von Yann-Patrick Schlame
Klar gegliedert
Das Programm am Con-Sonntag war nach Serien sortiert: Vaughn Armstrong
vertrat ganz allein Enterprise, gefolgt von DS9-Panels mit Hertzler/O'Reilly
und Visitor/Auberjonis, VOY mit Manu Intiraymi und Garrett Wang und zum
Abschluss TNG mit Yasutake und Stewart.
Vaughn Armstrong
Den sonntäglichen Auftakt bestritt Vaughn Armstrong. Der Vietnam-Veteran
berichtete dem Publikum wie schon im letzten Jahr, dass er als Jugendlicher
ein Zwangsneurotiker war. Erst die Schauspielerei gab ihm die Kraft, seine
Energie gezielt einzusetzen und so die Neurose zu überwinden. Da er außerdem
aus einer unschönen Gegend stammt, meint er, dass sein Lehrer, der ihn zur
Schauspielerei führte, sein Leben gerettet hat, da er sonst sicher ein
Krimineller geworden wäre. Daher ist Vaughn auch der Meinung, dass Kunst im
Allgemeinen und Schauspielerei im Speziellen eine gute Betätigung für
Kinder sind.
Später kam Vaughn kurz auf seine Zeit in Vietnam zu sprechen, wobei man ihm
anmerkte, dass nicht alle Erinnerungen daran gute Erinnerungen sind; wie er
sagte, wollte er nur über den guten Teil seiner Zeit dort sprechen. Er meint,
dass Vietnamesen großartige und sehr lebenslustige Leute sind. Von Krieg im
Allgemeinen hält er nichts: "War is bullshit!" ("Krieg ist Scheisse!").
Natürlich kam auch die Musik nicht zu kurz; erneut zückte Vaughn Ukulele und
Munharmonika und gab den Enterprise-Blues zum Besten. Dann sprach er noch
über seine Band, die "Enterprise Blues Band", die neben ihm noch aus
Richard Herd (VOY: Adm. Paris) und Casey Biggs (DS9: Damar) besteht und
sich zu regelmäßigen Proben in Vaughns Garage trifft. Im nächsten Jahr ist
die Band bereits für fünf Auftritte in den Staaten gebucht, und Vaughn
musste versprechen, auch einmal mit der Band nach Deutschland zu kommen.
Auktion
Danach gehörte Richard Arnold die Bühne, der wie schon in den letzten Jahren
die Auktion moderierte. Richard hatte so viel Material mitgebracht, dass
die Auktion schließlich viel zu lange dauerte und alle folgenden Pausen
gestrichen wurden.
In erster Linie gab es unterschriebene Fotos und Trading Cards fast aller
Star Trek-Darsteller sowie vieler weiterer Stars aus verschiedenen
SciFi-Universen zu ersteigern. Anhand zweier Fotos, eines ein Jahr alt und
ein anderes vor wenigen Monaten unterschrieben, zeigte Arnold, dass James
Doohans Unterschrift inzwischen recht zittrig ist; da Doohan kürzlich seine
letzte Con gab und keine Autogramme mehr unterzeichnet, gingen seine Fotos
entsprechend für gute 70 Euro weg. Ähnlich begehrt war ein Autogramm von
Brent Spiner. 80 Euro brachte ein Gruppenbild, das von George Takei, Walter
Koenig und Nichelle Nichols unterschrieben war. Höchstwerte erzielten ein
von allen Hauptdarstellern unterschriebenes Farscape-Gruppenfoto mit 150
und ein voll unterschriebenes TNG-Gruppenfofo mit 270 Euro.
Paramount Home Entertainment Europe (PHE) steuerte eine lebensgroße
7of9-Figur und mehrere (leere) TNG-Seriensticks bei. Da für die Seven-Figur
im Vorfeld bereits 500 Euro geboten worden waren, lag das Eintiegsgebot
entsprechen hoch, das allerdings niemand überbieten wollte. Bei den
Seriensticks einigte man sich auf 50 Euro pro Stück.
Manu Initiraymi steuerte eine Originalversion seines selbst geschriebenen
Filmskriptes "A Bad Time in Texas" bei, die für 120 Euro den Besitzer
wechselte.
Alles in allem erbrachte die Versteigerung einen Erlös von über 2300 Euro.
Robert O'Reilly & J.G. Hertzler
Den Darstellern von Gowron und Martok gehörte direkt im Anschluss die Bühne.
Wie am Vortag alberten die beiden so viel herum, dass kaum Fragen gestellt
werden konnten. Immerhin mussten sie sich dann aber doch dazu äußern, ob
sie gerne einmal in voller Klingonen-Montur Panels bestreiten möchten, was
beide verneinten - schon aus dem einfachen Grund, weil sie keine
Klingonen-Kostüme haben. Da beide aber bekräftigten, in absehbarer Zeit
ihre letzte Klingonenvorstellung geben zu wollen, meinten sie, dass sie
zu dieser letzten Veranstaltung in voller Montur erscheinen wollen.
Zur allgemeinen Erheiterung holten sie gleich eine ganze Horde
gesangsstarker Klingonenfans auf die Bühne, die unter anderem "Meet the
Klingons" zur Familie-Feuerstein-Melodie zum Besten gaben. Am Ende des
Panels heizten die beiden auch noch einmal mit den Klingonen-Rap ein, den
sie bereits am Samstag aufgeführt hatten.
Nana Visitor & René Auberjonois
Das andere DS9-Dreamteam hatte anschließend ein gemeinsames Panel: René und
Nana stellten sich den Fragen. Beide meinten, dass die Fragen deutscher
Fans viel interessanter seien als auf amerikanischen Conventions.
An DS9 gefiel beiden, dass die Serie sehr Abwechwslungsreich war und eine
größere Tiefe erreichte als viele andere Serien, da die Charaktere sehr
vielschichtig und gut ausgearbeitet waren; so hatten beide nicht gewusst,
dass sich zwischen Odo und Kira eine Liebesbeziehung entwickeln würde, bis
es soweit war.
René kam auch auf die aktuelle geopolitische Lage zu sprechen, mit der er
unzufrieden ist; seiner Einschätzung nach ist das Engagement der USA im Irak
und anderswo sehr gewagt. Daher hatte er vor den Con ein wenig Angst gehabt,
dass die Fans nicht zwischen US-Regierung und US-Bürgern unterscheiden
würden.
Eine andere Frage drehte sich um Bilder eines Künstlers mit Namen "René
Victor Auberjonois", von denen derzeit einige Exemplare in Frankfurt
ausgestellt sind. René kannte den Künstler freilich, denn es handelt sich
um seinen Großvater, der unter anderem auch Kostüme für Igor Stravinskys
"Histoire du Soldat" kreirte. Das wiederum erstaunte Nana, die von dieser
Verbindung bisher noch nichts gewusst hatte.
Auf die Frage, ob die beiden noch einmal in DS9 mitspielen würden, wenn es
jemals eine Fortsetzung geben sollte, antworteten sie übereinstimmend mit
ja. Beide meinten auch, dass sie im nur selten als die Darsteller von Odo
bzw. Kira erkannt werden und sehr froh seien, dass sie daher keine Probleme
im normalen Leben haben.
Manu Intiraymi
Der sympathische Manu hielt in der Mittagszeit sein zweites Panel. Auch er
äußerte sich sehr positiv über die deutschen Fans und meinte, dass er
künftig keine Conventions in den USA mehr besuchen wird, da dort eine
unschöne Mitnahmementalität herrsche. In Deutschland habe er das Gefühl,
viel freundlicher aufgenommen zu werden, alle Leute seien sehr nett und
stellten in den Panels gute Fragen. Daher werde er gerne wiederkommen,
sobald er eingeladen wird.
Über Robert Beltran meint Manu, er sei der einzige ehrliche Schauspieler,
den die Fans in Zusammenhang mit Star Trek je sehen werden, da Robert
offen sagt, was ihm nicht gefällt. Vor allem sei Robert aber ein sehr
netter Kerl.
In Sachen Religion erklärte Manu, dass er bereits an Gott geglaubt hat,
bevor er überhaupt von der Bibel hörte. Er sei der Meinung, zum Glauben
brauche man keine Bedienungsanleitung und keine Gebetshäuser.
Schließlich kam er noch auf die aktuelle Lage in den USA zu sprechen, die
ihm große Sorgen bereitet. Er hat das Gefühl, die Staaten würden zunehmend
zu einem Polizeistaat, in dem alles und jeder ständiger Überwachung
unterliegen. Vor allem durch den "Partiot Act" verlören die Bürger in immer
größeren Schritten ihre Freiheit und würden es noch nicht einmal bemerken.
Auch den Krieg im Irak hält Manu für einen Fehler, was ihm großen Applaus
einbrachte.
Garrett Wang
Mit Garrett kam dann gleich der nächste VOY-Darsteller auf die Bühne.
Aktuell hat Garrett keine Arbeit als Schauspieler, allerdings spricht er
einige Begleitkommentare. Er hätte große Lust, auch einmal Comic-Figuren
seine Stimme zu leihen - immerhin ist er ja ein begnadeter Imitator und
verfügt über ein großes Repertoire an Stimmen, die er nachahmen kann.
Etwas verärgert war Garrett darüber, dass er bei Voyager nie Regie führen
durfte; schon lange vor dem Ende der Serie hatte er darum gebeten, aber
anders als Roxann Dawson und Robby McNeill wurde es ihm nie erlaubt, bis die
Serie zu Ende war. Generell denkt er, die Serie hätte mehr Risiken eingehen
können und sollen, womit er vor allem Rock Berman meint, der einen eher
konservativen Kurs steuerte.
Selbstverständlich musste Garrett sich nicht lange bitten lassen, um
anschließend noch eine Reihe von erstklassigen Imitationen seiner
Co-Schauspieler vorzuführen und damit das Publikum zu begeiistern.
Patti Yasutake
Mit Patti begann zum Abschluss der Convention der TNG-Teil. Befragt nach
ihren Lieblingsfilmen und -serien lobte sie vor allem David Kelley, der
unter anderem für "Picket Fences" ("Tatort Gartenzaun") und "Ally McBeal"
verantwortlich ist. Ansonsten ist Patti ein großer Sportfan, schaut sich
gerne Dart, Poker oder auch Baseball an.
Dass sie in den letzten beiden TNG-Filmen nicht mehr mit von der Partie
war, findet Patti sehr schade, aber sie meinte, dass es wohl zu schwer
geworden wäre, sie und andere Charaktere in den Filmen unterzubringen -
zumal selbst einige der Hauptdarsteller eher kleine Rollen hatten. Die
Beförderungen, die Schwester Ogawa in den Filmen hatte, waren übrigens
keineswegs von den Autoren geplant. Vielmehr war es die Kostümabteilung,
die beide Male für die zusätzlichen Rangpins verantwortlich war. Dort war
man nämlich der Meinung, die Uniform würde mit zusätzlichen Pins einfach
besser aussehen, also gab man ihr einfach die zusätzlichen Pins, ohne dass
das Kreativ-Personal etwa davon merkte.
Patrick Stewart
Das finale Panel gehörte dann dem Hauptstar des Wochenendes: Patrick
Stewart kam zum zweiten Mal auf die Bühne und wurde wie schon am Samstag
mit tosendem Applaus und stehenden Ovationen begrüßt. Stewart war ganz
offensichtlich bester Laune und machte zwischendurch immer mal wieder
kleine Scherze, ohne dabei seinen Antworten die nötige Ernsthaftigkeit
fehlen zu lassen. Erneut beantwortete er jede Frage sehr ausgiebig und
umfangreich.
Zunächst ging es um den "Herrn der Ringe" und eine mögliche Beteiligung
Patricks daran. Patrick war voll des Lobes für die Bücher, die er als
jugendlicher verschlungen hatte. Er meinte, früher hätte er sich selbst
in der Rolle von Samweis Gamdschie gesehen, später dann in der des
Waldläufers Aragorn. Als er sich in England mit Peter Jackson traf und ihm
gesagt wurde, Peter sei auf dem Sprung zur Abreise nach Neuseeland, ahnte
er schon, dass er wohl nicht Peters erste Wahl war. Außerdem hätte Peter
ihn am ehesten in der Rolle des Gandalf besetzen wollen, was Patrick nicht
entgegen kam. Außerdem sei Ian McKellen eine ganz wunderbare Besetzung.
Jedenfalls meinte Stewart, er hätte sich selbst diese kleine Chance vertan,
als er Peter Jacksons Drehbuch kritisierte und auf die hinzugefügten
Stellen hinwies, die in Tolkiens Werk nicht enthalten sind; das habe
Jackson gar nicht gefallen, und seitdem habe Stewart auch nichts mehr von
ihm gehört.
Von Star Trek wusste Patrick eher wenig, bevor er die Rolle in TNG bekam.
In erster Linie musste er seinen Sohn fragen, was es damit auf sich habe,
um sich einen Überblick über TOS zu verschaffen. Auch sonst hatte Patrick
vorher nicht viele Kontakte mit Science Finction gehabt. Des Weiteren kam
Patrick auf die Moby Dick-Verfilmung zu sprechen, in der er Captain Ahab
spielt, sowie natürlich auf die X-Men Filme. Noch einmal meinte er, dass
es bislang noch nicht einmal ein Drehbuch gebe, der Drehstart aber für
kommendes Jahr angsetzt ist und der Film damit 2006 in die Kinos kommen
dürfte. Auch freute er sich, erneut mit Famke Janssen zusammen arbeiten zu
können, die ja bereits in der TNG-Folge "Eine hoffnungslose Romanze" an
seiner Seite stand.
Eine weitere Frage war, ob Stewart nicht einmal nach Deutschland kommen
möchte, um hier Shakespeare aufzuführen. Zur allgemeinen Überraschung
meinte er, dass er das bereits getan hat, wenn auch in den 60er Jahren.
Nach einer viel zu kurzen Stunde war das Panel dann beendet, und erneut gab
es stehende Ovationen für den britischen Mimen. Es bleib ein sehr gutes
Gefühl, denn Patrick erklärte, er werde all seinen Mitdarstellern aus TNG
den Besuch auf einer deutschen Convention wärmstens empfehlen, und er freue
sich schon darauf, selbst wieder zurückzukommen.
Closing Ceremony
Mit einer weiteren Lasershow wurde dann die Closing Ceremony eingeleitet,
bei der die zahllosen Helfer auf die Bühne gebeten wurden, gefolgt von
den Gaststars, die sich noch einmal beim Publikum für das tolle Wochenende
bedankten. Damit war die achte Galileo7-Convention beendet, und der Blick
richtet sich schon auf die "After Eight", die im kommenden Jahr wieder im
Neusser Swissôtel stattfinden soll. Als erster Gaststar wird Brent Spiner
gehandelt, allerdings haben die Veranstalter noch keine offizielle
Bestätigung.
Alle Bilder © DSi.