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DSi: |
Sie sind promovierter Landschaftsökologe. Was hat Sie
dazu geführt, ein philosophisches Buch zu schreiben?
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Durwen: |
Geschrieben habe ich schon immer gern, früher
Kurzgeschichten. Dann habe ich mich mehr und mehr
auch für Fragen der Philosophie - gerade auch im
Zusammenhang mit Naturverständnis (Metaphysik) -
interessiert und für Umweltethik.
Und irgendwann stellte ich mir die Frage, wie ich
diese Themen besser vermitteln kann. Da dachte ich,
schreibe kein Lehrbuch, schreibe einen Roman.
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DSi: |
Fing alles also - wie bei den frühen Philosophen auch -
bei den Fragen an die Natur an. Woher komme ich? Wohin
gehe ich? Woraus bestehe ich?
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Durwen: |
Durchaus, und dann: Wer bin ich in welcher Welt? Ist
die überhaupt real?
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DSi: |
Ich finde es bizarr, mir vorzustellen, die Welt
wäre nicht real!
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Durwen: |
Wie wollen Sie feststellen, was real ist? Wissen Sie,
wer hier tippt? - Vielleicht eine Frau, ein junger
oder alter Mensch, ein Roboter? Warum glauben Sie,
ich sei der, für den Sie mich halten?
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DSi: |
Das ist das Schwierige an der Philosophie, weshalb
viele über die Philosophie witzeln, sie
führe zu nichts.
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Durwen: |
Na dann lassen wir's doch einfach und ziehen uns eine
Soap rein. Zu was führt die?
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DSi: |
Zu Verdummung, würde man behaupten.
Das ist doch das große Problem der Philosophie,
oder? Das viele Menschen sie für abseits der Welt
halten, was sie ja nicht ist!
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Durwen: |
Philosophie hoffentlich nicht. Aber was heißt denn
Philosophie eigentlich: neugierig sein, fragen,
suchen, wieder neu fragen. Ist doch ganz natürlich
für ein denkendes Ding.
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DSi: |
Würden Sie daran unsere Gesellschaft messen, wie sehr
sie "sich Soaps reinzieht"? Was halten Sie von
unserer Gesellschaft?
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Durwen: |
Der Begriff Gesellschaft ist schon so umfassend, dass
es nicht "eine" Antwort geben kann. Aber -
um mal auf Star Trek zu kommen - es ist doch sehr
interessant zu beobachten, dass man die ideale
Gesellschaft dieser virtuellen Welt, die Roddenberry
initiiert hat, sehr hoch schätzt und z.B. mit
Picard einen Philosophen als Boss akzeptiert: das
Ideal des Platon in seiner Gesellschaftstheorie.
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DSi: |
Warum haben Sie Data und nicht Picard als Aufhänger
Ihrer Geschichte gewählt? Und warum nicht Kirk oder
eine Figur aus den neueren Serien?
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Durwen: |
Das ist ganz einfach. Data ist Androide, eine perfekte
Maschine mit einer KI, die die Intelligenz jedes
Menschen übertrifft und irgendwie bewundern wir alle
ihn. Zugleich aber will er Mensch sein und damit ist
das Grundthema gelegt: Was ist menschlich, welche
Rolle spielt Technik und darf sie spielen. Oder auch
die Frage, was ist Leben?
Dieses rein intellektuelle unschuldig-naive Wesen Data,
das z.B. die Menschlichkeit vor der Bedrohung durch
die Borg, also Mischwesen zwischen Mensch und Maschine
rettet, ist einfach ideal für solche Themen.
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DSi: |
Was verbinden Sie mit der utopischen Gesellschaft in
Star Trek? Ist es für Sie ein Abbild unserer
Wünsche? Oder eine zurück gebliebene Vision
des 19. Jahrhunderts, in der der Humanismus eine so
entscheidende Rolle gespielt hat und Vernunft als die
einzige Rettung galt?
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Durwen: |
Das sind einige Dinge: Toleranz, Individualität,
ein sehr "gesunder" Umgang mit Technik, die
man gebraucht, der man sich aber nicht unterwirft,
dann auch solche Dinge wie die Nichteinmischung
usw.
Klar ist es zum Teil "alter" Humanismus,
aber deswegen nicht falsch. Und Picard z.B. hängt
doch sehr der Diskursethik an: Er hört sich
Argumente an, lässt das Team mitentscheiden,
wägt mit Vernunft aber auch Gefühl ab.
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DSi: |
Haben Sie die neuen Serien gesehen?
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Durwen: |
Nein, höchstens ein bis zwei halbe Folgen.
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DSi: |
Wie betrachten Sie die Entwicklung hin zu mehr
Action und Effekten, weg von der Diskussion, die
Picards Zeit so geprägt hatte? Ein Abbild
unserer Zeit?
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Durwen: |
Ja, die Charaktere verlieren, die Show gewinnt. Die
besten Folgen der NG hatten eigentlich aktuelle
gesellschaftliche Themen zum Inhalt, die in der
Star Trek-Welt gespiegelt wurden: vom Ost-West-Konflikt
bis zur Gentechnik.
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DSi: |
Vielleicht prägt gerade die amerikanische Angst
ihre eigene Unterhaltungsindustrie?
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Durwen: |
Vielleicht fehlt konkret bei Star Trek auch nur der
alte geistige Vater, ich weiß es nicht, ob es
Zeitgeist oder Handschrift ist.
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DSi: |
Wie stehen Sie im Allgemeinen zu Star Trek? Ist es
für Sie Hobby oder betrachten Sie Star Trek nur
aus der Sicht des Autors?
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Durwen: |
Star Trek hat mich konkret für mein eigenes
Projekt interessiert und ich finde diese sich selbst
organisierende Welt sehr faszinierend, speziell
natürlich unter den schon angerissenen Fragen.
Etwa auch der Einfluss auf die Gesellschaft bis hin
zu Gerätenamen usw. Aber zur Unterhaltung und
seit ich mein Buch fertig habe, beschäftige ich
mich nur wenig mit Star Trek.
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DSi: |
Lesen oder beschäftigen Sie sich mit anderer
Science Fiction? Die hat ja auch viel z.B. mit dem
Thema Künstliche Intelligenz zu tun.
Wenn ich da nur an Isaac Asimov denke, der sich mit
seinen Robotergeschichten beschäftigte, und zwar
sehr erfolgreich.
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Durwen: |
Einige bekannte Werke kommen ja auch als Bezugspunkte
in meinem "Spiegel der Möglichkeiten"
vor. So die Romane von Douglas Adams oder im Fantasybereich
die "Scheibenwelt" u.a. Natürlich sind
Werke wie die von Asimov etwas ganz
Außergewöhnliches. Oder ich denke an die
"Phantomatik" von Stanislaw Lem, der das vorweg
nimmt - und philosophisch aufarbeitet, was heute mit
den neuen Medien bis hin zur Hirnstimulanz Realität
ist - aber in den Folgen noch wenig bedacht.
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DSi: |
Was halten Sie von deutscher SF? Zum Beispiel dem
preisgekrönten Andreas Eschbach?
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Durwen: |
Ich gestehe, dass ich da nicht mitreden kann. Aber
ist doch prima, kann ich wieder was neu entdecken!
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DSi: |
Sie greifen am Anfang Ihres Buches Jostein Gaarders
"Sofies Welt" auf. Welche Absicht steckt
dahinter? Wie fanden Sie den Roman? Wollten Sie
vielleicht eine "bessere Version" von
"Sofies Welt" schreiben?
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Durwen: |
Ich greife den Roman nicht nur am Anfang auf, er
spielt immer wieder rein. Es ist ein schwieriges
Verhältnis, das ich auch auf
Ureda unter
"Sofies Welt" und "Gaarder"
etwas erläutere: Ich kannte das Buch von
Gaarder noch nicht, als ich mit meinem Plot schon
zugange war. Als ich es dann las, war es wie ein
Schock, dass da einer ganz ähnliche Ideen
entwickelt. Also was tun? Erst mal habe ich mein
Projekt ruhen lassen, denn "nachmachen"
wollte ich natürlich nicht. Dann habe ich es
positiv gesehen: Als zusätzliche Bezugspunkte,
als etwas, mit dem man spielen kann in Motiven und
mit Interpretationen und etwas, dass man auch
übertreffen kann. Nicht vom Erfolg her, aber
eigentlich ist "Sofies Welt" "nur"
ein - von mir sehr geschätztes - Märchen
und nur Nacherzählung von Philosophiegeschichte.
Dabei ohne die modernen Fragen, ohne Fragen der
Zukunft, ohne Auseinandersetzung mit aktuellen Themen
und ohne Bezüge zu Naturwissenschaft und
Technik.
Auch durchdringt sich Philosophie und Handlung nicht
wirklich. Es wird nicht unterhaltsam philosophiert,
mehr Philosophie unterhaltsam erzählt.
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DSi: |
Wie ist es, ein 500 Seiten starkes Philosophie-Buch
zu schreiben? Wie lange haben Sie daran geschrieben?
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Durwen: |
7 Jahre.
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DSi: |
Hat es wegen "Sofies Welt" 7 Jahre
gedauert, bis Sie Ihren Roman fertig hatten?
Für mich klingt das so unvorstellbar
lange; 7 Jahre.
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Durwen: |
Nein, ich habe ja einen "richtigen"
Beruf, und der fordert mich schon. Ich brauchte
einfach Urlaub und Feiertage und schlaflose
Nächte, um es hin zu kriegen. Man muss sich
zudem auch viel anlesen. Star Trek ist ein Beispiel,
denn vorher wusste ich da kaum etwas. Aber auch die
Philosophen des Mittelalters kannte ich kaum usw.
Und vor allem geht es mir ja um Verbindungen: etwa
auch mit Evolution, Kosmologie oder Atomphysik.
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DSi: |
Gab es auch Phasen, in denen Sie am liebsten alles
hingeschmissen hätten und sich gesagt haben:
wozu?
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Durwen: |
Mehr als einmal, ganz bestimmt! Aber am Anfang
war es ja noch gar nicht als Buch geplant.
Mehr "Notizen" für mich selbst.
Als es dann Gestalt annahm, ergab sich das Problem,
ein Netz aus all den Gedanken und Verbindungen zu
machen. Denn es geht um Verbindungen, um
Spiegelungen, um Grenz-Überwindung.
Genau das aber zeigt sich, wird bei uns sehr, sehr
schwer akzeptiert: Ganzheitliches Denken, raus aus
den Schubladen, Fantasy mit Philosophie verbinden
Naturwissenschaft mit Unterhaltung usw., das macht
Probleme: Es passt in keine Verlagsserie und ein
Buchhändler sagte mir mal: "Das ist
unverkäuflich, denn man weiß nicht, wohin
man es stellen soll: Philosophie oder Fantasy,
Sachbuch oder Belletristik, Jugendbuch oder was
eigentlich?" Was nicht in die vorbeschrifteten
Regale passt, das kann keinen interessieren.
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DSi: |
Einige Roman-Passagen sind sehr autobiografisch
angehaucht. Bestes Beispiel ist Wendur, der
ähnlich wie "Alberto" in Jostein
Gaarder "Sofies Welt" die zwei Mädchen
durch die philosophische Welt führt, aber
eigentlich nur eine Silbenumstellung Ihres
Familiennamens ist. Oder die zwei Mädchen, die
vermutlich an Ihre eigenen Töchter erinnern?
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Durwen: |
Mit "angehaucht" bin ich sehr einverstanden.
Natürlich sind da Grundmotive, denn das sind
auch Bezugspunkte nicht nur für sich selbst,
auch für andere, die Wiedererkennung brauchen.
Aber es sind wirklich nur kleine Grundmotive.
Namenspiele - richtiger Spiegelungen (siehe auch Titel)
- gibt es einige und auch sehr viele Anspielungen auf
Literaturfiguren, auf Filme, auf Metaphern der
Wissenschaft, wie der Schmetterling (aus der
Chaostheorie, aber auch Symbol der Wandlung),
Schrödingers Katze usw. - das alles sind
spielerische Elemente, die dem einen Leser vielleicht
ein "Aha" zusätzlich bieten und die
andere gar nicht bemerken und nicht bemerken
müssen. - In diesem Sinne ist eigentlich
mehr Biografisches von mir selbst darin als in
Figuren und Handlung.
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DSi: |
Wie sehen Sie als Dekan einer Fachhochschule
die mögliche Einführung eines
Schulfachs Philosophie? Ich hatte als
Schüler damals die Gelegenheit, ein,
zwei Wochenstunden lockeren und angenehmen
Philosophie-Unterricht zu genießen,
was sehr viel Spaß gemacht hat, weil
auch die Lehrerin sich auf "gleicher
Wellenlänge" mit uns befand und
wir viel über das Alltagsleben
philosophiert haben.
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Durwen: |
Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich
mein Amt als Dekan niedergelegt habe, weil nicht
alles zu schaffen ist. Das ändert aber
nichts hinsichtlich der Beantwortung Ihrer Frage,
die auch im Forum von
Ureda
gelegentlich von Schüler(innen) gestellt wird
oder wo Vorschläge kommen, eine reale
Philosophenschule von Ureda aufzumachen. Ich habe
deswegen auch mal etwas recherchiert und festgestellt,
dass Philosophie doch inzwischen einigermaßen
verbreitet ist. Aber dennoch relativ bescheiden. In
Italien soll es, wie mir gesagt wurde, ganz normal
sein, dass man 4 Jahre Philosophieunterricht hat.
Was mich freut ist, dass einige Lehrer und auch
eine Ausbilderin von Referendaren mir mitgeteilt
haben, dass sie mein Buch im Unterricht verwenden.
Und Ureda, die Ergänzung im Internet zum Buch,
kommt offensichtlich gut an.
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DSi: |
Der Diskurs bringt die Teilnehmer auch
näher aneinander. Das finde ich in
der heutigen Zeit auch ganz angenehm als
Erfahrung.
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Durwen: |
Dem kann ich nur zustimmen. Das gilt auch
weltweit. Globalisierung kann nicht
Gleichmacherei sein - auch wenn Bush das
so sieht -, sondern muss Diskurs sein mit
dem Willen andere zu verstehen. Und auch
von denen was anzunehmen, nicht als der
Stärkere zu diktieren und auch nicht
faule Kompromisse zu finden, sondern Konsens,
Übereinstimmung, gleiche Grundwerte -
eben doch etwas Fantasy-Welt alla Star Trek:
Gute Fantasien brauchen wir!
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DSi: |
Worin sehen Sie die großen Probleme
unserer Gegenwart bzw. Zukunft? Sie geben
ja "Im Spiegel der Möglichkeiten"
der Gentechnik und den Weiterentwicklungen des
Internets eine wichtige Bedeutung. Ich denke
auch, dass die Globalisierung - wenn sie denn
wirklich eine wäre, die nicht nur eine
Einbahnstraße ist - dass sie auch die
Welt von morgen prägen wird.
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Durwen: |
Wir stehen zweifellos in einer "Wendezeit",
in der sich die Lebensbedingungen und die
"Sicht der Welt" wieder einmal radikal
ändern. Solche gab es z.B., als man vom
mythischen Denken zum rationalen Denken kam
(mit Beginn der abendländischen Philosophie
bei den alten Griechen) oder beim Übergang
vom Glauben zur neuen Rationalität
("Kopernikanische Wende" vom Mittelalter
zur Neuzeit). Jedes Mal musste man ganz neue
Probleme mit neuem Denken angehen. Heute ist das
sehr verschärft durch unsere Technik, die
ungeheure Wirkung hat, deren Folgen wir aber gar
nicht in Raum und Zeit und über Wirkketten
begreifen und beherrschen können. Zumindest
nicht mit alten statischem, linearem und
dualistischem Denken. Mit neuem Denken müssen
wir zukunftsfähig werden - aus den alten
Wurzeln. Das ist das eigentliche Thema meines
Romans, herunter gebrochen auf die Individuen
der Mädchen.
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DSi: |
Was wünschen Sie der Menschheit?
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Durwen: |
Vernunft, Fantasie und Toleranz.
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DSi: |
Nach all dem strebt doch ein Großteil
der Menschheit.
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Durwen: |
Also den Eindruck habe ich nicht: Wohl eher
nach Essen, Trinken, Sex, Unterhaltung - alles
Dinge, gegen die nichts einzuwenden ist, aber
alleine nicht reichen können. Erst recht
nicht, wenn es ganz egoistisch passiert und
konsumgesteuert.
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DSi: |
Gut, dann korrigiere ich mich. Sie streben
oberflächlich danach - so vermittelt es
uns das Fernsehen, die Werbung: Sei kreativ etc.
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Durwen: |
Der Kunde soll doch nicht wirklich kreativ sein!
Er soll ein Produkt kaufen, mit dem ein Image von
Fun, geil, in usw. vermittelt wir.
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DSi: |
Haben Sie die Angst, dass wir uns in eine
Ansammlung von isolierten Individuen
entwickeln, alles einzelne Produkte, die
begutachtet und bewertet werden, um
schließlich gekauft zu werden?
Oder weggeworfen?
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Durwen: |
Mit dem Begriff "Individuum"
verbinde ich etwas sehr Positives,
nämlich Originalität, Charakter
usw. (mal wieder zu Star Trek: wird dort
auch sehr positiv gesehen, einschließlich
der individuellen Schwächen). Der Trend
der Zeit aber ist es gerade, das nicht zu
fördern. Dann bleiben wirklich austauschbare
"Punkte", wie sie sagen. Die aber sind
bestimmt nicht in der Lage, die aktuellen und
die künftigen Probleme zu lösen.
Denn für Neues braucht man Fantasie,
Kreativität, eben Originalität.
Deswegen bin ich für gute SF und
Fantasy-Literatur, denn die regt an und zeigt
neue und ungewohnte Perspektiven.
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DSi: |
War das tolle Cover und Layout Ihre Idee?
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Durwen: |
Ich hatte meine Vorstellungen und habe
mitgewirkt. Doch den Layoutern Burmiller
& Finken gebührt die wesentliche Ehre.
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DSi: |
Nennen Sie bitte drei Gründe, warum unsere
Besucher Ihr Buch lesen sollten.
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Durwen: |
1. These, 2. Antithese, 3. Synthese.
Das ist nicht so abwegig, wie die Antwort
scheinen mag, denn ich Versuche immer wieder
Positionen und Gegenpositionen darzustellen
und nicht "die" Meinung oder
"Lösung" wie warmes Bier vom
Guru anzubieten. Aber besser als das eine
oder das andere ist zumeist die Synthese.
Hegel spricht bei seiner (nicht ganz einfachen)
Dialektik vom Aufheben in der Synthese - im
Sinne von "auflösen", im Sinne
von "bergen" und im Sinne von
"höher heben". Dieses Angebot
mache ich den Lesern und Leserinnen.
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