Worf, der Herzensbrecher
von Andrej Schwabe, 26.09.2000
„Imzadi“ ist bis heute einer der besten STAR TREK-Romane, die je geschrieben
wurden; eine Liebesgeschichte, die einfach zu Herzen gehen muss, eine
Geschichte zum Weinen, Lachen und Mitfiebern. Eine Geschichte, die die
Beziehung von Will und Deanna mehr vertieft, als zu irgendeinem Zeitpunkt
in der Serie.
Der (zurecht) große
kommerzielle Erfolg des Werkes verlangte geradezu nach einer Fortsetzung,
die Peter David fünf Jahre später zu Papier gebracht hat und die sich
nun weniger um Deanna und Will kümmert, sondern viel mehr um Worf und
seine betazoidische Geliebte.
Handlung:
Worf sitzt in seinem Quartier auf Deep Space Nine und trauert seiner
gerade verstorbenen Jadzia („Tears of the Prophets“/“Die Tränen der
Propheten“) nach und denkt noch mal an seine Beziehung mit Deanna
zurück.
Dabei begleitet ihn der
Leser noch einmal nach Veridian III, wo die Enterprise-D abgestürzt ist,
zu seinen Eltern, denen er Deanna vorstellt und natürlich auch nach
Betazed, um der altehrwürdigen Lwxana vorstellig zu werden.
Kritik:
David beginnt den Roman
konsequenterweise gleich mit Worf und auch mit dem wohl einschneidensten
Erlebnis seines Lebens: Dem Tod des einzigen Menschen, den er je von
ganzem Herzen geliebt hat.
Dabei verlässt er sich
sofort auf die erste David’sche Regel: Erst das Ergebnis, dann die
Erklärung. Doch wie abgedroschen es auch klingen mag, auch diesmal
bewährt sich die Regel famos. Wir bekommen als Leser die Geschichte des
so ungleichen Paars geschildert und wir erleben mit, wie es an seiner zu
großen Andersartigkeit krankt (was ja für STAR TREK relativ
ungewöhnlich ist) und schließlich daran zerbricht. Alle Versuche -
selbst von allen Seiten her - können seinen Niedergang nur noch
besiegeln, nicht mehr aufhalten.
Vor allem zerbricht die
Beziehung aber auch, weil seit „Imzadi“ Rikers Weg in etwa gezeichnet
ist. Nachdem er sich damals klar geworden war, was Deanna für ihn
bedeutet, muss er ihr nun endlich auch seine wahren Gefühle zeigen. Und
auch bei Worf hat mindestens First Contact, wo er mit Deanna kein
Sterbenswörtchen mehr wechselte, Tatsachen geschaffen. David hat
überings auch eine Menge Glück beim Weben seiner Handlung gehabt: In
STAR TREK IX haben Deanna und Will ja nette kleine Liebesszenchen
miteinander.
Wirklich geglückt sind die
Worf-Deanna-Riker-Passagen und die letzten Seiten (Worf weint in
Erkenntnis um Jadzia) sind ergreifend. Hier zeigt David seine Stärken,
nämlich Humor, Charaktere, Sinn fürs Kleine und Große und er weiß den
Leser emotionell wirklich zu fesseln.
Wenn die Handlung aber in
den galaktischen Rahmen wechselt, verliert sich ein wenig der Zauber, wenn
man es so nennen möchte, seines Werks. Mag sein, dass es daran liegt,
dass ich es auf Englisch gelesen habe, aber ich fand diese Stellen immer
etwas belangloser, wohl weil sie weniger mit dem Thema „Imzadi“ zu tun
haben.
Peter David geht wie
gewohnt mit gelungenem Humor, brillanten Charakterisierungen (vor allem
Worf und Thomas Riker) und einem Feuerwerk, um es nicht geringer
auszudrücken, an Nebenfiguren aus den Serien (Thomas Riker, Gowron,
Admiral Jellico, Sela, Odo, Lwxana Troi, Homn, Shelby) an die Sache. Sein
Universum hat sich inzwischen mit so vielen Figuren gefüllt, dass es
selbst Querverbindungen zwischen Davids Romanen gibt, betrachtet man nur
Shelby, die ein Jahr später zur „New Frontier“ reiste. Und da der
Roman in der schiffslosen Zeit zwischen STAR TREK VII und STAR TREK VIII
spielt, findet man auch auf jedem laufenden Meter Bezüge zu den Filmen
oder zu DS9, selbst zu Voyager. Es ist schön zu sehen, wie er „die
Lücken füllt, wo man nie vorher welche gesehen hat“ (Ritchie Eberle).
Das ist gut und gleichzeitig nicht, weil sich nämlich einige Teile der
Handlung wie ein Flickenteppich ausmachen. Bei „Imzadi“ war die
Handlung noch klar und einfach gegliedert, während sein Nachfolger
wenigstens drei Handlungen parallel erzählen muss - da ist es leicht, den
Themafaden an kleinere Nebenhandlungen zu verlieren.
Eins, was bei diesem Roman
sicher nicht hätte sein müssen, ist die offene Brutalität und Davids
Art der Beschreibung derselben. Dabei fällt es nämlich nicht schwer,
sich in einem Bruce-Willis-Film zu wähnen, was der Geschichte letztlich
nicht zuträglich ist.
Fazit: Eine schöne
Fortsetzung, die zwar an den Vorgänger nicht rankommt, trotzdem:
KAUFEN!!!
(gandalf)
Infos:
STAR TREK - The Next Generation, Band 67
Titel: Imzadi II (Triangle: Imzadi II)
Autor: Peter David
Erscheinungsjahr: Deutschland: 2000, USA:
1998
Deutsche Übersetzung von Bernhard Kempen
Preis: 14,90 DM
Wilhelm Heyne Verlag, München