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VOY 5.1 Nacht


Night

von Malte Kirchner

Episodenbeschreibung

Tom Paris und Harry Kim widmen sich einem neuen Holodeck-Roman. Es handelt sich um die Science Fiction-Erzählung von Captain Proton aus den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts - natürlich in schwarz-weiß. Alles verläuft normal bis der Doktor eintritt. Er will die Simulation stoppen, um sein eigenes Programm zu spielen, doch Paris hält dagegen, bis es zur Überlastung der Holodeck-Matrix kommt.

Währenddessen hat Seven auf der Brücke keine guten Nachrichten für Chakotay: Auf dem Weg nach Hause müsse man ein Strahlungsfeld passieren, dass lichtundurchlässig ist - also in totaler Finsternis. Die Passage würde zwei Jahre dauern - eine harte Probe für die Voyagerbesatzung, aber es gibt keine Optionen. Bei einem Briefing stellt man schließlich fest, dass keine Probleme vorliegen. Man fragt sich jedoch, wo Captain Janeway ist. Sie wurde bereits mehrere Tage nicht mehr gesehen.

Nachdem das Schiff in die Finsternis eingetaucht ist, macht die Dunkelheit der Crew aber doch zu schaffen. Neelix plagt ein Gefühl von innerer Leere, bis er schließlich, als er sich bei einem Streit von Paris und Torres einmischt, zusammenbricht. Auch Tuvok leidet unter der Leere. Er meditiert gerade im astrometrischen Labor als Seven eintritt. Ihr erklärt er, dass er die Sterne als Meditationspunkte benötige. Chakotay ist derweil zu Janeway gegangen. Diese steht in ihrem verdunkelten Quartier am Fenster und schaut ins Nichts. Er will sie dazu bewegen wieder aus der Isolation zu kommen, doch sie wiegelt ab. Sie denkt über ihre Entscheidung nach, die sie traf, nachdem das Schiff vom Fürsorger in den Deltaquadranten geholt wurde. Der Flug durch die Dunkelheit geht weiter. Während Harry auf der Brücke Tuvok Klarinette vorspielt, hat Paris Seven überredet, bei seiner Captain Proton-Simulation mitzumachen. Die Ex-Borg schaltet jedoch rigoros den Gegner, einen blecheimerartigen Roboter, durch Herausreißen seines Kabels einfach aus.

Plötzlich wird das Schiff beschossen. Alle Energie wird abgezogen und in Sekundenschnelle ist die Voyager komplett dunkel. Die Crew versucht daraufhin die Situation wieder unter Kontrolle zu bekommen. Harry und Tuvok können die Sensoren reaktivieren, Torres arbeitet im Maschinenraum, Seven und Paris versuchen Holodeck-Energie zu transferieren und Chakotay liest den verängstigten Neelix auf. Schnell findet man auch die Verursacher: Zwei Aliens sind an Bord der Voyager und mehrere Schiffe befinden sich vor ihr.

Nach einiger Zeit kann man dann wieder das Licht aktivieren, doch schon erfolgt ein weiterer Angriff. Dieses Mal jedoch von einem weiteren Schiff, das auch nicht die Voyager, sondern die Angreifer beschießt. Der Retter ist ein Frachterkapitän der Malon. Er heißt Emck und will lediglich für sein Eingreifen entschädigt werden. Dabei bietet er Janeway an, einen Vortex zu nutzen, durch den das Erdenschiff die Region schnell verlassen könnte. Weitere Fragen lehnt er jedoch ab.

Währenddessen ist das gefangene Alien aufgewacht. Er hat nur geringe Verletzungen, jedoch starke Strahlenschäden. Im Gespräch mit Janeway erzählt er ihr, dass sie eigentlich die Hilfe der Voyager brauchen, da die Malon-Schiffe tödlich für sie seien. Später übergibt man ihn seiner Spezies. Chakotay führt indessen ein Gespräch mit Tuvok, in dem er ihn um seine Unterstützung bittet, sollte Janeway wegen ihrer selbst gewählten Isolation irgendwelche unsinnigen Entscheidungen treffen. Tuvok stimmt zu.

Später trifft man dann wieder auf den Malon-Frachter. Man registriert tatsächlich eine tödliche Bedrohung: Schwer radioaktiv kontaminierte Warpantrieb-Rückstände werden von Emck in der Leere verklappt - tödlich für die hier lebenden Aliens. Janeway bietet Emck daraufhin Föderations-Equipment an, das die Entsorgung erübrigt. Torres stellt dem Malon das Verfahren vor, doch dieser lehnt ab, da dadurch sein Beruf überflüssig werden würde.

Janeway sieht nur noch eine Option: Zerstörung des Vortex, um den Zugang der Malon in dieses Gebiet zu unterbinden. Da die Zerstörung nur von dieser Seite aus möglich ist und sie der Crew nicht weitere zwei Jahre Reise zumuten will, wie damals beim Fürsorger, will sie die Mission selber durchführen, ohne Hilfe. Auf der Brücke kommt es jedoch zum Eklat: Alle verweigern die Kooperation und schließlich willigt Janeway in einen Gegenvorschlag Chakotays ein.

Das nunmehr angreifende Malon-Schiff wird mit Hilfe der Aliens ausgeschaltet. Anschließend fliegt die Voyager in den Vortex und schließt mit mehreren Photonentorpedos den hinter ihr liegenden Eingang zur Leere. Es kommt zu einer großen Explosion und die Voyager wird wie beim Surfen angeschoben und kommt schließlich am anderen Ende des Vortex heraus, wo bald auch wieder die Sterne auftauchen. Man hat die Reise durch die Finsternis bereits jetzt überstanden.




Bewertung

Was für eine Premiere! "Night" bietet eine Fülle von Handlungssträngen (daher auch die lange Inhaltsbeschreibung), von denen jeder in der ersten Staffel eine ganze Episode hätte ausmachen können. Doch genug der Lobgesänge, zur Analyse:

Es wäre sinnlos zu sagen, was das wohl wichtigste Element dieser Episode ist. Klar, Janeways Zweifel an der Fürsorger-Entscheidung (Pilotfilm; "Caretaker"). Nachdem wir nun ganze vier Jahre miterlebt haben, wie schwer diese Heimreise sich gestaltet, sind Janeways Selbstvorwürfe mehr als berechtigt. Sie traf damals in der Kürze der Zeit eine fragwürdige Entscheidung, die der Besatzung lange Zeit Akzeptanzprobleme bereitete. Und gerade jetzt, wo wirklich keine Maquis-Aktivitäten mehr drohen, darf sie auch erstmals Schwäche zeigen, was in der ersten Staffel ganz sicher noch ihr Verhängnis gewesen wäre.

Gesteigert werden kann das eigentlich nur noch durch die Tatsache, dass sie plötzlich vor einer ganz ähnlichen Entscheidung steht. Diesmal will sie aber die Voyager durch den Vortex schicken und selbst zurückbleiben. Ihre geplante Selbstaufopferung wird jedoch nicht durch die Besatzung akzeptiert. Und hier ist eine entscheidende Stelle: Denn nicht nur Janeway hat sich in den vier Jahren Voyager verändert, auch ihre Besatzung ist zu einer Einheit geworden, die auch gegenteilige Meinungen vorbringen und sogar durchsetzen kann. Ganz entscheidend ist hier auch das temporäre Zusammenspiel zwischen Chakotay und Tuvok. Kaum einer wird bemerkt haben, dass diese vorher nie wirklich etwas gemein hatten. Ihre Beziehung war nicht feindselig, aber sehr streng dienstlich und distanziert.

Um so überraschender ist da, dass hier mit den Protagonisten Chakotay und Tuvok eine ungewöhnliche Lösung gefunden wird, die nicht nur moralisch sauber ist, sondern gleichzeitig auch die Crew voll einbindet. Eine eindeutige Weiterentwicklung seit der einseitigen Entscheidung Janeways in "Caretaker".

Was die Handlung um den Malon-Frachter angeht, so ist er von der Botschaft her ziemlich offensichtlich: Es geht um Umweltverschmutzung, radioaktive sogar. Hierbei wird vor allen Dingen der wirtschaftliche Faktor in den Vordergrund gerückt. Emck ist nicht bereit, ein wesentlich effektiveres Verfahren zu nutzen und damit einer Spezies das Leben zu retten. Es geht ihm nur um sein eigenes Wohl. Diese sehr egoistische Handlungsweise lässt natürlich nicht sehr viele Optionen offen, wobei hier auch wieder die Frage ist, ob das Eingreifen der Voyager der Obersten Direktive entspricht. Die besagt doch, dass die Einmischung in fremde Angelegenheiten streng untersagt ist. Man geht hier letztendlich wieder einmal nicht direktivenkonform vor. Hätte man bei "Caretaker" den Fürsorger zur Rückbeförderung in den Alphaquadranten bewegen können, wäre die Nichteinmischung gar nicht die Frage gewesen. So aber musste die Stationsübernahme durch die Kazon zunächst einmal verhindert werden, um das Gleichgewicht der Kräfte im Deltaquadranten zu wahren. Die Zerstörung der Station war somit das kleinere Übel. Hinzu kam der enorme Zeitdruck durch Captain Janeway. Bei der vorliegenden Episode hat man sozusagen den goldenen Mittelweg gefunden. Die Voyager kann ihr primäres Ziel weiter verfolgen und gewinnt zudem zwei Jahre Zeit, während die Aliens in der großen Finsternis friedlich weiter leben können, ohne dass deren Heimat von den unterm Strich destruktiven Malon kontaminiert und verseucht wird.

Der netteste Handlungsstrang ist aber der rund um Captain Proton. Hierbei geht es wohl vor allen Dingen um die Humor-Komponente, die man auf geschickte Weise integrieren konnte. Da wäre z.B. der Holodoc, der plötzlich in Farbe im Schwarz-Weiß-Szenario auftritt oder Seven of Nine, die durch Ziehen des Steckers den Blecheimer-Roboter deaktiviert. Gerade solche Szenen sind es, die den Zuschauer schmunzeln lassen und für willkommene Abwechslung sorgen.

Insgesamt ein sehr vielversprechender Beginn der fünften Staffel, der auf mehr hoffen lässt. "Night" vermochte vier Jahre Voyager in Erinnerung zu rufen und gleichzeitig in die Zukunft zu blicken.

Spannung: 6 SFX: 6 Handlung: 6 Gesamt: 6
Zusammenhänge

Nicht berücksichtigt.

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Ausdruck vom: 24. 11. 2024
Stand des Reviews: 15. 11. 2024
URL: http://www.startrek-index.de/tv/voy5_1.htm