Ganz schön blöd
von Andrej Schwabe, 12.10.2011
Inhalt:
Die Titan trifft auf ein riesiges Trümmerfeld. Bei der Untersuchung stellt sich heraus, dass die Schiffe ursprünglich von Künstlichen Intelligenzen gesteuert wurden. Eine kann geborgen werden, gibt sich aber seltsam zugeknöpft, als es um den offenbar sehr mächtigen Gegner geht, der das Unheil verursacht hat. Auch auf der Heimatwelt von Weiß-Blau, wie sich das Wesen nennt, gibt man sich wortkarg. Doch es dauert nicht lange, bis die Titan in den Konflikt gerät.
Kritik:
Nach dem Ozean-Roman "Stürmische See" beschäftigt sich auch dieser Roman mit Leben in einer ungewöhnlichen Form, diesmal mit den künstliche Intelligenzen, die sich Sentry nennen.
Im Gegensatz zu "Stürmische See", in dem ein ganzes, unbekanntes Ökosystem fantasievoll entworfen wurde, darf man hier keine großen Überraschungen erwarten angesichts der Häufigkeit, mit der Roboter und Androiden bereits in Star Trek Thema gewesen sind. Swallow verlässt mit "Synthese" an keiner Stelle die ausgetretenen Pfade - alles schon mal dagewesen.
Im Gegenteil: Er gibt das ganze Thema einer gewissen Lächerlichkeit preis: Die Sentry besitzen nämlich die Fähigkeit, Gefühle zu empfinden. Damit haben sie bis auf zwei Dinge (Witze verstehen und natürliche Körper) alles, was auch "Nicht-Künstliche" haben. Sie führen die gleichen emotionsgeladenen Streitgespräche wie die Nicht-Künstlichen, sind genauso ängstlich und rachsüchtig. Im Übrigen hält sich Swallow gar nicht erst mit innovativen Charakteren oder gar Charakterentwicklung auf, selbst die Sentry bleiben eindimensionale Gestalten. Um dennoch ein wenig Exotik hinzubekommen, lässt Swallow sie einfach andere Wörter benutzen: z.B. "dekompilieren" für töten etc, was den entsprechenden Passagen jede mögliche Ernsthaftigkeit nimmt.
Ok, dann ist vielleicht wenigstens der Plot interessant und spannend?
Wohl eher nicht. Neben dem inzwischen immer gleichen Muster der zufälligen Begegnung zwischen der Titan und einer Spezies mit einem supertödlichem Gegner und dem einfallslosen, langweiligem Finale mit dem Subraum-Monster der Woche enttäuscht die unbefriedigende, unglaubwürdige Hintergrundgeschichte der Sentry auf ganzer Linie.
Die Idee einer fehlgeleiteten Roboter-Spezies ist spätestens seit TOS nicht mehr neu und wird hier zudem noch zäh und unglaubwürdig präsentiert. Der inflationäre Gebrauch von Subraum-Lebewesen, -Spalten und -Singularitäten mitsamt dem Technikgebrabbel fällt dabei umso negativer auf.
So richtig verständlich ist es außerdem nicht, dass die Titan genau die Subraumwaffen an Bord haben soll, die in "Star Trek: Nemesis" noch gefährlich und verboten gewesen sind.
Nicht nur bei der Hauptstory hat Swallow einige "Anleihen" bei anderen gemacht - alle Dämme brechen, als die Titan auf einmal selbst intelligent wird. Einerseits gab es das ebenfalls schon häufig genug bei Star Trek (TNG: Neue Intelligenz) - schon allein wegen der unzähligen, intelligenten Holo-Charaktere, die den Sternenflotten-Crews das Leben schwer oder auch angenehm (Vic Fontaine in DS9) gemacht haben. Andererseits lässt sich das genauso als schamlose Abkupferung bei der grandiosen Serie "Farscape" interpretieren, die von Anfang an mit einem empfindungsfähigen, lebendigen Schiff aufwarten konnte. Ebenso unmotiviert, wie die Titan-Intelligenz auftaucht, wird sie von Swallow in den Plot eingebaut und muss letztlich ein hanebüsches und recht unwürdiges Schicksal erfahren.
Diese Besprechung soll nicht ohne positive Aspekte auskommen, deshalb kurz: einige nette Charaktermomente zwischen Ree, Riker und Troi und zwischen Melora und Ra-Havreii.
"Synthese" ist der bisherige Tiefpunkt der Romanserie: einfallslos, peinlich und lustlos zusammen geschrieben. Hoffentlich bleibt es der letzte Titan-Roman dieser Sorte.
Infos:
Star Trek: Titan
Band 6
Titel: Synthese (Synthesis)
Autor: James Swallow
Erscheinungsjahr: Deutschland: 2011, USA: 2009
Deutsche Übersetzung von Stephanie Pannen
Preis: 12,80 €
Cross Cult Verlag
Mit freundlicher Unterstützung vom Cross Cult Verlag
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Andrej Schwabe.