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Episodenbeschreibung
T'Pol erfährt auf der Krankenstation von Dr. Phlox, dass die bisherige
Medikation ihrer Krankheit nichts mehr nütze. Gegen den Widerstand
seiner Patientin will er anlässlich einer Konferenz, zu der die Enterprise
unterwegs ist, von vulkanischen Medizinern neue Behandlungsmethoden
erfahren. T'Pol gibt zu bedenken, dass, wenn man von ihrer Infektion
erfährt, sie von der Enterprise abgezogen werde. Phlox weist auf die
Dringlichkeit der Behandlung hin, ohne die sie sterben würde.
Die Enterprise befindet sich im Umlauf des Planeten Dekendi III, wo das
interspezies-medizinische Austauschprogramm eine Konferenz abhält.
Anlässlich der Anbordnahme eines Neutronenmikroskops erscheint die
zweite Ehefrau von Dr. Phlox, Feezal, auf der Enterprise. Sie soll Cmdr.
Tucker bei der Installation des Mikroskops unterweisen.
Dr. Phlox erkundigt sich auf dem Planeten unter Zuhilfenahme einer
Ausrede bei der vulkanischen Delegation im Konferenzzentrum nach
neuen Behandlungsmethoden bezüglich des Pa'nar-Syndroms. Die sehr
reservierten Vulkanier weisen darauf hin, dass man nicht gerne über
diese Krankheit spreche. Sie betreffe auch nur einen kleinen Teil des
vulkanischen Volkes. Immerhin sagen sie eine Prüfung der Bitte des
Denobulaners zu.
Auf der Enterprise-Krankenstation weist die freundlich lächelnde Feezal
ihren irdischen Kollegen Trip in die Bedienung des Mikroskops ein. Sie
flirtet dabei mit dem Commander und sucht seine körperliche Nähe. Trip
ist nicht ganz wohl dabei.
Captain Archer und T'Pol werden in der Messe von der Nachricht
überrascht, dass drei Doktoren der vulkanischen Ärzte-Delegation auf
dem Weg zur Enterprise sind. Archer begrüßt sie herzlich und lässt sie
im Konferenzraum mit Dr. Phlox und T'Pol allein. Dort werden beide
von den Besuchern in einem Gespräch, das eher einem Verhör gleicht,
über die Gründe der Bitte von Dr. Phlox befragt. Das Pa'nar-Syndrom
entsteht ausschließlich durch eine Gedankenverschmelzung. Hat T'Pol
etwa dieses Syndrom, das eine Degeneration der Nervenbahnen bewirkt?
Ein Delegationsmitglied übergibt T'Pol ein Padd mit den Namen einiger
Gedankenverschmelzer. Ob sie welche davon kenne? Nein. Sie gibt das
Padd zurück und der Chef der Delegation, Dr. Oratt, erklärt, dass man
die Handlungsweise der Verschmelzer inakzeptabel findet und deshalb
die Behandlung des Pa'nar-Syndroms keine Priorität habe. Man könne
Dr. Phlox nicht helfen. Schnell wird der Besuch beendet. Zurück auf
dem Planeten stellen die Vulkanier anhand des Fingerabdrucks auf dem
"kontaminierten" Padd fest, dass T'Pol am Syndrom leidet und Phlox ihnen
offenbar die Unwahrheit gesagt hatte.
Während die nette Feezal in Anwesenheit ihres Mannes, der davon
scheinbar gar keine Notiz nimmt, bei der Arbeit ihre Hand auf Trips
Schulter legt, werden der Doktor und die Vulkanierin zu Captain Archer
gerufen. Dieser ist inzwischen im Bilde was gespielt wird; wurde von
Oratt informiert. Es kommt zu einer Aussprache, in der Archer von der
drohenden Stigmatisierung seiner Wissenschaftsoffizierin erfährt. Auch
wenn sie zur Gedankenverschmelzung gezwungen wurde, will sie nichts
gegen ihre unweigerlich folgende Ächtung unternehmen. Verärgert über
die seiner Meinung nach unangebrachte Heimlichtuerei verspricht der
Captain, dass er sich selbst an die vulkanischen Ärzte wenden werde,
schließlich gehe es um das Wohlergehen seines Ersten Offiziers. Phlox
ist auf dem Planeten nicht mehr willkommen, dafür haben die Vulkanier
gesorgt. Der folgende Versuch Archers, persönlich vom vulkanischen
Ärzteteam Daten zur Behandlung zu erlangen, schlägt jedoch fehl. Dr.
Strom fertigt ihn kurz ab. Oratt ist nicht einmal erschienen.
T'Pol wird jedoch völlig unerwartet von dem dritten Arzt, Dr. Yuris,
kontaktiert und um ein geheimes Treffen gebeten. In dunkler Nacht auf
dem Planeten erhält sie die von Dr. Phlox erbetenen Forschungsergebnisse
mit dem Hinweis, dass es inzwischen auf Vulkan viel mehr Intoleranz
gebe, als vor tausend Jahren. Bei dieser Gelegenheit offenbart sich Yuris
als Gedankenverschmelzer. Er leidet zwar nicht am Syndrom, sagt T'Pol
aber Hilfe zu.
Trip kann inzwischen den Avancen der schönen Feezal kaum noch
ausweichen. Da sie verheiratet ist und er noch mit ihr zusammenarbeiten
muss, wird ihm dies zunehmend unangenehm. Im Gespräch mit Lt. Reed
im Fitnessraum erwägt Trip, den Doktor darüber zu informieren. Sein
Freund rät ihm jedoch davon ab.
Beim gemeinsamen Anschauen der vulkanischen Forschungsergebnisse
ist Dr. Phlox erstaunt über die geringen Fortschritte der vulkanischen
Medizin bezüglich der Behandlung des Pa'nar-Syndroms. Er versichert
T'Pol aber, dass er mit diesen Ergebnissen das Fortschreiten ihrer
Krankheit deutlich verlangsamen kann. Der hinzugekommene Archer
unterrichtet die Vulkanierin über die Entscheidung Oratts, sie sofort von
der Enterprise abzuziehen. Dazu sei er als hochrangiges Mitglied des
vulkanischen Wissenschaftsrates leider befugt. Das Oberkommando wisse
noch nichts davon. Archer bittet T'Pol, Oratt und seine Kollegen über die
Umstände ihrer Verschmelzung aufzuklären. Sie lehnt dies jedoch trotz
des Zuspruchs von Dr. Phlox nachdrücklich ab mit der Begründung, dass
dies keine Rolle mehr spiele. Sie würde damit nur Vorurteile bedienen und
eine Minderheit genau da hinstellen, wo andere sie haben wollen.
Archer wird nochmals bei der vulkanischen Delegation auf Dekendi III
vorstellig und erzwingt ein Gespräch mit Oratt. Gemäß den Protokollen
des vulkanischen Ärzterates verlangt er eine Anhörung für seinen
Wissenschaftsoffizier, die Oratt ihm schließlich gewähren muss. Trotzdem
will man in 36 Stunden abreisen und T'Pol mitnehmen. Oratt meint,
man verschwende nur Zeit mit der Anhörung. Archer verstehe leider die
Komplexität der vulkanischen Gesellschaft nicht.
Trip beichtet nunmehr Dr. Phlox die Annäherungsversuche seiner Frau.
Dieser nimmt es völlig locker und meint, Trip wäre zu sehr in seinen
menschlichen Moralvorstellungen gefangen. Er wäre ein Narr, wenn er das
eindeutige Angebot Feezals ausschlagen würde. Genau das will Trip aber,
was der Denobulaner schließlich enttäuscht zur Kenntnis nimmt.
T'Pol ist in ihrer Kajüte schon beim Kofferpacken, als der Captain
auftaucht und sie über die bevorstehende Anhörung informiert. Auf ihre
Bitte hin verspricht er, die Umstände ihrer Infizierung nicht zur Sprache
zu bringen. Gleichwohl versichert er ihr auch, dass er sie nicht kampflos
aufgeben werde.
Dann beginnt im Kongresszentrum die Anhörung mit Archer und T'Pol
auf der einen Seite und den Doktoren Oratt, Strom und Yuris auf der
anderen Seite. Die Minderheit der Gedankenverschmelzer wird von Oratt
als geächtete Subkultur bezeichnet, die sich für diese inakzeptablen
Praktiken entschieden hat. Sie wurden mit dieser Fähigkeit geboren,
widerspricht T'Pol. Genetische Fehltritte, abscheuliches Verhalten, sind
die Argumente Stroms. Archer bezichtigt die Vulkanier der Engstirnigkeit
und Bigotterie, die die Menschen schon lange überwunden hätten. Der
Captain bemüht sogar die Logik, um die Vulkanier zu überzeugen. Wenn
man erleuchtet sein will, müsse man doch auch Minderheiten akzeptieren
können. Strom tut dies jedoch als nicht von Belang ab. Die mögliche
Ausbreitung der Gedankenverschmelzer dagegen sei eine Gefahr für
Vulkan. T'Pol hält ihm vor, dass es nicht darum gehe, sondern um die
Nichtakzeptanz von nichtkonformen Verhaltensweisen. Davon verstehe
sie nichts, erwidert der arrogante Vulkanier und will die Untersuchung
beenden. Da fällt ihm Yuris ins Wort. Er konfrontiert seine entsetzten
Kollegen mit der Tatsache, dass er selbst ein Verschmelzer ist und dass
T'Pol dazu gezwungen, ihr also Gewalt angetan wurde. T'Pol und Archer
schweigen dazu absprachegemäß. Yuris entschuldigt sich bei T'Pol für
seine Offenheit, auch wenn er damit seine Karriere gerade beendet hat,
wie ihm der erboste Oratt versichert.
Auf der Krankenstation verabschiedet sich Feezal von Trip, der sich
lieber wieder seinem Warpantrieb widmen will. Dr. Phlox und seine Frau
amüsieren sich über "diese Menschen".
Der Captain informiert T'Pol in seiner Kajüte über die Suspendierung
von Dr. Yuris. Auch am medizinischen Austauschprogramm werde er
nicht mehr teilnehmen dürfen. Immerhin hat man ihm geglaubt, dass
T'Pol zur Gedankenverschmelzung gezwungen wurde, weshalb sie auf
der Enterprise bleiben darf. Sie bittet daraufhin sofort um Erlaubnis,
dass sie das vulkanische Oberkommando kontaktieren darf, um Yuris zu
verteidigen. Der Captain gewährt ihr diese und sie meint, dass dieser
Vorfall hoffentlich andere ermutigen wird, darüber zu reden.
Bewertung
Eine Aids-Geschichte, bei der man sofort an den Film "Philadelphia"
mit Tom Hanks in der Hauptrolle von 1993 erinnert wird. Das Pa'nar-Syndrom
hält bei Enterprise nur als Metapher für das Thema Aids her.
Man kann dieses Thema mögen oder nicht, es ist in jedem Falle seitens
der Autoren Berman und Braga nobel, es auch in Star Trek aufzugreifen.
Die Stigmatisierung Aids-Kranker gibt es - machen wir uns doch nichts vor
- auch heute noch in großen Teilen der Gesellschaft. Das gilt für die USA
ebenso wie für Deutschland.
Obwohl in dieser Episode kein einziger handgreiflicher Konflikt
ausgetragen wird, geschweige denn ein Schuss aus der Phasenpistole
fällt, ist die Geschichte doch von Anfang an spannend inszeniert.
Angesichts der erschreckenden Diagnose von T'Pols fortschreitender
Krankheit geht es nicht nur für die Vulkanierin um Alles oder Nichts, um
Leben oder Tod. Es geht auch um einen erbittert geführten verbalen
Schlagabtausch mit den selbstgerechten, überheblichen und jede Hilfe
verweigernden vulkanischen Ärzten. Deren kalte Reserviertheit, allen
voran die von Dr. Oratt, der seinen perfekt emotionslosen, steinernen
Gesichtsausdruck in jeder Situation beibehält, kann einen Zuschauer
schon wegen der reinen Unmenschlichkeit, die darin zum Vorschein
kommt, rasend werden lassen. Ein besonderes Kompliment gilt hier
Nebendarsteller Michael Ensign. Nachdem Dr. Phlox bei der Beschaffung
neuer Medikamente peinlich scheiterte, fiebert man um so mehr mit
Captain Archer, der - nachdem er informiert ist - sofort die richtigen
Worte für die unglaubliche Verweigerungshaltung der Vulkanier findet und
ihnen den Spiegel ihrer eigenen Arroganz vorhält. Doch auch er rennt
zunächst gegen eine Wand des Schweigens und der Verweigerung und
das nicht nur bei den vulkanischen Ärzten, sondern auch bei T'Pol. Dabei
läuft nach ihrer "Enttarnung" für alle die Zeit davon und die erzwungene
Anhörung ist ein Strohhalm, nach dem man greift. Spannend ist das auf
jeden Fall, denn anfangs sieht es angesichts der überheblichen
Überzeugtheit der Vulkanier von der Richtigkeit ihrer Position hoffnungslos
für die unschuldig in diesen Strudel geratene Wissenschaftsoffizierin aus.
Ihr Schicksal scheint besiegelt und es kümmert die Doktoren Oratt und
Strom überhaupt nicht, was aus ihrem noch langen Leben werden soll.
Erst dank des leidenschaftlichen Plädoyers des Captains und der
treffsicheren Ausführungen T'Pols kippt die Stimmung bei der Anhörung
und Yuris wird ermutigt, ihr beizustehen. Ein Spiel auf sehr hohem Niveau
und ein Sehr gut für die Spannung.
Die SFX sind auf gutem Niveau, auch wenn vergleichsweise wenig
Weltraum zu sehen ist. Dafür sind der Umlauf um Dekendi III und vor
allem die Stadt mit dem Kongresszentrum ordentlich in Szene gesetzt.
Sogar die Werbeplakate hat man nicht vergessen. Auch die Innenkulissen
sind auf gewohnt hohem Standard, es fallen keine offensichtlichen
Fehler auf. Merkwürdig sind nur die wechselnden Displayanzeigen des
Neutronenmikroskops, wobei letzteres ein Widerspruch in sich ist, da
Neutronen durch Magnetfelder nicht abgelenkt werden können, im
Gegensatz zum Elektronenmikroskop. Trotzdem fünf Punkte für die SFX.
Die Handlung selbst dreht sich vordergründig um das Schicksal von T'Pol,
gleichzeitig jedoch - wie angesprochen - um die Frage der Akzeptanz
oder Nichtakzeptanz von geächteten Minderheiten. T'Pol selbst scheint
ihr Schicksal mit stoischer Ruhe zu ertragen, wirkt irgendwie abwesend
bzw. paralysiert. Sie zieht sich zwar nicht als Opfer zurück, ergreift aber
auch keine Initiative zu ihrer eigenen Rettung, sondern ergibt sich den
vermeintlich unverrückbaren administrativen Maßnahmen und damit
den Nachteilen, die sie in Zukunft zu ertragen hat. Erst ganz am Schluss
setzt ein Umdenken ein und sie will sich für ihren Retter Dr. Yuris beim
allmächtigen vulkanischen Oberkommando einsetzen.
Ganz anders dagegen Captain Archer, in dessen Rolle Scott Bakula,
obwohl es gar nicht um ihn geht, eine Glanzleistung abgibt. Er als
Sternenflottenkommandant muss nicht nur die in ihr Schicksal ergebene
Offizierin aufrichten, er bezieht auch andere Besatzungsmitglieder in
seine Rettungsversuche ein und zeigt hiermit zum wiederholten Mal,
dass er ein Captain der Extraklasse ist. Dabei ist es ein glücklicher
Umstand, dass die Enterprise mit Hoshi Sato auch eine außergewöhnliche
Kommunikationsoffizierin hat, die das Recht auf Anhörung überhaupt
erst in der vulkanischen Datenbank entdeckt und damit Archer den
entscheidenden Hinweis geben kann. Der Captain lässt auch nicht
nach, T'Pol von der Richtigkeit seiner Intention, nämlich für die
Durchsetzung von Rechten gegen Dummheit und Ignoranz zu kämpfen,
zu überzeugen. Er tut dies so leidenschaftlich wie selten in der gesamten
Serie und sein eindrucksvolles Anprangern der völlig unlogischen, nur
interessengeleiteten vulkanischen Befindlichkeiten gegenüber den
Doktoren Oratt und Strom ist an Klarheit und Verständlichkeit kaum zu
überbieten. Die Rede ist auch ein nachdrücklicher Hinweis auf menschliche
Eigenschaften wie Hilfsbereitschaft, Toleranz, Schutz von Minderheiten
usw., die jede fortschrittliche Zivilisation eigentlich haben sollte. Das
versteinerte Gesicht Oratts und die desinteressierte Äußerung Stroms
sprechen dagegen Bände über den Zustand der vulkanischen Gesellschaft.
Doch es zeigt sich mit Dr. Yuris, dass auch dort ein Umdenken, eine
Veränderung stattfindet. Man muss nicht erst noch auf die Aids-Problematik
verweisen, die Zusammenhänge drängen sich förmlich auf
und werden auch von jedem Zuschauer verstanden, mag er nun Archers
Meinung sein oder nicht. Die Eindeutigkeit der Botschaft hat allerdings
auch ein wenig Holzhammer-Charakter. Eine subtilere Unterbreitung hätte
der Handlung nicht weniger gutgetan.
Die Nebenhandlung um Dr. Phlox' zweite Ehefrau und den in seinen recht
konservativen Moralvorstellungen gefangenen Charles Tucker will dagegen
das genaue Gegenteil zur steifen vulkanischen Gesellschaft aufzeigen.
Dabei wirkt es urkomisch, wie sich Trip der Annäherungsversuche
Feezals zu entziehen versucht und Dr. Phlox ihm auch noch zuredet.
Gleichzeitig dient der B-Plot hier offenbar als humorvolle Auflockerung
zum spannenden A-Plot und der dort manchmal etwas verkrampft
wirkenden Story.
Fazit:
Wegen des Aufgreifens aktueller gesellschaftlicher Probleme ist es eine
Story ganz im Geiste von Gene Roddenberry. Er hat nie den Glauben an
die Verbesserungsfähigkeit der Menschheit verloren. Hier sind es zwar
die Vulkanier, die "verbessert" gehören, aber es wird am Beispiel des
Pa'nar-Syndroms eine leicht verständliche und nachvollziehbare Parallele
zur Aids-Problematik gezogen, die überzeugend gestaltet und von den
Darstellern mit viel Engagement umgesetzt worden ist. Gutes Star Trek-Kino.
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