Episodenbeschreibung
Sternzeit: 44143,7
Die Enterprise folgt einem Notruf zu einem
beschädigten talarianischen Trainingsschiff. Obwohl
die Gefahr besteht, dass es sich um eine Falle
handelt, für die die Talarianer während des
Grenzkonfliktes bekannt wurden, lässt Picard ein
Außenteam hinüberbeamen, das vier jugendliche
Talarianer vorfindet, von denen sich einer als Mensch
erweist. Man beamt alle auf die Enterprise. Der
menschliche Junge spricht nicht und weicht vor Troi
und Dr. Crusher zurück, dann verfällt er mit den
anderen in ein Klagegeheule. Erst Picard kann für
Ruhe sorgen und den Jungen zum Sprechen bringen, der
sich Jono nennt und sich als Talarianer fühlt. Da
bei den Talarianern Frauen nichts zu sagen haben,
findet er es unangenehm, von Crusher und Troi
behandelt zu werden. Da er unverletzt ist, bekommt er
ein eigenes Quartier zugewiesen.
Von der Sternenflotte erfährt Picard, dass der Junge
als Jeremiah Rossa auf Galon IV geboren wurde, wo
seine Eltern während der Grenzstreitigkeiten von den
Talarianern getötet wurden. Jeremiahs Leiche wurde
nicht gefunden, der Junge aber für tot erklärt.
Seine Großmutter lebt auf der Erde und ist Admiral
bei der Sternenflotte. Sie freut sich über die
Meldung, dass ihr Enkel am Leben ist und hofft, ihn
bald wiederzusehen.
Troi meint, dass Picard der einzige ist, der Jeremiah
helfen könnte, sich an seine Vergangenheit zu
erinnern, denn bisher sieht er sich als Talarianer
und will mit den anderen zurück zu Endar, seinem
Captain. Picard willigt ein, sich zunächst des
Jungen anzunehmen, obwohl er sich im Umgang mit
Kindern unwohl fühlt.
Doch es gelingt dem Captain nicht, zu Jono
durchzudringen und ihn zu überzeugen, dass er ein
Mensch und sein Platz bei seinen Großeltern ist.
Resigniert erklärt Picard Troi, dass er sich besser
um sein Raumschiff kümmern sollte, anstatt den
Ersatzvater zu spielen. Aber Troi kann ihn
überzeugen, noch nicht aufzugeben.
Er redet erneut mit Jono, und langsam entwickelt sich
eine Beziehung zwischen den beiden. Dann trifft die
Enterprise auf ein talarianisches Kriegsschiff,
befehligt von Cpt. Endar. Endar verlangt die
sofortige Übergabe der Kinder, der Picard aber nicht
zustimmen kann: Er will Jeremiah an Bord behalten.
Endar ist da anderer Meinung: Er sagt, Jono ist sein
Sohn.
Picard trifft sich mit Endar auf der Enterprise, um
die Angelegenheit zu besprechen. Endar erklärt, dass
er bei dem Angriff auf Galon IV dabei war. Er fand
zwischen all den Toten ein schreiendes Kind vor. Da
sein Sohn von Menschen getötet wurde, hat er laut
talarianischem Brauch das Recht gehabt, das Kind als
seins anzunehmen. Picard spricht ihn auf alte
Verletzungen an, die Dr. Crusher bei Jeremiah
festgestellt hat, da er vermutet, dass Endar seinen
"Sohn" misshandelt hat. Aber Endar
versichert, dass es sich um typische
Kindesverletzungen handelt, die beim Spielen
entstanden sind. Er möchte seinen Sohn sehen.
Picard glaubt Endar und arrangiert entgegen Crushers
Meinung ein Treffen zwischen den beiden. Sie
verstehen sich gut, und es hat nicht den Anschein,
als würde Endar Jono zu irgendetwas zwingen. Jono
erklärt, dass er wieder zu seinem Vater, zu Endar,
zurück möchte.
Doch Picard ist immer noch nicht bereit, den Jungen
zu übergeben. Er spürt, dass sich Jeremiah an seine
Vergangenheit erinnert. Schließlich kehren Jeremiahs
Erinnerungen an seine Eltern und den Angriff auf
Galon IV zurück. Er erzählt Picard von seiner
Mutter. Im Zehn Vorne trifft er Wesley, und die
beiden verstehen sich hervorragend, Jeremiah lacht
sogar wieder.
Endar ist aber nicht bereit, ohne seinen Sohn zu
gehen: Er warnt Picard, dass ein neuer Krieg
ausbrechen könnte, wenn er Jono nicht wiederbekommt.
Am selben Abend geht Jono mit einem Messer auf Picard
los und verletzt ihn schwer. Als der Captain auf der
Krankenstation wieder zu sich kommt, erklärt
Crusher, dass er Glück hatte: Es wurden keine
lebenswichtigen Organe verletzt. Er lässt Jono zu
sich bringen und stellt ihn zu Rede. Jono sagt, dass
er einen höhergestellten Offizier angegriffen hat;
darauf stünde die Todesstrafe. Er fühlt sich, als
würde er Endar verraten, wenn er bei den Menschen
bleibt.
Währenddessen gibt Endar Riker ein knappes
Ultimatum, um seinen Sohn zurückzubekommen. Riker,
der das Kommando über die Enterprise hat, lässt die
Waffen aktivieren. Obwohl Endar Verstärkung erhalten
hat, ist die Enterprise überlegen. Im letzten Moment
kommt Picard mit Jono auf die Brücke. Er meint, er
hätte einen großen Fehler begangen. Zusammen mit
den anderen Crewmitgliedern hat er versucht, Jono
davon zu überzeugen, bei den Menschen zu bleiben,
ohne wirklich auf den Jungen zu hören. Deshalb
trägt er die Schuld daran, dass Jono ihn fast
getötet hätte. Er stimmt zu, den Jungen zu Endar zu
beamen, und Endar bedankt sich bei Picard.
Bewertung
"Endars Sohn" ist eine gelungene Episode, die einen
schwierigen Konflikt aufwirft und dem Captain eine
schwere moralische Last aufbürdet. Wie auch immer er
sich entscheidet wird es ungünstig sein. Es ist
anzunehmen, dass Picard von Adm. Rossa bzw. dem
Sternenflottenkommando Schwierigkeiten bekommt für
seine Entscheidung, Jono zurückkehren zu lassen,
obwohl das nicht erwähnt wird. Als Zuschauer weiß
man aber, dass er die richtige Entscheidung getroffen
hat.
Patrick Stewart und Chad Allen, der Jono/Jeremiah
spielt, liefern eine glaubwürdige schauspielerische
Vorstellung. Angenehm ist auch, dass Endar nicht als
bedingungslos böser Mann hingestellt wird, wie so
viele fremde Captains vor ihm, sondern als
liebevoller Vater, der von den Auswirkungen des
Krieges genau so betroffen ist, wie die Menschen.
Picards Angst vor dem Umgang mit Kindern wird
angesprochen und sicherlich zu einem Teil bewältigt,
eine weitere Facette dieses vielseitigen Charakters.
Etwas unlogisch scheint, dass die Föderation
offensichtlich einige Zeit mit den Talarianern (die
vorher noch nie erwähnt wurden) im Krieg war. Die
Enterprise wäre im Ernstfall spielend mit den drei
Kriegsschiffen fertig geworden. Obwohl die Talarianer
einen klingonenähnlichen Codex haben, muss ihnen
klargewesen sein, dass die Föderation überlegen
war. Vielleicht sah die Situation auch anders aus,
doch den vorliegenden Informationen dieser Episode
nach ist das zumindest merkwürdig.
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