Episodenbeschreibung
Während Major Kira in den Wehen liegt, bekommt Odo von Quark etwas zum Kauf angeboten, was ihn
sehr interessiert, ein Wechselbalg-Baby. Der Wechselbalg befindet sich in einem ähnlichen Zustand
wie Odo, als er vor vielen Jahren gefunden wurde. Er ist völlig form- und hilflos. Er weiß nichts
über sich selbst, auch nicht, dass er die Fähigkeit hat andere Formen anzunehmen. Der Wechselbalg
ist außerdem einer Strahlung ausgesetzt gewesen und dadurch krank geworden. Dr. Bashir filtert
die Strahlenschäden heraus. Sisko erlaubt Odo mit dem Wechselbalg zu arbeiten, um ihm das Formwandeln
beizubringen. Die Sternenflotte ist natürlich sehr interessiert an dem Wechselbalg, da man hofft,
mehr über die Gründer zu erfahren, doch man vertraut Odo und lässt ihn in Ruhe seine Arbeit
machen. Sisko schlägt vor, dass Odo Dr. Mora Pol kontaktiert, der damals für Odo zuständig war,
als dieser gefunden wurde, doch Odo ist davon wenig begeistert. Er wirft Dr. Mora immer noch
die Experimente vor, die er damals mit ihm durchgeführt hat und die nicht alle angenehm waren.
Dr. Bashirs Prozedur war unterdessen erfolgreich und der Wechselbalg ist nun wieder gesund.
Inzwischen versucht Kira sich zu entspannen und sich auf die Geburt vorzubereiten, was ihr aber
nur schwer gelingt, da Shakaar zwar versprochen hat zu kommen, jedoch bisher auf sich warten lässt.
Odo beginnt seine Arbeit mit dem Wechselbalg sehr behutsam. Er zwingt ihn zu nichts sondern
beginnt mit ihm zu reden, um sein Vertrauen zu gewinnen. Er zeigt dem Wechselbalg einige
Grundformen, die dieser jedoch zunächst nicht nachahmt, offenbar möchte er einfach nur im
formlosen Zustand weiter existieren.
Plötzlich taucht Dr. Mora Pol auf der Station auf. Er arbeitet zur Zeit eigentlich mit der
Sternenflotte daran Methoden zu entwickeln, Wechselbälger am Formwandeln zu hindern, doch er
war gerade zu Besuch auf Bajor, als er die Nachricht des gefundenen Wechselbalgs hörte. Nun ist
er auf die Station gekommen um Odo bei seiner Arbeit zu unterstützen. Odo ist davon alles andere
als begeistert, doch gestattet er Mora, ihm bei seinen Bemühungen zuzusehen. Mora ist von Odos
Arbeitsweise wenig überzeugt. Er ist der Meinung, dass das Wachstum des Wechselbalgs zu langsam
vorangeht, und dass dieser etwas Führung braucht, damit er überhaupt den formlosen Zustand
verlässt. Es kommt zum Streit zwischen beiden. Odo wirft Mora vor, dass er es genossen habe,
die verschiedenen Experimente an ihm durchzuführen und dass er nur zu gerne dasselbe mit dem
neuen Wechselbalg tun würde. Mora verteidigt sich damit, dass er von der cardassianischen
Besatzungsmacht stark unter Druck gesetzt wurde Ergebnisse zu liefern und die Experimente
deswegen durchführen musste.
Inzwischen ist Shakaar auf der Station eingetroffen, doch er und O'Brien streiten sich ständig,
so dass Kira sie bei der Geburt nicht dabei haben will.
Sisko hat inzwischen eine Nachricht vom Sternenflottenkommando erhalten. Dort möchte man langsam
Ergebnisse von Odos Forschungen sehen, ansonsten will man das Projekt selbst in die Hand nehmen.
Odo sieht sich nun gezwungen die gleichen Maßnahmen wie Mora anzuwenden, um den Wechselbalg dazu
zu bewegen, eine Form anzunehmen. Die Methoden zeigen relativ schnell Wirkung, der Wechselbalg
nimmt erste, einfache Formen an. Eines Abends versucht der Wechselbalg sogar Odos Gesicht
nachzuahmen, offensichtlich ist es Odo gelungen mit seinen Gesprächen ein Vertrauensverhältnis
zu dem Wechselbalg aufzubauen. Während Mora und Odo noch völlig überrascht über die schnellen
Fortschritte mit dem Wechselbalg sind und auf ihren Erfolg anstoßen, geht es dem Formwandler
wieder schlechter. Dr. Bashir stellt fest, dass die Strahlung den Gründer doch auf stärkere
Weise beeinträchtigt haben muss, als zunächst angenommen. Er und Dr. Mora versuchen das Leben des
Formwandlers zu retten.
Kira bringt inzwischen das Kind der O'Briens zur Welt.
Bashir und Dr. Mora konnten nichts mehr für den Wechselbalg tun, er wird bald sterben. Odo nimmt
ihn in seine Hände und spricht wieder mit ihm. Plötzlich integriert sich der Wechselbalg in Odos
Körper und macht ihm damit ein letztes Geschenk: Er gibt Odo die Fähigkeit zum Formwandeln wieder.
Bewertung
"Das Baby" ist eine schöne Odo-Charakterfolge und beendet mit der Geburt des O'Brien-Babys, sowie
Odos Zurückverwandlung in einen Wechselbalg gleich zwei Handlungsstränge, die in der 4. Staffel
begonnen wurden.
Dabei funktioniert die Episode vor allem als stimmungsvolle Charakterstudie, die es mit mitreißenden
Dialogen zwischen Dr. Mora und Odo schafft, den Zuschauer trotz relativ actionarmer Handlung an den
Bildschirm zu fesseln.
Auf glaubwürdige und nicht zu überzogene Weise wird in den Streitgesprächen zwischen Mora und Odo
eine Parallele zum Problem der Kindererziehung bei den Menschen gezogen. Odo repräsentiert dabei
die modernere Ansicht, dass man das Kind zu nichts zwingen soll, sich sein Vertrauen erarbeiten
und ihm seine Freiheiten lassen muss. Dr. Mora hingegen stellt wohl die traditionelle Erziehung dar,
die zum Teil auch mal recht grob mit den Kindern umspringt und ihnen eine relativ strenge Führung
zukommen lässt. Die Folge zeigt, dass wohl der gesunde Mittelweg angestrebt werden sollte.
Wir alle haben uns wohl in unserer Kindheit das einer oder andere Mal über unsere Eltern aufgeregt
und uns geschworen, bei unseren eigenen Kindern alles viel besser und gerechter zu machen. Wenn es
dann irgendwann einmal soweit ist, muss man jedoch meistens, ähnlich wie Odo, feststellen, dass es
die Eltern damals nur gut gemeint haben und man wird sich immer wieder selbst dabei ertappen, wie
man die gleichen Erziehungsmethoden anwendet, die auch schon die eigenen Eltern angewendet hatten.
Diese Lektion muss auch Odo in dieser Episode lernen. Er nimmt Dr. Mora noch immer die Experimente
übel, die er mit ihm durchgeführt hat, doch nun befindet er sich auf der anderen Seite und steht
vor dem gleichen Problem wie Mora Jahre zuvor. Er muss Ergebnisse an die Sternenflotte liefern,
wenn er den Wechselbalg nicht verlieren will und muss somit die verhassten Methoden Moras anwenden.
Odo muss dabei nach und nach einsehen, dass sein lange gehegter Hass gegen Mora fehl am Platz war,
da dieser die Experimente an Odo genauso ungern durchgeführt hat, wie Odo sie nun beim neuen
Wechselbalg durchführt, doch ihm blieb nichts anderes übrig, da Odo ohne etwas sanften Druck nie
gelernt hätte, seine Form zu verändern. Auch hier ist wieder die Parallele zur Kindererziehung
deutlich zu erkennen. Die Folge sagt damit nachdrücklich, dass Kinder eine leichte Führung durch ihre
Eltern brauchen und ab und zu auch durch leichten Druck zu etwas gezwungen werden müssen (zum
Beispiel, zum Machen der Hausaufgaben). Diesen Druck üben die Eltern jedoch nicht aus, weil sie
den Kindern das Leben schwer machen wollen, oder weil sie ihre Kinder weniger lieben, sondern
weil sie nur das Beste für sie wollen. Auch Odo erkennt in dieser Folge, dass er Mora schon
immer sehr viel bedeutet hat.
Dass Odo mit seiner Methode mit dem Wechselbalg zu reden Erfolg hat und es schafft, das Vertrauen
des Formwandlers zu gewinnen, zeigt aber auch deutlich, dass es durchaus sinnvoll ist zu versuchen,
es besser zu machen als die eigenen Eltern. Dies wird zwar nicht immer gelingen, aber der Versuch
ist es doch wert.
Erfreulich ist, dass die Parallele zur Kindererziehung nicht zu sehr mit dem erhobenen Zeigefinger
präsentiert wird, sondern eher subtil in die Handlung einfließt und somit auch nicht irgendwie
aufgesetzt wirkt.
Mit dem erneuten Auftreten von Dr. Mora Pol wird an die Folge
2.12: Metamorphosen angeknüpft. Mora wird dabei wieder von James Sloyan
gespielt. Bereits in der erwähnten Episode wurde das gespannte Verhältnis zwischen Mora und Odo
angedeutet. Dies wurde hier nun konsequent weitergeführt und zu Ende erzählt.
Nach 13 Folgen als Mensch erlangt Odo am Ende dieser Episode seine Fähigkeiten zum Formwandeln
wieder zurück, eine Tatsache, die von vielen Zuschauern heftigst kritisiert wurde. Was genau an
der Zurückerlangung seiner Fähigkeiten denn nun so schlimm war, konnten die meisten Kritiker aber
nicht beantworten. Die heftige Kritik verwundert doch, schließlich war wohl kaum anzunehmen, dass
Odo bis zum Ende der Serie ein Mensch bleiben würde. Natürlich kam die Züruckverwandlung hier
unerwartet früh und auch recht unspektakulär, doch hatte sich der Handlungsstrang in den letzten
Wochen bis auf einige wenige witzige Dialoge eh als recht überflüssig herausgestellt, da nie
genauer auf Odos Menschwerdung eingegangen wurde. Somit ging auch die Zurückverwandlung in einen
Wechselbalg durchaus in Ordnung und geschah noch dazu auf recht originelle Weise.
Dass man aus der Konstellation Odo als Mensch nicht mehr machen konnte oder wollte, ist natürlich
nach wie vor schade, da hier sicher viel Potenzial versteckt gewesen wäre, welches man nur hätte
freilegen müssen.
Die Handlung verrät einige weitere Einzelheiten über Odos Vergangenheit. So erfährt man zum Beispiel,
dass Dr. Mora zu Beginn nicht wusste, ob es sich bei Odo um eine Lebensform handelte oder nicht.
Interessant sind Odos Gespräche mit dem Wechselbalg. Darsteller René Auberjonois stand hier vor der
schwierigen Aufgabe, ein Gespräch mit einer Lebensform zu führen, die komplett aus dem Computer kam.
Auberjonois bewältigte seine Aufgabe dabei mit Bravour.
Interessant ist auch auch Odos Aussage, dass er weiß, dass der Wechselbalg ihn nicht versteht,
dieser durch Odos Stimme jedoch bemerkt, dass jemand da ist. Hier stellt sich natürlich die Frage nach
der "Anatomie" der Wechselbälger. Man fragt sich, ob es sich bei Odos Organen um richtige Organe
oder lediglich um Nachbildungen handelt. Sieht Odo zum Beispiel wirklich mit seinen Augen? Es ist
eher anzunehmen, dass es sich dabei nur um Imitate von menschlichen Augen handelt, da Odo auch zu
hören und zu sehen scheint, wenn er als Gegenstand existiert (zum Beispiel als Oberfläche einer
Konsole in 4.01: Der Weg des Kriegers Teil 1). Fraglich ist dann jedoch,
auf welche Weise Odo seine Umwelt wahrnehmen kann.
Unklar bleibt auch, woher Quark zu Beginn der Episode überhaupt weiß, dass es sich bei der blauen
Masse in dem Gefäß um einen Wechselbalg handelt.
Obwohl die Folge eine eher ernste Handlung hat, überzeugt sie auch durch einige sehr witzige Szenen.
Dazu gehört zum Beispiel eine Szene mit Worf und Odo. Odo unterhält sich dabei im Replimat mit dem
Wechselbalg, den er in einer Tasse mit sich herumträgt. Daraufhin spricht Worf ihn an, ob es ihm
gut geht, da er sich mit seinem Getränk unterhält. Highlight war jedoch eindeutig die Szene in Quarks
Bar, als Odo einfach mal nach Feiern zumute ist und Quark hinter alledem irgendeine ausgeklügelte
List des Sicherheitschefs vermutet, um ihn ins Gefängnis zu bringen.
Die Nebehandlung, in der Kiras Schwangerschaft mit der Geburt des O'Brien-Kindes beendet wird,
verläuft relativ unspektakulär. Die Geschichte enthält einige witzige, aber auch eine ganze Reihe
alberner Szenen und lässt wohl kaum ein Geburten-Klischee aus. Shakaars letzter Auftritt in der
Serie bleibt mäßig, man hätte ihm einen würdigeren Abgang gewünscht. Da wäre es schon besser gewesen,
wenn Duncan Regehr in den letzten beiden Episoden mitgewirkt hätte.
Das Drehbuch stammt dieses Mal von Stammautor René Echevarria.
Regie führte Jesus Salvador Trevino, der hier zum ersten Mal für "Deep Space Nine" Regie führte und
kurze Zeit später auch sein Debüt bei "Star Trek - Voyager" gab. Er hat bis heute insgesamt 8 Star
Trek-Episoden inszeniert.
Alles in allem ist "Das Baby" eine einfühlsame Odo-Episode, die durch gute Mora-Odo-Dialoge und
durch eine hervorragende Darstellerleistung von René Auberjonois überzeugt.
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