Salia sucht noch einmal Wes auf. Der ist aber alles
andere als begeistert, sie zu sehen. Er fühlt sich
betrogen, weil sie ihre Fähigkeit zum Gestaltwandeln
nicht erwähnt hat. Außerdem ist er verunsichert,
wer sie überhaupt ist. Doch Salia meint, all ihre
Gefühle wären die gleichen wie seine. Wes ist
trotzdem nicht bereit, ihr Lebewohl zu sagen -
überlegt es sich allerdings sogleich anders und
folgt ihr in den Transporterraum. Salia ist froh,
dass Wes doch noch gekommen ist, und die beiden
verabschieden sich. Zum beamen muss sich Salia in
ihre eigentliche Form begeben: Eine Art leuchtendes
Energiewesen.
Abschließend
sitzt Wes betrübt im Zehn Vorne. Guinan setzt sich zu
ihm, um ihn ein wenig zu trösten. Sie meint, er wird
Salia sicher nicht vergessen - doch eines Tages wird
er solche Gefühle für eine andere haben, das Leben
geht weiter.
Bewertung
"Die Thronfolgerin" ist eine recht klassiche Folge
über unerfüllte bzw. unerfüllbare Liebe. Zugleich
erlebt Wesley seine erste Romanze, was in seinem
Alter auch Zeit wird. Einerseits ist es wichtig für
die Entwicklung von Wesleys Charakter, dass solche
Erlebnisse stattfinden, und in gewisser Weise ist es
auch nötig, den Zuschauer daran teilhaben zu lassen,
damit man überhaupt weiß, dass eine solche
Entwicklung stattfindet. Andererseits kann man sich
die berechtigte Frage stellen, ob eine gesamte
Episode ohne weitere Handlungen sich darum drehen
muss.
Doch im
Detail: Schnell ist klar, dass Wesley und Salia sich
gerne näher kennenlernen würden. Die Tatsache, dass
sie in Kürze ihren Job als Staatsoberhaupt antreten
muss, erleichtert das Kennenlernen nicht gerade. Dazu
kommt auch noch die übervorsichtige Anya, die ihre
Aufgabe, Salia zu beschützen, mehr als ernst nimmt.
Picard und Deanna vergleichen sie mit einer Mutter,
die ihr Junges beschützt, und erkennen im
Zusammenhang mit Anyas Fähigkeit zum Gestaltwandeln,
dass ein solches Wesen höchst gefährlich sein kann.
Natürlich kommen Wes und Salia sich dennoch näher,
insbesondere dadurch, dass sich Salia über Anyas
Gebote hinwegsetzt und einfach ihr Quartier
verlässt. Die Schwierigkeiten liegen auf der Hand:
Salia kann mit Wesley keine langfristige Bindung
eingehen, weil sie ihre Aufgabe zu erfüllen hat.
Ebenso kann Wesley ihr nicht nach Daled folgen. Zwar
wird diese Möglichkeit von keinem der beiden in
Betracht gezogen, aber aufgrund der für Menschen
ungeeigneten Atmosphäre wäre es wohl praktisch
undurchführbar.
Am Beispiel Salias wird auch verdeutlicht, welch
schwere Last es ist, wenn das Leben bereits
vorbestimmt ist. Ihre gesamte Jugend musste sie auf
Kladvia verbringen, nur in Gesellschaft ihrer
Gouvernante und Lehrerin Anya, die zugleich
Elternersatz war - Salias Eltern wurden getötet, als
sie noch sehr klein war. Salia weiß, dass sie ihrer
Bestimmung nachkommen muss. Derzeit ist sie die
einzige Person, die vielleicht den Bürgerkrieg
beenden kann, von ihrer Entscheidung hängen also
möglicherweise unzählige Leben ab. Dieses Wissen
macht es freilich nicht einfacher, Wesley am Ende der
Reise Lebewohl sagen zu müssen - vielleicht sogar
für immer.
Mit
Anya und Worf gibt es einige interessante Szenen,
beginnend mit Anyas Verwandlung auf der
Krankenstation. Worf geleitet sie anschließend zu
ihrem Quartier, wo Anya behauptet, sie wäre
stärker. Worf meint, sie hätte lediglich den
Überraschungseffekt auf ihrer Seite gehabt. Es zeigt
sich, dass Worf und Anya sich recht ähnlich sind.
Sie wissen einen guten Gegner zu schätzen, und beide
sorgen sich um das Wohl und die Sicherheit anderer.
Dass sie dabei in Kompetenzgerangel geraten - Anya
glaubt, dass Worf nicht in der Lage ist, Salia
ausreichend vor allen Gefahren zu schützen - ist
wohl unvermeidlich, aber sie meistern die Situation
mehr oder weniger professionell. Besonders schön
ist, dass sie sich am Ende der Episode relativ
herzlich voneinander verabschieden und sich darauf
freuen, vielleicht eines Tages noch einmal die
Kräfte messen zu können.
Mit Anya ist den Autoren einmal mehr eine
vielschichte Figur gelungen. Ab dem ersten Augenblick
mag man sie nicht. Zunächst liegt es daran, dass sie
Salia unentwegt Vorschriften macht, der Höhepunkt
ist erreicht, als sie auf der Krankenstation den
Patienten töten will. Aber später werden ihre
Motive erläutert; es ist nicht ihre Absicht,
irgendjemandem zu schaden, aber das Beschützen von
Salia hat für sie oberste Priorität.
Besonders angenehm ist ihre Verabschiedung von Salia:
Am Ende der Episode lässt sich Anya auf einen Mond
beamen, von dem sie ursprünglich stammt, denn ihre
Aufgabe ist nun, da Salia die Heimat erreicht hat,
beendet. Die beiden Frauen verabschieden sich
herzlich voneinander, und Salia meint, Anya wäre ihr
eine gute Lehrerin und Freundin gewesen.
Die
restliche Crew der Enterprise hat in dieser Episode
kaum etwas zu tun. Bleibt also nur noch, einen Blick
auf ein paar Details zu werfen:
-
Zu Beginn erkundigt sich Anya, von welcher Spezies
die Besatzung der Enterprise ist. Zweifelsfrei haben
sie und Salia dementsprechend eine menschliche Form
gewählt. Interessant ist aber: Als der Funkspruch
getätigt wurde, war Wes im Maschinenraum. Kurz vor
Ende der Episode sagt er jedoch zu Salia (bezüglich
ihrer Fähigkeit zum Gestaltwandeln): "Deshalb
habt Ihr Euch nach unserer Spezies erkundigt" -
woher kann er davon wissen?
-
Data sagt, Kladvia und Daled sind sich sehr
ähnlich. Auf Daled benötigt man einen immens
starken Sender, um zur Enterprise durchzukommen. Auf
Kladvia ist das aber kein großes Problem.
-
Dr. Pulaski identifiziert Anya und Salia als
Allasomorphe, eine Spezies, die ihre
Molekularstruktur verändern kann. Es wird nicht
gesagt, ob die gesamte Bevölkerung Daleds aus
Allasomorphen besteht. Ein Zusammenhang zu den
Formwandlern aus DS9 ist unwahrscheinlich.
-
Laut Wesley wurden "erst 19% unserer Galaxis erforscht."
-
Auf Thalos VII reifen die Kakaobohnen 400 Jahre lang.
-
Irgendjemandem scheint ein Tippfehler unterlaufen zu sein:
Die Schauspielerin Salias wird in dieser Folge als
"Jamie Hubbard" angegeben. Laut
IMDb lautet
ihr korrekter Vorname allerdings "Jaime". Vielen Dank an
unseren Leser Sebastian für diesen Hinweis.
-
Die Schauspielerin Mädchen Amick hat hier ihre allererste
TV-Rolle. Sie spielt Anya in ihrer Form als Teenager. Amick
wurde später durch "Twin Peaks" bekannt und ist aktuell in der
Serie "Witches of East End" zu sehen.
Bleibt zu sagen, dass "Die Thronfolgerin" eine
unwichtige, in sich aber recht gut gemachte Episode
ist, die Wes ein wenig weiterbringt, die Zuschauer
allerdings nicht.
Schönstes Zitat, zwischen Worf und Wes, als Worf den
klingonischen Balzschrei ausgestoßen hat:
Worf: "So lockt der Klingone eine Klingonin."
Wes: "Soll ich Salia wirklich so anschreien?"
Worf: "Wesley... Männer schreien nicht. Frauen schreien. Und
dann... werfen sie mit Steinen... und kratzen dich."
Wes: "Und was macht der Mann?"
Worf: "Er trägt Liebesgedichte vor - und dann kratzt er auch."
|
|