Episodenbeschreibung
Der Letheaner Altovar möchte von Dr. Bashir biomimetisches Gel erwerben, doch Bashir weist
ihn darauf hin, dass der Besitz dieser Substanz verboten ist. Kurze Zeit später ertappt Bashir
den Letheaner bei einem Einbruch in die Krankenstation. Der Letheaner greift Bashir mit seiner
telepathischen Energie an. Als Bashir wieder erwacht, findet er die gesamte Station völlig
verlassen vor. Die einzige Person, auf die er trifft, ist Quark, der völlig verängstigt
in der Bar sitzt und davon spricht, dass er sie alle umbringen wird. Quark erläutert jedoch nicht
näher, wen er mit "er" meint. Kurze Zeit später trifft Bashir auch Garak. Die beiden bewaffnen
sich und untersuchen getrennt die Station.
Bashir trifft in der Offiziersmesse auf Kira, Odo, O'Brien und Dax. Diese verhalten sich
allerdings sehr merkwürdig. Während O'Brien zu einem Angsthasen wurde, ist Odo unheimlich
misstrauisch allen anderen gegenüber. Dax hingegen möchte alle Probleme mit einem Phaser lösen.
Bashir erfährt von den anderen, dass der Letheaner immer noch frei herumläuft. Inzwischen hat
bei Bashir ein schneller Alterungsprozess begonnen. Er hat bereits graues Haar. Die Fünf ziehen los
und versuchen die internen Sensoren wieder herzustellen, doch O'Brien muss feststellen, dass
diese zu schwer beschädigt sind. Es gelingt jedoch, die Kommunikation wieder herzustellen. Sie
empfangen eine Transmission, in der sich Dax und Sisko unterhalten. Die beiden sprechen über
Bashirs Gesundheitszustand und dass er bald sterben wird, wenn es ihnen nicht gelingt, ihn aus
seinem Koma herauszuholen. Bashir folgert aus dieser Nachricht, dass er selbst nach dem Angriff
des Letheaners ins Koma fiel und dass die Station mitsamt ihren Personen zu seiner
Komaphantasie gehört. Die Crewmitglieder von DS9 repräsentieren seine verschiedenen
Facetten, während der Letheaner den telepathischen Schaden darstellt, welchen
Altovar ihm zugefügt hat. Da Bashir im Sterben liegt, wird dies in seiner Komaphantasie durch
seinen Alterungssprozess symbolisert. Dax wird inzwischen von dem Letheaner entführt.
Plötzlich ist Bashir wieder auf dem Promenadendeck, wo er mit Garak Tennis spielt. Er bittet
Garak um Hilfe. Er möchte zur Ops gelangen, um von dort sein Gehirn wieder in Gang zu bringen
und aus dem Koma aufzuwachen. Garak soll die anderen suchen und sie auf die Ops schicken. Auf
dem Weg dorthin trifft Bashir auf Sisko, Odo, Kira und O'Brien, welche alle einen Teil seiner
selbst darstellen. Er bittet sie um Hilfe, doch ehe sie ihm helfen können, werden sie vom
Letheaner Altovar einer nach dem anderen umgebracht. Bashir hat nun nur noch Garak, an den er
sich halten kann. Er geht mit ihm zusammen auf die Ops, doch Bashir ist inzwischen so
altersschwach, dass er kaum noch gehen kann. Außerdem kann er von der Ops aus nichts ausrichten.
Bashir findet inzwischen heraus, dass Garak kein Teil seiner selbst ist, da ihn Altovar
verschont hat und da Garak ihn ständig zur Aufgabe überreden will. Als er Garak mit diesen
Erkenntnissen konfrontiert, verwandelt sich dieser in Altovar. Dieser versucht ihm einzureden,
dass er keine Chance mehr hat, doch Bashir gibt nicht auf und kehrt zur Krankenstation zurück.
Er beging den Fehler, zu glauben, dass die Ops das Zentrum seines Gehirns ist, doch in
Wirklichkeit ist die Krankenstation, wo er im realen Leben arbeitet, das Zentrum seines Gehirns.
Von dort aus kann er die Systeme der Station wiederherstellen und den Letheaner neutralisieren.
Daraufhin erwacht er aus dem Koma. In Wirklichkeit wurde der Letheaner keine 50 Meter außerhalb
der Krankenstation von Odo festgenommen.
Bewertung
Bei Folgen, welche aus der Feder von Ira Steven Behr und Robert Hewitt Wolfe kommen, kann man sich
normalerweise genüsslich zurücklehnen und die Folge genießen. Anders jedoch dieses Mal. Mit dieser
Folge liefern die beiden Stammautoren einen eher enttäuschenden Beitrag ab. Die Idee, die
Raumstation als Sinnbild für Bashirs Verstand zu nehmen und die verschiedenen Hauptpersonen als
die verschiedenen Teile seiner Persönlichkeit auftreten zu lassen, war ja zugegebenermaßen eine
nette Idee, darüber reichte es dann aber halt auch nicht hinaus. Das Ganze wurde eher
mittelmäßig als interessant umgesetzt und die Inszenierung war auch ziemlich langweilig.
Die ganze Folge ist ein merkwürdiges Stückwerk aus Horrorelementen, die mit einer Charakterisierung
Bashirs kombiniert wurden, welche dann aber auch auf halbem Wege stecken blieb. Auch das Psychoduell
zwischen Bashir und Altovar war bis auf den recht stimmungsvollen Showdown in der Krankenstation
wenig interessant. Selbst die ansonsten so spritzigen Wortgefechte zwischen Garak und Bashir waren
dieses Mal schwach.
Letztendlich zeigt sich hier deutlich, dass es ein langer Weg von einer guten Idee bis hin zu einer
guten Folge ist. Diese Folge hat diesen Weg leider nicht geschafft. Man hätte auch genauso gut die
ersten und die letzten 5 Minuten der Handlung anschauen und den langweiligen Mittelteil einfach
weglassen können. Viel verpasst hätte man nicht.
Folgen, in denen sich alles Erlebte als eine ausgeklügelte Illusion herausstellt, gibt es inzwischen
in Star Trek zuhauf und es ist deswegen auch gut, dass die Folge dieses Mal gar keinen großen Hehl
daraus macht, dass es sich bei Bashirs Komaphantasie eben nicht um die Wirklichkeit handelt. Die
Crew verhält sich so merkwürdig, dass die Illusion fast schon auf der Hand liegt und Bashir findet
auch schon nach wenigen Minuten heraus, dass er sich nicht wirklich auf Deep Space Nine, sondern im
Innern seines Verstandes bewegt.
In den letzten paar Minuten erfährt man ein wenig mehr über Bashirs Vergangenheit. Zum Beispiel war
er offensichtlich früher ein sehr guter Tennis-Spieler. Außerdem war er der Zweitbeste in
seinem Jahrgang an der Medizinfakultät. Den ersten Platz schaffte er nur durch einen dummen Fehler
im Abschlusstest nicht.
Merkwürdig erscheint es, dass Dax und Krankenschwester Jabara die Behandlung Bashirs übernehmen. Gibt
es auf der ganzen Station wirklich keinen zweiten Arzt? Sogar die Original-Enterprise mit nur 400 Mann an
Bord besaß mehrere davon.
In der deutschen Version hat sich mehrmals ein Fehler eingeschlichen, der sich schon durch die komplette
Star Trek-Synchronisation wie ein roter Faden zieht und aus dem die Synchronstudios offensichtlich
auch nichts lernen. Es wurde nämlich wieder einmal das englische "human" mit "humanoid" übersetzt,
obwohl die korrekte Übersetzung einfach "menschlich" wäre. Für das deutsche "humanoid" ist das exakt
gleich geschriebene "humanoid" die korrekte englische Übersetzung. "Humanoid" bezeichnet alle
menschenähnlichen Lebensformen, also angefangen bei den Klingonen bis hin zu den Romulanern und
den Cardassianern. Es gibt im Star Trek-Universum nur sehr wenige nicht humanoide Rassen (die
Formwandler gehören zu dieser Minderheit). Deswegen kommt es natürlich in der deutschen Version
immer wieder zu Verwirrungen, wenn "human" fälschlicherweise mit "humanoid" übersetzt wird. Garak
sagt beispielsweise in dieser Folge, das cardassianische Gehör sei nicht so gut, wie das humanoide.
Zu den Humanoiden gehört er aber als Cardassianer ebenfalls und deswegen wäre "menschlich" auch die
korrekte Übersetzung.
Das einzig wirklich gelungene an der Folge ist die außergewöhnlich gute Leistung der Make-Up Abteilung,
welche Bashir so realistisch, wie bisher noch nie in Star Trek, auf alt schminkt. Dafür gab es 1995
zurecht einen Emmy für "Outstanding Individual Achievement in Makeup".
Alles in allem kann das aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir es mit einer sehr schwachen Folge
zu tun haben, der zwar eine gute Idee zugrunde liegt, welche aber nicht gut umgesetzt wurde.
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