Deutscher StarTrek-Index  
INTERVIEWS: Dwight Schultz
 von Malte Kirchner (malte@startrek-index.de)  

Dwight Schultz spielt in Star Trek: The Next Generation und Star Trek: Voyager Lt. Reginald Barclay. Er war ebenfalls im achten Film, First Contact, zu sehen. Doch bereits vor Star Trek war sein Name im TV ein Begriff, spielte er doch Murdoch in der 80er-Jahre-Actionserie "The A-Team". Die DSi Redakteure Yann-Patrick Schlame und Malte Kirchner erhielten die Gelegenheit, Dwight Schultz einige Fragen zu stellen.

DSi: Sowohl im A-Team als auch in Star Trek spielten Sie eine Art verrückten Charakter. Warum spielten Sie zwei Rollen, die sich so ähnlich sind?

Schultz: Ich denke, die beiden Rollen sind nicht dumm oder verrückt. Sie sind neurotische, exzentrische Leute. Aber sie sind eigentlich nicht sehr ähnlich. Lassen Sie mich erklären, warum sie so unterschiedlich sind: Murdoch war ein extrovertierter Mensch. Er ging in jede Situation und machte alles für andere Leute. Und er war sehr vorwärtsgerichtet. Und er war launisch.
Barclay ist genau das Gegenteil davon. Er ist ein introvertierter Mensch. Er lebt in sich selbst, hat keine sozialen Geschicke und hat Schwierigkeiten mit anderen Menschen zu kommunizieren. Und deshalb sind sie sehr unterschiedlich. (lacht)
Die einzige Gemeinsamkeit, theatralisch gesehen, ist, dass sie andere Charaktere annehmen. Das ist auch, warum sie bei den Fans so beliebt sind, weil wir alle andere Leute sind. (lacht) Und wir präsentieren die Welt so wie wir sie uns wünschen, obwohl sie in Wirklichkeit nicht perfekt ist. Es ist, als ob man einen Kuchen machen möchte, weiß aber nicht wie und tut alles, was man kennt, in den Ofen und hofft, dass es etwas wird.
Sie sind immer die interessantesten Charaktere. Alle großen Charaktere in der Literatur sind Einzelgänger, exzentrisch, verrückt, dämonisch - sind sind immer irgendwie ungewöhnlich. Sind sind mehr als gewöhnlich. Sie sind nicht typisch. Und genau das sind die beiden Charaktere. Sie wurden so geschrieben und ich hatte das große Glück, dass sie mir über den Weg liefen.

DSi: Welche der beiden Rollen ziehen Sie vor?

Schultz: Das ist so, als wenn man Kinder hat. Man zieht keines dem anderen vor, man liebt sie beide. Sagen wir es mal so: Barclay kommt mir eher entgegen und Murdoch kommt eher der Person entgegen, die ich gerne sein würde. (lacht)
Deshalb wäre ich gerne bzw. mag den Charakter von Murdoch, weil ich gerne diese Person sein würde. Einfach nur die Sachen zu tun, die er macht.
Aber grundsätzlich mag ich sie beide. Allerdings kommt der eine mir halt mehr entgegen als der andere.

DSi: Was denken Sie, welche Rolle mehr Popularität hat. Die Rolle von Murdoch oder die von Lt. Barclay?

Schultz: Nun, das ist fast so, als müsse man sich entscheiden, ein Sozialist oder ein Kapitalist zu sein. Der Kapitalist würde Dich bei einer bestimmten Gruppe von Leuten populärer sein lassen und Sozialist zu sein, würde Dich liberaler und konservativer machen. Murdoch ist in der einen Gruppe sehr populär, Barclay ist der anderen Gruppe sehr populär und es gibt eine Gruppe von Menschen in der Mitte, die beide gut finden. (lacht)
Eigentlich sind beide außergewöhnlich populär. Murdoch habe ich fast hundert Episoden gespielt, Barclay nur in acht oder neun. Aber Barclay hat grösseres Aufsehen erregt. Aus diesem Grunde könnte man sagen, dass Barclay populärer ist, aber das A-Team ist zwanzig Jahre her und die Leute reden immer noch darüber, sie lieben es und erinnern sich daran.

DSi: Es wird sogar in Deutschland noch wiederholt!

Schultz: Oh, hier wird es auch noch ausgestrahlt? Das ist beeindruckend. (lacht)
Wenn ich es mir ansehe, sehe ich mich darin nicht mehr. Das ist jemand anderes. Es ist alles vorbei. Sehr lange her, fast zwanzig Jahre.
Auf alle Fälle wusste ich, dass es populär werden würde, deshalb tat ich es. Ich wusste, diese Rolle ist wundervoll, auch wenn man mich zuerst von der Rolle feuerte. Ich wusste, dass sie sehr erfolgreich werden würde. Ich wusste nicht, dass der Charakter Barclay in Star Trek so erfolgreich werden würde. Als sie mich fragten, ob ich sie ein zweites Mal spielen würde, war ich verblüfft. Und als sie mich fragten, eine Convention mitzumachen, sagte ich nur: Warum? Ich hatte einfach keine Ahnung, warum dieser Charakter so populär war. Dementsprechend war Barclay also die grössere Überraschung.

DSi: Was war Ihre erste Reaktion, als die Voyager-Produzenten auf Sie zukamen, um Sie für die sechste Staffel Voyager zu gewinnen?

Schultz: Nun, ich denke - und das ist kompliziert zu erzählen -, dass ich fast ein regulärer Charakter in TNG war. Sie verloren Leute und sie entschlossen sich, neue Leute in die Serie zu integrieren. Aus diesem Grunde wurde ich beinahe ein regelmässiger Charakter. Aber ich denke, es gab einige Diskussionen darüber. Letztlich wurde es dann doch nichts. Als man mich dann aber für Voyager anrief, war ich nicht so überrascht wie damals, als der Charakter populär wurde. Allerdings wusste ich nicht, wie sie mich auf die Voyager bekommen wollten. Das war auch die einzige Frage, die mir durch den Kopf ging, wie sie mich wohl auf das verlorene Raumschiff bekommen wollten. Und wie sonst auch waren sie sehr kreativ in dem, was sie taten. (lacht)
Die letzten zwei Episoden, die ich machte, waren auch sehr kreativ. Sie enthalten einige Überraschungen!

DSi: Wie ist das Verhältnis zwischen Ihnen und Marina Sirtis?

Schultz: Oh, wunderbar! Wir sind gute Freunde und mögen einander. Wir hatten einfach eine großartige Zeit zusammen. Und... das war's auch schon. Deanna ist eine Therapeutin und in der Therapie hat der Patient ein Problem, wenn er sich in den Therapeuten verliebt. Ich habe mich nicht in Marina verliebt, weil ich verheiratet bin. (lacht) Sie ist verheiratet. Wir sind alle glücklich.
Allerdings erzählt sie mir nach wie vor, dass sie damals angeblich kompliziert im Umgang war. Aber ich sah dies nie. Wir hatten immer eine wunderbare Zeit zusammen, man konnte gut mit ihr arbeiten, wir hatten viel Spaß und ich sehe einfach nicht die Schwierigkeiten im Umgang mit Marina Sirtis, aber sie erzählt mir halt, dass sie angeblich sehr, sehr kompliziert war. Aber inzwischen nicht mehr. Sie war es auch nicht bei Voyager. Sie rennt herum und jeder mag sie, sie ist sehr nett und ich sah nie schlechte Seiten von ihr.

DSi: Ich habe gehört, dass Dirk Benedict ("Face", A-Team) einen neuen Film plant, der an die alten Episoden von "Battlestar Galactica" (Kampfstern Galactica) anknüpft. Haben Sie irgendwelche Informationen darüber? Haben Sie eigentlich noch Kontakt zu den anderen A-Team-Darstellern?

Schultz: Über besagten Film weiß ich nicht, aber ich bin mit Dirk sehr eng verbunden. Tatsächlich ist einer der Gründe, warum ich Montag morgen bereits sehr früh von hier aufbreche, der, dass am Dienstag abend in Los Angeles die Premiere von Dirks Film vor der Writer's Guild ist. Er schrieb diesen Film und führte Regie. Es handelt sich dabei um ein Theaterstück namens "Cahoots" ( = Teilhaberschaft), das er in den Film umwandelte. Es ist ein wundervolles Skript. Nebenbei ist der Film auch noch eine technische Neuheit, da es der erste große Film ist, der in High Definition aufzeichnet und veröffentlicht, umgewandelt und den Kinos übergeben wird. Das sogar vor Spielberg und Lucas! Aus diesem Grunde sind alle Techniker sehr motiviert, da sie es sind, die die ersten sein werden. Darüber sind sie sehr, sehr glücklich und ich werde den Film bei seiner Premiere erleben.
Auf alle Fälle habe ich noch einen guten Kontakt zu Dirk. Keinen direkten Kontakt habe ich zu T, aber ich werde ihn kommende Woche auch sehen. Ich bin mit ihm nur per Telefon in Kontakt geblieben. Aber Dirk habe ich desöfteren getroffen, wir sind sehr gute Freunde. Allerdings weiß ich nichts über Richard Hatch. (lacht) 

DSi: Was sind Ihre Zukunftspläne?

Schultz: Ich habe gerade erst einen Pilotfilm für eine Serie für das Warner Brothers Network (The WB) in den USA fertiggestellt. Der Name ist "Dead Last" und ich spiele darin einen 400 Jahre alten Pilger, der eine junge Rockband herumjagt. Es ist soweit ich weiß niemand in der Show, der über 20 Jahre alte ist und aus diesem Grunde sehe ich auch wirklich wie ein 400 Jahre alter Pilger aus. (lacht)
Aber sie sind alle sehr talentiert, coole, junge Darsteller und sie sind mit der Serie sehr zufrieden. Aber ich weiß nicht, inwieweit ich noch mit der Serie nach dem Pilotfilm zu tun haben werden. Wir werden das sehen, wenn die Serie startet. Soweit ich weiß im Januar.

DSi: Wir danken Ihnen für das Gespräch!

Features
 
 
  Copyright © 1996-2024 beim Deutschen Star Trek-Index (DSi). Andere Copyrights unterliegen deren Urhebern.
Impressum | Nutzungsbedingungen | Datenschutzerklärung