Charles Rettinghaus &
Detlef Bierstedt - oder: Wie synchronisiere ich richtig?
(tk)
Das erste Panel der Con bestritten
um 19:15 h Charles Rettinghaus und Detlef Bierstedt, beides
Synchronsprecher, die Geordi LaForge (Rettinghaus) und William
Riker (Bierstedt) ihre Stimme liehen, allerdings nicht mehr ab
"Star Trek - Der Aufstand". Da bereits die Aufnahmen zu
"Star Trek - Nemesis" begonnen haben, werden sie wieder
nicht dabei sein. Beide vermuteten, daß vielleicht eine
Fanaktion sie wieder zurück bringen könnte, sie beide seien
machtlos, obwohl sie gerne wieder Star Trek synchronisieren würden.
Während Bierstedt als Kind schon gerne TOS guckte, sah
Rettinghaus das ganze nur als Job an. Auf die Frage, warum sie
nicht mehr dabei sind, scherzte Rettinghaus erst, daß ihre Zeit
vorbei sei, doch dann erklärten beide, daß die Gerüchte wegen
überhöhter Gagenforderungen nicht stimmen. Natürlich wollten
sie mehr Geld, aber sie wollten auch nicht trotz des Erfolges von
Star Trek fünfzehn Jahre lang das identische Gehalt bekommen und
wie alle Künstler hätten sie einen Marktwert. Bierstedt merkte
noch an, daß nach der Frage der Gehaltserhöhung sich Paramount
gar nicht mehr bei ihm meldete.
Während des Panels beantworteten
die beiden aber auch andere Fragen der Besucher, dabei hatten sie
immer interessante Antworten parat. Beide finden Wechsel bei
Stimmen sehr schlecht, da sich das Publikum ja an die Stimme gewöhnt,
aber leider sind Synchronsprecher bei sowas machtlos und die
Studios entscheiden. Während Bierstedt auch gerne schauspielern
würde, macht die Synchronisation beiden sehr viel Spaß,
allerdings sei das schwieriger, als man denkt. Laien könnten
sowas nicht, es ist ein richtiger Profiberuf, der durch Bühnen-
und Kameraerfahrung erleichtert werden kann. Die Synchronisation
an sich läuft folgendermaßen ab: Es wird eine kurze Szene
gezeigt und die Sprecher müssen die von den Übersetzern
angegeben Text möglichst lippensynchron zur Szene sprechen,
dabei entnehmen sie die Stimmung der gezeigten Szene. Es kommt
sehr auf die Gefühlslage und die Stimmung an, die man erkennen
muß, was nicht sehr leicht ist. Ferner hat man dazu wenig Zeit,
was den Beruf noch weiter erschwert. Allerdings gibt es, wie
beiden finden, bei ihren Rollen keine Gemeinsamkeiten, sie
versuchen beide, immer andere Charaktere zu spielen. Rettinghaus
spricht unter anderem noch Jean-Claude Van Damme, Matt Dillon
oder Robert Downey Jr., während Bierstedt seine Stimme öfters
George Clooney, Patrick Swayze oder Mitch Pileggi in "Akte X".
Rettinghaus erklärt, man hätte keinen Einfluß auf seine Texte
und spricht einfach alles, auch wenn es nicht gefällt, Bierstedt
hingegen erzählt, daß er wegen seiner Kritik auch öfters
"Diskutierstedt" genannt wird, da er gerne und manchmal
mit Erfolg auch Regisseure beeinflussen kann. Allerdings
verstehen beide auch nicht, warum sich dicke Freunde bei Star
Trek immer noch siezen, sie vermuten, daß ab und an schlecht
informierte Autoren anwesend sind, die eben schlecht übersetzen.
Erkannt wird Bierstedt nicht, wie
er durch eindrucksvollen Berliner Akzent unter Beweis stellt, während
Rettinghaus in Düsseldorf mal von einem verwirrten Taxifahrer
angesprochen wurde, ob er etwas mit LeVar Burton (TNG: Geordi) zu
tun hätte. Beide finden das Technobabble bei tar Trek
grauenhaft, aber gerade bei Geordi sei das schon sehr schwierig
gewesen. Zum Schluß gaben beide nochmal eine Kostprobe als Riker
und Geordi.
Insgesamt war das Panel sehr
interessant und mit geschlossenen Augen hatte man sofort Geordi
und Riker im Sinn, da es ja beides sehr markante Stimmen sind.
Toll war auch, daß übrigens der diesjährige G7-Moderator André
Holst das Panel sehr professionell moderierte, um Langeweile
vorzubeugen. Da beide aber viel über Synchronisation erzählten
und viele Fragen sehr interessant beantworteten, war diese Sorge
unbegründet. Beide fanden es toll, auf der Con zu sein und man
merkte auch, daß die beiden froh waren, einiges zu erzählen.
Hochachtung verdient auch Rettinghaus, der trotz eines
Bandscheibenvorfalls zur Con reiste.