Episodenbeschreibung
Sternzeit: 45122,3
Auf dem idyllischen Planeten Melona IV soll eine
Föderationskolonie entstehen. Zur Erschließung des
Geländes sind Riker, Dr. Crusher und Data mit
einigen Siedlern vor Ort, als plötzlich ein
merkwürdiges Geräusch ertönt und gleich darauf ein
riesiges, kristallförmiges Objekt sich vor die Sonne
schiebt. Riker erkennt es als das gefährliche
Kristallwesen, mit dem die Enterprise vor Jahren
bereits zu tun hatte, und lotst alle Kolonisten in
eine nahegelegene Höhle, deren hohe
Metallkonzentration im Gestein möglicherweise Schutz
verschafft. Vor Rikers Augen werden zwei der
Kolonisten von einem Strahl des Wesens getötet, das
alle lebenden Strukturen förmlich aufsaugt.
Die
Enterprise merkt, dass sich die Kolonie nicht mehr
meldet und fliegt sofort hin. Als sie nach einigen
Stunden eintrifft, ist das Kristallwesen fort, doch
die Oberfläche des noch vor Kurzem grünen und
lebendigen Planeten gleicht einer wilden
Kraterlandschaft, ohne die geringste Spur von Leben.
Bis auf die zwei Getöteten gibt es zum Glück keine
weiteren Verluste.
Die Sternenflotte schickt Dr. Kila Marr, die eine
Expertin bezüglich des Wesens ist. Sie ist
hocherfreut, einen Schauplatz so kurz nach dem
Angriff untersuchen zu können, aber auch verwundert,
dass es Überlebende gibt. Bei den elf bisher
bekannten Angriffen des Wesens gab es nie auch nur
einen einzigen Überlebenden. Sie vermutet, dass Data
sich mit dem Wesen verbündet hat, wie es sein Bruder
Lore tat, und die Kolonisten, bei denen er sich ja
aufhielt, deshalb verschont wurden. Picard weist ihre
Behauptung zurück und lässt sie entgegen ihres
Einwandes mit Data zusammenarbeiten.
Langsam beginnt sie Data besser zu verstehen und
sieht ihren Irrtum ein. Zudem wurde ihr Sohn beim
Angriff des Wesens auf Omicron Theta getötet. Data
stammt von diesem Planeten und verfügt über das
Wissen der Kolonisten des Planeten, da sein Schöpfer
ihm diese Informationen eingespeichert hatte. Dr.
Marr hofft, dass Data ihr etwas über ihren Sohn
erzählen kann, den sie bis zu seinem Tod viel zu
sehr vernachlässigt hatte, weil sie ihre Karriere
voranbringen wollte. Data hat in der Tat
Tagebuchaufzeichnungen von Raymond Marr, doch kommt
er zunächst nicht dazu, davon zu berichten, da das
Wesen einen Frachter angreift. Man hat den Kurs des
Wesens inzwischen durch das Messen von Rückständen
bestimmen können, ist aber nicht nahe genug, um dem
Frachter zu Hilfe zu kommen. Als man ihn erreicht,
ist die Besatzung ausgelöscht, das Schiff aber noch
intakt.
Picard lässt das Wesen verfolgen, während Data
einen Weg finden soll, mit ihm zu kommunizieren. Marr
ist empört: Sie will das Wesen töten, doch Picard
gibt zu bedenken, dass es sich um eine Lebensform
handelt, deren Nahrung andere Formen von Leben sind,
unter anderem Menschen. Er will zunächst versuchen,
mit dem Wesen zu reden, bevor er als letzte Maßnahme
das Feuer eröffnet, um Leben zu retten.
Als man schließlich auf das Wesen trifft, haben Data
und Dr. Marr einen Weg gefunden, mittels
Gravitationsimpulsen Nachrichten zu übermitteln. Als
sie beginnen, kommt das Wesen auf die Enterprise zu
und antwortet mit Signalen, die ein Muster aufweisen.
Data meint zwar, er bräuchte einige Zeit, um die
Nachrichten verstehen zu können, aber Picard ist
hocherfreut, dass eine Kontaktaufnahme gelingt.
Da verändert Marr die Frequenz. Das Wesen reagiert,
indem es keine klaren Signale mehr aufweist;
offensichtlich gefallen ihm diese Signale von der
Enterprise nicht. Dr. Marr bündelt den Strahl, und
Data erkennt, dass die Struktur des Wesens zu
schwingen beginnt, da die Impulse mit einer
Resonanzfrequenz ausgesendet werden. Picard befiehlt,
die Signale einzustellen, doch Dr. Marr steht nur da
und murmelt, dass sie es für ihren Sohn tut. Data
kann die Signale nicht beenden, da das Programm von
Dr. Marr mit einem Passwort geschützt wurde, und
auch Geordi gelingt so schnell keine Überbrückung.
So explodiert das Wesen vor ihren Augen. Picard
lässt den Doktor unter Arrest stellen, und Data
begleitet sie in ihr Quartier. Sie scheint ihren
Realitätssinn verloren zu haben, denn sie redet Data
mit dem Namen ihres Sohnes an und wiederholt, dass
sie es nur für ihn getan hat.
Data erwidert, dass er anhand der Aufzeichnungen, die
er von Raymond gespeichert hat, glaubt, dass Marrs
Sohn jetzt nicht glücklich wäre. Er wäre wohl eher
traurig, dass seine Mutter ihrer Karriere als
Wissenschaftlerin ein Ende gesetzt hat, indem sie aus
Hass und Rache das Wesen tötete.
Bewertung
Zunächst fängt die Episode mit dem Angriff des Kritallinwesens
spannend an, wird aber bald darauf eher
charakterorientiert. Nachdem Dr. Marr ihre Abneigung
gegen Data überwunden hat, wird die Frage
aufgeworfen, ob man das Recht hat, das Wesen zu
töten, welches nicht zwangsläufig böse Absichten
hat, sondern vermutlich viel eher nur deshalb tötet,
um selbst leben zu können, da es das
"aufgesaugte" Leben in die Energie
umwandelt, die es zum Existieren benötigt. Aus der
Jagd auf ein tödliches Phänomen, das bereits
tausende Leben ausgelöscht hat, wird so ein
moralischer Konflikt, den Picard ausfechtet. Dass Dr.
Marr der Gerechtigkeit auf intrigante Weise Genüge
tut, ist eine überraschende, zugleich aber auch
relativ absehbare Lösung, die der ansonsten
interessanten Episode schadet. Vor allem die
Motivation Dr. Marrs ist fragwürdig: Zunächst sagt
sie Picard, dass sie das Wesen töten will, obwohl
die Mission ja ein Forschungsauftrag im Dienst der
Sternenflotte ist. Als man das Wesen dann zu Gesicht
bekommt, meint sie, es sei wunderschön, doch gleich
darauf versetzt sie ihm den Todesstoß. Auch der
technische Aspekt verwundert: Zwar wurde erwähnt,
dass Dr. Marr sehr geschickt im Umgang mit Computern
ist, doch klingt es unlogisch, dass sie wesentliche
Elemente der Enterprise vor Zugriff schützen kann
und dass Data und Geordi nicht in der Lage sind, die
Impulse zu stoppen.
Etwas merkwürdig ist auch Rikers Verhalten: Er hatte
Picard gegenüber geäußert, dass man das Wesen
vielleicht doch beim ersten Treffen zerstören
sollte, da man sich sonst eine Chance entgehen
lässt. Als das Wesen dann zerstört ist, scheint er
aber trotzdem nicht glücklich.
Einen kleinen Bug gibt es auch: Als Dr. Marr und Data
nach dem Hilferuf des Frachters die Brücke betreten,
schließt sich hinter ihnen die Tür des Turbolifts
zunächst unvollständig, erst nach mehreren Sekunden
geht sie ganz zu, doch niemanden scheint diese
Funktionsstörung zu stören.
Nett ist hingegen, dass auf Datas Wissen über die
Kolonisten von Omicron Theta eingegangen wird, das
sonst üblicherweise "brachliegt".
Und hier noch eine Anmerkung unseres Lesers Christopher W.:
Dr. Marr kann hervorragend mit Computern umgehen.
Schlimm ist daher vor allem dies - ein peinlicher Bug.
Als Dr. Marr und Data in der Höhle sind, hält sie den
Tricorder falsch herum für eine ziemlich lange Scanperiode.
Von erwähnten Unstimmigkeiten abgesehen ist "Das Recht auf
Leben" trotzdem eine interessante Episode, die
nicht mit einem Happy End zu Ende geht; zwar ist das
Wesen tot, doch möglicherweise hätte man bei
geglückter Kommunikation auch viele Leben retten
können, ohne das Wesen zu töten, es wäre auf jeden
Fall einen Versuch wert gewesen. Dadurch ist das
Image der Sternenflotte als Erforscher zumindest
angekratzt.
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