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Episodenbeschreibung
Sternzeit: 41697,9
Die Enterprise ist auf dem Weg nach Sarona VIII, wo
die gesamte Besatzung Landurlaub machen soll. Indes
gönnt sich Picard schon mal einen Vorgeschmack: Im
Freizeitraum fechtet er mit einem Lieutenant. Es geht
einige Zeit hin und her, dann kann Picard einen
Treffer landen; "Ungewöhnliche Attacke - von
wem haben Sie die gelernt?" fragt der
Lieutenant. "Die Attacke eines verzweifelten
Mannes" erwidert Picard, wohl der bessere
Fechter der beiden, diplomatisch.
"Ungewöhnliche Attacke - von wem haben Sie die
gelernt?" fragt der Lieutenant. "Die
Attacke eines verzweifelten Mannes" erwidert
Picard diplomatisch.
Die beiden schauen sich verwirrt an, aber beide haben
diesen Moment zwei mal erlebt. Eine Nachfrage auf der
Brücke ergibt, dass das ungewöhnliche Phänomen das
ganze Schiff betrifft. Kurz darauf erreicht ein
Notruf die Enterprise: Eine automatische
Notrufnachricht von Dr. Paul Manheim nennt
Koordinaten im Pegos Minor-System und bittet dringend
um Hilfe. Picard lässt sofort Kurs setzen, denn er
weiß, dass Dr. Manheim, der vor 15 Jahren zusammen
mit mehreren Wissenschaftlern verschwunden ist,
vorhatte, Experimente mit der Zeit durchzuführen.
Offensichtlich besteht ein Zusammenhang zwischen
seinem Notruf und der gerade erlebten Zeitschleife.
Deanna bemerkt, dass der Captain bei der Nennung von
Manheims Namen stark emotional reagiert und bietet
ihm Hilfe bei der Lösung seines Problems an, doch
Picard weist Deannas Angebot schroff zurück,
erklärt, dass er mit seinen Problemen alleine fertig
wird.
Doch nachdem er sich
umgezogen hat, stattet Picard dem Holodeck einen
Besuch ab; er wählt Paris vor 22 Jahren, das Café
des Artistes. Wie er dem Garçon erklärt, hatte er
in diesem Café einst ein Rendezvous, doch nahm er
es nicht wahr. Dann wird er auf eine junge Dame
aufmerksam, die einsam an einem Tisch wartet. Sie
fragt sich, warum ihr Rendezvouspartner wohl nicht kommt.
Picard errät ihre Gedanken und gibt zu bedenken,
dass "er" vielleicht Angst haben könnte;
Angst vor einer Bindung, Angst vor der Ehe und den
Fesseln. Doch dann hat Picard genug: "Schluss
mit dieser Selbstanalyse! Ausgang!"
Als die Enterprise im Pegos Minor-System eintrifft,
erhält sie neue Koordinaten, die ins Vandor-System
führen. Bei Vandor IV wird man schließlich fündig:
Auf einem nahen Asteroiden wird ein Energiefeld
angezeigt. Als man Audiokontakt aufnimmt, meldet sich
eine Frauenstimme, die erklärt, dass "nur wir
zwei" noch am Leben sind, der Rest der
Wissenschaftler kam vor einigen Wochen bei einem
Zwischenfall ums Leben. Picard lässt die zwei
Personen auf die Krankenstation beamen. Es handelt
sich um den schwerkranken Dr. Manheim und seine Frau
Jenice. Da Manheim sofort einschläft, nachdem er von
Dr. Crusher stabilisiert wurde, berichtet Jenice, was
sie weiß: Paul hatte Experimente mit parallelen
Dimensionen durchgeführt, doch erwiesen sich diese
Experimente als sehr gefährlich. Vor Kurzem hatte er
Erfolg und konnte ein Tor in eine andere Dimension
öffnen, doch hat er gesundheitlichen Schaden
davongetragen, so dass er nicht mehr in der Lage war,
das Experiment zu beenden. Soweit sie weiß, ist das
Labor außerdem durch mehrere
Sicherheitseinrichtungen geschützt, von denen sie
nicht weiß, wie sie zu deaktivieren sind.
Nach einer gründlichen Untersuchung wendet sich Dr.
Crusher an den Captain: Sie kann zwar nicht mit
Bestimmtheit sagen, was Manheims Zustand verursacht,
aber da sie nicht in der Lage ist, etwas zu
unternehmen, wird er voraussichtlich in einigen Tagen
sterben.
Dann kehren Picard, Riker und Data per Turbolift auf
die Brücke zurück. Doch der Lift legt einen
Zwischenstop ein, und vor der Tür befinden sich noch
einmal Picard, Riker und Data. Offensichtlich ist das
Raum-Zeit-Gefüge erneut durcheinander geraten.
Nachdem der Lift weitergefahren ist, erklärt Data,
dass man eine solche Situation als den
"Manheim-Effekt" bezeichnet.
Auf der Brücke angelangt schlägt Riker vor,
runterzubeamen und die Lage zu erkunden. Picard
stimmt, trotz seiner Bedenken wegen der von Jenice
erwähnten Sicherheitseinrichtungen, zu. Doch der
Transport schlägt fehl, nur mit Mühe kann das
Außenteam wieder auf die Enterprise zurückgebeamt
werden. Auf diesem Wege geht es also nicht...
Später erwacht Dr.
Manheim auf der Krankenstation. Er berichtet, dass er
bereits "auf der anderen Seite" war; ein
Teil seines Bewusstseins befindet sich noch immer in
der anderen Dimension, zu der bei seinem Experiment
ein Tor geöffnet wurde. Data, der Manheims
Ausführungen hochinteressiert zuhört, erklärt
anschließend in einer Crewbesprechung, dass zum
Abbruch des Experimentes ein genaues Timing
erforderlich ist: Was auch immer man unternimmt, es
muss genau während eines Zeitphänomens geschehen.
Anschließend unterhält sich Picard mit Jenice; er
erklärt ihr, dass er damals das Rendezvous nicht
wahrnahm, weil er Angst vor einer Bindung hatte.
Jenice versteht das und bedauert es...
Als das nächste
Zeitphänomen nur noch knapp 20 Minuten entfernt ist,
wird es Zeit, Maßnahmen zu ergreifen. Picard wählt
Data aus, auf den Asteroiden zu beamen: Einerseits
kann Data schneller auf unverhergesehene
Eventualitäten reagieren - Manheim nannte zwar die
Koordinaten, an denen man sicher herunterbeamen kann,
war sich aber selbst nicht sicher, ob er
möglicherweise bestimmte Sicherheitsmaßnahmen zu
erwähnen vergaß. Vor allem jedoch kommt Data am
besten mit den Auswirkungen eines Zeitphänomens
zurecht, so dass niemand besser für diese Aufgabe
geeignet wäre als er.
Dann beamt Data
herunter. Eine Selbstschussanlage, die Manheim nicht
erwähnt hatte, kann er mittels Phaser schnell
unschädlich machen, dann betritt er das eigentliche
Labor. Neben einigen typischen Apparaten findet sich
dort vor allem ein mannshoher, seltsam spiegelnder
und zugleich halb durchsichtiger Effekt, der ganz
offensichtlich das von Manheim beschriebene Tor in
eine andere Dimension darstellt. Data lässt sich von
Geordi einen exakten Countdown geben: Genau im
richtigen Moment muss er eine bestimmte Menge
Antimaterie in das Tor geben, um das
Raum-Zeit-Kontinuum auszugleichen. Doch kurz bevor es
soweit ist, beginnt der nächste Zeit-Effekt, und
plötzlich ist Data drei mal vorhanden. Jeder der
drei hält sich für den richtigen, und genaugenommen
sind auch alle drei echt, bloß dass sie
normalerweise nicht zur selben Zeit existieren
sollten. Die Datas hoffen, den richtigen Zeitpunkt
für das Einstreuen der Antimaterie zu treffen. Als
der Countdown bei 0 angelangt ist, geben alle drei
Datas die Antimaterie in das Tor, und von einem
Moment auf den nächsten ist nur noch ein Data vor
Ort: Er hat es geschafft!
Da nun das Tor
geschlossen ist, ist auch Manheim wieder bester
Gesundheit und beschließt, mit seiner Frau ins Labor
zurückzukehren, um seine Arbeit fortzusetzen. Doch
bevor die Enterprise ihren alten Kurs wieder
aufnimmt, bittet Picard Jenice aufs Holodeck -
genauergesagt, ins Café des Artistes. Bei einem Glas
Champagner verabschieden sich die beiden.
Dann wird Kurs
gesetzt auf Sarona VIII, wo ja immer noch der
Landurlaub anzutreten ist. Als Riker und Deanna
überlegen, wie ein bestimmter Club, in dem exotische
Drinks serviert werden, heißt, hilft ihnen
ausgerechnet Picard auf die Sprünge: Mit
verschmitztem Lächeln erklärt er, dass es sich um
das Blue Parrot Café handelt.
Bewertung
Der Episodentitel
"Begegnung mit der Vergangenheit" trifft
die Sache schon ganz gut: Mit seiner früheren Liebe
Jenice Manheim trifft Picard auch auf einen Teil
seiner Vergangenheit. Durch das nicht stattgefundene
Rendezvous im Café des Artistes wird ein
wesentliches Augenmerk auf diesen einen Tag gelegt,
an dem Picard damals in Paris Angst davor hatte, dass
er mit Jenice eine feste Bindung eingehen könnte.
Doch kommen wir
zunächst zur Handlung: Manheims Experimente bilden
einen weiteren faszinierenden Teil der vielen
Möglichkeiten, die Star Trek in der Zukunft
ansiedelt. Experimente mit der Zeit und die
Erkenntnis, dass parallele Dimensionen nur durch den
Faktor der Zeit voneinander getrennt sind, bilden in
technischer Hinsicht die Grundlage der Episode.
Verdeutlicht wird dies schon zu Beginn der Episode,
als alle Personen an Bord Zeuge einer Zeitschleife
werden: Zweimal erleben sie dasselbe. Die Szene, die
dem Zuschauer zunächst wie ein Fehler des
Fernsehsenders vorkommen mag, leitet dann die
Handlung auch ein.
Der weitere Verlauf der Handlung ist nachvollziehbar
aufgebaut: Auf den Notruf folgt die Reise nach Vandor
IV, dann das Treffen zwischen Picard und Jenice, die
sich vielleicht etwas arg langsam entwickelnde Suche
nach weiteren Informationen, und schließlich die
Auflösung bzw. Beseitigung des Problems.
Allerdings wird man
dabei mit einigen Widersprüchen konfrontiert: Als
Picard nach Erhalt des Notrufes aufs Holodeck geht,
verlangt er vom Computer ausdrücklich sonniges
Wetter an einem warmen Apriltag. Im späteren
Gespräch mit Jenice zeigt sich aber, dass es nicht
nur an diesem Tag, sondern während der ganzen Woche
geregnet hat, und beide erinnern sich daran. Wieso
also hat Picard in der Simulation sonniges Wetter
verlangt?
In diesem Zusammenhang stellt sich auch gleich die
nächste Frage: Im Holodeckprogramm befindet sich
eine junge Frau, die auf ihren Liebhaber wartet -
vermutlich soll es sich um die zukünftige Jenice
Manheim handeln. Wie kommt sie in das Programm? Es
ist wohl nicht davon auszugehen, dass sämtliche
öffentlichen Plätze rund um die Uhr überwacht und
die Bewegungen und Handlungen aller Lebewesen
aufgezeichnet werden - neben dem logistischen Aufwand
beim Archivieren dieser Datenmenge stellt sich dann
vor allem die Frage, wie man als Föderationsbürger
unbeschwert sein "freies" Leben genießen
kann, wenn man zu jeder Zeit von irgendwelchen
Kameras bzw. Sensoren erfasst wird. Wenn die Person
aber nicht die junge Jenice Manheim darstellt, bleibt
die Frage, wieso der Computer ausgerechnet eine junge
Frau als Teil des Programms darstellt, die von ihrem
Liebhaber versetzt wird. Picard jedenfalls hatte nur
die Anweisung gegeben, "Paris, wie es vor 22
Jahren war, Café des Artistes, 9. April, 2 Uhr
mittags, ein sonniger Frühlingstag"
darzustellen...
Eine noch weitaus merkwürdigere Begebenheit ist
allerdings eine Außenansicht der Enterprise zu
Beginn der Episode: Nachdem man Kurs auf das Pegos
Minor-System gesetzt hat, meldet Geordi, dass die
Reise noch über 4 Stunden dauern wird, und das bei
Warp 8. Jedoch sieht man in einer Außenansicht die
Enterprise in unmittelbahrer Nähe des Asteroiden, wo
sie erst Stunden später eintreffen wird, und sie ist
nicht mit Warpgeschwindigkeit unterwegs, sondern
hält vielmehr ihre Position. Ist dies nun ein Fehler
beim Zusammenschnitt der Episode, oder vielleicht ein
weiteres Zeitphänomen ... ?
Aber kommen wir zu
der Frage nach den Auswirkungen: Picard trifft eine
frühere Geliebte, was zu diesem Zeitpunkt der Serie
noch interessante Rückschlüsse auf seine jungen
Jahre zulässt, während man später erfährt, dass
er seinerzeit durchaus die Bezeichung
"Frauenheld" verdiente. Da Jenice mit ihrem
Mann wieder ins Labor zurückkehrt, wird Picard sie
zumindest im Lauf der Serie nicht wiedersehen, und
nachdem er sich schließlich von ihr verabschiedet
und sie ihm verziehen hat, kann er sich
möglicherweise etwas besser mit der Tatsache
arrangieren, dass er sie damals hat sitzenlassen.
Interessant ist die Episode vor allem auch in
Hinblick auf Deanna: Zweimal wird sie recht schroff
zurückgewiesen, als sie ihre Hilfe anbieten will.
Zunächst erkennt sie, wie emotional Picard auf den
Namen Manheim reagiert, doch er will nicht darüber
sprechen und erklärt, dass er seine Probleme alleine
bewältigen kann.
Später versucht Deanna, Beverly zu helfen, welche
immerhin seit Jahren mit Picard befreundet ist und
nun miterlebt, wie er sich gegenüber der deutlich
jüngeren Jenice verhält. Wie es scheint, liebt
Picard sie nämlich noch immer. Doch auch Beverly
hegt kein Interesse daran, sich von Deanna helfen zu
lassen.
Auf diese beiden Momente könnte man zu späteren
Zeitpunkten in der Serie durchaus hinweisen, wenn
Picard oder Beverly einem Crewmitglied eine Sitzung
mit Deanna ans Herz legen bzw. befehlen.
Aber Deanna bekommt denn schließlich doch noch ihre
Chance, als sie am Ende Jenice zum Holodeck führt,
wo sich Picard von ihr verabschiedet; wenigstens
jetzt bekam sie die Gelegenheit, Picard bei seiner
Aussöhnung behilflich zu sein.
Die Effekte der
Episode halten sich in Grenzen; die einen Asteroiden
umkreisende Enterprise ist ordentlich dargestellt,
ein Lob verdient das Café des Artistes: Zusammen mit
Picard genießt man den Blick auf das Paris der
Zukunft, wo der Eifelturm von Wolkenkratzern
flankiert wird. Bedenkt man das Fehlen
computergenerierter Effekte, ist das Bild von Paris,
wo sogar einige Shuttles umherfliegen, sehr gut.
Im Gegensatz dazu
steht die Musik, die wie üblich während der ersten
Staffel entsetzlich ist. Der massive Computereinsatz
beim Erstellen der Episodenmusik mag kostenmäßig
effizient gewesen sein, aber man mutet dem Zuschauer
schon einiges zu.
Zusammengefasst ist
"Begegnung mit der Vergangenheit" trotz
eines interessanten wissenschaftlichen Hintergrundes
und einer Konfrontation Picards mit seiner
Vergangenheit aber eine ziemlich langweilige Episode
mit einer etwas sterilen Atmosphäre, die ziemlich
klar ein "Ausreichend" erhält.
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