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1.16 Allein
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Shuttlepod One
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von Sebastian Däs
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Episodenbeschreibung
9. November 2151
Malcolm Reed und Charles Tucker kehren von einer Mission mit dem Shuttle zurück und wollen sich
in einem Asteroidenfeld wieder mit der Enterprise treffen. Da die Sensoren nicht funktionieren,
sind beide überrascht als sie das Schiff nicht antreffen. Reed macht eine schockierende
Entdeckung: Auf einem der Asteroiden ist ein Trümmerfeld, dessen Teile die Signatur der Enterprise
tragen...
Derweil fliegt die Enterprise nur leicht beschädigt durch den Weltraum. Es stellt sich heraus, dass Aliens
von einem explodierenden Schiff gerettet wurden, und es dabei auch Beschädigungen an der Enterprise
gab. Archer will die Aliens zu ihrer Heimatwelt bringen, sieht sich aber vorher in einer Raumkapsel
den Schaden genauer an: Die Schleusen von Shuttlerampe 2 wurden komplett zerstört und der Captain
ordnet sogleich eine Reparatur an.
Im Shuttle herrscht gedrückte Stimmung zwischen Reed und Tucker. Beide sind entsetzt über die
"Zerstörung" der Enterprise. Während Malcolm am Boden zerstört ist und sich im Selbstmitleid wälzt,
wird Trip gereizt und schreit den Waffenoffizier an. Er glaubt noch an eine Rettung. Sie setzten Kurs
auf das nächstgelegene Sternensystem Eco 3. Doch Malcolm meint, ohne Sensoren und mit begrenzter
Luft von 10 Tagen werden auch sie bald sterben. Sie verabschieden sich von den Trümmern und
verlassen das Asteroidenfeld. Auf ihrem Flug beginnt Reed ein pessimistisches Logbuch zu führen:
Er will Nachrichten hinterlassen für diejenigen, die die toten Körper der beiden Offiziere finden
werden. Trip versucht derweil das Sensorensystem zu reparieren. Er sieht die ganze Sache optimistischer,
schließlich gibt es genug Aliens, die auf sie stoßen könnten. Nach einem kleinen Snack legt er sich
zum Schlafen hin, wird jedoch ständig durch Reeds mitleidige Aufzeichnungen an seine Familie abgelenkt.
Trip regt sich erneut auf und meint zu Malcolm, er solle endlich selbst schlafen gehen. Dieser sieht
das als Verschwendung der ihm noch bleibenden Zeit, lässt sich schließlich aber doch überzeugen.
Malcolm erwacht in der Krankenstation der Enterprise. Phlox, Archer und T’Pol teilen ihm mit, dass
er und Trip gerettet wurden. Er solle sich jedoch noch ausruhen. Der Captain zieht sich mit dem Doktor zurück,
T’Pol bleibt noch. Sie drückt ihre tiefe Bewunderung für Reed aus. Der Waffenoffizier ist geschmeichelt
und beide kommen sich näher – T’Pol beginnt sogar zu lächeln. Gerade als sie sich küssen wollen ertönt
ein Geräusch....
... und Reed erwacht im Shuttle neben Tucker. Der Chefingenieur hat einen Teil des Sensorensystems
wieder reparieren können. Plötzlich wird das gesamte Shuttle durchgeschüttelt, es entstehen zwei kleine
Löcher in der Außenhülle, durch die die Atmosphäre entweicht. Die zwei Offiziere können die Löcher
stopfen und versiegeln, doch leider wurde auch ein Sauerstofftank des Shuttles beschädigt: Es bleiben nur noch
zwei Tage bis die Atemluft erschöpft ist. Tucker und Reed beschließen die Heizung abzuschalten, was
ihnen noch einen halben Tag zusätzlich bringen wird. Endlich haben sie auch Zeit sich zu unterhalten,
sie tauschen Erinnerungen an die Erde aus.
Auf der Enterprise hat T’Pol eine Erklärung für die Zerstörung des Alien-Schiffes: Um das
Asteroidenfeld herum gibt es Micro-Singularitäten, die Löcher in die Hülle reißen können. Archer ist
besorgt um das Shuttle mit Trip und Malcolm und will sie so schnell wie möglich kontaktieren.
In der Zwischenzeit ist die Temperatur im Shuttle selbst weit abgesunken. Noch immer verfasst Reed
einige Nachrichten und erneut eskaliert der Streit zwischen ihm und Commander Tucker. Dieser findet
eine Flasche Bourbon, und bei einem Drink unterhalten sich beide wieder über die Crew der Enterprise
und ihren wahrscheinlich grausamen Tod. Schließlich trinken sie noch einmal auf ihre vermeintlich toten Kameraden.
Einige Zeit später sind beide schon betrunken und unterhalten sich auch über die Attraktivität von
Subcommander T’Pol. Nur durch Zufall hören sie eine Nachricht auf dem teilweise reparierten
Kommunikationssystem. Es ist Hoshi – und beiden wird Klar, dass die Enterprise nicht zerstört
wurde. Ihre ausgelassene Freude wird jedoch schnell wieder getrübt: Der neue Treffpunkt mit der
Enterprise ist noch zwei Tage von ihnen entfernt, ihnen bleibt aber nur noch Luft für einen Tag –
und sie besitzen keine Möglichkeit dem Schiff zu antworten. Der Luftvorrat und die Temperatur nehmen
weiter ab und einige Zeit später sitzen Trip und Malcolm in Decken gehüllt in der Ecke. Sie müssen
die Enterprise auf sich aufmerksam machen, damit sie mit hoher Warpgeschwindigkeit zu ihrer Rettung
fliegen kann. Sie beschließen die Antriebssektion abzukoppeln und zu zerstören, um durch die
Explosion auf sich aufmerksam zu machen. Ihnen bleibt jetzt nur noch die Hoffnung, dass sie
rechtzeitig gerettet werden.
Einige Stunden bevor die Luft verbraucht sein wird kommt es erneut zum Streit: Trip will ihre
Chancen verdoppeln, indem er sich aus der Kabine schließt. Somit hat Malcolm die doppelte Zeit
und wenigstens einer von ihnen würde überleben. Doch Reed lässt dies nicht zu, er zwingt
Trip sogar mit einer Waffe sitzen zu bleiben. Beide blicken zitternd und frierend ihren letzten
Stunden entgegen.
Malcolm erwacht erneut in der Krankenstation. Archer teilt ihm mit, dass sie kaum noch Luft übrig
hatten. Glücklicherweise konnte die Enterprise die Explosion sehen und eilte zur Rettung. Trip liegt
neben ihm und ist schläft, auch ihm wird es bald wieder gut gehen. Phlox und Archer verabschieden
sich und Malcolm meint zu T’Pol, ob sie ihm nicht etwas zu seiner Heldenhaftigkeit zu sagen hätte.
T’Pol wünscht ihm eine gute Nacht und geht.
Bewertung
In Fachkreisen hat sich für Folgen dieser Art der Begriff "Bottle Show" eingebürgert,
bei diesen Episoden soll Geld gespart werden. Somit sind keine Gaststars dabei und es wurden auch
nur Standard-Kulissen verwendet. Doch schon zu TNG-Zeiten zeigte sich, dass gerade diese Folgen einen
besonderen Wert hatten, weil sie sich auf die Charakterentwicklung konzentrierten. Diese Tradition
setzt "Allein" jetzt auch endlich bei Enterprise fort. Trineer und Keating können durch sehr gute
schauspielerische Leistung ihren Charakteren mehr Tiefe verleihen. Dies ist auch sehr erfreulich
weil man nicht wieder Archer und T’Pol vorgeschoben hat. Die Wahl von Trip war offensichtlich und
auch Malcolm Reed scheint langsam zum Liebling der Autoren und Fans zu werden.
Grundsätzlich sehen wir hier erste Entwicklungen einer Männerfreundschaft, die der von O’Brien
und Bashir auf DS9 sehr ähnelt. Hoffen wir nur, dass die Autoren das nicht wieder zu schnell vergessen.
Denn zwei wirklich total gegensätzliche Personen werden zusammengeworfen und gehen auch mit der
Katastrophe unterschiedlich um. Natürlich führt das zum Streit aber letztendlich schweißt sie
das Ereignis noch enger zusammen. Vorteilhaft ist dabei auch, dass beide über ihre Frauengeschichten
sprechen können. Und dabei entdecken sie mehr Gemeinsamkeiten als sie dachten. Natürlich darf
eine kleine Anspielung auf T’Pols Hintern auch nicht fehlen.
Reed ist der krasse Pessimist, wohingegen Trip immer optimistisch bleibt. Der eine schreibt
weinerliche Briefe an seine Eltern, während der andere Reparaturen durchführt und entweder sauer
ist oder einen lustigen Spruch parat hat. Natürlich gehen sich beide gewaltig auf die Nerven. Hier
zeigen sich auch die Abgründe in der Psyche, Beide beginnen schnell zu schreien und beschimpfen
die Einstellung des anderen. Besonders Trip ist wie immer sehr emotional.
Auch der Aufbau der Story selbst ist sehr interessant, zumindest im Teaser ist die Spannung auf
dem Höhepunkt. Völlig unverständlich ist jedoch, warum man sofort danach das Verschwinden der
Enterprise aufklärt. Die Spannung wäre bei Weitem höher gewesen, wenn der Zuschauer selbst bei
Trip und Reed mitfühlt und nicht das Ganze von außen betrachten muss. Er weiß gleich, was es mit
den Trümmerteilen auf sich hat. Klar hätte man nicht vermutet dass die Enterprise tatsächlich
zerstört ist – aber für die genaue Erklärung hätte man sich sicher länger interessiert. Ohne diesen
kleinen Schönheitsfehler wäre die Episode noch um ein Stück besser gewesen. Die Erklärung mit
den Micro-Singularitäten selbst ist doch etwas weit hergeholt, aber man nimmt sich selbst nicht
zu ernst – Archer darf deswegen auch gegen die Einstellung der Vulkanier sticheln. Trotzdem
stellt man sich ständig die Frage, ob Reed und Tucker es noch schaffen und ob die Enterprise
endlich ihre Notlage erkennt. T’Pol und Archer hätte man ruhig erst im dritten Akt zeigen können,
optimalerweise vielleicht nachdem man die Löcher in der Hülle beseitigt hat.
Es ist vielleicht auch kein Zufall, dass gerade ein Amerikaner und ein Brite sich gegenüberstehen.
Natürlich packt man hier in kleinem Rahmen wieder Klischees aus, aber diese Hassliebe funktioniert
am Ende perfekt. Auch sind die Aussagen und Wutausbrüche frei und ohne künstlich hohes Niveau, die
Serie ist wirklich näher an unserer Zeit als ihre Vorgänger. Die vielgepriesene Menschlichkeit
zeigt sich ganz deutlich. Vor allem auch bei Malcolms Traum: In seiner aussichtslosen Lage lässt
sich seine Psyche im Traum zu der T’Pol-Fantasie hinreißen. Natürlich ist von Anfang an klar, dass
es ein Traum ist, aber gerade das macht es um so amüsanter. Auch wird die ernste Lage wieder durch
etwas Humor entschärft, Trip will natürlich wissen wer "Stinky" ist.
Spezialeffekte sind aufgrund der Natur der Folge kaum vorhanden, doch die wenigen Szenen wie das
Asteroidenfeld oder die Explosion des Shuttleantriebs können sich sehen lassen. Generell sind hier
auch keine exotischen Aliens, tolle Effekte oder eine atemberaubende Action nötig, man konzentriert
sich glücklicherweise auf die Menschen selbst.
Die Episode ist also eine intensive Charakterstudie, die auch die negativen Seiten von Malcolm und
Trip erforscht. Nur kleinere Schönheitsfehler trüben den Gesamteindruck und somit ist "Allein" eine
der besten Folgen bisher, die nur sehr knapp an einer Gesamtwertung von sechs Punkten vorbeischrammt.
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Spannung
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SFX
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Handlung
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Gesamt
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Zusammenhänge
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Wertung:
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