Gewöhnliches Star Trek
von Andrej Schwabe, 03.03.2006
Esther Friesner (Jahrgang 1951) wurde mehrere Male für den Hugo und den Nebula-Award nominiert und gewann den Nebula für die beste Kurzgeschichte in den Jahren 1995 und 1996. Bevor sie anfing Vollzeit zu schreiben, studierte sie Spanisch und Drama und war einige Zeit College Professor. Sie lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in Connecticut.
Handlung:
Kolonisten versuchen den Planeten Skerris IV, auf dem alles Leben ausgelöscht wurde, zu besiedeln. Aber es stellt sich heraus, dass sie auf dem Planeten nur überleben können, wenn sie ein bestimmtes Enzym in ihre Nahrung aufnehmen. Da sie bereits auf den Planeten genetisch angepasst wurden, haben sie lediglich eine Chance, nicht zu sterben: Wenn sie eine längst ausgestorbene Pflanze finden, die früher auf Skerris IV beheimatet war.
Bei der intensiven Suche trifft die Enterprise auf die Bewohner des Planeten Ne'elat, die die Kolonisten mit allen Mitteln unterstützen wollen. Schnell gibt es jedoch Probleme, weil sie offenbar ein schwer wiegendes Geheimnis hüten.
Kritik:
Man merkt der Inhaltsbeschreibung vielleicht schon an, dass der Roman in guter Trek-Manier geschrieben ist und die Geschichte eine gute TNG-Episode wäre. Die Crew des Föderations-Flaggschiffs deckt wieder ein übles Geheimnis auf und muss hart für die Gerechtigkeit kämpfen - natürlich unter Beachtung der Ersten Direktive.
Der Story kann man daher nicht sonderlich viel anlasten, vielleicht aber dass sie nicht grade originell ist. Dass ein Volk vom andern unterdrückt wird, hat man bereits in unzähligen Variationen bei Star Trek erlebt.
Dennoch ist die Atmosphäre auf den zwei Planeten, auf denen die Geschichte sich abspielt, gut eingefangen. Auch die Trek-Philosophie, dass man zunächst auf Gespräche und Kooperation setzt, wird hier ausgiebig praktiziert. Es ist schön zu sehen, dass es diese Art von Literatur neben der ganzen "Kampf- und Kriegsliteratur" immer noch gibt.
Die Stamm-Charaktere hat Friesner gut getroffen. Besonders positiv fällt die kleine Nebengeschichte zwischen Worf und seinem Sohn auf, die die Liebe von Friesner zu Hamstern auf ganz eigene Weise verewigt. Letztlich wird einer dieser kleinen Nager sogar zum Happy End entscheidend beitragen.
Neben dem ganzen abstrakten Moral-Passagen benötigt man natürlich auch noch ein wenig Entspannung, sodass sich der gute Chefingenieur (wieder) verlieben darf. Leider wirkt diese kleine Liebesgeschichte genauso lahm, wie jede andere Liebes-Story für ihn in der TV-Serie. Ein bisschen mehr hätte die Autorin daraus schon machen können, zumal der arme Geordie am Ende der Episoden sehr oft enttäuscht wird.
Die Nebencharaktere sind gut ausgestaltet, wobei Friesner offenbar mehr durch die Taten und Worte charakterisieren will und weniger, indem sie seine Gedanken dem Leser zugänglich macht.
Was dem Roman leider fehlt, ist irgend etwas Besonderes. Er liest sich zwar gut und ist sicherlich auch mit einer wichtigen Botschaft versehen worden, aber dennoch hat man bei keiner Seite des Buches das Gefühl, man hätte etwas Neues gelesen. Man hat ebenfalls selten den Wunsch, unbedingt zur nächsten Seite vorzustoßen.
Es hält sich leider der Eindruck der Mittelmäßigkeit.
Infos:
Star Trek - The Next Generation, Band 61
Titel: Sturm auf den Himmel (To Storm Heaven)
Autor: Esther Friesner
Erscheinungsjahr: Deutschland: 2006, USA: 1997
Deutsche Übersetzung von Henrietta Blaschke
Preis: 7,95 €
Wilhelm Heyne Verlag München
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Andrej Schwabe.