Die Borg sind schon wieder zurück
von Andrej Schwabe, 30.01.2010
Inhalt:
Picard hat Alpträume und immer stärker das Gefühl, dass die Borg ein weiteres Mal die Föderation bedrohen. Nach einer kurzen Unterredung, verbietet Admiral Janeway ihm, Nachforschungen anzustellen, womit sie freilich nur das Gegenteil provoziert.
Kritik:
Die Story von "Widerstand" ist simpel und unterscheidet sich im Ansatz wenig von den unzähligen mittelmäßigen Borg-Folgen aus Star Trek-Voyager, was von Anfang an Schlimmes erwarten lässt. Dillard offenbart in "Widerstand" relativ zügig, dass die Borg eine grundlegende Verhaltensänderung durchmachen, nachdem sie in Star Trek VIII und von Janeway so oft vernichtend geschlagen wurden. Außerdem sind große Teile des Kollektivs seit der Freisetzung eines Virus durch Janeway in "Endgame" vernichtet oder orientierungslos. Ihre einzige Überlebenschance sehen sie nun in der bedingungslosen Ausrottung der Menschheit.
Ganz nette Bruce Willis-mäßige Ausgangslage für Picard könnte man jetzt sagen und tatsächlich findet man einige spannend geschriebene Action-Passagen. Aber leider hat die Story im Vergleich zu Bruce Willis-Filmen einiges mehr an Logiklöchern zu bieten: Picard scheint deutlich Risiko freudiger geworden zu sein und schickt beispielsweise Außenteams in den sicheren Tod. Dabei muss man allerdings festhalten, dass er am Ende sein eigenes Leben aufs Spiel setzt (wobei die Gründe aber leider auch nicht nachvollziehbar sind). Nicht zu vergessen sind die völlig überraschenden Story-Wendungen: So besitzen offenbar alle Sternenflottenschiffe Pläne für Tarnvorrichtungen für Notfallsituationen. Dass die Enterprise die Untertassensektion abtrennen kann, muss ebenfalls eine kürzlich vorgenommene technische Erweiterung sein. Angereichert ist die Story überings auch mit unzähligen Parallelen zu diversen Voyager und TNG-Episoden (Borg-Königin töten, Locutus...).
Was "Widerstand" vorm absoluten Tiefpunkt rettet, ist die Tatsache, dass Dillard wie üblich bei ihren Romanen einige Zeit reserviert, um einzelne Charaktere näher zu beleuchten. Das beinhaltet einige gut ausgeführte Passagen über Picards extreme Erfahrungen mit den Borg, die der Geschichte dann doch an einigen Stellen noch eine passende dunkle Atmosphäre geben. Ganz gut gelungen sind nebenbei bemerkt auch die unterschwelligen bis offenen Kontroversen mit Admiral Janeway.
Aber: Dass Worf massive Selbstzweifel bei der Übernahme des Postens des Ersten Offiziers haben soll, nachdem er eine Geheimdienstmission mit Jadzia in der DS9 Episode "Change of Heart" nicht erfolgreich abschließen konnte, ist einfach nur verrückt und widerspricht allem, was wir seitdem gesehen haben. Die Vorstellung der Vulkanierin T'Lana, der noch ausstehenden neuen Schiffscounselor, nimmt ebenfalls einigen Raum ein. Wie erwartet, provoziert sie durch ihr kompromissloses Auftreten viele Konflikte. Bleibt zu hoffen, dass die Figur in den nächsten Romanen noch aus ihrer Eindimensionalität herauswächst oder wenigstens bei der nächsten Borg-Story im Außenteam ist.
"Widerstand" kommt leider nicht über die Qualität einer Voyager-Borg-Episode hinaus.
Infos:
Star Trek: The Next Generation
Band 2
Titel: Widerstand (Resistance)
Autor: J. M. Dillard
Erscheinungsjahr: Deutschland: 2009, USA: 2007
Deutsche Übersetzung von Bernd Perplies
Preis: 12,80 €
Cross Cult Verlag
Mit freundlicher Unterstützung vom Cross Cult Verlag
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Andrej Schwabe.