DSi

DS9 6.13 Jenseits der Sterne


Far Beyond the Stars

von Thorsten Kroke

Episodenbeschreibung

Kira redet mit einem niedergeschlagenen Sisko: Die Sternenflotte hat eine weiteres Schiff, die Cortéz, verloren. Nachdem Nerys raus aus dem Büro ist, kommt Siskos Vater Joseph herein, der die Station besucht. Er sorgt sich um seinen Sohn, der sich wohl zuviel Verantwortung aufbürdet. Sisko erkennt dies auch und spielt mit Rücktrittsgedanken, als er Odo in Menschengestalt in 50er-Jahre-Kleidung an der Ops vorbeigehen sieht. Er sucht die Person sofort, findet aber niemanden.

Auf dem Weg zum Quartier redet Sisko mit Kasidy, er sorgt sich um sie auf ihrem Frachter, als er auf einmal Worf als menschlichen Baseballspieler vorbeiziehen sieht. Plötzlich wechselt die Umgebung, er steht auf einer belebten Straße der 50er Jahre in einer amerikanischen Großstadt und wird von einem Taxi angefahren. Wieder bei Bewusstsein findet er sich auf DS9 von Bashir, Jake, Joseph und Kasidy umgeben auf der Krankenstation wieder. Julian erklärt, er habe anornmale neurale Werte, wie damals, als er Visionen der Propheten hatte. Wieder wechselt Siskos Realität: Angepasst als Benny Russell, einen Schriftsteller, steht er auf dem Bürgersteig der 50er-Jahre-Großstadt im Anzug gekleidet. Er kauft dem menschlich aussehenden Zeitungsjungen "Nog" ein Science Fiction-Magazin ab, dabei trifft er seinen Kollegen Albert / O'Brien, der etwas trottelig wirkt und dem öfters nicht das richtige Wort einfällt.

Kay / Kira, "Bashir", Herb / Quark arbeiten mit den beiden unter Chefredakteur Douglas Pabst / Odo bei einem Science Fiction-Magazin, was monatlich fiktive Geschichten veröffentlicht. Der Zeichner Roy / Martok liefert Vorlagen, die die Schreiber als Anregungen nehmen sollen. Benny Russell nimmt sich die Zeichnung von DS9. Douglas kommt herein, und erinnert alle an das Foto der Redaktion, bei dem Kay und Benny nicht teilnehmen dürfen, da Kay eine Frau ist und Benny ein Afroamerikaner. Herb und Benny halten dies für ein Frechheit, dass der Rassenkonflikt und die Diskrimierung der Afroamerikaner zu dieser Zeit in den USA auch die Redaktion bestimmt, doch Douglas sagt, es sei nur zur Sicherheit des Magazins, wie der Herausgeber auch meint.

Auf dem Weg nach Hause trifft Benny zwei Polizisten: Ryan / Dukat und Mulkahey / Weyoun, die Benny sofort diskrimieren, danach trifft er auf einen Priester / Siskos Vater, der ihn in einer flammenden Rede zum Schreiben ermuntert. In seiner Wohnung schreibt Benny über Sisko und DS9, dabei sieht er sich als Sisko in der Fensterscheibe. Am nächsten Morgen geht Benny in das Café, in dem seine Freundin Cassie / Kasidy arbeitet. Während der erfolgreiche Baseballspieler Willy / Worf und der Schieber Jimmy / Jake Sisko die Diskriminierungen der Afroamerikaner hinnehmen, stören sie Benny mittlerweile gewaltig, daher ist der Captain der fiktiven Raumstation von Benny auch ein Farbiger.

In der Redaktion sind alle von Bennys Geschichte über Sisko und DS9 begeistert, selbst die naive Sektretärin Darlene / Dax. Während Sisko abwechselnd eine Gestaltänderung von Kay in Kira sieht, erklärt Douglas Pabst, dass er die Story nicht drucken werde, da ein Farbiger der Chef der Raumstation sei und Benny dies nicht ändern wolle, er sei schließlich ein Geschäftsmann und möchte nichts provozieren oder riskieren. Deshalb wird Alberts Robotergeschichte genommen.

Cassie und Jimmy versuchen den niedergeschlagenen Benny aufzubauen, sie glauben aber nicht, dass sich die Dinge in Bennys Richtung ändern. Willy kommt herein und Benny sieht ihn kurz in klingonischer Gestalt - erschrocken rennt er hinaus. Draußen trifft er wieder den Priester, der ihm sagt, er solle "mit den Propheten gehen und die Worte niederschreiben". Abends besucht Cassie Benny, der sehr müde ist. Als sie tanzen, wechselt Benny schnell in Siskos Realität und umgekehrt. Ihm wird dabei schwindelig.

Drei Wochen später hat Benny nun insgesamt sechs fertige DS9-Geschichten geschrieben. Als Pabst das bemerkt flippt er aus, da er an nichts anderem geschrieben hat. Albert hat die Idee, die Geschichten als Traum zu verpacken, womit Pabst einverstanden ist, da es weniger real wirkt. Die erste Story wird das Thema der nächsten Ausgabe des Magazins. Auf dem Weg zu Cassies Café trifft der gut gelaunte Benny einen rastlosen Jimmy. Bei Cassie angekommen feiert das Paar bis in die Nacht. Auf der Straße treffen sie wieder den Priester, der Benny erklärt, dass er am Beginn der Reise sei, die die Propheten vorhergesehen haben. Auf dem Weg gebe es Dunkelheit und Schmerz, aber man muss neben der Verzweiflung auch die Hoffnung sehen, die immer darauf folgt. Plötzlich fallen Schüsse: Ryan und Mulkahey haben für einen nichtigen Grund den unbewaffneten Jimmy erschossen. Als Benny einschreitet, wird er brutal von ihnen zusammengeschlagen.

Nach einiger Zeit geht Benny wieder ins Büro der Redaktion, um ein Exemplar der neuen Ausgabe zu sehen. Als Pabst hereinkommt erklärt er jedoch, dass der Herausgeber entschieden habe die Ausgabe einzustampfen, da sie ihm nicht gefallen habe. Benny bringt es auf den Punkt: Wegen seiner Story wird die Ausgabe nicht veröffentlicht. Pabst erklärt, dass der Herausgeber ihn feuern will. Das ist zuviel für Benny und unter Wut und Tränen bricht er zusammen: Er sei ebenso ein gleichberechtigter Mensch wie alle anderen. Seine Geschichte existiere, weil sie das Produkt eines menschlichen Geistes sei und man sie daher nicht zerstören könne. Er beharrt darauf, dass Sisko und DS9 real sind, weil sie - sei es in seinen Gedanken oder auch wirklich - einfach existieren. Er wird nach dem Zusammenbruch auf einer Trage herausgebracht.

Benny liegt in Siskos Uniform da und der Priester erscheint im Krankenwagen: Er, Sisko, sei Träumer und auch Traum.

Sisko wacht auf der Krankenstation auf, seine Familie ist um ihn. Bashir erklärt, dass die Anomalie seines Gehirn verschwunden ist. In Siskos Quartier verabschiedet sich Joseph und nach einem Bibelzitat seines Vaters erklärt Benjamin, er bleibe Captain. Er fragt sich: Ist das Leben nur eine Traumwelt und eine Illusion? Vielleicht leben sie ja alles in Bennys Traum "jenseits dieser Sterne." Er schaut hinaus in die Weiten des Alls und sieht sich selbst in der Fensterscheibe - in der Gestalt von Benny Russell...




Bewertung

Ich greife direkt mal Siskos Frage auf: Sind wir nicht alle nur Figuren eines Traumes oder einer Illusion? Neben dieser grundlegenden philosophischen Frage, die wir uns einmal alle gestellt haben, führt gerade bei DS9 - einer Fiktion, einer Zukunftsvision - die Frage noch auf die Existenz dieser Vision Roddenberrys weiter. Gerade hier beschäftigt sich die Serie selbst mit ihrem fiktiven Körper, was perfekt inszeniert wird. Dies ist einzigartig in der Geschichte von Star Trek.

Das zweite Thema ist natürlich die Diskriminierung der Afroamerikaner in den USA in den 50er Jahren, was präsentiert wird: Hier erfahren wir einen sehr emotionalen und tiefen Einblick in Benny Russells Welt, der von Avery Brooks in einer Glanzvorstellung gespielt wird. Markant ist auch, dass Brooks bei dieser Folge Regie führt, er hat sein ganzes Talent in diese Episode gesteckt und das sieht man auch. In der Gestalt des Benny wird er von seiner Umgebung diskriminiert und die weiße Gesellschaft - trotz vieler verständnisvoller Kollegen wie Herb oder Kay - determiniert ihn. Aus dieser Verharrung kann er nicht entkommen; seine farbigen Freunde haben sich wie Jimmy oder Willy damit abgefunden, dennoch will Benny den Kampf nicht aufgeben. Der daraus resultierende Druck, wie das Niedermachen seiner Arbeit oder der Angriff auf seine Person durch gesellschaftliche Autoritäten, die die Polizei darstellt, lässt ihn zerbrechen, da er das offensichtliche und klare Unrecht gegen ihn, gegen einen Menschen, nicht mehr begreifen kann.

Kommen wir nun zur brillant dargestellten Handlung: Die Propheten inszenieren diese Vision, um Sisko zu zeigen, dass man in schlimmster Stunde die Hoffnung nie aufgeben muss, da Benny es trotz offensichtlichen Misserfolges immer wieder versucht. Zwar scheitert er letztendlich, doch hat er seine Hoffnung nie aufgegeben. In der Vision trifft er auf Typen und Varianten seiner Bekannten und Freunde. Diese werden von einer menschlichen Version der DS9-Charaktere dargestellt, die Schauspieler spielten teilweise unmaskiert. Benny und Sisko sind beinahe ähnliche, kämpferische Naturen, die wir charaktermäßig gleichstellen können. Kasidy und Jake haben ähnliche familiäre Bindungen zu Benny, wie sie sie zu Sisko haben. Während Weyoun und Dukat auch die Bösewichte verkörpern, werden Darlene von Dax und Albert von O'Brien schon anders verkörpert, was eher ihrem Aussehen von naiv bzw. trottelig entspricht. Martok und Worf nehmen lediglich eine begleitende Rolle ein, die nicht wichtig ist, allerdings spielen der sich hier - ausnahmsweise - zurückhaltende Bashir und die auch einzigartige (weil weibliche) Kollegin Kira eine unterstützende Funktion für Benny ein, wie auch auf DS9. Quark und Odo erfahren einen Tausch der Grenzen und Standpunkte, diesmal bewegt sich Odo auf der gegenüberliegenden Seite von Sisko und Quark verteidigt vehement seine Position, ja er ist in einen ähnlichen Dauerstreit mit Odo verwickelt, wie auf DS9.

Die Atmospäre und die Szenerie sind einzigartig bei DS9, man befindet sich in einer anderen Welt, eben "Jenseits der Sterne". Wirklich mitgerissen ist man von der Welt Benny Russells. Interessant sind ferner die Schauspieler ohne ihre Masken, die nun endlich einmal ihre Mimik einsetzen können, und ihre veränderte Form der bekannten Charaktere. Desweiteren sorgen Kays Entdeckungen über Kira oder Darlenes Bemerkung über Dax' Wurm auch für einzelne Schmunzler bei den Zuschauern.

Siskos Wechsel in die andere Welt erinnern an die gute TNG Folge "TNG: Parallen", wo Worf ähnliches erlebt, allerdings ist in "Jenseits der Sterne" keine Spur von Widerholung zu finden. Die von Bashir angesprochenen Werte im Gehirn von Sisko werden durch die Propheten hervorgerufen, dies geschah, wie Bashir richtig bemerkt, schon einmal in "Heilige Visionen". Interessant ist auch die Anspielung, dass die Romulaner in den Krieg eingreifen sollten und werden, dies geschieht bereits in der Folge "In fahlem Mondlicht".

Alles in allem ist einfach nichts zu kritisieren an dieser perfekten Folge, die wirklich einzigartig in der Serie ist.

Spannung: 6 SFX: 6 Handlung: 6 Gesamt: 6
Zusammenhänge
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Ausdruck vom: 21. 11. 2024
Stand des Reviews: 15. 11. 2024
URL: http://www.startrek-index.de/tv/ds6_13.htm