Abschlusskommentar: Yann - Patrick Schlame
Ein verregneter Morgen empfing mich am Bielefelder Bahnhof. Tröstend höchstens die Tatsache, dass Thorsten und Bülent schon da waren und mich von Bahnhof abholten. Und dass der Weg zur Stadthalle nur etwa 200 Meter vom Bahnhof aus betrug. Und dass nur noch etwa zwei Stunden bis zur Pressekonferenz zu überbrücken waren. Nur zwei Stunden also, bis wir die Gaststars der diesjährigen Galileo7-Convention aus nächster Nähe zu Gesicht bekommen würden! Wen interessiert da schon das Wetter - lasset die Spiele beginnen!
Auch, wenn die G7-VI bereits meine insgesamt vierte Convention war, stellte sich schließlich kurz vor der Pressekonferenz wieder das gewohnte Kribbeln in der Magengegend ein: Stars aus nächster Nähe bekommt man schließlich nicht jeden Tag zu sehen. Und wie üblich stellte sich auch dieses Mal heraus, dass die Stars auch nichts weiter als normale Menschen sind, die sich über die Aufmerksamkeit freuen, die ihnen durch ihre Bekanntheit entgegen gebracht wird. Viel zu schnell war die Pressekonferenz vorbei, und die Opening Ceremony rückte näher.
Nunja, an dieser Stelle ein Wort zum Thema "Stars zum Anfassen": Robert Picardo machte sich nach dem obligatorischen Teil der PK sofort wieder aus dem Staub, was etwas schade ist. Durch das Ausbleiben von Jonathan Frakes am Freitag war er immerhin der einzige Star Trek-Hauptdarsteller, und Fragen an ihn hätten wir ausreichend auf Lager gehabt. Die Ankündigung, dass Frakes nicht für Einzelinterviews zur Verfügung stehen würde, bestätigte einmal mehr, was ich schon auf den vorigen Cons erlebt hatte: die "großen" Stars mögen die schönsten Panels gestalten, aber die "kleinen" Stars (was an dieser Stelle keine Anspielung auf Aron Eisenbergs Körpergröße sein soll - immerhin war auch Carel Struycken als "kleiner" Star anwesend *g*) geben sich viel offener und Publikumsnäher. Nun ist zwar TNG bereits 15 Jahre alt, so dass man Frakes kaum verübeln mag, dass er nicht mehr Con für Con die gleichen Fragen beantworten möchte - doch unter diesem Aspekt müsste Robert Picardo geradezu begierig sein, sich den Fans und Reportern zu stellen. Wie sonst ließe sich erklären, dass der 3 Star Trek-Jahre ältere Aron Eisenberg mehr Zeit in den offenen Bereichen des Veranstaltungsortes verbringt, als manche der Fans, die für ihre Eintrittskarten viel Geld ausgegeben haben?
Wie dem auch sei, der Freitag gestaltete sich nach der recht schönen Opening Ceremony ziemlich ruhig. Weder Larry Nemecek noch Richard Arnold gehören zu der Sorte von Entertainer, die das Publikum vor Begeisterung aus den Sitzen reißen - was keineswegs negativ gemeint ist, denn beide hielten wie schon auf den letzten G7-Cons überaus interessante Panels, die ich mir nicht entgehen lassen möchte. Eher tun mir die beiden ein wenig leid, wenn sie in einen halbleeren Saal kommen, der kurz zuvor noch fast zum Bersten gefüllt war.
So fragte Larry auch, als wir auf der Con-Party mit ihm ins Gespräch kamen, ob seine Vorträge eigentlich interessant seien - was ich nur mit Nachdruck bejahen konnte. Sicher sind Behind-the-Scenes-Panels wie die von Larry und Richard nicht jedermanns Sache. Interessant und informativ sind sie aber allemal, und in der Tat hatte Larry mit seiner Einleitung recht, dass er auch den Besuchern seiner letztjährigen Vorträge viel Neues zu bieten hatte.
Herb Jefferson jr. stand vor einem ähnlichen Problem: als einziger Kampfstern Galactica-Vertreter hatte er kaum eine magnetisierende Wirkung auf die entsprechenden Fans. Da er zudem wohl nicht in die Kategorie der Top-Entertainer fällt, war sein Panel zwar interessant, aber nicht sehr spannend. Dafür, dass ich Galactica-Fan war, lange bevor ich mit TNG meine Leidenschaft für Star Trek entdeckte, war ich doch ein wenig enttäuscht.
Schade ist auch, dass am nächsten Tag mehrere waschechte Galactica-Fans in voller Uniform und sogar ein perfekt eingekleideter Cylone auftauchten, die bei Jeffersons Panel aber nicht anwesend waren.
Bei verschiedenen Streifzügen durch den Autogrammsaal sah man Jefferson während des Wochenendes häufig allein an seinem Tisch sitzen. Ich muss sagen, dass er mir glatt ein wenig leid tut. Die G7 als vorwiegend auf Trek ausgerichtete Con ist wohl für die Stars anderer (und insbesondere seit 20 Jahren abgesetzter) Serien nicht wirklich der richtige Ort - oder man hätte mit Richard Hatch und Dirk Benedict für Verstärkung sorgen können, wie auf der FedCon im Frühjahr, wo sich die drei sicher nicht gelangweilt haben.
Deutlich erfreulicher fand ich das Panel der beiden Synchronsprecher Charles Rettinghaus und Detlef Bierstedt. Es dauerte ein paar Minuten, bis man die Personen auf der Bühne innerlich mit ihren Stimmen in Übereinstimmung gebracht hatte (jedenfalls ging es mir so), aber anschließend fand ich das Panel hochinteressant. Vor allem die (auf Nachfrage) an den Tag gelegte Offenheit, warum die beiden nicht mehr LaForge bzw. Riker synchronisieren, war beeindruckend. Durch die Anwesenheit des Moderators André Holst kam auch keine Langeweile auf. Durch gut durchdachte Fragen und eine sichere Moderation hielt Holst das Gespräch in Gang, solange keine Fragen aus dem Publikum gestellt wurden.
An dieser Stelle ein Wort zu André Holst: vor zwei Jahren hatte ich auf der G7-IV Aron Eisenberg als schüchternen und demotivierten Mann erwartet und stattdessen als Energiebündel und Scherzkeks erlebt. Dieses Jahr hatte ich André Holst, dessen Namen ich vor der Con noch nie gehört hatte, als langweiligen Lokalmoderator mit einem vorgespielten Interesse an Star Trek erwartet. Nunja, wie das immer so ist: es gibt auch positive Überraschungen, und André Holst ist definitiv eine sehr große positive Überraschung auf dieser Con gewesen. In den Panels, in denen er mit auf der Bühne war, hat er neben sehr guter Moderation auch unter Beweis gestellt, dass er sich im Star Trek-Universum gut auskennt und die Namen der G7-Gäste nicht extra für die Con auswendig lernen musste.
Als er dann auf der Comedy-Show auch noch "New York, New York" zum besten gab, war klar, dass die im Con-Heft niedergeschriebene Behauptung, er sei nebenbei Sänger, eine gehörige Untertreibung darstellt.
Die Organisatoren der Con haben mit André einen wahren Glücksgriff getan. Ich hoffe, dass sie André in den kommenden Jahren wieder für diese Aufgabe einsetzen werden.
Aber wo wir gerade beim Thema Glücksgriff sind: Chase Masterson! Als ich während der Con-Vorbereitung Kurzbiographien für die Vorberichterstattung schrieb, habe ich ihr Geburtsdatum nicht mit aufgenommen, da ich die Quelle für fehlerhaft hielt: Chase ist 1963 geboren! Leeta hätte ich auf maximal Mitte 30 geschätzt, aber knapp 40?! Glücklicherweise bekamen wir die Gelegenheit zu einem Interview mit Chase. Aus der Nähe sieht man schon, dass sie tatsächlich nicht mehr die Jüngste ist - gut gehalten hat sie sich aber trotzdem!
Nun, wie dem auch sei, wir wollen hier ja nicht über Geburtsdaten spekulieren. Chase, Lolita und Aron zeigten sich in den Panels als echte Energiebündel. Bei Aron war ohnehin nichts anderes zu erwarten, aber Chase, die ich hier das erste Mal auf einer Con erlebte, gab sich keine Blöße und alberte fast so viel wie Aron herum. Nicht nur das, singen kann sie auch noch, und zwar mächtig gut. Der in "Latinum is the girl's best friend" umgewandelete Marilyn Monroe-Klassiker kam genau wie alle anderen Stücke sehr gut rüber und machte Spaß auf mehr!
Thema Gesang: der eingangs erwähnte Robert Picardo gab, wie kaum anders zu erwarten, zwei euphorisierende Panels. Robert ist ein ziemlich beeindruckender, charismatischer Mann, der sich bei seinen Antworten auf die zahlreichen Fragen Zeit ließ und gut bedachte Antworten gab. Ohne die vielen "Uhm, well, you know, it's kinda like, sort of, you know..." manch anderer Stars herunterwürdigen zu wollen, ist es doch sehr angenehm, wenn auch mal jemand mehrere gut formulierte Sätze am Stück spricht.
Beeindruckender aber: die von Picardo selbst geschriebenen Texte zu den von ihm dargebotenen Songs sind keineswegs nur auf die kurzweilige Unterhaltung ausgelegt. Vielmehr sind die vordergründig humorvollen Texte mit Kritik und Anspielungen gespickt, die sich beispielsweise darauf beziehen, dass die Trek-Darsteller sich oftmals wie Eigentum des Studios vorkommen. Im Gegensatz zu Robert Beltran verpackt Picardo diese Kritk in ein sehr freundliches Wortgewand, die Härte der Kritik scheint mir aber fast ähnlich zu sein, wenn sie auch auf andere Aspekte abzielt. Mangels Aufnahmen der Panels kann ich an dieser Stelle leider keine Zitate einfließen lassen.
Von einem Star zum nächsten: Jonathan Frakes hat mich mit seinen beiden energiegeladenen Panels ebenfalls sehr beeindruckt. Ihm merkt man die Routine eines guten Entertainers an, der sich seines Sympathiefaktors durchaus bewusst ist. Frakes spielt mit dem Publikum, kann problemlos Emtionen hervorrufen, und behält die Kontrolle über das Panel. Wenn niemand eine Frage hat, unterhält er das Publikum problemlos alleine, Fragen beantwortet er größtenteils umfassend. Aber um ehrlich zu sein: ähnlich wie vor zwei Jahren bei Marina Sirtis hatte ich bei Frakes ein wenig das Gefühl, dass er etwas zu routiniert geworden ist. 15 Jahre Convention-Erfahrung sind eine zu lange Zeit, um noch frisch wie am ersten Tag zu wirken. In der Hinsicht hatten die Panels etwas von der Harald Schmidt-Show: die berufsmäßige Erfahrung eines Komikers macht sich bemerkbar. Nun will ich nicht sagen, dass Frakes seine beste Zeit hinter sich habe. Großartige Unterhaltung hat er ganz sicher geboten, und meinem Empfinden nach die besten Panels der Con. Es bleibt mir aber der Nachgeschmack, dass Frakes nicht so viel Freude dabei empfand, wie er es scheinen ließ.
Zum Thema frisch: neben den beiden Synchronsprechern waren auch die Panels von Scott Leva und Todd Bryant sehr erfrischend. Interessanter Weise hatte Todd Bryant trotz der weit größeren Rolle bei Star Trek weniger als sein Kollege zu sagen. Dennoch boten die beiden eine Einsicht in den Job der Stuntmen und entmystifizierten zum Teil auch die romantischen Vorstellungen, die man davon haben mag. Vor allem die Live-Prügelei war schön anzusehen - obwohl klar war, dass es nur ein Showkampf war, vermochte das Auge die Täuschung kaum wahrzunehmen, und ebenso war kaum zu sehen, wie die beiden die Schlaggeräusche erzeugen, obwohl sie es erklärt hatten.
Ob all der Impressionen ist ausgerechnet der höchstgewachsene Con-Gast ziemlich untergegangen: Carel Struycken hielt zwei sehr ruhige Panels ab. Auch Struycken fällt nicht gerade in den Bereich der perfekten Entertainer. Von sich aus hatte er nicht sehr viel zu sagen, und auch Fragen wurden ihm nicht sonderlich viele gestellt. Da er dazu noch mit einer sehr ruhigen Stimme spricht, kann ich mich schon jetzt, wenige Tage nach der Con, kaum noch an die beiden Panels erinnern. Zusammenfassend fällt mir dazu trotz seiner überragenden Statur nur das Wort "unauffällig" ein, was ein wenig schade ist, da er neben Star Trek noch in einer großen Menge anderer Produktionen mitgespielt hat, über die mehr zu erfahren sicher interessant gewesen wäre.
Unauffälligkeit trifft auch auf Mark Allen Shepherd zu. Im Gegensatz zu seinen letztjährigen Panels hat er diesmal von sich aus eine ganze Menge erzählt und nicht so sehr auf Fragen gewartet, die nicht gestellt wurden. Mark ist ein sehr ruhiger Typ mit einem eher hintergründigen Humor, der (zumindest mir) nicht auf Anhieb verständlich ist. Ich habe ihn inzwischen mindestens drei mal den "Funniest Joke of the Universe" erwählen hören, mit dem er, wie er sagt, seine Rolle als Morn endgültig bekam. Nunja, bis heute habe ich immer noch nur Bruchteile des Witzes verstanden, was zum Teil an sprachlichen Aspekten liegt, aber wohl nicht nur. Ich frage mich, ob Con-Gänger in den Staaten den Witz besser verstehen.
Die beiden Babylon 5-Schönheiten Claudia Christian und Marjorie Monaghan habe ich leider nur am Rande mitbekommen. Doch soweit ich gehört habe, waren auch ihre Panels nicht unbedingt das, was man als mitreissend bezeichnet. Auch hier ist sicherlich ein Teilaspekt, dass die Fiver unter den Trekkies nicht sehr stark vertreten sind und der Saal während der Panels dadurch recht leer war. Ähnlich wie bei Jefferson gilt aber, dass die Veranstalter durch das Einladen mehrerer Gäste aus Babylon 5 und durch das Zusammenlegen der Panels auch dazu beitragen können, die Situation für die Stars zu verbessern.
Zum Kostümwettbewerb kann ich leider gar nichts sagen - während der stattfand, war vor Frakes' erstem Panel endgültig umfangreiche Nahrungsaufnahme notwendig, für die sich Pizza Hut's "All you can eat" als überaus einladend erwies. :-)
Die Comedy-Show, die als Ersatz für die Ferengi Family Hour stattfand, war ein voller Erfolg. Man stelle sich die besten Panels der einzelnen Stars vor und quadriere die einfach - das war die Comedy-Show. Absolut hervorragende Unterhaltung, die die ganzen 10 € wert war. Dennoch stellt sich mir die Frage: wieso wurde dafür extra Eintritt genommen? Immerhin war es nicht die Ferengi Family Hour, für die im Vorfeld der Con so viel Werbung gemacht wurde.
Eine ähnliche Finte war die groß angekündigte Stuntshow. Der erwähnte Showkampf zwischen Leva und Bryant war ohne Frage erstklassig. Aber wie die beiden sagten, hatten sie den Fight innerhalb von 5 Minuten kurz vor dem Panel vorbereitet. Da hatte wohl jemand vergessen, ihnen von der (vor Wochen schon angekündigten) Stuntshow zu erzählen, die sie halten sollten - sofern man eine zwar filmreife, aber gerade mal eine halbe Minute dauernde Prügelei nicht allen Ernstes als Stuntshow bezeichnet. Diese irreführende Werbung hätte man sich besser gespart, denn die Panels waren auch ohne diese Ankündigung sehenswert.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft den Ort der Con-Party: eine Eingangshalle, die problemslos 300 bis 500 Leute fasst, ist nicht unbdingt die erste Wahl für eine Party mit deutlich weniger Gästen. Wie schon vor zwei Jahren hätte man gut daran getan, die Party in einen der kleineren Sääle zu legen. Dass dennoch eine gute Atmosphäre aufkam, liegt wohl vor allem an dem gut gelaunten Publikum und den ebenso gut gelaunten Stars, die sich blicken ließen.
Nunja, für alle, die bis hierhin durchgehalten haben: ich komme nun auch langsam zum Abschluss. :-)
Mein Fazit der sechsten G7-Con ist, dass es eine wirklich gute Convention war, auf der ich mich sehr wohl gefühlt habe. Der Veranstaltungsort war insgesamt gut gewählt, die Verkehrsanbindung Bielefelds ist ebenfalls deutlich besser als in Goslar, und vor allem war die Auswahl an Gaststars sehr gut. Highlights waren neben den beiden Hauptdarstellern die DS9-Leute, die beiden Stuntmen und die Synchronsprecher.
Verbessern könnte man die Situation für Darsteller aller nicht-Trek-Serien und den Ort der Con-Party - lassen wir uns überraschen, wie das in Hagen geregelt werden wird.
In jedem Fall war es sehr schön, wieder einmal Star Trek-Stars aus der Nähe zu sehen und zumindest einen Ausschnitt der Personen, die hinter den uns bekannten Charakteren stecken, kennen zu lernen. Mit gerade mal einem Tag auf der letzten Nexus fehlt mir eine Vergleichsmöglichkeit zu anderen Conventions, aber das G7-Motto "Join the Family" hat seine Daseinsberechtigung: die Atmosphäre war sehr familiär. Vor allem die eingangs genannten "kleinen" Stars haben dazu beigetragen, und nicht zuletzt natürlich die Besucher. So bleibt als Abschlussbemerkung: ich freue mich schon heute auf die Double-Seven!
So, danke fürs Durchhalten, das wars von meiner Seite,
Yann
Feedback, Kritik und Anmerkungen könnt ihr wie immer... na, ihr wisst schon. :-)