Zweimal Kirk
von Andrej Schwabe, 07.06.2004
Diane Carey ist die erfolgreiche Autorin diverser Star Trek-Romane zu TOS, TNG, DS9, Voyager und Enterprise. Einen großen Teil machen dabei die (oft mittelmäßigen) Nacherzählungen von Epsioden aus.
Handlung:
Nach der Fünf-Jahres-Mission der Enterprise unter Kirk: Der Captain ist bei seiner Mutter auf der Erde und stöbert in den alten Briefen seines Vaters, der viele Jahre zuvor spurlos verschwand. Kirk spielt mit der Aufgabe seines Captain-Postens auf der Enterprise.
Die eigentliche Geschichte des Romans erzählt davon, wie Robert April als erster Captain der neu entwickelten Enterprise auf eine schwierige Rettungsmission geht und dabei auf die Romulaner trifft.
Kritik:
"Die letzte Grenze" ist eines der besseren Bücher von Diane Carey.
Wie gewohnt setzt sie auf Action und eine schnelle Handlung, kann aber dieses Mal punkten, indem sie die ganze Geschichte mit zwei wichtigen Themen unterlegt. Da ist zunächst der Gründungsgedanke der Föderation (ausgerechnet Kirks Vater George formuliert ihn so: "Das Leben hat einen Sinn"), der hier auf vielfältige Weise durchgespielt wird. Außerdem lernt George, der selbst Sicherheitsoffizier ist, dass man lieber nicht als Erster den Stein werfen sollte, sondern sich darauf beschränken auf die Verteidigung sollte. Und damit gewinnt der Roman auch noch einen Bezug zur aktuellen Weltpolitik und zu der Theorie der "vorbeugenden Gewalt", den zwar Diane Carey 1988 nicht vorhersehen konnte. Aber gerade aus diesem Grunde, sind diese Passagen so wunderbar zu lesen.
Dafür ist die Handlung selbst nicht so ausgereift. Viele plötzliche Wendungen in der Geschichte kommen leider unmotiviert und konstruiert rüber. Außerdem hätte Carey ohne Gewissensbisse viele unnötige Textpassagen herauskürzen können, immerhin ist das Buch mit fast fünfhundert Seiten schon ein Wälzer.
Auch mit der Star Trek-Zeitlinie hat sie es nicht so genau. Die Handlung um Kirks Vater spielt um 2185, sollte aber eher 2245 stattfinden. Entschädigt wird der aufmerksame Leser jedoch mit einem kleinen, aber feinen Einblick in die romulanische Kultur, Jahrzehnte bevor Kirk erneut in Kontakt mit den Romulaner kommt.
Die Hauptcharaktere selbst sind ordentlich gezeichnet. Gute Arbeit hat Carey bei Captain Robert April gemacht, der sich von den beiden anderen Captains der Enterprise abhebt. Kirks Vater ist natürlich ein Draufgänger, lernt aber ziemlich schnell, dass man Probleme nicht immer mit Gewalt lösen kann. Kirk und seine Crew sind natürlich etwas übertrieben und idealistisch dargestellt, um das Wachsen und Reifen der Föderation zu symbolisieren, aber das ist OK.
Zuletzt möchte ich noch scharfe Kritik am Vorwort zu "Die letzte Grenze" üben, welches ihr Ehemann Gregory Brodeur verfasst hat. Die Einleitung kommt leider nicht über das Niveau eines Erstklässler-Textes hinaus, ist weder witzig noch interessant und ganz bestimmt nicht wichtig.
Fazit: Unterhaltsamer, aber zu langer Roman.
Infos:
STAR TREK - Die Anfänge, Band 3
Titel: Die letzte Grenze (Final Frontier)
Autor: Diane Carey
Erscheinungsjahr: Deutschland: 1990, USA: 1988
Deutsche Übersetzung von Andreas Brandhorst
Preis: 10 €
Wilhelm Heyne Verlag, München