Episodenbeschreibung
Am Anfang der Episode sieht man ein kabinenartig zusammengesetztes, langes
Raumschiff. Nach einer Blende in eine der Kabinen sieht man, wie Harry Kim
und eine der humanoiden Bewohnerinnen dieses Schiffes, eine Varro, sich
verliebt küssen. Dabei beginnen Teile des Körpers von Harry unmerklich
zu glimmen.
Währenddessen befindet sich Janeway auf der Brücke des Alienschiffs. Sie
bemerkt, dass die Varro nur sehr ungern die Hilfe Fremder bei der Reparatur
ihres Warpantriebs annehmen und versucht einen der Varro davon zu überzeugen,
dass sie und die Voyager große Ähnlichkeit besitzen. Das Varro-Schiff
startete ganz klein und wurde nach und nach modulartig zu einem großen Schiff
ergänzt. Dem entsprechend verfügt es inzwischen auch über eine eigene Kultur.
Harry und und seine Varro-Freundin Tal gehen inzwischen wieder getrennte Wege.
Da Janeway jeglichen Kontakt mit den Varro verboten hatte, versuchen beide ihr
Verhältnis geheim zu halten, obgleich Tal das nicht verstehen will. Zurück
auf der Varro-Brücke stellt man fest, dass die ganze Hülle des Schiffs inzwischen
von Mikrofrakturen durchsetzt ist. Janeway will vor dem Start des Warpantriebs
eine Analyse der Ursache durchführen.
Auf der Voyager nimmt Harry nun wieder Kontakt zu Tal auf. Doch schon bald
spürt Tuvok die Kommunikation auf und verfolgt sie zurück. Paris kann sie im
letzten Moment unterbrechen, so dass Tuvok sie nicht weiter zurückverfolgen
kann. Als Harry später dann mit Seven zusammen in der Astrometrie plötzlich
zusammenbricht, taucht wieder das Glimmen der ersten Verbindung mit Tal auf.
Seven schickt ihn daraufhin zur Krankenstation.
Dort stellen der Holodoc und Seven fest, dass Harrys synaptische Aktivitäten
verändert sind. Der Holodoc vermutet einen Virus, doch Harry erläutert ihm,
nachdem er sich überwunden hat, dass er sexuellen Kontakt zu Tal hatte.
Das von ihm erwartete Verständnis bleibt jedoch aus und der Holodoc verweist
ihn an Janeway, die sich von der Missachtung ihrer Befehle sehr enttäuscht zeigt.
Zurück auf dem Varro-Schiff informiert Harry Tal darüber, dass Janeway ihn zur
Beendigung der Beziehung aufgefordert habe, doch er kann nicht widerstehen und
verfällt wieder seiner Liebe zu ihr.
Neelix und Tuvok sind derweil seltsamen Energieumleitungen auf der Spur.
Bereits kurze Zeit später finden sie einen der Varro vor, der anscheinend aus
deren Schiff flüchten wollte. Bei der Befragung gibt er an, dass er überall
hinwolle, aber nur weg vom Schiff, das beileibe nicht das Paradies sei, wie es
die Verwalter darstellen würden. Und es gäbe noch Hunderte, die auch weg wollten.
Näheres erläutert er jedoch nicht, weshalb Chakotay ihn zunächst in den Arrest
steckt.
Mittlerweile hat man auch die Ursache für die Mikrofrakturen auf der Hülle des
Varro-Schiffes gefunden. Es handelt sich um künstlich hergestellte Parasiten,
die offenbar von einer Untergrundbewegung auf dem Varro-Schiff dazu benutzt
werden, die Habitate auf dem Schiff voneinander zu trennen. Harry wird beauftragt,
mit einem Shuttle bei der Entfernung der Parasiten mitzuhelfen. Doch statt seinen
Auftrag auszuführen, beamt er Tal an Bord des Shuttles. Das bleibt jedoch nicht
unentdeckt, da Tuvok mit dem Delta Flyer schon auf der Suche nach Tal war, die nun
als Anführerin der Bewegung identifiziert ist.
Auf der Voyager angekommen, erklärt sie den Einsatz der Mikrofrakturen damit,
dass man das Schiff trennen wollte, um in eigene Richtungen zu fliegen. Janeway
unterstellt derweil Harry, dass er nicht mehr vollkommen zurechnungsfähig ist.
Kurze Zeit später gelingt es Tal - zurück auf dem Varro-Schiff - dann doch, das
Schiff zu zersplittern. Die Varro-Module fliegen fortan in alle Richtungen,
einige in Gruppen, andere allein. Der Voyager gelingt es in letzter Minute
abzudocken, um nicht beschädigt zu werden.
Der Doktor will den liebeskranken Harry schließlich von seiner physischen
Abhängigkeit zu Tal befreien, doch Kim will diese Phase ohne Medikamente
durchstehen - mit Genehmigung von Janeway.
Bewertung
Der Originaltitel dieser Episode lautet "The Disease", was wörtlich übersetzt
"Die Krankheit" bedeutet und dies in zweierlei Hinsicht.
Da wäre zunächst Harrys Liebe zu Tal, die nicht nur psychisch, sondern auch
physisch von Abhängigkeit geprägt ist. Dass Seven Liebe als Krankheit
charakterisiert, ist daher auf Harrys Fall vollkommen zutreffend. Aber auch
ohne die physische Abhängigkeit wäre die zentrale Fragestellung nicht minder
bewegend gewesen. Wie weit dürfen Vorschriften gehen oder vielmehr noch:
Inwieweit können sie überhaupt eingehalten werden?
Auch wenn die Autoren durch Harrys körperliche Beschwerden und die Auflösung,
dass Tal in eine Widerstandsbewegung involviert war, den Eindruck
vermitteln wollten, dass seine Verliebtheit unangebracht, ja gefährlich war,
bleibt doch die Überlegung, ob so etwas nicht zumindest nachvollziehbar ist.
Zurecht stellt Chakotay an Janeway die Frage, ob es ihr in erster Linie um die
Sache selber gehe oder vielmehr darum, dass man ihre Befehle missachtet hat -
egal welche. Dass Janeway darauf empfindlich reagiert, ist angesichts der
Brisanz des Themas aber inzwischen nichts Neues.
Die andere Krankheit sind weniger die Parasiten, die die Hülle des Varro-Schiffes
auffressen, als vielmehr die ungesunde Atmosphäre auf diesem vermeintlich so
glücklichen Kollektiv-Schiff. Hier wird schnell klar: Die Rechte des Individuums
werden dem Kollektiv untergeordnet - Parallelen zu menschlichen Verhaltensweisen
sind anscheinend erwünscht.
Und damit ergibt sich auch der Faden, der sowohl Harrys Gehorsamsproblem, als
auch die aus dem Kollektiv herausbrechende Widerstandsbewegung zusammenfasst:
Bei beiden stellt sich die Frage, wie weit die individuelle Selbstbestimmung
gehen sollte. Darf Harry das Kollektiv, also die Voyager-Besatzung, zugunsten
einer Liaison mit Tal gefährden? Und sollen Teile des Varro-Schiffes, oder besser
des Varro-Komplexes, über sich selbst bestimmen können, obwohl das Kollektiv
ihnen mehr Schutz bietet und die Mehrheit scheinbar ein Zusammenbleiben wünscht?
Es ist klar, dass die Antworten, die darauf gegeben werden, nicht unbedingt
die einzig wahren sind. Ganz im Gegenteil: Es spricht vielfach genauso viel
dafür wie dagegen. Andererseits muss eine Gesellschaft unter den fokussierten
Bedingungen im Weltall auf einem riesigen Raumschiff aber klare Antworten auf
die wichtigsten Fragen haben, um überhaupt überlebensfähig bleiben zu können.
Dass diese auch falsch sein können, zeigt die Form des Zusammenlebens auf dem
Varro-Schiff, denn offenbar gibt es auch dort Unterdrückung und einen Teil der
Gesellschaft, die eine andere Lebensform bevorzugt. Hier wird klar, dass
bestimmte Antworten auf grundlegende Lebensfragen änderbar bleiben sollten, auch
wenn es zunächst keine Mehrheiten dafür gibt. In der Tat ein sehr komplexes Problem,
das sich am Ende der Episode nicht auf ein banales Prinzip festlegt, sondern mehrere
Optionen aufzeigt.
Insgesamt damit eine handlungsseitig sehr gute Episode. Auch der
Spannungsbogen ist groß, da anfänglich die Mikrofrakturen der Hülle noch keinen
Anlass für Überlegungen geben. Erst der Flüchtende und die langsam immer mehr
werdenen Details lassen durchblicken, dass das Varro-Schiff tatsächlich nicht
so perfekt ist, wie es am Anfang der Episode noch scheint. Abgerundet wird dies
durch die mit "Gut" zu bewertenden Special Effects, da das Varro-Schiff sehr
detailliert dargestellt wurde. Insgesamt eine sehr gute Episode.
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