Janeway²
von Andrej Schwabe, 07.03.2002
Der Roman zur letzten
VOY-TV-Episode
"Endspiel",
verfasst von Diane Carey, die
sich schon für einen Strauß voller TV-Nacherzählungen
verantwortlich zeichnet. Gleichzeitig auch das erste Review
eines Voyager-Buches, das von der Qualität her bezeichnend
für die ganze Reihe ist.
Handlung:
Für alle, die bisher von der TV-Folge verschont geblieben
sind: In einer 26 Jahre entfernten Zukunkt ärgert sich
Admiral Janeway darüber, dass auf dem Nachhauseweg so viele
Crewmitglieder ihr Leben lassen mussten und entscheidet sich,
eigenmächtig in die Zeitlinie einzugreifen und der Voyager
mithilfe ausgefeilterer Technologie und Wissen zu einem
glücklicheren Rückweg zu verhelfen. Dabei gibt es ein
Wiedersehen mit dem inzwischen stark angegrauten Barclay und
der verständnisvollen Borgkönigin.
Kritik:
Tja, was soll ich hier
groß schreiben? Frau Carey kann leider mit nur etwa drei
unbekannten Szenen aufwarten, die zudem auch noch relativ
kurz sind - ein neuer Tiefpunkt in punkto inhaltlicher Umfang
einer Nacherzählung.
Bleibt also nur noch die
nackte TV-Episode, die hier recht einfach und vor allem -
hier ist das Wort wirklich angebracht - langweilig
daherkommen. Neues gibt es nur körnchenweise und der Rest
ist eine klischeehafte und mit Logiklöchern gespickte
Geschichte. Mir ist sowohl nach dem Buch als auch nach der
TV-Epsiode nicht klar, warum die Borg im Nebel anfangs
Sensorschwierigkeiten hatten, danach jedoch keine mehr. Dann
will mir einfach nicht in den Kopf, dass die junge Janeway
(was man wohl in der Fachsprache Euphemismus nennt) eine
solch umfassende Änderung der Zeitlinie zulässt.
Interessant ist auch, dass die Borg über immerhin sechs
Transwarp-Knoten verfügen, aber bisher nur zweimal versucht
haben mit jeweils einem - ich betone: einem - Kubus versucht
haben, die Erde zu assimilieren.
Mit der letzten Episode
der Serie wollten die Produzenten wohl auch die
intellektuellen Fähigkeiten ihrer Zuschauer nicht
überfordern und haben sich einfach den Plot aus der 100.
Epsiode
"Timeless"
genommen, ein wenig umgestrickt und
aufgebläht. So doktern in beiden Folgen Hauptfiguren an der
unliebsamen Vergangenheit mittels Zeitreise herum, um in den
Genuss einer angenehmeren Gegenwart zu kommen.
Kommen wir zu den
erbärmlichen Charakteren: Der Großteil aller Charakterzüge
lässt sich in dem Buch auf Sexismus (seitens Chakotay beim
triebgesteuerten Betrachten von Seven of Nine) und typisch
amerikanischer Heldenglorifizierung reduzieren - da wird auf
die Schulter geklopft und zerstört, was nur geht, um auch ja
für die eigene Ehre und das Vaterland (OK, die Föderation)
einzustehen. Was bisher nur tendenzweise im Star
Trek-Universum zu beobachten war, findet der geneigte Leser
hier in Reinkultur.
Und die einzig guten
Aspekte der glücklicherweise letzten TV-Episode, nämlich
die Effekte und die musikalische Untermalung, bleiben im Buch
leider nur schale Erinnerungen.
Fazit: Die zu löhnenden 7,95
sind ein Hohn für alle Anhänger halbwegs gut
geschriebener Science Fiction und letztlich auch ein Zeichen
dafür, dass die Heyne-Redaktion auch nicht mehr ganz am Puls
der Fangemeinde sitzt, die - da bin ich mir sicher - lieber
Romane wie DS9s "Millenium" veröffentlicht sehen
möchte anstelle dieser furchtbaren Blättersammlung.
(gandalf)
Infos:
STAR TREK -
Voyager, Band 23
Titel: Endspiel (Endgame)
Autor: Diane Carey
Erscheinungsjahr: Deutschland: 2001, USA: 2001
Deutsche
Übersetzung von
Andreas Brandhorst
Preis: 7,95 (15,55 DM)
Wilhelm
Heyne Verlag,
München