Deutscher StarTrek-Index  
INTERVIEWS: Eugene Roddenberry jr.
 von Malte Kirchner (malte@startrek-index.de)  

Eugene Roddenberry jr. ist der Sohn vom legendären Star Trek-Erfinder Gene Roddenberry. Doch sein Verhältnis zu Star Trek geht über das der Verwandschaft zum Erfinder weit hinaus. Er sieht sich als Weitergestalter der Vision seines Vaters und betreut unter anderem auch Projekte, die sich der Umsetzung von Roddenberry-Ideen widmen, in erster Linie "Earth: Final Conflict". Die DSi Redakteure Yann-Patrick Schlame und Malte Kirchner erhielten die Gelegenheit, mit ihm zu sprechen.

DSi: Sie werden immer als Gene Roddenberrys Sohn angegeben. Ist Majel Barrett Ihre Mutter?

Roddenberry: Ja. Ich bekomme zuviel Anerkennung deswegen.

DSi: Was ist Ihr persönliches Verhältnis zu Star Trek?

Roddenberry: Nun, emotional bin ich mit der Show verbunden. Ich möchte, dass sie großartig ist, aber mein Vater verkaufte 1984 alle Rechte von Star Trek an Paramount. Somit hat meine Familie eigentlich nichts mehr mit Star Trek zu tun. Ich wünsche mir, ich könnte, aber ich würde wohl schon Probleme haben, überhaupt zu den Sets vorzudringen, wenn ich einfach mal hingehen würde. Sie würden mich rausschmeissen. Dementsprechend habe ich also keine Verbindung.

DSi: Und was denken Sie über Star Trek und dessen Entwicklung?

Roddenberry: Nun, ich denke, dass sie gute Arbeit geleistet haben. Er [Gene] hätte es vielleicht anders gemacht, aber ich denke nicht, dass das eine Verletzung oder eine Schande ist. Sie haben nach wie vor die Episoden, sie haben das Thema, die Geschichte und eine Botschaft. Es gibt zwar möglicherweise mehr Action, aber ich denke, dass einige oder viele von ihnen immer noch wichtige Botschaften haben, deshalb ist es nicht nur Action, nicht nur Gewalt. Ich bin nach wie vor stolz. Einige Dinge änderten sich, aber das ist nicht meine Entscheidung.

DSi: Ihr Vater entwickelte The Next Generation und das war meiner Meinung nach die Inspiration für die weiteren Serien. In welcher Weise, denken Sie, waren Sie eine Inspiration für ihn? Ich frage deshalb, weil viele Leute den Charakter von Wesley Crusher mit Ihnen vergleichen.

Roddenberry: Ja, ich weiß. Wesley Crusher und ich sind aber totale Gegensätze. Er war sehr schlau, ich bin nicht so schlau. Ich weiß nicht, wie ich ihn inspiriert habe. Wir mochten einander, eben wie ein Son. Er wollte, dass die Zukunft ein besserer Ort werden sollte. Er wollte vielleicht, dass ich in dieser besseren Welt leben sollte, aber jeder möchte in einer besseren Welt leben. Ich kümmere mich um seinen Traum bestmöglich.

DSi: Sind Sie in irgendeiner Weise aktiv, um Star Trek in eine andere Richtung zu lenken oder sind Sie in irgendeiner Weise im Fandom aktiv?

Roddenberry: Ich werde immer im Fandom aktiv sein, weil das Fandom der Grund ist, warum ich so glücklich bin. Ich bin sehr previlegiert, glücklich zu sein. Aber derzeit arbeite ich in Toronto an einer anderen TV-Sendung, die sich "Earth: Final Conflict" nennt. Ich habe dort jetzt fast vier Jahre lange gelebt und in erster Linie war das, um zu lernen. Ich habe eine Menge gelernt. Aber ich produziere die Serie nicht, es ist nicht meine Sendung. Ich versuchte nur, die Sendung in eine Gene Roddenberry mehr entgegenkommende Richtung zu lenken, als Berater. Aber es es gibt viele Leute, die die Serie in eine eigene Richtung lenken wollen und das macht es wirklich schwierig und ich denke dieses Jahr werde ich von Gene Roddenberry ein wenig Abstand nehmen. Manchmal gibt es zuviele Menschen, zu viele Produzenten und vielleicht eines Tages, werde ich zu Gene Roddenberry zurückkehren. Ich muss noch viel lernen.

DSi: Es gibt eine Menge Serien wie "Andromeda" und "Earth: Final Conflict". Gibt es noch mehr Serien, von denen noch keine gehört hat?

Roddenberry: Klar. Mein Vater war ein Autor. Es gibt soviele Autoren in der Welt. Sie schreiben die ganze Zeit Sachen, die niemals das Tageslicht erblicken, die nie produziert werden, manchmal noch nicht einmal von irgendjemandem überhaupt gelesen werden. Es gibt Tonnen von Material. Es hängt nur davon ab, ob es für heute gut genug ist. Allerdings bin ich ein wenig besorgt, dass es da manchmal auch zuviel Gene Roddenberry hier, Gene Roddenberry da gibt. Das es also zuviel gibt. Ich denke, dass man die Sachen langsamer veröffentlichen sollte, nicht alles auf einmal. Ja, Sie werden mehr sehen!

DSi: Denken Sie, dass es bereits Zeit für mehr Filme und Serien über Star Trek ist?

Roddenberry: Das ist eine gute Frage. Ich denke, Paramount wird mehr Filme und Serien machen, weil sie damit Geld verdienen. Aber ich würde sie gerne für zehn Jahre stoppen sehen, irgendetwas in der Art. Einfach regruppieren, wiederentdecken, was Star Trek ausmacht, mit den Fans sprechen, der Sache eine neue, frische Perspektive geben. Aber sie werden es nicht machen, weil sie eben Geld damit verdienen. Aber ich würde an ihrer Stelle für zehn Jahre Pause machen und dann wieder beginnen.

DSi: Was denken Sie über Star Trek im Internet? Es gab eine Zeit, um 1996 herum, als Paramount einige Star Trek Websites schloß. Inzwischen machen sie das nicht mehr, aber es gibt keine Verbindungen/Zusammenarbeiten zwischen den Studios und den Sites. Gerade im Fall von Star  Trek: Sollten Sie nicht ein besseres Verhältnis zueinander haben?

Roddenberry: Klar, es ist dumm, Websites zu schliessen. Jeder wirbt ja nur für Star Trek. Aber sie interessieren sich halt nur für Geld. Wenn einige Sites mit dem Namen von Star Trek werben oder Sachen verkaufen, dann ist das illegal und sie regen sich darüber auf. Ich verstehe den illegalen Aspekt daran, aber ich teile diese Meinung nicht. Schließt keine Websites. Ihr schießt Euch selber in den Fuß. Das wäre so, als wenn ich zu einer Convention komme und sage "Ich komme, aber ich möchte nicht mit den Fans reden. Ich komme nur, um meine Autogramme zu geben - sprecht nicht mit mir!". Ihr schießt Euch selber in den Fuß. Star Trek würde nicht existieren, wenn es nicht die Fäns gäbe. Es wäre nicht so beliebt wie heute und sie würden vermutlich nicht Deep Space Nine haben, sie würden Voyager nicht haben. Obwohl ich sagen muss, dass es nicht immer dumm ist. Sie verstehen schon die Rolle der Fans. Deshalb denke ich, dass es im Rahmen der Schließungen einen Rückstoß gab. Sie realisierten, dass sie einen Fehler machen und das ist, denke ich, der Grund, warum das alles stoppte. Ich denke, sie ließen sie alleine. Und sie haben das Recht, auch mal einen Fehler zu machen.

DSi: Was denken Sie über Merchandising in Verbindung mit Star Trek? Denken Sie, dass es in Ordnung ist, dass sie damit Geld machen oder denken Sie nicht so?

Roddenberry: Ich habe gemischte Gefühle dabei. Ich denke, es ist in Ordnung, wenn es die Leute glücklich macht, wenn sie Merchandising kaufen. Aber manchmal fühle ich mich einfach schlecht, wenn die Leute ihr gesammeltes Geld für eine Convention sparen und ich dann durch ihren Kauf ihnen all ihr Geld nehme. Aber es ist ja ihre Entscheidung. Wenn es sie glücklich macht: Großartig. Ich habe damit nicht wirklich ein Problem. Manchmal ist Merchandising überteuert oder Schrott - vieles mag ich nicht.

DSi: Wie ist das mit Eugene Roddenberry jr. ohne Star Trek? Ist es nicht ein Problem, wenn man seinen Namen sagt und dann gleich mit Star Trek in Verbindung gebracht wird?

Roddenberry: Wie ich bereits sagte, bin ich sehr previlegiert. Aber manchmal ist es ein Problem, zum Beispiel in "Earth: Final Conflict". Wie bekam ich den Job? Mein Nachname! Aber nun, wo ich diesen Job mache,  finde ich ihn viel härter, weil die Leute immer genauer auf Dich achten und manchmal möchten Sie es Dir nicht zu einfach machen, was ich aber gut finde. Ich muss über den harten Weg lernen. Aber manchmal wird das zum Problem. Ich beschwere mich nicht, ich bin sehr zufrieden und glücklich, aber es wird schon zum Problem. Auf der Straße, hier? Nie! Jeder respektiert dich, jeder ist nett. Ich möchte einfach nicht, wenn mich die Leute zu sehr würdigen. Wenn sie mir danken, sage ich ihnen, dass ich nur zugunsten meines Vaters da bin. Ich akzeptiere ihren Dank, aber ich möchte ncht, dass jeder denkt, dass ich jemand besonderes sei. Nicht jetzt.

DSi: Kommen wir zu Star Trek zurück. Deep Space Nine ging in eine ziemlich andere Richtung als die der anderen Serien. Was denken Sie? Was es gut, dass man einen Krieg ausbrechen ließ?

Roddenberry: Nun, es gibt da zwei Betrachtungsweisen: Ist es gut für Star Trek - und - ist es gut für das Geschäft? Ich denke, dass es eine gute Idee war, weil wenn man TNG 2 gemacht hätte, wäre das wohl langweilig geworden. Schon wieder im Weltraum, nur herumfliegen - wir machten sieben Jahre davon in TNG. Manche Leute sagen, dass Voyager langweilig sei, weil es so ziemlich das gleiche sei. Aus diesem Grunde war Deep Space Nine zumindestens so anders. Es ist nicht traditionelles Star Trek. Es entdeckt nicht neue, unbekannte Welten. Aber ich denke, es war gut. Und ich denke, es war eine gute Entscheidung. Ich denke nicht, dass es schlecht war. Ich schaute es aber auch nicht. Ich liebte TNG, aber DS9 und VOY nicht so sehr.

DSi: Können Sie sich vorstellen an Star Trek zu arbeiten? Vielleicht als Regisseur, Darsteller, Autor oder so ähnlich?

Roddenberry: Ich denke, ich würde gerne, aber jedes Geschäft hat seine Regeln und ich höre nur Geschichten davon, wie schwer es ist, bei dieser Serie mitzuarbeiten. Ich weiß nicht. Ich würde nicht so gerne hingehen, weil es zu hart ist, an einer Roddenberry Serie mitzuarbeiten und nicht die volle Kontrolle zu haben. Sie haben den Namen meines Vaters und ich bin sehr empfindsam dafür, weshalb es kompliziert sein würde, wenn jemand anderes das kontrolliert, was die Vision Deines Vaters ist. Ich denke, ich würde gerne und ich würde es auch eines Tagen ausprobieren, wenn sie mich fragen sollten, aber ich bin mir nicht sicher, ob es ich es wirklich machen würde. Ich denke, ich stehe der Serie zu nahe.

DSi: Aber Ihre Mutter ist nach wie vor in Star Trek als Computerstimme aktiv?

Roddenberry: Ja, das ist sie. Sie macht das. Tatsächlich kam sogar schon einmal IBM oder Microsoft oder jemand ähnliches zu ihr. Sie wollten ihre Stimme in jeden Computer einbauen und ich sagte nur: Nein, nein - nicht die Stimme meiner Mutter. Ich brauche das nicht. Immer wenn ich meinen Computer anschalte, die Stimme meiner Mutter. (lacht) Wäre ein Albtraum. Ich weiß aber nicht, ob sie es tat.

DSi: Was macht sie derzeit?

Roddenberry: "Andromeda" und "Earth: Final Conflict". Aber sie arbeitet im Hintergrund. Sie macht da nicht sehr viel. Sie trifft sich mit Leuten, sie hilft ihnen, aber sie arbeitet nicht jeden Tag daran. Sie überwacht das also alles eher. Wenn also mal ein grösseres Problem besteht, ruft man sie an und versucht das Problem zu beheben.

DSi: Zum nächsten Film und der nächsten Serie: Wissen Sie schon irgendetwas darüber?

Roddenberry: Nein, ich erhalte meine Informationen von den Fans. Ich schwöre zu Gott - sie wissen weit mehr als ich. Ich gehe online und frage die Leute und sie erzählen mir die neuen Gerüchte. (lacht) Ich bin so ziemlich die letzte Person, zu der man wegen neuen Informationen kommen sollte.

DSi: Haben Sie schon einmal etwas über die Zahl 47 und ihre Bedeutung in Star Trek gehört?

Roddenberry: Nein, aber das ist interessant. Nun werde ich überall nach der 47 Ausschau halten.
Seht Ihr? Ich kriege meine Informationen von Euch. Ich weiß nichts darüber. Ich sollte eigentlich Euch interviewen!
Also was wißt Ihr noch über Star Trek? (lacht)

DSi: Wir danken Ihnen sehr für das Gespräch!

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