Die Föderation am Abgrund
von Andrej Schwabe, 08.09.2010
Inhalt:
Nach den Ereignissen aus "Heldentod" und "Mehr als die Summe" wird die Borg-Story in der Destiny-Trilogie fortgesetzt: Die Borg haben ihre Strategie nun endgültig geändert und versuchen, die Föderation einfach nur noch mit ihrer Übermacht zu vernichten.
Destiny überspannt mehrere Serien. Picards Enterprise versucht mit einer neuartigen Waffe, die Borgangriffe abzuwehren. Fernab vom Föderationsgebiet stößt derweil Rikers Titan auf seltsame, aber möglicherweise entscheidende Zusammenhänge bezüglich der Borg. Ezri Dax ist inzwischen Captain an Bord der Aventine und untersucht das Wrack eines ungewöhnlich gestrandeten Raumschiffs im Gamma-Quadranten.
Kritik:
Nun ist er also da: der große Showdown zwischen der Föderation und den Borg und er kommt - gemessen an den möglichen Erwartungen - angenehm ruhig daher.
Die Story entwickelt sich auf mehreren Ebenen und bietet ein passendes Bild der angegriffenen Föderation: Mittendrin Picard mit seiner hochgerüsteten Enterprise, die sich mutig den Borg in den Weg stellt, ohne der Föderation angesichts der immensen Bedrohung wirklich zum Sieg verhelfen zu können. Viele Zweifel und Ängste prägen Picards Denken, insbesondere als die Borg gleichzeitig mehrere dicht bewohnte Planeten und Sternbasen angreifen und er sich entscheiden muss, wem er hilft. Nicht nur Picard, die ganze Besatzung befindet sich in höchster Anspannung, was unweigerlich zu ernsthaften Konflikten führt.
Rikers Titan und Dax' Aventine übernehmen - da weit entfernt von der Heimat - die wissenschaftlichen Rollen in diesem Roman, indem die Crew der Titan die Borgstrategien zu ergründen versucht und die Aventine-Besatzung das alte Wrack des Erdenschiffs Columbia im Gamma-Quadranten untersucht, das dort schon einige Jahre zuvor für Erstaunen gesorgt hat. Die Erlebnisse der Besatzung dieses aus "Enterprise" bekannten Schiffes sind in die Handlung eingestreut und bieten einerseits eine gute Ablenkung von der Borgstory und andererseits allerhand Spekulationsmöglichkeiten, mit wessen Hilfe die Föderation gegen die Borg siegen könnte.
Nicht nur diese Sachen werden wohl wichtige Puzzlestückchen sein, die schlussendlich zur Überlegenheit der Föderation führen werden. Wie allerdings in "Destiny 1" schnell klar wird, wird die Föderation nach der Trilogie nicht mehr so aussehen wie zuvor. Viele wichtige Planeten sind empfindlich getroffen worden. Die Sternenflotte versucht mit aller Gewalt, wenigstens die Zentralwelten zu beschützen - mit äußerst dürftigem Erfolg. Mack gelingt es trotz weniger Kampfszenen, die gewaltige Bedrohung der Borg glaubhaft zu vermitteln, und damit auch das Gefühl, dass die Föderation hier wohl tatsächlich um ihr Überleben kämpft.
Die Charaktere sind ordentlich ausgearbeitet, wenn auch oft nicht wesentlich tiefer, als wir sie bereits kennen. Einige Konflikte und Themen aus aktuellen Romanen werden weitergeführt, am meisten sticht dabei sicher Trois drohende weitere und diesmal lebensgefährliche Fehlgeburt heraus. Die verschiedenen Reaktionen, von Riker über Troi selbst bis hin zur Crew in Form der Ersten Offizierin Vale und des Schiffsarztes Dr. Ree sind interessant und stimmig erzählt. Troi und Riker fällt es nicht leicht, die drohende Fehlgeburt rational zu betrachten. Nach den vielen Versuchen klammern sich beide krampfhaft an jede Möglichkeit, ein Kind zu bekommen, was Troi womöglich das Leben kosten könnte.
Auf allen Gebieten ein solides Buch, das sicher nicht die originellste Ausgangslage zu bieten hat, aber ansonsten überzeugend ist.
Infos:
Star Trek: Destiny
Band 1
Titel: Götter der Nacht (Gods of Night)
Autor: David Mack
Erscheinungsjahr: Deutschland: 2010, USA: 2008
Deutsche Übersetzung von Stephanie Pannen
Preis: 12,80 €
Cross Cult Verlag
Mit freundlicher Unterstützung vom Cross Cult Verlag
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Andrej Schwabe.