DSi

TNG 6.3 Der unmoralische Friedensvermittler


Man of the People

von Yann-Patrick Schlame

Episodenbeschreibung

Sternzeit: 46071,6
Die Enterprise kommt dem Transportschiff Dorian zu Hilfe, das in der Nähe des Planeten Rekag-Seronia von Schiffen der Rekag angegriffen wird. Man kann die Angreifer vertreiben und nimmt den lumerianischen Vermittler Ves Alkar und dessen uralte Mutter Sev Maylor an Bord. Alkar soll im Auftrag der Föderation zwischen den verfeindeten Gruppen vermitteln, doch zunächst gönnt er sich noch etwas Entspannung, als er an einer Tai-Chi-Trainigsstunde von Worf teilnimmt. Deanna begleitet Alkar anschließend zu seinem Quartier, wo sie von seiner Mutter gewarnt wird, sich nicht mit ihm einzulassen. Bald darauf werden Riker und Troi in Alkars Quartier gerufen: Seine Mutter ist plötzlich verstorben. Alkar meint, sie sei sehr krank gewesen und hätte immerhin das stolze Alter von 93 Jahren erreicht. Er bittet Deanna, an einer Gedenkmeditation teilzunehmen, wozu Deanna gerne bereit ist. Am Ende der Zeremonie berührt er Deanna, die sich daraufhin merkwürdig fühlt.
Dr. Crusher ist indes nicht in der Lage, die Todesursache der Mutter festzustellen, auch gibt es keine Zeichen, dass sie erkrankt war. Einzig ein sehr hohes Niveau an Neurotransmittern ist merkwürdig, aber aufgrund der Gebräuche der Lumerianer will Alkar keine Autopsie erlauben.
Am Abend besucht ihn Deanna und drängt ihn, mit ihr ins Bett zu gehen, doch Alkar weist sie zurück und meint, ihre Beziehung könnte nicht so weit gehen. Als Riker später bei Deanna vorbeischaut, um die Mannschaftsbewertungsberichte anzufertigen, trifft er neben Deanna auch einen Fähnrich in ihrem Quartier an, der sich schleunigst aus dem Staub macht. Obwohl Will beteuert, dass ihn das nichts angeht, beginnt Deanna einen Streit, da sie zu wissen glaubt, dass Riker eifersüchtig ist.
Schließlich trifft die Enterprise auf Rekag-Seronia ein, und Alkars Mitarbeiter, die bereits vor Ort sind, berichten von einer Verschlechterung der Lage: Ein zuvor ausgehandelter Waffenstillstand wurde bereits gebrochen. Picard schlägt vor, dass man die Verhandlungen in der neutralen Küstenstadt Darthan durchführt, was Alkar für eine gute Idee hält. Während Deanna bei einem Termin ihre Patientin mit unfreundlichen Worten hinausekelt, berichtet Crusher Geordi von einer Diskrepanz der Transporter-Biofilterdaten Maylors gegenüber den drei Tage später vorgenommenen Tricordermessungen: Laut Tricorder ist Alkars Mutter in den drei Tagen, die sie bis zu ihrem Tod an Bord war, extrem gealtert. Doch ohne eine Autopsie kann sie nichts Genaueres herausfinden. Im Zehn Vorne macht Deanna eine Szene, bezichtigt eine von Alkars Mitarbeiterinnen, ihn ihr wegnehmen zu wollen. Riker bringt sie in ihr Quartier und ist gleichermaßen verwundert wie verärgert über ihr merkwürdiges Verhalten. Bald darauf besucht Alkar sie und gibt ihr zu verstehen, dass er sie braucht, dass sie aber an Bord der Enterprise bleiben muss, damit sie ihm von Nutzen ist...
Als er sich anschließend auf den Planeten beamen lassen will, geht Deanna mit einem Messer auf ihn los. Picard kann sie aufhalten, wird aber selbst dabei verletzt. Während Deanna, die jetzt fürchterlich alt aussieht, auf die Krankenstation gebracht wird, beamt Alkar hinunter. Dr. Crusher stellt fest, dass Deannas Neurotransmitterwerte bereits 300 % über normal liegen. Trotz Alkars Verbot gestattet Picard die Autopsie an Maylor. Es zeigt sich, dass die Frau allen Daten zufolge erst etwa 30 Jahre alt war, auf keinen Fall jedoch 93. Zudem zeigt ein genetischer Vergleich, dass sie überhaupt nicht mit Alkar verwandt ist, also nicht seine Mutter gewesen sein kann.
Picard beamt auf den Planeten, fängt Alkar in einer Verhandlungspause ab und stellt ihn zur Rede. Alkar gibt zu, dass Maylor nicht seine Mutter war. Er hat einen Weg gefunden, alle negativen Gefühle und Empfindungen auf andere zu übertragen. Maylors Tod kam ihm in die Quere, und so musste er schnell für Ersatz sorgen: Deanna. Er ist der Meinung, dass das Leid einer einzelnen Person gerechtfertigt ist, da er dafür Tausende rettet, indem er bei den Verhandlungen einen klaren Kopf hat und sich voll und ganz auf seine Aufgabe konzentrieren kann. Picard stimmt nicht mit ihm überein, und so lässt Alkar ihn vom Planeten schicken. Mit dem neuen Wissen über die Verbindung zwischen Deannas Altern und Alkar kann Dr. Crusher leider wenig anfangen: Sie kann Deanna nur heilen, wenn Alkar die Verbindung abbricht. Der beste Weg wäre, Deanna zu töten... und anschließend wiederzubeleben, wofür maximal 30 Minuten zur Verfügung ständen. Der Plan wird durchgeführt, gerade als Alkar die Verhandlungen zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht hat. Picard lässt ihn und seine Mitarbeiterin gegen seinen Willen an Bord beamen und auf die Krankenstation bringen, wo Dr. Crusher gerade Deannas Todeszeitpunkt einträgt. Alkar geht mit seiner Begleiterin in sein Quartier, um nun seine Emotionen auf sie zu übertragen. Bevor man Deanna gefahrlos wiederbeleben kann, muss ihr Neurotransmitterniveau erst auf unter 300 % über normal zurückgehen. Die halbe Stunde ist beinahe verstrichen, als dies endlich der Fall ist, und Alkar hat das Ritual bereits begonnen. Als Deanna erfolgreich wiederbelebt ist, lässt Picard die Begleiterin des Vermittlers aus dem Quartier herausbeamen. Alkar hat keine Gelegenheit, mit jemand anderem eine Verbindung einzugehen, und so schlagen seine Gefühle auf ihn selbst um. In Sekunden altert er enorm und bricht an Altersschwäche tot zusammen, während Deanna beinahe genausoschnell wieder jung wird. Auch Alkars Begleiterin fühlt sich gut, er konnte die Verbindung mit ihr offensichtlich noch nicht ausreichend festigen, um ihr Schaden zuzufügen.
Abschließend bedankt sich Deanna abends bei Will, dass er sie in den vergangenen Tagen nicht aufgegeben hat.




Bewertung

Der "unmoralische Friedensvermittler" ist eine recht konventionelle Episode. Man ahnt von Anfang an, dass Alkars Mutter irgendein Geheimnis umgibt, was noch deutlicher wird, als sie stirbt und Alkar mit Deanna das merkwürdige Ritual durchführt. Man mag zunächst vermuten, dass Deanna von einem Geist besessen sein könnte, doch die Erklärung, dass Alkar seine negativen Emotionen auf sie überträgt, kommt wenig überraschend. Die Lösung ist ebenfalls nicht sehr einfallsreich; zu schnell gibt er zu, für das verantwortlich zu sein, was mit Deanna geschieht. Er versteckt sich zwar dahinter, dass der Föderationsrat ihm eine sichere Rückreise auf seinen Heimatplaneten zugesichert hat, aber ihm musste auch klar sein, dass man seine Methoden seitens der Föderation nicht gutheißen würde, immerhin ist Rekag-Seronia kein Planet der Föderation, Deanna hingegen Bürgerin derselben. Dass es der Crew gelingt, seine eigenen Mittel gegen Alkar einzusetzen ist ein einfaches und allzu gerechtes Ende. Man sieht nicht eine betrübte Miene, als Worf über Kommunikator berichtet, dass Alkar tot ist. Gerade von Dr. Crusher hätte man an dieser Stelle wenigstens eine Spur des Bedauerns erwarten können, immerhin war sie gewissermaßen an Alkars Ermordung beteiligt, obgleich die Umstände die Maßnahmen zu rechtfertigen scheinen. Vor allem im Hinblick auf "Ich bin Hugh", wo sich Dr. Crusher für einen Borg, also einen Vertreter der gefährlichsten bekannten Spezies, einsetzte, ist ihre Gefühllosigkeit gegenüber Alkar unverständlich.
Zudem erscheint es merkwürdig, dass erst eine Autopsie durchgeführt werden muss, bevor man näheres über Maylors Todesursache herausfinden kann. Tricorder und andere Geräte können üblicherweise alle möglichen Krankheiten und Verletzungen diagnostizieren, ohne den Patienten auch nur berühren zu müssen. Da klingt es unlogisch, dass man einen Körper öffnen muss, um genaueres zu erfahren.
Alkar wirkt vom ersten Augenblick an unsympathisch, und von Deanna abgesehen sind die anderen Charaktere nur nebensächlich beteiligt. Marina Sirtis spielt die alternde Deanna, die zur Furie wird, einigermaßen glaubwürdig, wobei ihr Altern von der Maske hervorragend dargestellt wird.
Eine interessante Beobachtung ist Data: Kurz bevor Deanna ins Zehn Vorne kommt und Alkar eine Szene macht, sieht man ihn, wie er sich an der Theke mit einer Frau in Zivilkleidung unterhält. Allein dieser Anblick, den die Kamera nur am Rande zeigt, macht diese Episode bereits wieder um einiges sympathischer, da man den Eindruck hat, dass die Brückencrew in ihrer Freizeit auch einmal mit anderen Personen verkehrt als denen, die man üblicherweise zu sehen bekommt.

Fun Fact: Deanna hat einen Termin mit Fähnrich Janeway. Laut Memory Alpha hat Fähnrich Janeway nichts mit Captain Janeway von der Voyager zu tun.
Vielen Dank an unsere Leser Troll Trollface und Michael M. für den Hinweis.

Unserem Leser Chrusty ist eine Kleinigkeit aufgefallen: In der Maschinenraum-Szene ca. 22 Minuten nach Beginn der Episode trägt Geordi die Rang-Pins am Kragen falsch herum. Von oben nach unten müsste es eigentlich halb-voll-voll sein, hier ist es voll-halb-halb.

Alkars Vorgehen, seine Verwendung anderer Menschen, die er als "Behälter" bezeichnet, zum Zweck, viel mehr dafür zu retten, wird durch den Aufbau der Episode und sein nicht vorhandenes Schuldbewusstsein bereits verurteilt. Picard bezichtigt ihn der Feigheit, weil er nicht bereit ist, sich seinen Emotionen zu stellen. So wird eine der Lieblingsaussagen von Trek hier auf recht plumpe Weise wiedergegeben:
"Das Wohl von Vielen wiegt genauso schwer wie das Wohl von Wenigen oder eines Einzelnen"
(Spock in "Star Trek III: Auf der Suche nach Mr. Spock").

Insgesamt ist "Der unmoralische Friedensvermittler" relativ langweilig und bietet keine interessanten Zusammenhänge.

Spannung: 3 SFX: 5 Handlung: 3 Gesamt: 3
Zusammenhänge

Das Übertragen negativer Emotionen war auf ähnliche Weise in der Episode "Botschafter Sarek" zu beobachten.

Charles "Chip" Lucia (Ves Alkar) ist außerdem als Mabus in VOY 2.10 "Allianzen" und als Captain Keene in ENT 1.10 "Familienbande" zu sehen.

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Ausdruck vom: 22. 11. 2024
Stand des Reviews: 15. 11. 2024
URL: http://www.startrek-index.de/tv/tng6_3.htm