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Jonathan Frakes (1) - eine viel zu kurze Stunde (ys)

Jonathan Frakes betritt die Bühne

Am Samstag Abend fand endlich das sehnlichst erwartete erste Panel von Riker-Mime Jonathan Frakes statt, der überaus gut gelaunt auf die Bühne stürmte und einige Zeit kaum etwas sagen konnte, da der Applaus kaum enden wollte. Zunächst berichtete er ironisch von seiner ersten Convention: auf einem Händlertisch gab es diverse Action-Figuren zu kaufen; die Geordi LaForge-Figur für 30$, die Tasha Yar-Figur mit Extras für 40$, und die Data-Sonderausgabe für 50$. Daneben stand ein Schild "By any figure, get Riker free!".
Kurz erwähnte Frakes sein aktuelles Projekt: die Regiearbeit beim Kinofilm "Thunderbirds", der auf der Trickserie aus den 60er Jahren basiert. Frakes erläuterte, dass möglichst alles aus der Serie in den Film übernommen werden soll und ihm die Regie großen Spaß mache.

Schnell waren auch jede Menge Fragesteller an den Mikrofonen im Saal. So wurde zunächst gefragt, wie die Borg in "Star Trek: First Contact" ohne Atemmasken auf der Hülle der Enterprise herumlaufen konnten. Ohne große Erklärungsversuche meinte Frakes realistisch: "It's just a film - what do you want?"
Angesprochen auf Nemesis freute sich Frakes, dass sein Charakter nun endlich Deanna Troi heiraten wird, was ganz am Anfang des Filmes zu sehen ist.

Danach kam er auf Rikers Bart zu sprechen: nachdem die Dreharbeiten zur ersten Staffel TNG abgeschlossen waren, ließ er sich in der Drehpause einen Bart wachsen. Als kurz vor Drehbeginn zur zweiten Staffel eine Besprechung mit Rick Berman stattfand, gefiel dem der Bart so gut, dass er Frakes direkt zu den Maskenbildnern schickte, die den Bart ein wenig stutzen sollten. Genüsslich berichtete Frakes, wie er über Stunden hinweg immer wieder in die Maske geschickt wurde, wo man den Bart abwechselnd abrasierte und anschließend wieder künstlich aufstockte, bis Berman endlich zufrieden war.
Auch das Verhalten Rikers war einigen Änderungen unterworfen. Zunächst sollte Riker eher der unerschrockene Krieger sein, der niemals lächelt. Doch einerseits passte das nicht zu Rikers Charakter, andererseits war mit Worf bereits eine solche Figur an Bord, so dass Riker sich im Lauf der ersten Staffeln deutlich in eine andere Richtung entwickelte und mehr von Frakes selbst in die Rolle einfloss.

Frakes hört sich eine Frage an

Eine eher ernste Frage betraf die Entwicklung von TNG hin zu immer mehr Action während der Kinofilme. Es wurde gefragt, wie viel von Roddenberry noch bei Star Trek enthalten sei. Spontan meinte Frakes, dass derzeit vor allem Rick Berman in Star Trek enthalten sei. Anschließend kam er aber doch ins Grübeln und meinte, die Frage wäre recht schwierig. Er wies darauf hin, dass es bei den Kinofilmen stärker als in der Serie darum geht, schnell einen finanziellen Erfolg zu erzielen. Die hohen Ideale, die Gene Roddenberry in die Serie eingebracht hatte, seien zwar sehr schön, aber an den Kinokassen ließen sie sich leider nicht so gut verkaufen wie Action. Daher wird Nemesis sich stärker an First Contact orientieren als beispielsweise an Insurrection, denn First Contact war der (in den USA) umsatzstärkste TNG-Kinofilm.
Die Frage, ob Nemesis der letzte Film der TNG-Crew sei, beantwortete er schnippisch mit dem Hinweis, dass nach der Zehn die Elf komme - vor allem hänge das aber davon ab, wie Nemesis an den Kinokassen abschneidet. Jedenfalls wäre klar, so Frakes scherzhaft, dass man Troi nie wieder ans Steuer der Enterprise ließe. Persönlich hofft er, dass weitere TNG-Filme folgen werden.

Bezüglich Marina Sirtis (Troi) erwähnte er, dass er zusammen mit Michael Dorn (dessen Charakter Worf er im Verlauf des Panels liebevoll als "Schildkrötenkopf" bezeichnete) regelmäßig Scherze auf Kosten von Marinas Hund Skelagi gemacht hatte. So zum Beispiel, als Marina mit dem nassgeregneten Hund von einem Spaziergang kam und die beiden fragte, ob sie ihn schnell trocknen könnten - was Frakes und Dorn animierte, die Mikrowelle als geeignetes Trocknungsgerät vorzuschlagen...

Angesprochen auf Streiche, die sich die Schauspieler gegenseitig während der Drehabeiten gespielt hatten, meinte Frakes, so etwas sei sehr selten vorgekommen. Allerdings leitete ihn das direkt zum nächsten Thema: unangenehme Episoden. Ganz besonders hasste er den schwarzen Schleim in der Episode "Skin of Evil" ("Die schwarze Seele") - nachdem er die Szene abgedreht hatte und gerade frisch geduscht war, meinte der Regisseur zu ihm: "Okay, das war gut, aber wir müssen die Szene jetzt noch einmal drehen".

Eine nicht ganz so lustige Szene war ein Schwertkampf, den er in einer Episode hatte. Den Kampf hatte er vorher mit Stuntmen bis zur Perfektion mit Stöckern geübt. Als dann die Szene mit einem richtigen Schwert gedreht wurde, brach es entzwei und verletzte ihn am Auge. Die Verletzung war nicht besonders schlimm - störend war eher die Tatsache, dass er in kompletter Kostümierung ins Krankenhaus gebracht wurde, was für einige lustige Szenen sorgte.

Fast so schlimm wie der Schleim aus "Skin of Evil" seien Gagh, das klingonische Leibgericht. Gagh bestehen aus rohem Oktopus. Noch schlimmer seien lediglich die Würmer in der Episode "Conspiracy" ("Die Verschwörung") gewesen: während alle anderen Darsteller lediglich Schalen mit Essbarem vor sich stehen hatten, hatte Frakes frische Würmer in seiner Schale. Als er sich eine Handvoll davon zum Mund führte, fiel ihm ausgerechnet einer aus der Hand und mitten in den Mund, was er als wenig angenehm beschrieb.

Dann kam er noch einmal auf Gene Roddenberrys Vision einer besseren Welt zu sprechen: bei all dem Leid und all den Kriegen auf der Erde hofft er sehr stark, dass Genes Vision bald wirklich werden wird.

Schließlich erzählte er noch, wie es üblicherweise bei den Szenen zugehe, in denen die Offiziere auf ihren Sitzen auf der Brücke sitzen, wenn die Enterprise angegriffen wird: während Riker und Troi heftig durchgeschüttelt werden, blieb Patrick Stewart (Cpt. Picard) etwas ruhiger sitzten, obwohl er am wenigsten Frisur hatte, die dabei hätte durcheinanderkommen können.
Einmal wandte sich Stewart in einer solchen Szene zu Frakes und meinte: "25 years in the Royal Shakespeare Company - for this?!"

Frakes bekam nach seinem extrem lustigen Panel stehende Ovationen und musste noch einmal zurückkommen, da der Applaus nicht nachließ. Er bedankte sich sehr herzlich beim Publikum, bevor er dann endgültig hinter der Bühne verschwand. Die vorangegangene Stunde war wie im Fluge vergangen, Frakes erwies sich als überaus lustiger und spontaner Stargast.

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