DSi

TNG 6.5 In den Subraum entführt


Schisms

von Yann-Patrick Schlame

Episodenbeschreibung

Sternzeit: 46154,2
Die Enterprise hat den Auftrag, die Amargosa-Diaspora zu kartografieren, einen sehr dichten, kugelförmigen Sternenschwarm mit einer großen Ausdehnung. Es zeigt sich, dass man in den ersten drei Tagen gerade mal ein Zehntel erfasst hat. Um die Arbeit zu beschleunigen, leitet Geordi die Warpenergie in die Hauptdeflektoren. Auf diese Weise erhöht sich die Sensorenleistung deutlich.
Später am Tag hält Data eine Dichterlesung mit selbstgeschriebenen Gedichten, darunter eine "Ode an Spot", seine Katze. Riker, der schon seit Tagen nicht mehr gut geschlafen hat, kann die Augen dabei nicht offen halten und nickt ein.
Deshalb schaut er später bei Dr. Crusher vorbei. Sie meint, er wäre soweit in Ordnung, bloß dass er ziemlich verspannt sei, was sich möglicherweise auf einen Mangel an REM-Schlaf zurückführen lässt. Daher "verschreibt" sie ihm einen heißen Milch-Grog, der auf einem Rezept von Picards Tante Adèle basiert.
Während Geordi und Data sich über die Dichterlesung unterhalten, registrieren die internen Sensoren eine EPS-Explosion in Frachtraum 4. Durch das EPS-Versorgungsnetz dieses Raumes wird die Warpenergie zum Hauptdeflektor umgeleitet. Die beiden befürchten das Schlimmste, doch als sie den Raum betreten, sehen sie bloß einige Arbeiter, denen nichts Ungewöhnliches aufgefallen ist; offensichtlich haben die Sensoren falschen Alarm ausgelöst.
Riker bespricht dies am Abend mit Geordi, meint aber, dass man besser am nächsten Tag daran arbeiten solle und bittet Geordi, ihn zu wecken, da er in den letzten Tagen einige Male verschlafen hat.
Wie Crusher es empfohlen hat, holt sich Riker noch einen Milch-Grog aus dem Replikator und legt sich schlafen.
Als Geordi ihn am nächsten Morgen um sieben Uhr weckt, kommt es Riker vor, als wäre er gerade erst ins Bett gegangen.
Am Vormittag stattet Worf Friseur Mott einen Besuch ab: Er möchte seine Haare gern ein wenig nachgeschnitten haben. Doch als Mott ihm mit der Schere vor dem Gesicht rumfummelt, packt Worf Motts Arm, als befürchte er einen Angriff. Dann verlässt er den Raum.
Geordi und Data führen im Frachtraum 4 weitere Untersuchungen durch, als Geordis Visor kurzzeitig ausfällt. Vorsichtshalber geht er auf die Krankenstation, während Data weiterarbeitet. Crusher erkennt eine leichte bakterielle Infektion bei Geordi, kann sich aber deren Ursprung nicht erklären. Nach einer ausführlichen Untersuchung schickt sie Geordi wieder an die Arbeit.
Als er den Frachtraum nach eineinhalb Stunden wieder betritt, ist Data mit der Analyse kein bisschen vorangekommen. Sein interner Chronometer besagt, dass Geordi nur eine Minute und 15 Sekunden fort war. Ein Vergleich mit der Schiffsuhr zeigt, dass in Datas Erinnerung über 90 Minuten fehlen...

Später auf der Brücke hat Riker ein komisches Erlebnis: Als er kurzzeitig die Steuerkonsole übernehmen will, erinnert ihn das an etwas, aber er kann sich nicht genau erinnern, woran - bloß, dass es ihn ängstigt.

Mittlerweile haben Geordi und Data etwas gefunden: Aus Frachtraum 4 kommen Subraumpartikelemissionen, ein Schott leuchtet und flackert merklich. Geordi erklärt dem Captain, dass es sich in einem quasi-molekularen Fluss befindet, kann sich aber keinen Reim auf die Ursache machen. Daher kann er auch nicht ausschließen, dass für das Schiff Gefahr besteht, sollte sich die Situation verschärfen.
Am Nachmittag spricht Riker mit Troi über sein komisches Erlebnis auf der Brücke. Troi meint, dass bereits drei weitere Crewmitglieder über ähnliche Erlebnisse berichtet hätten. Da das kein Zufall mehr sein kann, ruft sie sie alle zusammen in die Beobachtungslounge. Nach und nach zeigt sich, dass sich sowohl Riker als auch Worf, Geordi und Fähnrich Rager an Dinge erinnern können, die ihnen in den letzten Tagen passiert sein müssen. Um die Bilder, die ihnen in Gedanken sind, zu visualisieren, schlägt Riker vor, aufs Holodeck zu gehen, was man sogleich tut.
Dort lässt Deanna erst einmal einen Tisch generieren, weil sich alle vier an irgendeine Art Tisch erinnern. Nachdem man dem Computer diverse Anweisungen gegeben hat, sind alle einverstanden, dass der Tisch, an den sie sich erinnern, ähnlich diesem aussah. Anschließend fügt man eine Haltevorrichtung hinzu, die eine auf dem Tisch liegende Person einzwängen würde.
Anschließend kommt noch ein Greifarm dazu, an dessen Ende ein scherenartiges Instrument montiert ist, und schließlich lässt man den Computer laute, klickernde Geräusche abspielen.
Alle vier sind sich sicher: Sie waren schon einmal in einem Raum, der fast genau so ausgestattet war! Bloß wann war das, und wie sind sie dort hingelangt?
Als man Picard davon berichtet, zeigt sich, dass gegenwärtig zwei Besatzungsmitglieder nicht an Bord sind, doch wo sie sich befinden oder wie sie das Schiff verließen, kann der Computer nicht feststellen. Geordi vermutet, dass es einen Zusammenhang zu den Tetrionspuren geben könnte, die er in Frachtraum 4 entdeckt hat. Doch Tetrionpartikel lassen sich nicht zurückverfolgen, so dass man auf diesem Wege zunächst einmal nichts herausfindet.
Indes diagnostiziert Crusher bei allen Entführten, was sie zuvor für eine bakterielle Infektion hielt. Doch es kommt noch schlimmer: Rikers Arm war vor Kurzem komplett abgetrennt gewesen und wurde chirurgisch wieder angesetzt. Es scheint, dass irgendjemand martialische Experimente mit der Crew vornimmt.
Geordi hat inzwischen die Theorie entwickelt, dass seine Sensorenmodifikation "jemandem" aufgefallen sein könnte: Die Reichweite der Sensoren wurde durch seine Maßnahme immens erhöht. Vielleicht hat das die Entführer auf die Enterprise aufmerksam gemacht...

Dann taucht eines der fehlenden Crewmitglieder wieder auf. Crusher eilt sofort zu seinem Quartier, aber das Blut des Lieutenants hat sich in flüssiges Polymer verwandelt - sie kann nichts mehr für ihn tun.
Mittlerweile sind die Tetrionemissionen im Frachtraum stärker geworden und bilden eine Art "Bruchstelle" zwischen normalem Raum und Subraum. Bei der gegenwärtigen Wachstumsrate der Bruchstelle wird die Situation in fünf bis sechs Stunden kritisch.
Abhilfe muss also her, und Data meint, man könne einen Peilsender benutzen, um den genauen Standort der Aliens herauszufinden. Riker schlägt vor, dass er einen solchen Peilsender bekommt: Er wurde in den vergangenen Nächten immer wieder entführt, also wird es wohl heute wieder passieren. Wenn man dann die genaue Position kennt, könnte die Enterprise mit einem Gravitonimpuls die Bruchstelle verschließen.
Zusätzlich verabreicht Crusher Riker noch ein Antisedativum, damit Riker möglichst wach bleibt, denn wie sie herausgefunden hat, wurden alle Entführten von den Aliens sediert.
Also geht Riker früh ins Bett, und bald ist es so weit: In seinem Quartier öffnet sich ein Spalt, in den er hineingezogen wird. Dann befindet er sich plötzlich in einem recht dunklen Raum auf einem Tisch. Alles sieht ganz so ähnlich aus, wie es auf dem Holodeck nachgestellt wurde. Auf einem weiteren Tisch befindet sich Fähnrich Rager, zudem wuseln mehrere Aliens mit tiefen Kapuzenmänteln herum und scheinen diverse Experimente vorzubereiten. Zum Glück merken sie nicht, dass Riker sich nur schlafend stellt...

Bald, nachdem die Sensoren Rikers Verschwinden melden, kann man auch den Peilsender lokalisieren. Als die Zeit knapp wird - die Bruchstelle hat ein bedrohliches Ausmaß angenommen - gibt Picard den Befehl, den Gravitonimpuls zu aktivieren. Der zeigt zunächst Wirkung, doch dann halten die Fremden mit verstärkten Tetrionimpulsen dagegen. Schließlich bündelt Geordi die Gravitonenergie zu einzelnen Salven, und das zeigt endlich das erhoffte Resultat: Die Bruchstelle beginnt sich zu schließen.
Riker bemerkt, dass die Aliens in hektischer Aktivität verstrickt sind. Also springt er auf, schnappt sich die bewusstlose Fähnrich Rager und springt mit ihr durch den Spalt, kurz bevor er sich endgültig schließt.
Gleich darauf landen die beiden in Frachtraum vier, wo Riker mit Data zusammen beobachtet, wie aus der kollabierten Bruchstelle heraus ein leuchtendes Ding mit einem kleinen Schweif geflogen kommt, das sich schleunigst durch eine Wand verkrümelt und die Enterprise verlässt.

Bald darauf hat sich die Lage normalisiert: Es wurden keine Crewmitglieder mehr entführt, und Geordi hat die spärlichen Daten aus Rikers Tricorder analysiert. Viel weiß er dennoch nicht. Aber es scheint, dass die Subraumaliens auf Solanagen basieren und im "normalen" Raum gar nicht existieren können. Wie es scheint, haben sie in ihrem Raum eine "Blase" aus normalem Raum geschaffen, um den Entführten das Überleben zu ermöglichen. Gleichfalls versuchten sie scheinbar, in Frachtraum 4 eine Blase ihres Raumes zu erschaffen, um einen "Gegenbesuch" abstatten zu können.
Data meint, sie könnten ganz einfach neugierig gewesen sein, doch Riker gibt zu bedenken, dass er und Fähnrich Rager nur knappt entkommen konnten, während Lt. Hegler tot ist: "Das ist mehr als neugierig..."




Bewertung

"In den Subraum entführt" ist eine sehr düstere, bedrohliche Episode. Man verfolgt das Geschehen ausschließlich aus der Sicht der Crew, daher weiß man als Zuschauer kaum mehr als jene.
Zunächst ist es schön zu beobachten, wie Riker vollkommen fertig wirkt und sich alle Mühe gibt, seine Arbeit gut zu erledigen und ein Vorbild zu sein - wobei er natürlich kläglich scheitert. Anschließend ist es Worf, der nicht besonders aufmerksam wirkt und dann beim Friseur zeigt, dass er nicht in Ordnung ist.

Bis zur Erkenntnis der Entführung häufen sich für Crew und Zuschauer die Indizien, der erste Teil der Episode ist daher spannend, denn man weiß nicht, was man zu erwarten hat.

Der zweite Teil, also die Aufklärung und Lösung des Problems, ist hingegen nicht so gut: In erster Linie wirkt die Erklärung an den Haaren herbeigezogen, und es ist fraglich, wie die Crew so schnell zu dem Ergebnis kommt, entführt worden zu sein.
Der Showdown ist vollkommen vorhersehbar: Riker begibt sich in die Höhle des Löwen, auf der Enterprise droht die Bruchstelle das Schiff zu zerstören, die Zeit wird an allen Ecken und Enden knapp, aber dann schafft man es doch noch gerade so - das hatten wir schon x-mal, und auch hier ist es nicht spannender als sonst. Das Ende ist somit recht enttäuschend.
Ein weiteres Manko ist das Techno-Blabla: Da die Erklärung der gesamten Story darauf beruht, fällt es schwer, die Handlung nachzuvollziehen, denn Geordi wirft mit Fachbegriffen nur so um sich (die in der Beschreibung genannten Begriffe waren noch die harmloseren...). Auch wenn er sich alle Mühe gibt, es für den Captain in verständliche Worte zu fassen, hätte er doch besser noch eine Counselor Troi-Fassung machen sollen (nach dem Motto: Wenn Deanna es versteht, dann versteht es auch der Zuschauer; das hat in der Vergangenheit bestens geklappt).

Der schwachen Story stehen die Darsteller gegenüber: In vorderster Front Riker, der schon in der ersten Szene merklich mitgenommen ist. Jonathan Frakes kann wohl wie kein anderer eine Person mimen, die am Ende ihrer Kräfte angelangt ist, eine Person, die sich in einer gewohnten Umgebung befindet und doch nicht weiter weiß (eine wahre Glanzvorstelung liefert er später in dieser Staffel in "Phantasie oder Wahrheit"). Sein verschlafenes Verhalten nimmt man ihm ohne Weiteres ab. Der billig wirkende Effekt einer verwackelten Kameraführung wäre hier überhaupt nicht notwendig gewesen.
Nicht übel sind Worf und Geordi, obwohl die Darsteller Dorn und Burton gegenüber Frakes hier verblassen.

Interessant ist, dass Lanei Chapman als Fähnrich Rager sogar eine Sprechrolle bekommt: Für TNG ist das recht ungewöhnlich. Dennoch darf sie aktiv in die Rekonstruktion der Folterwerkzeuge auf dem Holodeck eingreifen, auch wenn ihre Aufgabe am Ende der Episode natürlich darin besteht, von Riker gerettet zu werden.

Zur Holodeckszene: Sie ist geschickt inszeniert. Stück für Stück setzen die Beteiligten aus ihrer Erinnerung das Puzzle zusammen und versuchen, den Raum, an den sie sich alle mehr oder weniger deutlich erinnern, nachzubilden, um sich klar zu werden, was es eigentlich ist, an das sie sich erinnern.
Das Beste an der Sache: Der Raum, den sie erschaffen, ähnelt dem, in dem Riker sich hinterher befindet, ganz deutlich, aber er unterscheidet sich auch stark genug, um als realistische Nachbildung durchzugehen.

Kleiner Fehler am Rande: Als Lt. Hegler wieder an Bord kommt, meldet Worf, dass er sich in seinem Quartier auf Deck 9, Sektion 17 befindet. Crusher eilt dorthin und empfängt Hegler an der Tür seines Quartieres. Als sie Hilfe ruft, gibt sie ihre Position mit Deck 9, Sektion 19 an.

Zusammengenommen ist "In den Subraum" entführt eine nicht unbedingt spektakuläre Episode, deren Handlung eher schwach ist, aber von Darstellerseite gibt es einiges zu beobachten. Die Effekte sind nich herausragend, so kommt insgesamt ein "Befriedigend" dabei heraus.

Spannung: 4 SFX: 4 Handlung: 3 Gesamt: 4
Zusammenhänge

Friseur Mott wird wie in "Fähnrich Ro" von Ken Thorley dargestellt, der zudem einen Gastauftritt als Seemann in "Gefahr aus dem 19. Jahrhundert (1)" hatte.

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Ausdruck vom: 22. 11. 2024
Stand des Reviews: 15. 11. 2024
URL: http://www.startrek-index.de/tv/tng6_5.htm