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TNG 5.4 Das Recht auf Leben


Silicon Avatar

von Yann-Patrick Schlame

Episodenbeschreibung

Sternzeit: 45122,3
Auf dem idyllischen Planeten Melona IV soll eine Föderationskolonie entstehen. Zur Erschließung des Geländes sind Riker, Dr. Crusher und Data mit einigen Siedlern vor Ort, als plötzlich ein merkwürdiges Geräusch ertönt und gleich darauf ein riesiges, kristallförmiges Objekt sich vor die Sonne schiebt. Riker erkennt es als das gefährliche Kristallwesen, mit dem die Enterprise vor Jahren bereits zu tun hatte, und lotst alle Kolonisten in eine nahegelegene Höhle, deren hohe Metallkonzentration im Gestein möglicherweise Schutz verschafft. Vor Rikers Augen werden zwei der Kolonisten von einem Strahl des Wesens getötet, das alle lebenden Strukturen förmlich aufsaugt.

Die Enterprise merkt, dass sich die Kolonie nicht mehr meldet und fliegt sofort hin. Als sie nach einigen Stunden eintrifft, ist das Kristallwesen fort, doch die Oberfläche des noch vor Kurzem grünen und lebendigen Planeten gleicht einer wilden Kraterlandschaft, ohne die geringste Spur von Leben. Bis auf die zwei Getöteten gibt es zum Glück keine weiteren Verluste.
Die Sternenflotte schickt Dr. Kila Marr, die eine Expertin bezüglich des Wesens ist. Sie ist hocherfreut, einen Schauplatz so kurz nach dem Angriff untersuchen zu können, aber auch verwundert, dass es Überlebende gibt. Bei den elf bisher bekannten Angriffen des Wesens gab es nie auch nur einen einzigen Überlebenden. Sie vermutet, dass Data sich mit dem Wesen verbündet hat, wie es sein Bruder Lore tat, und die Kolonisten, bei denen er sich ja aufhielt, deshalb verschont wurden. Picard weist ihre Behauptung zurück und lässt sie entgegen ihres Einwandes mit Data zusammenarbeiten.
Langsam beginnt sie Data besser zu verstehen und sieht ihren Irrtum ein. Zudem wurde ihr Sohn beim Angriff des Wesens auf Omicron Theta getötet. Data stammt von diesem Planeten und verfügt über das Wissen der Kolonisten des Planeten, da sein Schöpfer ihm diese Informationen eingespeichert hatte. Dr. Marr hofft, dass Data ihr etwas über ihren Sohn erzählen kann, den sie bis zu seinem Tod viel zu sehr vernachlässigt hatte, weil sie ihre Karriere voranbringen wollte. Data hat in der Tat Tagebuchaufzeichnungen von Raymond Marr, doch kommt er zunächst nicht dazu, davon zu berichten, da das Wesen einen Frachter angreift. Man hat den Kurs des Wesens inzwischen durch das Messen von Rückständen bestimmen können, ist aber nicht nahe genug, um dem Frachter zu Hilfe zu kommen. Als man ihn erreicht, ist die Besatzung ausgelöscht, das Schiff aber noch intakt.
Picard lässt das Wesen verfolgen, während Data einen Weg finden soll, mit ihm zu kommunizieren. Marr ist empört: Sie will das Wesen töten, doch Picard gibt zu bedenken, dass es sich um eine Lebensform handelt, deren Nahrung andere Formen von Leben sind, unter anderem Menschen. Er will zunächst versuchen, mit dem Wesen zu reden, bevor er als letzte Maßnahme das Feuer eröffnet, um Leben zu retten.
Als man schließlich auf das Wesen trifft, haben Data und Dr. Marr einen Weg gefunden, mittels Gravitationsimpulsen Nachrichten zu übermitteln. Als sie beginnen, kommt das Wesen auf die Enterprise zu und antwortet mit Signalen, die ein Muster aufweisen. Data meint zwar, er bräuchte einige Zeit, um die Nachrichten verstehen zu können, aber Picard ist hocherfreut, dass eine Kontaktaufnahme gelingt.
Da verändert Marr die Frequenz. Das Wesen reagiert, indem es keine klaren Signale mehr aufweist; offensichtlich gefallen ihm diese Signale von der Enterprise nicht. Dr. Marr bündelt den Strahl, und Data erkennt, dass die Struktur des Wesens zu schwingen beginnt, da die Impulse mit einer Resonanzfrequenz ausgesendet werden. Picard befiehlt, die Signale einzustellen, doch Dr. Marr steht nur da und murmelt, dass sie es für ihren Sohn tut. Data kann die Signale nicht beenden, da das Programm von Dr. Marr mit einem Passwort geschützt wurde, und auch Geordi gelingt so schnell keine Überbrückung.
So explodiert das Wesen vor ihren Augen. Picard lässt den Doktor unter Arrest stellen, und Data begleitet sie in ihr Quartier. Sie scheint ihren Realitätssinn verloren zu haben, denn sie redet Data mit dem Namen ihres Sohnes an und wiederholt, dass sie es nur für ihn getan hat.
Data erwidert, dass er anhand der Aufzeichnungen, die er von Raymond gespeichert hat, glaubt, dass Marrs Sohn jetzt nicht glücklich wäre. Er wäre wohl eher traurig, dass seine Mutter ihrer Karriere als Wissenschaftlerin ein Ende gesetzt hat, indem sie aus Hass und Rache das Wesen tötete.




Bewertung

Zunächst fängt die Episode mit dem Angriff des Kritallinwesens spannend an, wird aber bald darauf eher charakterorientiert. Nachdem Dr. Marr ihre Abneigung gegen Data überwunden hat, wird die Frage aufgeworfen, ob man das Recht hat, das Wesen zu töten, welches nicht zwangsläufig böse Absichten hat, sondern vermutlich viel eher nur deshalb tötet, um selbst leben zu können, da es das "aufgesaugte" Leben in die Energie umwandelt, die es zum Existieren benötigt. Aus der Jagd auf ein tödliches Phänomen, das bereits tausende Leben ausgelöscht hat, wird so ein moralischer Konflikt, den Picard ausfechtet. Dass Dr. Marr der Gerechtigkeit auf intrigante Weise Genüge tut, ist eine überraschende, zugleich aber auch relativ absehbare Lösung, die der ansonsten interessanten Episode schadet. Vor allem die Motivation Dr. Marrs ist fragwürdig: Zunächst sagt sie Picard, dass sie das Wesen töten will, obwohl die Mission ja ein Forschungsauftrag im Dienst der Sternenflotte ist. Als man das Wesen dann zu Gesicht bekommt, meint sie, es sei wunderschön, doch gleich darauf versetzt sie ihm den Todesstoß. Auch der technische Aspekt verwundert: Zwar wurde erwähnt, dass Dr. Marr sehr geschickt im Umgang mit Computern ist, doch klingt es unlogisch, dass sie wesentliche Elemente der Enterprise vor Zugriff schützen kann und dass Data und Geordi nicht in der Lage sind, die Impulse zu stoppen.
Etwas merkwürdig ist auch Rikers Verhalten: Er hatte Picard gegenüber geäußert, dass man das Wesen vielleicht doch beim ersten Treffen zerstören sollte, da man sich sonst eine Chance entgehen lässt. Als das Wesen dann zerstört ist, scheint er aber trotzdem nicht glücklich.
Einen kleinen Bug gibt es auch: Als Dr. Marr und Data nach dem Hilferuf des Frachters die Brücke betreten, schließt sich hinter ihnen die Tür des Turbolifts zunächst unvollständig, erst nach mehreren Sekunden geht sie ganz zu, doch niemanden scheint diese Funktionsstörung zu stören.
Nett ist hingegen, dass auf Datas Wissen über die Kolonisten von Omicron Theta eingegangen wird, das sonst üblicherweise "brachliegt".

Und hier noch eine Anmerkung unseres Lesers Christopher W.:
Dr. Marr kann hervorragend mit Computern umgehen. Schlimm ist daher vor allem dies - ein peinlicher Bug. Als Dr. Marr und Data in der Höhle sind, hält sie den Tricorder falsch herum für eine ziemlich lange Scanperiode.

Von erwähnten Unstimmigkeiten abgesehen ist "Das Recht auf Leben" trotzdem eine interessante Episode, die nicht mit einem Happy End zu Ende geht; zwar ist das Wesen tot, doch möglicherweise hätte man bei geglückter Kommunikation auch viele Leben retten können, ohne das Wesen zu töten, es wäre auf jeden Fall einen Versuch wert gewesen. Dadurch ist das Image der Sternenflotte als Erforscher zumindest angekratzt.

Spannung: 4 SFX: 5 Handlung: 4 Gesamt: 4
Zusammenhänge

Das Kristallwesen erschien zusammen mit Datas Bruder Lore in der Episode "Das Duplikat" in der ersten Staffel. Ein Wiedersehen mit Lore gibt es in "Angriff der Borg" am Ende der sechsten Staffel.

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Ausdruck vom: 21. 11. 2024
Stand des Reviews: 15. 11. 2024
URL: http://www.startrek-index.de/tv/tng5_4.htm