Deutscher StarTrek-Index  

Umschwärmter Sisko

von Andrej Schwabe, 05.09.2000

Nach seinem mäßigen Mittelalterabenteuer bei TNG "Drachenjäger" ("Here There Be Dragons") und dem in Deutschland noch nicht erschienen "Death of Princes", ist nun John Peels erster DS9-Roman seit diesem Jahr bei uns erhältlich. Gleichzeitig ist er, so finde ich, die passendste Romanneuerscheinung, um den Auftakt zu dieser neuen Ecke beim DSi zu geben.

Handlung:
Ein riesiges, jahrtausendealtes Alien-Raumschiff dringt in die Galaxis ein und absorbiert ganze Planeten, wobei es dummerweise auch vor bewohnten nicht halt macht. Da die DS9-Crew der militärischen Überlegenheit des Schwarms nichts entgegenzusetzen hat (und komischerweise auch die restliche Föderation nicht), setzt Sisko, zunächst erfolglos, auf Diplomatie. Doch die Einsätze erhöhen sich, als die insektoiden Aliens sich als nächste Ziele zufälligerweise Bajor und Cardassia aussuchen...

Kritik:
"Der Schwarm" ist ein Roman, der auf typischen TREK-Pfaden wandelt.

Zu allererst ist da natürlich seine Botschaft zu nennen, dass ein tolerantes und friedliches Miteinander selbst mit richtig fiesen Gegnern möglich ist. Wenn man sich die Figurenkonstellationen anschaut, erkennt man ebenfalls markante Trek-Muster: Innerhalb des Schwarms gibt es eine Art Führungsschicht, die seit Jahrtausenden ihre Macht missbraucht, und das wahrheitsliebende Volk, das davon nichts mitbekommt. Ferner sind da natürlich noch die rachsüchtigen, weil bedrohten und getroffenen (eine bajoranische Kolonie wird auch zerstört) Völker der Bajoraner und Cardassianer und die vermittelnde Föderation, die die Botschaft der friedlichen Koexistenz verbreitet.

Deswegen ist dieser Roman jedoch keinesfalls stereotyp, sondern eher facettenreich. Peel bindet in die Handlung nämlich noch wohlbekannte Motive (die Propheten und ihr Plan für Bajor), Charaktere (Vedek Yarka [aus "Destiny"/"Trekors Prophezeiung"], Shakaar und Jaro & Kai Winn, Gul Dukat, Rom) und kleinere Dinge (Siskos Ernennung zum Captain, Spannungen zwischen Kligonen und Cardassianern, zivile Revolten auf Cardassia, Shakaars Ernennung zum Premierminister) ein, wodurch der Roman sofort wie ein Teil des DS9-Fadens wirkt. Angenehm ist es auch, wie Peel dabei die Atmosphäre von DS9 einfängt: den sticheligen Humor zwischen Dax und Sisko, den arbeitsamen O'Brien, die Defiant, den intrigant tätigen Dukat und die intrigant tätigen Winn und Jaro...

 
Doch jetzt noch zu den ausschlaggebenden Gründen, dieses Buch zu lesen.

Die Entwicklung der Charaktere der Schwarm-Aliens sind glaubwürdig. So ist der Schwarmführer Dron anfangs siegessicher damit beschäftigt, den jungen Schwarmmeister Tork zu korrumpieren und wird immer nervöser, als Tork sich dem entziehen kann. Als schließlich Odo auch noch ein Attentat aufklärt, das Tork angehängt wird, und Sisko den Schwarm auffordert, mit dem Absorbieren von Planeten aufzuhören, verliert er mit seinen Nerven auch seine Machtzügel.

Peel verlässt sich mit seinen Figuren bei der Konfliktlösung außerdem nicht nur darauf, dass die friedliche Botschaft der Föderation alles richtet, sondern lässt Sisko und seine Crew den Schwarm erforschen, sein Wertbild verstehen und dort die Lösung finden. Denn letztlich rächt sich der Machtmissbrauch der Schwarmführer am entscheidensten Punkt der Reise des Schwarmschiffes: Als es zum ersten Mal wieder Kontakt zu Fremden hat und sie einfach angreift. So ist es nur folgerichtig, dass die Gesellschaft des Schwarms zusammenbrechen muss, was schließlich auch Bajor und Cardassia zum Vorteil gereicht.

 
Fazit: Ein Roman, der STAR TREK grandios durchexerziert und dabei nie langweilig wird (OK, vielleicht für Fans ausgiebiger Raumschlachten ein wenig viel Gerede), schon allein weil er interessant und klug geschrieben worden ist. Wäre eine sehr gute DS9-Episode geworden...

(gandalf)

Infos:
STAR TREK - Deep Space Nine, Band 18
Titel: Der Schwarm (Objective: Bajor)
Autor: John Peel
Erscheinungsjahr: Deutschland: 2000, USA: 1996
Deutsche Übersetzung von Bernhard Kempen
Preis: 12,90 DM
Wilhelm Heyne Verlag, München

 

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