Episodenbeschreibung
Tom Paris und Harry Kim widmen sich einem neuen
Holodeck-Roman. Es handelt sich um die Science
Fiction-Erzählung von Captain Proton aus den fünfziger
Jahren des 20. Jahrhunderts - natürlich in schwarz-weiß.
Alles verläuft normal bis der Doktor eintritt. Er will die
Simulation stoppen, um sein eigenes Programm zu spielen,
doch Paris hält dagegen, bis es zur Überlastung der
Holodeck-Matrix kommt.
Währenddessen hat Seven auf der Brücke keine guten
Nachrichten für Chakotay: Auf dem Weg nach Hause
müsse man ein Strahlungsfeld passieren, dass
lichtundurchlässig ist - also in totaler Finsternis. Die
Passage würde zwei Jahre dauern - eine harte Probe für die
Voyagerbesatzung, aber es gibt keine Optionen. Bei
einem Briefing stellt man schließlich fest, dass keine
Probleme vorliegen. Man fragt sich jedoch, wo Captain
Janeway ist. Sie wurde bereits mehrere Tage nicht mehr
gesehen.
Nachdem das Schiff in die Finsternis eingetaucht ist,
macht die Dunkelheit der Crew aber doch zu schaffen.
Neelix plagt ein Gefühl von innerer Leere, bis er
schließlich, als er sich bei einem Streit von Paris und
Torres einmischt, zusammenbricht. Auch Tuvok leidet
unter der Leere. Er meditiert gerade im astrometrischen
Labor als Seven eintritt. Ihr erklärt er, dass er die Sterne
als Meditationspunkte benötige.
Chakotay ist derweil zu Janeway gegangen. Diese steht in
ihrem verdunkelten Quartier am Fenster und schaut ins Nichts.
Er will sie dazu bewegen wieder aus der Isolation
zu kommen, doch sie wiegelt ab. Sie denkt über ihre
Entscheidung nach, die sie traf, nachdem das Schiff vom
Fürsorger in den Deltaquadranten geholt wurde.
Der Flug durch die Dunkelheit geht weiter. Während
Harry auf der Brücke Tuvok Klarinette vorspielt,
hat Paris Seven überredet, bei seiner Captain
Proton-Simulation mitzumachen. Die Ex-Borg schaltet jedoch
rigoros den Gegner, einen blecheimerartigen Roboter,
durch Herausreißen seines Kabels einfach aus.
Plötzlich wird das Schiff beschossen. Alle Energie wird
abgezogen und in Sekundenschnelle ist die Voyager
komplett dunkel. Die Crew versucht daraufhin die Situation
wieder unter Kontrolle zu bekommen. Harry und Tuvok
können die Sensoren reaktivieren, Torres arbeitet im
Maschinenraum, Seven und Paris versuchen
Holodeck-Energie zu transferieren und Chakotay liest den
verängstigten Neelix auf. Schnell findet man auch die
Verursacher: Zwei Aliens sind an Bord der Voyager und
mehrere Schiffe befinden sich vor ihr.
Nach einiger Zeit kann man dann wieder das Licht
aktivieren, doch schon erfolgt ein weiterer Angriff. Dieses
Mal jedoch von einem weiteren Schiff, das auch nicht die
Voyager, sondern die Angreifer beschießt. Der Retter ist
ein Frachterkapitän der Malon. Er heißt Emck und will
lediglich für sein Eingreifen entschädigt werden. Dabei
bietet er Janeway an, einen Vortex zu nutzen, durch den das
Erdenschiff die Region schnell verlassen könnte.
Weitere Fragen lehnt er jedoch ab.
Währenddessen ist das gefangene Alien aufgewacht. Er
hat nur geringe Verletzungen, jedoch starke
Strahlenschäden. Im Gespräch mit Janeway erzählt er ihr,
dass sie eigentlich die Hilfe der Voyager brauchen, da die
Malon-Schiffe tödlich für sie seien. Später übergibt man
ihn seiner Spezies. Chakotay führt indessen ein Gespräch
mit Tuvok, in dem er ihn um seine Unterstützung bittet,
sollte Janeway wegen ihrer selbst gewählten Isolation
irgendwelche unsinnigen Entscheidungen treffen. Tuvok
stimmt zu.
Später trifft man dann wieder auf den Malon-Frachter.
Man registriert tatsächlich eine tödliche Bedrohung:
Schwer radioaktiv kontaminierte Warpantrieb-Rückstände
werden von Emck in der Leere verklappt - tödlich für die
hier lebenden Aliens. Janeway bietet Emck daraufhin
Föderations-Equipment an, das die Entsorgung erübrigt.
Torres stellt dem Malon das Verfahren vor, doch dieser
lehnt ab, da dadurch sein Beruf überflüssig werden würde.
Janeway sieht nur noch eine Option: Zerstörung des Vortex,
um den Zugang der Malon in dieses Gebiet zu unterbinden.
Da die Zerstörung nur von dieser Seite aus möglich ist und
sie der Crew nicht weitere zwei Jahre Reise zumuten will,
wie damals beim Fürsorger, will sie die Mission selber
durchführen, ohne Hilfe. Auf der Brücke kommt es jedoch
zum Eklat: Alle verweigern die Kooperation und schließlich
willigt Janeway in einen Gegenvorschlag Chakotays ein.
Das nunmehr angreifende Malon-Schiff wird mit Hilfe der
Aliens ausgeschaltet. Anschließend fliegt die Voyager
in den Vortex und schließt mit mehreren Photonentorpedos
den hinter ihr liegenden Eingang zur Leere. Es kommt zu einer
großen Explosion und die Voyager wird wie beim Surfen
angeschoben und kommt schließlich am anderen Ende des Vortex
heraus, wo bald auch wieder die Sterne auftauchen. Man hat
die Reise durch die Finsternis bereits jetzt überstanden.
Bewertung
Was für eine Premiere! "Night" bietet eine Fülle von
Handlungssträngen (daher auch die lange
Inhaltsbeschreibung), von denen jeder in der ersten Staffel
eine ganze Episode hätte ausmachen können. Doch
genug der Lobgesänge, zur Analyse:
Es wäre sinnlos zu sagen, was das wohl wichtigste
Element dieser Episode ist. Klar, Janeways Zweifel an der
Fürsorger-Entscheidung (Pilotfilm; "Caretaker"). Nachdem
wir nun ganze vier Jahre miterlebt haben, wie schwer
diese Heimreise sich gestaltet, sind Janeways
Selbstvorwürfe mehr als berechtigt. Sie traf damals in der
Kürze der Zeit eine fragwürdige Entscheidung, die der
Besatzung lange Zeit Akzeptanzprobleme bereitete.
Und gerade jetzt, wo wirklich keine Maquis-Aktivitäten mehr
drohen, darf sie auch erstmals Schwäche zeigen, was in der
ersten Staffel ganz sicher noch ihr Verhängnis gewesen wäre.
Gesteigert werden kann das eigentlich nur noch durch die
Tatsache, dass sie plötzlich vor einer ganz ähnlichen
Entscheidung steht. Diesmal will sie aber die Voyager
durch den Vortex schicken und selbst zurückbleiben. Ihre
geplante Selbstaufopferung wird jedoch nicht durch die
Besatzung akzeptiert. Und hier ist eine entscheidende Stelle:
Denn nicht nur Janeway hat sich in den vier Jahren Voyager
verändert, auch ihre Besatzung ist zu einer Einheit geworden,
die auch gegenteilige Meinungen vorbringen und sogar
durchsetzen kann. Ganz entscheidend ist hier auch das temporäre
Zusammenspiel zwischen Chakotay und Tuvok. Kaum einer wird bemerkt
haben, dass diese vorher nie wirklich etwas gemein hatten.
Ihre Beziehung war nicht feindselig, aber sehr streng dienstlich
und distanziert.
Um so überraschender ist da, dass hier mit den Protagonisten
Chakotay und Tuvok eine ungewöhnliche Lösung gefunden wird,
die nicht nur moralisch sauber ist, sondern gleichzeitig auch die
Crew voll einbindet. Eine eindeutige Weiterentwicklung seit der
einseitigen Entscheidung Janeways in "Caretaker".
Was die Handlung um den Malon-Frachter angeht, so ist er von der
Botschaft her ziemlich offensichtlich: Es geht um
Umweltverschmutzung, radioaktive sogar. Hierbei wird vor
allen Dingen der wirtschaftliche Faktor in den Vordergrund
gerückt. Emck ist nicht bereit, ein wesentlich effektiveres
Verfahren zu nutzen und damit einer Spezies das Leben
zu retten. Es geht ihm nur um sein eigenes Wohl. Diese
sehr egoistische Handlungsweise lässt natürlich nicht sehr
viele Optionen offen, wobei hier auch wieder die Frage ist,
ob das Eingreifen der Voyager der Obersten Direktive entspricht.
Die besagt doch, dass die Einmischung in fremde Angelegenheiten
streng untersagt ist. Man geht hier letztendlich wieder einmal
nicht direktivenkonform vor. Hätte man bei "Caretaker" den
Fürsorger zur Rückbeförderung in den Alphaquadranten bewegen
können, wäre die Nichteinmischung gar nicht die Frage gewesen.
So aber musste die Stationsübernahme durch die Kazon zunächst
einmal verhindert werden, um das Gleichgewicht der Kräfte im
Deltaquadranten zu wahren. Die Zerstörung der Station war somit
das kleinere Übel. Hinzu kam der enorme Zeitdruck durch
Captain Janeway. Bei der vorliegenden Episode hat man sozusagen
den goldenen Mittelweg gefunden. Die Voyager kann ihr primäres Ziel
weiter verfolgen und gewinnt zudem zwei Jahre Zeit, während die Aliens
in der großen Finsternis friedlich weiter leben können, ohne dass
deren Heimat von den unterm Strich destruktiven Malon kontaminiert
und verseucht wird.
Der netteste Handlungsstrang ist aber der rund um Captain Proton.
Hierbei geht es wohl vor allen Dingen um die Humor-Komponente,
die man auf geschickte Weise integrieren konnte. Da wäre z.B.
der Holodoc, der plötzlich in Farbe im Schwarz-Weiß-Szenario auftritt
oder Seven of Nine, die durch Ziehen des Steckers den
Blecheimer-Roboter deaktiviert. Gerade solche Szenen sind es, die den
Zuschauer schmunzeln lassen und für willkommene Abwechslung sorgen.
Insgesamt ein sehr vielversprechender Beginn der fünften
Staffel, der auf mehr hoffen lässt. "Night" vermochte vier Jahre Voyager
in Erinnerung zu rufen und gleichzeitig in die Zukunft zu blicken.
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