Episodenbeschreibung
Sternzeit: 42494,8
Auf dem Weg zur India-Station empfängt man einen
schwachen Audio-Notruf der USS Lantree, einem
Föderationsversorgungsschiff der Klasse 6, das auf
dem Weg in den Gamma VII-Sektor ist. Als man bei der
Lantree eintrifft, können die Sensoren keine
Lebenszeichen erfassen, auch Deanna spürt kein
Leben. Um unnötige Risiken zu vermeiden beschließt
man, eine Fernsteuerungsverbindung herzustellen.
Nachdem Picard seinen Sicherheitscode eingegeben hat,
kann man die Kameras und Sensoren auf der Brücke der
Lantree verwenden. Es zeigt sich, dass die gesamte
Besatzung an Altersschwäche gestorben ist - dabei
war beispielsweise Captain L. I. Telaka gerade mal in
Rikers Alter...
Dem
letzten Logbucheintrag Telakas entnimmt man, dass die
26-köpfige Besatzung der Lantree bis zum Ende nicht
herausfinden konnte, was der Grund für ihre tödlich
schnelle Alterung war. Zwar war der Erste Offizier an
thelusianischer Grippe erkrankt, doch laut Pulaski
ist diese exotische Krankheit nur ein ungefährlicher
Schnupfenvirus.
Nachdem man den Quarantänesender der Lantree
aktiviert hat, setzt man Kurs auf ihr letztes Ziel:
Die genetische Forschungsstation Darwin auf dem
Planeten Gagarin IV, um die dort arbeitenden
Wissenschaftler vor der möglichen Gefahr zu warnen.
Dies
erweist sich als überflüssig: Dr. Kinsgley,
Leiterin der Station, meldet der Enterprise bei ihrem
Eintreffen sogleich einen medizinischen Notfall auf
der Station: Sämtliche Wissenschaftler leiden an
Arthritis und einem extrem beschleunigten
Alterungsprozess. Sie selbst sieht aus wie eine
60-jährige, hat aber erst vor wenigen Tagen ihren
35. Geburtstag gefeiert.
Pulaski erkundigt sich, ob ein Zusammenhang zwischen
der Forschung auf der Station und der Erkrankung
bestehen könnte, doch Kingsley schließt das aus.
Ihre größte Sorge gilt allerdings nicht den
Wissenschaftlern, sondern den Kindern: Ziel der
Forschung ist es, Menschen zu erschaffen, die weit
stärker, intelligenter und gesünder als normale
Menschen sind. Die auf der Station geborenen Kinder
sind erfreulicherweise alle gesund, da sie ein sehr
starkes Immunsystem haben. Doch sie möchte, dass die
Kinder auf die Enterprise gebeamt werden, um keiner
unnötigen Gefahr ausgesetzt zu sein.
In einer Besprechung holt Picard Meinungen darüber
ein, ob man direkten Kontakt mit den Kindern
riskieren kann. Worf spricht sich dagegen aus, da
seiner Meinung nach das Risiko einer Ansteckung zu
groß ist. Pulaski hingegen würde gern mindestens
ein Kind an Bord beamen, um festzustellen, ob es
wirklich gesund ist. Sie schlägt vor, es in einen
scheintoten Zustand zu versetzen und direkt nach dem
Beamen in eine Styrolit-Hülle einzuschließen, so
dass keine Gefahr besteht. Doch Deanna rät zur
Vorsicht, da Dr. Kingsley nicht die volle Wahrheit
gesagt hat.
Auf Drängen Pulaskis stimmt Picard ihrem Vorschlag
zu, und man beamt ein Kind auf die Krankenstation, wo
es sofort in eine Styrolit-Hülle eingeschlossen
wird. Obwohl es scheintot ist, spürt Deanna sofort
einen sehr starken Willen bei dem Kind, das für sein
Alter von nur sechs Jahren erstaunlich weit
entwickelt ist. Auch erkennt sie, dass der Junge
über telepathische Fähigkeiten verfügt.
Pulaski möchte die Styrolit-Hülle entfernen, um das
Kind genauer untersuchen zu können, doch mit
zunehmend lauten Worten gerät sie mit Picard
aneinander: Der Captain ist nicht bereit, dieses
Risiko einzugehen und fordert von Pulaski zunächst
einen unumstößlichen Beweis, dass dem Schiff und
der Besatzung keine Gefahr droht. Beim Hinausgehen
wendet er sich noch an Pulaski:
"Und, Doktor... ich will hier wirklich nicht den
Captain rauskehren, aber ich wäre Ihnen dankbar,
wenn Sie mich ab und zu mal einen Satz beenden lassen
würden."
Pulaski
ist ob dieser Streitigkeit mit dem Captain
verunsichert und fragt Deanna, ob sie etwas falsch
macht, da keines ihrer Argumente den Captain zu
interessieren scheint. Deanna erwidert, dass es
weniger eine Frage der Argumente sei. Vielmehr
bestehe das Problem darin, dass Pulaski ähnlich
Picard eine sehr gefestigte Persönlichkeit sei - sie
und Picard seien sich im Grunde sehr ähnlich...
Also
macht sich Pulaski auf die Suche nach einem völlig
isolierten Raum, so dass kein Risiko besteht, wenn
man das Kind aus der Styrolit-Hülle befreit. Laut
Geordi gibt es so einen Raum allerdings nirgends auf
dem Schiff - mit Ausnahme der Shuttles. Also bittet
Pulaski den Captain um Erlaubnis, zusammen mit dem
Kind in einem Shuttle loszufliegen, so dass im Fall
der Fälle nur sie selbst sich mit der Krankheit
anstecken könnte. Zähneknirschend gibt Picard ihrem
Wunsch nach, und Pulaski startet sogleich, wobei sie
Data als Piloten mitnimmt.
Nachdem
das Shuttle längsseits zur Enterprise gegangen ist,
entfernt sie die Styrolit-Hülle, und es scheint
keine Probleme zu geben. Data scannt sie mit einem
Tricorder und meldet pflichtbewusst:
"Ihre Systeme arbeiten innerhalb der gestatteten
Toleranzen, Doktor."
"Meine Hersteller würden sich freuen, das zu
hören - danke für Ihre Hilfe, aber Ihr Umgang mit
Patienten lässt zu wünschen übrig..."
Sogleich wendet sie sich dem kerngesunden Jungen zu,
der auf telepatischem Wege mit ihr kommuniziert. Doch
plötzlich durchzuckt sie ein heftiger arthritischer
Schmerz, und sie muss erkennen, dass die Kinder ganz
offensichtlich die Überträger der Krankheit sind,
auch wenn die Kinder selbst nicht davon infiziert
wurden.
Auf der
Enterprise kann man nichts für den Doktor tun; da
die Biofilter ganz offensichtlich völlig unwirksam
sind - das Kind wurde ja bereits zweimal gebeamt -
kann man Pulaski nicht wieder an Bord beamen. Also
beschließt sie, mit Data zusammen auf den Planeten
zu fliegen, um dort möglicherweise der Ursache der
Krankheit auf den Grund zu gehen.
Dr. Kingsley begrüßt die beiden unerwarteten Gäste
und zeigt ihnen die weiteren Kinder; voller Stolz
erklärt sie, dass diese Kinder nicht etwa genetisch
verändert wurden, sondern das Resultat einer langen
Entwicklung darstellen. Zusätzlich zu den bereits
bekannten Eigenschaften verfügen sie auch allesamt
über die Fähigkeit zur Telekinese, also dem Bewegen
von Gegenständen allein durch die Kraft ihrer
Gedanken. Außerdem ist das Immunsystem der Kinder so
stark, dass die Krankheit ihnen nichts anhaben kann.
Und genau darin liegt die Ursache der Krankheit, wie
Data und die beiden Doktoren schließlich erkennen:
Das Immunsystem der Kinder entwickelt bereits
Antikörper, noch bevor Viren in ihre Körper
eindringen. Als die Lantree bei der Station war,
befand sich unter dem Außenteam auch der Erste
Offizier, welcher bekanntlich mit thelusianischer
Grippe infiziert war. Die Kinder haben offenbar
Antikörper entwickelt, welche die DNA normaler
Menschen verändern - insbesondere beeinflussen sie
die Gene, die mit dem Alterungsprozess zu tun haben.
Da Pulaski in dem engen Shuttle den Antikörpern viel
intensiver ausgesetzt war als die Wissenschaftler es
auf der Station sind, ist die Krankheit bei ihr auch
viel schlimmer, und sie altert rapide. Über eine
Commverbindung teilt sie der Enterprise die
Erkenntnisse mit und tätigt zugleich einen
Logbucheintrag:
"Hier spricht der medizinische Offizier, dies
ist ein Eintrag für das Computerlogbuch der
Enterprise. Wir wissen, dass Veränderungen in der
Evolution durch die Umwelt ausgelöst werden.
Aufgrund jahrelanger Forschungen erkennen wir nun,
dass auch ohne Einfluss der Umwelt die Evolution
verändert werden kann. Der Versuch einer solchen
Beeinflussung hat eine neue Art Mensch
hervorgebracht, der für die anderen Menschen
tödlich ist. Die Kinder werden ihr gesamtes Leben in
der Isolierstation verbringen müssen. Die
Quarantäne, die über die Station Darwin verhängt
wurde, muss für alle Zeiten bestehen bleiben!"
Nachdem
Data - in seiner Eigenschaft als Android ist er
naturgemäß gegen die Erreger immun - auf die
Enterprise zurückgekehrt ist, hat Picard eine Idee:
Wenn man Transporteraufzeichnungen Pulaskis nutzen
würde, um ihre frühere genetische Beschaffenheit zu
ermitteln, wäre es dann möglich, sie mittels eines
Molekulartransportes wieder in ihren früheren,
gesunden Zustand zurückzuversetzen? Data meint, es
wäre theoretisch möglich, und O'Brien erklärt, er
könnte den Transporter sicherlich modifizieren. Es
ergibt sich nur ein Problem: Pulaski verabscheut
Transporter, und seit sie auf der Enterprise ist, hat
sie noch keinen benutzt.
Also
kontaktiert Picard Captain Taggart von der Repulse,
dem Schiff, auf dem Pulaski vor ihrem Dienst auf der
Enterprise diente. Taggart kann leider nicht helfen -
auch auf der Repulse hat Pulaski so gut wie nie den
Transporter benutzt, und die Aufzeichnungen wurden
leider bereits gelöscht. Scherzhaft fügt er hinzu,
Pulaski hätte wohl ihr eigenes Shuttle bekommen,
wenn sie länger geblieben wäre. Picard fragt sich,
warum Taggart den Doktor gehen ließ, denn offenbar
hat er eine sehr hohe Meinung von ihr. Taggart
erklärt, er konnte gar nichts gegen Pulaskis Weggang
tun - sobald sie gehört hatte, dass auf der
Enterprise der Posten des leitenden medizinischen
Offiziers frei geworden war, hatte sie ihre
Versetzung beantragt. Zumal sie offenbar ein Fan von
Picard ist, denn sie kennt sein Dossier auswendig...
Die
Rettung ist schließlich eine Gewebeprobe Pulaskis:
Unabhängig von den Transporteraufzeichnungen
benötigt man schließlich nur irgendetwas, was
Pulaskis Gene enthält, um ihr helfen zu können.
Eine solche Probe ist glücklicherweise vorhanden,
und so ist man bald bereit, es zu versuchen. Doch
O'Brien erklärt, aufgrund der komplizierten
Umstände gebe es nur einen einzigen Versuch; sollte
der fehlschlagen, könnte man Pulaski nicht mehr
zurückbeamen. Also übernimmt Picard persönlich die
Kontrollen, und gibt Energie. Zunächst scheint es
fehlzuschlagen, aber schließlich steht Pulaski
gesund, munter und im richtigen Alter auf der
Transporterplattform.
Den
Wissenschaftlern der Darwin-Station kann man auf die
gleiche Weise helfen, und sie wollen nun ihre
Forschungen darauf konzentrieren, den Kindern ein
normales Leben zu ermöglichen: Denn wie sich gezeigt
hat, müssen die Kinder ab sofort in Quarantäne
leben, da sie für alle anderen ein zu großes Risiko
darstellen.
So bleibt noch eine traurige Pflicht zu erfüllen:
Die Lantree muss zerstört werden, damit niemand sich
dort jemals infizieren kann. Auf dem Weg tätigt
Pulaski einen Logbucheintrag:
"Wissenschaftler
sagen immer, kein Experiment kann ein Fehlschlag
sein, denn auch ein Fehlschlag erweitert das Wissen
der Menschen. Jeder Fortschritt in der Wissenschaft
hat seinen Preis. Für einen kurzen Blick auf die
Geheimnisse der menschlichen Evolution haben Männer
und Frauen der USS Lantry mit ihrem Leben bezahlt. In
den Annalen der Wissenschaft werden sie für immer
weiterexistieren."
Bewertung
Mit "Die
jungen Greise" nimmt man sich zweier mehr oder
weniger wichtiger Themen an. Zum einen geht es darum,
die noch nicht etablierte Doktor Pulaski näher
kennenzulernen und zu zeigen, mit welchem Eifer sie
bei der Sache ist, bzw. auch wie ihr Verhältnis zu
Picard einzuordnen ist.
Zum anderen geht es, wenngleich eigentlich nur in ein
paar Nebensätzen, um die Frage nach Genetik,
Evolution und einem Beschleunigen letzterer.
Widmen
wir uns zunächst dem ersten Handlungsstrang: Bereits
in der Eröffnungsszene erkundigt sich der Captain
bei Deanna, was sie vom Doktor hält. Er selbst ist
sich offenbar noch nicht sicher, wie er sie
einschätzen soll und befürchtet auch, dass Pulaskis
Eifer und Begeisterung vielleicht einmal eine Gefahr
für das Schiff darstellen könnten. Deanna schätzt
die Situation anders ein, da sie bisher mehr mit dem
Doktor zu tun hatte, und bringt Pulaski Vertrauen
entgegen. Selbiges tut später auch ihr früherer
Captain, der sie in hohen Tönen lobt. Und nicht zu
vergessen Dr. Kingsleys Erwähnung, Pulaskis Buch
über lineare Virusvermehrung sei nach wie vor ein
Standardwerk. Es wird also alles unternommen, dem
Zuschauer zu erklären, wie vernarrt Pulaski in ihre
Arbeit ist, dass sie wohl gar als Koriphäe auf ihrem
Gebiet zu bezeichnen ist.
Die Fähigkeiten Dr. Crushers wurden in der ersten
Staffel auch mehrfach betont, doch es zeigt sich,
dass der medizinische Sachverstand Pulaskis offenbar
höher eingeschätzt wird. Vermutlich wollte man auf
diese Weise ein für allemal klarstellen, dass
Pulaski ihren Platz auf der Enterprise verdient hat -
fragt sich nur, wieso. Es scheint, dass die Autoren
erst einmal herausfinden wollten, wie sie mit dem
neuen Charakter Pulaski umgehen sollten, dass man
ihre Eigenarten und Fähigkeiten bestimmen wollte.
Und da sie neu in die bestehende Crew integriert
wurde, ging man diesbezüglich etwas schneller vor,
als ratsam gewesen wäre. Eine etwas weniger rasante
Einführung Pulaskis wäre ihr sicher besser
bekommen. Doch bereits in ihrer Debüt-Episode "Das Kind"
geht sie brüsk auf Data los und zögert nicht, jedem
der es hören will (und auch allen anderen) ihre
Meinung kund zu tun. So auch hier, wo sie einen
Disput nach dem anderen mit Picard führt, stets
überzeugt, sie wäre völlig im Recht und der
Captain neige dazu, ihre Argumente wegen
persönlicher Vorurteile oder Abneigungen
abzuschmettern.
Im weiteren Verlauf der Episode findet dann aber ein
Umdenken statt, denn man erfährt, dass Pulaski wohl
schon einiges von Picard gehört hat, zumindest kennt
sie sein Dossier auswendig. Man kann die berechtigte
Vermutung anstellen, dass sie sich diesen Captain
wohl anders vorgestellt hatte als er ist und deshalb
zunächst Probleme hat, mit ihm umzugehen. Nachdem
Picard davon erfährt, bessert sich das zunächst
mitunter feindselig anmutende Verhältnis der beiden
jedoch, und so wird Pulaski im Verlauf der Staffel
zum Glück nicht mehr ganz so vehement ihre Ansichten
vertreten wie in dieser Episode.
Um diese Betrachtung abzuschließen lässt sich
festhalten, dass Pulaskis Vorgehen etwas arg rabiat
erscheinen mag, dass sie allerdings auch eine gewisse
Entwicklung durchmacht, zeigt sich doch, dass sie
tatsächlich falsch gelegen hat und mit dem Befreien
des Kindes aus der Styrolit-Hülle möglicherweise
für den Tod jeder Person (ausgenommen Datas) auf der
ganzen Enterprise verantwortlich gewesen wäre.
Bezogen
auf Picard ist die Episode ebenfalls nicht sehr gut
gelungen; zunächst ist eine gute
Identifizierbarkeit mit ihm gegeben. Da er als
Captain die Sicherheit des Schiffes und der Besatzung
im Blick behalten muss, will er unnötige Risiken
vermeiden, und so weist er Pulaski mehrfach in ihre
Schranken. Nachdem sich der Doktor allerdings
infiziert hat, ist Picard kaum noch zu halten:
Beinahe verzweifelt ergreift er jeden Strohhalm, der
Pulaskis Rettung bedeuten könnte. Dass er sich so um
Pulaski sorgt, ist ihm sicherlich hoch anzurechnen -
doch die Art und Weise ist unverständlich. Das
Risiko, dem Pulaski sich aussetzte, war völlig klar,
und zudem hat er in den meisten Streitfragen
nachträglich Recht behalten. In dieser Hinsicht hat
er also keine Schuld auf sich geladen, die er wieder
gut machen müsste. Bleibt als einzige Erklärung,
dass er nicht etwa wegen fachlicher, sondern wegen
persönlicher Belange plötzlich so sehr darum
bemüht ist, Pulaski zu retten. Wie es scheint macht
er sich Vorwürfe, weil er mehrfach mit Pulaski
aneinander geraten ist, und weil er sie falsch
eingeschätzt hat.
Wie dem auch sei, sein plötzlicher Sinneswandel
kommt zu überraschend, und sein beinahe
flehentliches Verhalten passt überhaupt nicht zu
ihm, so dass nur die Annahme bleibt, die Autoren der
Episode waren nicht wirklich mit der Persönlichkeit
des Captains vertraut und wollten auf diese Weise
eine Charakterentwicklung betreiben, die leider
überhaupt nicht passt.
Ob
dieser personellen Anliegen gerät die eigentliche
Story etwas in den Hintergrund. Doch einen Blick
sollte man auf jeden Fall einmal darauf werfen. Was
passiert, wenn man versucht, die Evolution zu
beschleunigen? Wenn man versucht, Menschen zu
erschaffen, die gegen jede bekannte Krankheit immun
sind, die kräftiger und intelligenter als normale
Menschen sind und deren kognitive Fähigkeiten
(Telepathie, Telekinese) in ungeahnte Regionen
vordringen?
Gerade im Hinblick auf die anhaltende Diskussion
über genetisch veränderte Lebensmittel ist dieses
Thema aktueller denn je; durch das geschilderte
Szenario greift Star Trek den Warnungen vieler
Wissenschaftler vor, indem es ein Horrorszenario
entwickelt: Aufgrund der Unterschiede der
veränderten Menschen gegenüber den unveränderten
wird es den beiden Gruppen unmöglich, miteinander zu
leben, die eine wird zur tödlichen Bedrohung für
die andere. So befürchtet man, dass genetisch
veränderte Lebensmittel auf ähnliche Weise zur
Gefahr werden können, indem sie, möglicherweise
erst nach Jahren und auf vielen Umwegen, Resistenzen
bei Pflanzen, aber auch Allergien bei Menschen
auslösen könnten.
Die Moral von der Geschicht ist, dass man nicht mit
Dingen herumspielen sollte, von denen man nichts
versteht. Im Falle dieser Episode sind die
Leidtragenden die Kinder, deren vorgesehenes gesundes
Leben wohl ein Leben in Quarantäne und Isolation
werden wird, falls man keinen Ausweg findet. Im Falle
unserer realen Welt will ich mir ein solches Urteil
nicht erlauben und verweise den geneigten Leser
darauf, sich seine eigenen Gedanken zu der Thematik
zu machen - denn letztlich ist es genau das, was Star
Trek immer wieder ausmacht: Die Möglichkeit, sich
auch nach einer Episode noch einen Moment damit zu
beschäftigen.
Bleibt
zum Abschluss nur, noch ein paar Details zu
betrachten: Da Pulaski und Picard klar im Vordergrund
der Episode stehen, haben die restlichen Charaktere
wenig zu tun; Worf, Riker und Wesley erhalten jeweils
ein bis zwei Sätze, Deanna kommt kaum über zwei
Gespräche hinaus, auch Geordi wird nur mit etwas
Technobabble eingebunden. Interessant ist allerdings,
dass O'Brien, der inzwischen als überaus
regelmäßiger Gast etabliert ist, in dieser Episode
erstmals wichtige Aufgaben und - damit einhergehend -
ausgedehntere Dialoge erhält, was seinen Status als
regulären Gast festigt.
Erfreulicherweise hält sich die Anzahl der
Logikfehler in Grenzen. Doch es stellt sich folgende
Frage: Data mag zwar Android sein, weshalb er mit
Sicherheit gegen die Krankheitserreger immun ist.
Jedoch erfährt man, dass die Erreger außerhalb der
Körper der Kinder existieren (diese Tatsache
verursacht ja die ganze Misere). Wäre es daher nicht
ratsam anzunehmen, dass Data zum Überträger der
Erreger wird, als er auf die Enterprise zurückkehrt?
Wenigstens erwähnt O'Brien, dass die Biofilter keine
Erreger erkennen konnten - obgleich sie dazu vorher
auch noch nicht in der Lage gewesen waren, so dass
einen dieses Ergebnis auch nicht wirklich verwundern
sollte...
Kurz
zuvor soll Data eine genetische Analyse erstellen, um
die Wechselwirkung zwischen den Antikörpern und dem
menschlichen Immunsystem festzustellen. Laut Dr.
Kingsley könnte diese Analyse Monate dauern.
- Erstens: Die Tricorder können normalerweise
erstaunlich viel leisten. Aus welchem Grund soll eine
genetische Analyse, die vermutlich schon mit heutigen
Mitteln realisierbar wäre, so erstaunlich lange
dauern, wo doch die Technik im 24. Jahrhundert so
weit entwickelt ist?
- Zweitens: Data ist schnell, keine Frage. Aber eine
mehrmonatige Analyse in nur wenigen Stunden
absolvieren? Das erscheint doch arg an den Haaren
herbeigezogen.
Des
Weiteren fragt sich, wieso ausgerechnet Picard auf
die Idee kommt, dass man an Stelle der
Transporteraufzeichnungen nur eine beliebige
Gewebeprobe von Pulaski braucht. Data oder einige der
anderen Ärzte auf dem Schiff sind viel besser mit
der Materie vertraut und dürften eher als ein in
medizinischen Belangen recht unbewanderter Captain
(siehe "Die Waffenhändler") auf diese relativ
simple Lösung kommen.
Erfreulich
fällt hingegen auf, dass Pulaski nach "Sherlock Data Holmes"
nun langsam ein besseres Verhältnis zum
Publikumsliebling entwickelt und sich sogar bei ihm
entschuldigt, nachdem sie ihn einmal angemeckert hat.
Falls
es von Interesse ist: Picards Sicherheitscode für
das Übernehmen der Lantree lautet "Omicron
Omicron Alpha Gelber Tagesstern 2 7".
Die
Effekte lassen sich als recht schlicht bezeichnen.
Weder die Explosion der Lantree, noch die
Außenaufnahmen der Darwin-Station sind besonders
herausragend, so dass diesbezüglich nur eine
schwache Wertung von 2 Punkten zustande kommt.
In Sachen Spannung lässt sich diskutieren, inwiefern
die Episode spannend ist, wo das Resultat (wie auch
verschiedene Elemente der Story) recht vorhersehbar
ist. Eine Wertung von drei Punkten dürfte aber
angemessen sein.
Die Handlung, die nun doch schon etwas umfassender
besprochen wurde, bringt es auf eine Wertung von 3
Punkten. Der wirklich interessante Aspekt der
Gefahren und auch Chancen der Genetik wird leider
nicht so stark beleuchtet, wie man es sich wünschen
würde. Der stattdessen im Vordergrund stehende
Konflikt Picard-Pulaski ist nicht ausreichend
glaubwürdig, so dass die ansonsten nicht schlechte
Episode hier keine allzu gute Wertung erzielen kann.
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