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TNG 3.10 Der Überläufer


The Defector

von Yann-Patrick Schlame

Episodenbeschreibung

Sternzeit: 43462,5
Nahe der neutralen Zone ortet die Enterprise ein romulanisches Erkundungsschiff, das auf das Gebiet der Föderation zufliegt. Der Pilot sagt, dass er verfolgt wird und bittet die Enterprise um Hilfe, als sich ein romulanischer Warbird enttarnt und das kleinere Schiff beschießt. Die Enterprise fliegt dem Erkundungsschiff sofort entgegen und weitet die Schilde aus, um ihm Deckung zu geben, als es die Grenze der neutralen Zone passiert hat. Noch bevor Picard das Kriegsschiff warnt, nicht in das Gebiet der Föderation einzufliegen, wendet es und tarnt sich wieder.
Der verletzte Pilot des Erkundungsschiffes will sofort Captain Picard sprechen, nachdem er an Bord der Enterprise gebeamt wurde. Er behauptet, dass sich auf dem Planeten Nelvana III in der neutralen Zone eine geheime romulanische Basis befindet, von der aus innerhalb der nächsten 48 Stunden eine Flotte von Kriegsschiffen aufbrechen wird, um die Föderation anzugreifen.
Picard ist skeptisch und lässt den Mann von Riker verhören. Der Romulaner gibt sich als ein Logistikoffizier namens Setal aus und hat den Rang eines Lieutenants.
Vom Flottenhauptquartier erhält Picard die Anweisung, am Rande der neutralen Zone so nah wie möglich nach Nelvana III zu fliegen und alles zu überwachen. Eine Sonde wird gestartet, die jedoch abgesehen von einigen merkwürdigen Signalen keinerlei Aktivitäten feststellen kann. Worf und Data finden indes heraus, dass das Kriegsschiff offensichtlich nicht vorhatte, das Erkundungsschiff einzuholen, denn es hatte immer denselben Abstand eingehalten.

Handelt es sich bei dieser ganzen Sache um eine romulanische List, um die Enterprise in die neutrale Zone zu locken und damit den Vorwand für einen von der Föderation provozierten Krieg zu geben? Ist Setal ein Verräter oder will er wirklich, wie er sagt, einen Krieg verhindern?

Nachdem ein Tag verstrichen ist, ohne dass die Enterprise in die Zone geflogen wäre, gibt sich der sogenannte Setal als Alida Yarok zu erkennen, ein romulanischer Admiral, der für verschiedene Massaker verantwortlich ist. Die Sternenflotte bestätigt Yaroks Identität.
Er berichtet Picard, dass er in Ungnade gefallen ist, weil er den Frieden propagiert, und deshalb in einen unwichtigen Posten abgeschoben wurde, wo er von den Plänen für die Invasion erfuhr. Er sagt Picard alles, was er über die Flotte und ihre Angriffspläne weiß.
Mit diesem Wissen ist Picard bereit, in die neutrale Zone zu fliegen und das Geheimnis von Nelvana III selbst zu erkunden. Dort angekommen, gibt es keine Zeichen für eine Basis, und ein so enormer Tarnmechanismus müsste optische Verformungen hervorrufen, von denen es aber keine gibt. Yarok hatte also unrecht: Es existiert keine romulanische Basis, keine Offensive und keine Invasion. Allerdings gibt es dort Romulaner: Drei Warbirds enttarnen sich, und deren Commander Tomalak fordert von Picard die sofortige Übergabe des Verräters. Anschließend soll sich die Enterprise ergeben, damit man sie auseinandernehmen und genau untersuchen kann.
Picard wird klar: Die Pläne, die Yarok gesehen hat, waren gefälscht. Man wollte seine Loyalität testen und die Enterprise in die Falle locken.
Doch Picard und Worf haben eine Überraschung vorbereitet: Auf Picards Befehl hin enttarnen sich drei klingonische Birds of Prey, die auf die Romulaner zielen.
Tomalak zieht sich zurück, und auch die Enterprise verschwindet aus der neutralen Zone.
Yarok, der weiß, dass er seine Heimat nie wieder sehen wird, nimmt sich mit einer mitgebrachten Gifttablette das Leben.




Bewertung

Diese Episode ist wohl eine der spannendsten der dritten Staffel, denn nur Picard und die Crew der Enterprise können, wie es scheint, einen Krieg verhindern. Sie ist hervorragend gespielt und durch und durch logisch aufgebaut. Nachdem die Tragweite von Setals Behauptungen klar wird, bittet Picard Worf in sein Quartier, es wird aber nicht gezeigt, wie Worf dort hingeht. Erst, als sich die klingonischen Schiffe enttarnen, erfährt man, worüber Picard mit Worf gesprochen haben muss.

Geradezu faszinierend ist der Anfang der Episode: Auf dem Holodeck spielt Data Shakespeares König Heinrich V. bzw. Henry V. Der Dialog des berühmten Stückes wird nur teilweise wiedergegeben, wohl um den Vorspann nicht zu sehr in die Länge zu ziehen. Wirklich faszinierend ist aber, dass der pikenbewehrte Charakter "Williams" von keinem geringeren als Patrick Stewart (Cpt. Picard) selbst gespielt wird, der unter dem umfangreichen Makeup kaum zu erkennen ist. Stewart war lange vor seinem Einstieg in das Star Trek-Universum bereits Mitglied der renommierten britischen Royal Shakespeare Company, und der große Dichter ist eindeutig einer der größten Einflüsse für Stewart. In der Originalfassung der Episode erkennt man diese Rolle leicht an Stewarts markanter Stimme, auch wenn er rollengemäß einen sehr altertümlichen Akzent spricht. Bei der Synchronisation wurde das ganz offensichtlich verschlafen, denn Williams wird nicht von Stewarts Synchronsprecher Rolf Schult gesprochen, der bis zum Sprecherwechsel in der vierten Staffel Picard die deutsche Stimme geliehen hat.

Spannung: 6 SFX: 4 Handlung: 6 Gesamt: 5
Zusammenhänge

Mehrfach wird Bezug genommen auf die kurz zuvor gelaufene Episode "Auf schmalem Grat", in der bereits eine romulanische Invasion vermutet wird. In beiden Episoden verkörpert Andreas Katsulas (auch bekannt als G'Kar aus Babylon 5) den Commander Tomalak.
Die nächste Erwähnung finden die Romulaner in der Episode "Die alte Enterprise", aus der sich durch die romulanische Tochter von Tasha Yar einige Verwicklungen ergeben, die später wieder aufgegriffen werden.
Tomalak taucht das nächste Mal in "Gedächtnisverlust" wieder auf.

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Ausdruck vom: 21. 11. 2024
Stand des Reviews: 15. 11. 2024
URL: http://www.startrek-index.de/tv/tng3_10.htm