Sternzeit -30.2192.91 (8.12.1998-14.00 Uhr):
Während sich andere Menschen vermutlich auf der Jagd nach Geschenken durch Kaufhäuser
schiebt und im Keller nach den Christbaumkugeln sucht, gehe ich auf das Messegebäude in
Düsseldorf zu. Die STAR TREK WOLD TOUR hat ihre Türen seit drei Tagen geöffnet. Der
rote Teppich vor dem Eingang signalisiert mir, daß ich willkommen bin; das will ich auch
hoffen, schließlich kostet das Ticket (für Flug" und allem anderen inklusive)
51.90 deutsche Mark im Vorverkauf. Gespannt betrete ich das Foyer des Messegebäudes und
wende mich den Gates zum einchecken zu. Alles ist sehr frisch und unverbraucht mit noch
sauberem Teppichboden ausgelegt, der mich von der Farbgebung sehr an die bekannte Serie
erinnert. Nachdem ich dem Wegweiser gefolgt bin, stehe ich mit vielen anderen Besuchern
vor einer Absperrung, hinter der zwei Rampen zu jeweils einer noch geschlossenen Türe
führen. Nachdem die Großgruppe in zwei kleinere (immerhin noch ca. 50 Personen) Gruppen
aufgeteilt wurden bekommen wir noch einige Anweisungen von einem Starfleet Fähnrich und
dürfen dann über die Rampe in das Operations-Center eintreten. Was ich da vor mir sehe,
ist schon beeindruckend: eine großzügige halbrunde Anlage in der sich neben zwei
Großleinwänden zahlreiche Konsolen und Pads mit den berühmten Okudagrammen befindet.
Diese Konsolen und Okudagramme wirken schon auf die Entfernung verblüffend echt und
leuchtstark. Die akustische Hintergrundbeschallung (das typische Piepsen und Rumoren) ist
auch gut. Während auf den Großbildschirmen verschiedene Alienrassen vorgestellt werden (Orginalton:englisch
mit deutschem Untertitel) warten wir auf unsere Tour. Endlich dürfen wir weitergehen,
und in einem anschließenden Briefingraum bekommen wir unsere weitere Tour erklärt: Wir
werden gleich einen Transporterraum betreten und zur Enterprise gebeamt werden. Während
der Uniformierte noch erklärt, wird er an einem Bildschirm von einem guten Bekannten
unterbrochen: Q erscheint auf einem Bildschirm und reißt fortan die gesamte
Darbietung an sich, allerdings, und das wirkte sich schon vorher störend aus, in
Englisch. Die ganze Darstellung wirkt dadurch nicht homogen und zum Teil extrem
durcheinander-ein großer Teil der aufgebauten Atmosphäre geht verloren. Der
Transportvorgang wird eingeleitet und einige Licht- und Vibrationseffekte später öffnen
sich die Türen wieder und wir betreten den zweiten Briefingraum, nun alllerdings, so will
man uns glauben machen, an Bord der Enterprise. Zwei Wissenschaftsoffiziere laufen emsig
zwischen verschiedenen Konsolen umher und drücken die Sensorflächen, während ein
dritter uns auf den Maschinenraum vorbereitet: ein sensibler Bereich, in dem man bitte
nichts anfassen soll! Die Türen öffnen sich und wir treten in einen Turbolift, der sehr
gut mit Beleuchtungs- und Soundeffekten uns Besucher auf Deck 36 bringt. Zusammen treten
wir mit der anderen Gruppe von zwei Seiten in den Maschinenraum auf den berühmten
Kontrolltisch (Billardtisch) zu, von wo aus sich der Status des Warpkerns und vieler
anderer technischer Einrichtungen ablesen und beurteilen lässt. So weit so gut: der
Warpkern ist im hinteren Bereich erkennbar (und sieht auch recht gut aus), der
Konsolentisch ist liebevoll mit den üblichen Okudagrammen beleuchtet und im hinteren
Bereich neben dem Warpkern sind gefährlich nah weitere Konsolen angebracht. Was völlig
fehlt, sind verschiedene Wartungslifte, Geordis Chefingenieurbüro mit runder Scheibe als
Sichtkontrolle zum Warpkern und die Hilfsingenieureinheit. Während die Ingenieurin uns
die Funktionsweise eines Warpantriebes erklärt, schaltet sich (natürlich) wieder mal Q
ein, um die dargestellten menschlichen Aktivitäten (auf Englisch mit deutschen
Untertiteln) herunterzumachen und um eine Krisensituation herbeizuführen: Der
Warpkern wird durch ihn (und mittlerweile seinen Sohn) nur so zum Spiel überhitzt;
aufgeregt läuft die Crew von einer Konsole zur nächsten, um die Situation in den Griff
zu bekommen. Die Rauch-, Licht- Geräusch-, und Vibrationseffekte tun ihr übriges, um den
Besucher zumindest für eine Weile zu verunsichern, und mehrere Crewmitglieder evakuieren
die Besucher in einen Turbolift, der sich dann, wie schon beschrieben, in
Bewegung" setzt und uns (natürlich) zur Brücke bringt. Wir werden von dem
diensthabenden Commander empfangen und in den hinteren Bereich, also Taktische Station,
und hinter uns Wissenschaftsstation, Maschinenstation und Lebenserhaltung gewiesen. Dort
haben wir Blick auf den großen Hauptbildschirm, die Flugsteuerungskonsole (Conn) und die
Einsatzleitungskonsole(Ops). Dahinter angeordnet die unverzichtbaren Throne des Captains
und seiner beiden Berater. Die einzelnen Elemente sind von ihrer Darstellung gelungen und
man erkennt bei näherem Hinsehen der Okudagramme witzigerweise in Kürzeln die Insignien
der verschiedenen Designer, wie zum Beispiel Mike und Denise Okuda, Herman Zimmermann u.a.
Die Besichtigung wird (natürlich) wieder von Q unterbrochen
und er initiiert wieder mal eine Krisensituation und verlangt, daß jemand von den
Besuchern an der OPS Platz nimmt, um einmal einen normalen Menschen zu testen. Die
Besucherin, die an der OPS Platz genommen hat, muß in einem dramatischen"
Moment eine richtige Knopfkombination drücken um uns alle zu retten".
Glücklicherweise schafft sie es und wir dürfen (müssen) die
Brücke wieder verlassen. Wir betreten die Space Dock Lounge in der sich (leider) nur drei
verschiedene Aliens" aufhalten: ein recht großer Klingone, ein zu großer
Ferengi und ein Romulaner. Alle drei sind hervorragend geschminkt und der Klingone pöbelt
glaubwürdig die ankommenden Gäste (vor allen Dingen die, die sich in Uniform hergewagt
haben) an.
Nach etwa 30 Minuten sind wir mit der Tour fertig und dürfen die
Gänge weiter durchgehen um auf die Holosuite (eine magere Darstellung von unscharfen und
zusammenhanglosen Dingen und einer durchschnittlichen Lasershow) und den galaktischen
Markt zu stoßen. Für diesen Markt gilt der Spruch mehr Schein, als Sein". In
einer riesigen Halle verlieren sich mehrere kleine, auseinandergezogene Stände, deren
Angebot allenfalls durch die Preise und nicht durch die Vielfalt galaktisch wirkt. Auf
meiner Suche nach den einschlägigen Fanartikeln wie Poster, Anstecker, Kalender etc.
scheitere ich kläglich und das einzige Poster, auf daß ich stoße, ist das
Veranstaltungposter der WORD TOUR in Düsseldorf-dies aber dann gleich in vierfacher
Variation.
Im Spacerestaurant darf man verschiedenartige Gerichte von
verschiedenen Welten essen (meist nur umgetaufte irdische Speisen, aber dennoch witzig
dargeboten) und in einem Kino wartet noch ein sehensnswerter Zusammenschnitt der STAR TREK
Legende.
Dieser Zusammenschnitt ist wirklich gelungen. Er beleuchtet die
Anfänge, die Fortsetzungen und die filmischen Umsetzungen von Roddenberrys Idee um dann
verschiedenartige Akzente schlaglichtartig zu beleuchten: Liebe in Star Trek, Kampfszenen
Mann gegen Mann in Star Trek; Aliens in Star Trek (unglaublich wie viele es gibt), Technik
in Star Trek, Weltraumkämpfe in Star Trek , Medizin in Star Trek, u.v.a. Alles
unglaublich unterhaltsam zusammengeschnitten und mit mit witziger Musik hinterlegt. Hier
fanden sich viele Fans sogar zweimal ein, um den ca. 15 minütigen Film noch einmal zu
sehen. Das Museum zeigt viele Reliquien und Objekte aus Serien und Filmen, auch schon zu
sehen auf der Ausstellung in 1996.
Das wars. Nach ca. 45- bis 50 Minuten ist der Fan um 52 DM ärmer
und um zahlreiche visuelle Eindrücke reicher.
FAZIT: Die Besichtigung der Teile der NCC 1701-D ist für FANS
sicherlich kein Quantensprung, aber liebevoll umgesetzt und in der Gestaltung sehenswert.
Die Adaptierung auf deutsche Verhältnisse hätte dem Projekt sicherlich gut getan
(Synchronisation!). Die angeheuerte Sternenflottencrew wirkt zum Teil etwas hölzern ,
aber tut ihr bestes.
Die Detailtreue ist in Einzelheiten (Konsolen, Pads, Monitore,
Grafiken, etc.) sehr genau, aber erhebt im architektonischen (Türöffnungen,
Abzweigungen) keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die in der Space Dock Lounge
anzutreffenden Aliens könnte man sicherlich noch vermehren" und die Holosuite
sollte man besser deaktivieren". Das Museum ist witzig und bietet Kurzweil beim
Stöbern. Der galaktische Markt ist vom Angebot her lächerlich klein und überteuert,
hingegen der Videosampler im Spacekino ein echter Lichtblick. (Davon hätte es Kaufvideos
geben sollen-schade Paramount/Viacom eine verpasste Chance!!)
Ein 641 Meter langes Schiff der Föderation auch nur in
Ausschnitten darzustellen, ist sicherlich kein leichtes Unterfangen. Die visuelle
Präsentation scheint gelungen und wer größeren Anspruch auf Vollständigkeit und
Authenzität legt, möge sich bitte nach Las Vegas zur Experience begeben.
Als Reisetaschentour" halte ich dieses Vehikel für
durchaus gelungen; etwas teuer, aber kann es dem Fan empfehlen.
- Michael Schmitz