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Eugene Roddenberry
jr. ist der Sohn vom legendären Star Trek-Erfinder Gene
Roddenberry. Doch sein Verhältnis zu Star Trek geht über das der
Verwandschaft zum Erfinder weit hinaus. Er sieht sich als
Weitergestalter der Vision seines Vaters und betreut unter anderem
auch Projekte, die sich der Umsetzung von Roddenberry-Ideen
widmen, in erster Linie "Earth: Final Conflict". Die DSi
Redakteure Yann-Patrick Schlame und Malte Kirchner erhielten die
Gelegenheit, mit ihm zu sprechen.
DSi: Sie werden
immer als Gene Roddenberrys Sohn angegeben. Ist Majel Barrett Ihre
Mutter?
Roddenberry: Ja.
Ich bekomme zuviel Anerkennung deswegen.
DSi: Was ist Ihr
persönliches Verhältnis zu Star Trek?
Roddenberry: Nun,
emotional bin ich mit der Show verbunden. Ich möchte, dass sie
großartig ist, aber mein Vater verkaufte 1984 alle Rechte von
Star Trek an Paramount. Somit hat meine Familie eigentlich nichts
mehr mit Star Trek zu tun. Ich wünsche mir, ich könnte, aber ich
würde wohl schon Probleme haben, überhaupt zu den Sets
vorzudringen, wenn ich einfach mal hingehen würde. Sie würden
mich rausschmeissen. Dementsprechend habe ich also keine
Verbindung.
DSi: Und was denken
Sie über Star Trek und dessen Entwicklung?
Roddenberry: Nun,
ich denke, dass sie gute Arbeit geleistet haben. Er [Gene] hätte
es vielleicht anders gemacht, aber ich denke nicht, dass das eine
Verletzung oder eine Schande ist. Sie haben nach wie vor die
Episoden, sie haben das Thema, die Geschichte und eine Botschaft.
Es gibt zwar möglicherweise mehr Action, aber ich denke, dass
einige oder viele von ihnen immer noch wichtige Botschaften haben,
deshalb ist es nicht nur Action, nicht nur Gewalt. Ich bin nach
wie vor stolz. Einige Dinge änderten sich, aber das ist nicht
meine Entscheidung.
DSi: Ihr Vater
entwickelte The Next Generation und das war meiner Meinung nach
die Inspiration für die weiteren Serien. In welcher Weise, denken
Sie, waren Sie eine Inspiration für ihn? Ich frage deshalb, weil
viele Leute den Charakter von Wesley Crusher mit Ihnen
vergleichen.
Roddenberry: Ja,
ich weiß. Wesley Crusher und ich sind aber totale Gegensätze. Er
war sehr schlau, ich bin nicht so schlau. Ich weiß nicht, wie ich
ihn inspiriert habe. Wir mochten einander, eben wie ein Son. Er
wollte, dass die Zukunft ein besserer Ort werden sollte. Er wollte
vielleicht, dass ich in dieser besseren Welt leben sollte, aber
jeder möchte in einer besseren Welt leben. Ich kümmere mich um
seinen Traum bestmöglich.
DSi: Sind Sie in
irgendeiner Weise aktiv, um Star Trek in eine andere Richtung zu
lenken oder sind Sie in irgendeiner Weise im Fandom aktiv?
Roddenberry: Ich
werde immer im Fandom aktiv sein, weil das Fandom der Grund ist,
warum ich so glücklich bin. Ich bin sehr previlegiert, glücklich
zu sein. Aber derzeit arbeite ich in Toronto an einer anderen
TV-Sendung, die sich "Earth: Final Conflict" nennt. Ich
habe dort jetzt fast vier Jahre lange gelebt und in erster Linie
war das, um zu lernen. Ich habe eine Menge gelernt. Aber ich
produziere die Serie nicht, es ist nicht meine Sendung. Ich
versuchte nur, die Sendung in eine Gene Roddenberry mehr
entgegenkommende Richtung zu lenken, als Berater. Aber es es gibt
viele Leute, die die Serie in eine eigene Richtung lenken wollen
und das macht es wirklich schwierig und ich denke dieses Jahr
werde ich von Gene Roddenberry ein wenig Abstand nehmen. Manchmal
gibt es zuviele Menschen, zu viele Produzenten und vielleicht
eines Tages, werde ich zu Gene Roddenberry zurückkehren. Ich muss
noch viel lernen.
DSi: Es gibt eine
Menge Serien wie "Andromeda" und "Earth: Final
Conflict". Gibt es noch mehr Serien, von denen noch keine
gehört hat?
Roddenberry: Klar.
Mein Vater war ein Autor. Es gibt soviele Autoren in der Welt. Sie
schreiben die ganze Zeit Sachen, die niemals das Tageslicht
erblicken, die nie produziert werden, manchmal noch nicht einmal
von irgendjemandem überhaupt gelesen werden. Es gibt Tonnen von
Material. Es hängt nur davon ab, ob es für heute gut genug ist.
Allerdings bin ich ein wenig besorgt, dass es da manchmal auch
zuviel Gene Roddenberry hier, Gene Roddenberry da gibt. Das es
also zuviel gibt. Ich denke, dass man die Sachen langsamer
veröffentlichen sollte, nicht alles auf einmal. Ja, Sie werden
mehr sehen!
DSi: Denken Sie,
dass es bereits Zeit für mehr Filme und Serien über Star Trek
ist?
Roddenberry: Das
ist eine gute Frage. Ich denke, Paramount wird mehr Filme und
Serien machen, weil sie damit Geld verdienen. Aber ich würde sie
gerne für zehn Jahre stoppen sehen, irgendetwas in der Art.
Einfach regruppieren, wiederentdecken, was Star Trek ausmacht, mit
den Fans sprechen, der Sache eine neue, frische Perspektive geben.
Aber sie werden es nicht machen, weil sie eben Geld damit
verdienen. Aber ich würde an ihrer Stelle für zehn Jahre Pause
machen und dann wieder beginnen.
DSi: Was denken Sie
über Star Trek im Internet? Es gab eine Zeit, um 1996 herum, als
Paramount einige Star Trek Websites schloß. Inzwischen machen sie
das nicht mehr, aber es gibt keine Verbindungen/Zusammenarbeiten
zwischen den Studios und den Sites. Gerade im Fall von Star
Trek: Sollten Sie nicht ein besseres Verhältnis zueinander haben?
Roddenberry: Klar,
es ist dumm, Websites zu schliessen. Jeder wirbt ja nur für Star
Trek. Aber sie interessieren sich halt nur für Geld. Wenn einige
Sites mit dem Namen von Star Trek werben oder Sachen verkaufen,
dann ist das illegal und sie regen sich darüber auf. Ich verstehe
den illegalen Aspekt daran, aber ich teile diese Meinung nicht.
Schließt keine Websites. Ihr schießt Euch selber in den Fuß.
Das wäre so, als wenn ich zu einer Convention komme und sage
"Ich komme, aber ich möchte nicht mit den Fans reden. Ich
komme nur, um meine Autogramme zu geben - sprecht nicht mit
mir!". Ihr schießt Euch selber in den Fuß. Star Trek würde
nicht existieren, wenn es nicht die Fäns gäbe. Es wäre nicht so
beliebt wie heute und sie würden vermutlich nicht Deep Space Nine
haben, sie würden Voyager nicht haben. Obwohl ich sagen muss,
dass es nicht immer dumm ist. Sie verstehen schon die Rolle der
Fans. Deshalb denke ich, dass es im Rahmen der Schließungen einen
Rückstoß gab. Sie realisierten, dass sie einen Fehler machen und
das ist, denke ich, der Grund, warum das alles stoppte. Ich denke,
sie ließen sie alleine. Und sie haben das Recht, auch mal einen
Fehler zu machen.
DSi: Was denken Sie
über Merchandising in Verbindung mit Star Trek? Denken Sie, dass
es in Ordnung ist, dass sie damit Geld machen oder denken Sie
nicht so?
Roddenberry: Ich
habe gemischte Gefühle dabei. Ich denke, es ist in Ordnung, wenn
es die Leute glücklich macht, wenn sie Merchandising kaufen. Aber
manchmal fühle ich mich einfach schlecht, wenn die Leute ihr
gesammeltes Geld für eine Convention sparen und ich dann durch
ihren Kauf ihnen all ihr Geld nehme. Aber es ist ja ihre
Entscheidung. Wenn es sie glücklich macht: Großartig. Ich habe
damit nicht wirklich ein Problem. Manchmal ist Merchandising
überteuert oder Schrott - vieles mag ich nicht.
DSi: Wie ist das
mit Eugene Roddenberry jr. ohne Star Trek? Ist es nicht ein
Problem, wenn man seinen Namen sagt und dann gleich mit Star Trek
in Verbindung gebracht wird?
Roddenberry: Wie
ich bereits sagte, bin ich sehr previlegiert. Aber manchmal ist es
ein Problem, zum Beispiel in "Earth: Final Conflict".
Wie bekam ich den Job? Mein Nachname! Aber nun, wo ich diesen Job
mache, finde ich ihn viel härter, weil die Leute immer
genauer auf Dich achten und manchmal möchten Sie es Dir nicht zu
einfach machen, was ich aber gut finde. Ich muss über den harten
Weg lernen. Aber manchmal wird das zum Problem. Ich beschwere mich
nicht, ich bin sehr zufrieden und glücklich, aber es wird schon
zum Problem. Auf der Straße, hier? Nie! Jeder respektiert dich,
jeder ist nett. Ich möchte einfach nicht, wenn mich die Leute zu
sehr würdigen. Wenn sie mir danken, sage ich ihnen, dass ich nur
zugunsten meines Vaters da bin. Ich akzeptiere ihren Dank, aber
ich möchte ncht, dass jeder denkt, dass ich jemand besonderes
sei. Nicht jetzt.
DSi: Kommen wir zu
Star Trek zurück. Deep Space Nine ging in eine ziemlich andere
Richtung als die der anderen Serien. Was denken Sie? Was es gut,
dass man einen Krieg ausbrechen ließ?
Roddenberry: Nun,
es gibt da zwei Betrachtungsweisen: Ist es gut für Star Trek -
und - ist es gut für das Geschäft? Ich denke, dass es eine gute
Idee war, weil wenn man TNG 2 gemacht hätte, wäre das wohl
langweilig geworden. Schon wieder im Weltraum, nur herumfliegen -
wir machten sieben Jahre davon in TNG. Manche Leute sagen, dass
Voyager langweilig sei, weil es so ziemlich das gleiche sei. Aus
diesem Grunde war Deep Space Nine zumindestens so anders. Es ist
nicht traditionelles Star Trek. Es entdeckt nicht neue, unbekannte
Welten. Aber ich denke, es war gut. Und ich denke, es war eine
gute Entscheidung. Ich denke nicht, dass es schlecht war. Ich
schaute es aber auch nicht. Ich liebte TNG, aber DS9 und VOY nicht
so sehr.
DSi: Können Sie
sich vorstellen an Star Trek zu arbeiten? Vielleicht als
Regisseur, Darsteller, Autor oder so ähnlich?
Roddenberry: Ich
denke, ich würde gerne, aber jedes Geschäft hat seine Regeln und
ich höre nur Geschichten davon, wie schwer es ist, bei dieser
Serie mitzuarbeiten. Ich weiß nicht. Ich würde nicht so gerne
hingehen, weil es zu hart ist, an einer Roddenberry Serie
mitzuarbeiten und nicht die volle Kontrolle zu haben. Sie haben
den Namen meines Vaters und ich bin sehr empfindsam dafür,
weshalb es kompliziert sein würde, wenn jemand anderes das
kontrolliert, was die Vision Deines Vaters ist. Ich denke, ich
würde gerne und ich würde es auch eines Tagen ausprobieren, wenn
sie mich fragen sollten, aber ich bin mir nicht sicher, ob es ich
es wirklich machen würde. Ich denke, ich stehe der Serie zu nahe.
DSi: Aber Ihre
Mutter ist nach wie vor in Star Trek als Computerstimme aktiv?
Roddenberry: Ja,
das ist sie. Sie macht das. Tatsächlich kam sogar schon einmal
IBM oder Microsoft oder jemand ähnliches zu ihr. Sie wollten ihre
Stimme in jeden Computer einbauen und ich sagte nur: Nein, nein -
nicht die Stimme meiner Mutter. Ich brauche das nicht. Immer wenn
ich meinen Computer anschalte, die Stimme meiner Mutter. (lacht)
Wäre ein Albtraum. Ich weiß aber nicht, ob sie es tat.
DSi: Was macht sie
derzeit?
Roddenberry:
"Andromeda" und "Earth: Final Conflict". Aber
sie arbeitet im Hintergrund. Sie macht da nicht sehr viel. Sie
trifft sich mit Leuten, sie hilft ihnen, aber sie arbeitet nicht
jeden Tag daran. Sie überwacht das also alles eher. Wenn also mal
ein grösseres Problem besteht, ruft man sie an und versucht das
Problem zu beheben.
DSi: Zum nächsten
Film und der nächsten Serie: Wissen Sie schon irgendetwas
darüber?
Roddenberry: Nein,
ich erhalte meine Informationen von den Fans. Ich schwöre zu Gott
- sie wissen weit mehr als ich. Ich gehe online und frage die
Leute und sie erzählen mir die neuen Gerüchte. (lacht) Ich bin
so ziemlich die letzte Person, zu der man wegen neuen
Informationen kommen sollte.
DSi: Haben Sie
schon einmal etwas über die Zahl 47 und ihre Bedeutung in Star
Trek gehört?
Roddenberry: Nein,
aber das ist interessant. Nun werde ich überall nach der 47
Ausschau halten.
Seht Ihr? Ich kriege meine Informationen von Euch. Ich weiß
nichts darüber. Ich sollte eigentlich Euch interviewen!
Also was wißt Ihr noch über Star Trek? (lacht)
DSi: Wir danken
Ihnen sehr für das Gespräch!
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