|
Episodenbeschreibung
Sternzeit: 45944,1
Die Enterprise entdeckt im Parvenium-System eine
unbekannte Sonde. Die Sonde sendet einen
Partikelstrahl zur Enterprise, und kurz darauf fällt
der Captain in Ohnmacht.
Als er
erwacht, befindet er sich auf einem idyllischen
Planeten, wo man ihn als einen Mann namens Kamin
kennt. Niemand weiß etwas von der Enterprise, es
gibt noch nicht einmal bemannte Raumfahrt. Kamin
scheint hier geboren zu sein, obwohl Picard weiß,
dass er von der Enterprise kommt. Doch kein
Außenteam erscheint, um ihn zu retten, und so
gewöhnt er sich im Laufe der Zeit daran, hier
gestrandet zu sein. Jahre vergehen, in denen er mit
primitiven Instrumenten die Sterne kartographiert und
erforscht, weshalb der Planet von einer Dürre nach
der anderen heimgesucht wird. Schließlich findet er
sich damit ab, sein früheres Leben zu vergessen und
ist bereit, mit seiner Frau Eline Kinder zu haben.
Auf der
Enterprise sind indes nur Minuten vergangen, in denen
der Captain ohne Bewusstsein ist. Sein Körper ist
völlig gesund, aber er weist starke neurale
Aktivität auf. Riker lässt die Schilde so
modifizieren, dass sie den Strahl der Sonde, der mit
dem Captain verbunden ist, reflektieren, obwohl Dr.
Crusher warnt, dass man nichts über den Strahl oder
die Sonde weiß. Als der Strahl unterbrochen wird,
werden die Lebenszeichen rapide schwächer, so dass
man den Strahl wieder durchlässt. Sofort erholt sich
der Captain.
Auf
Kataan, wie der Planet heißt, sind wiederum Jahre
ins Land gezogen. Kamins und Elines Tochter, Meribor,
ist bereits mehrere Jahre alt, und ihr Bruder Batai,
benannt nach einem Freund Kamins, wird gerade
getauft. Kamin lernt, Flöte zu spielen und widmet
sich weiterhin der Wissenschaft.
Erneut
sind Jahre ins Land gezogen, Meribor ist inzwischen
selbst Wissenschaftlerin und hat entdeckt, dass der
Boden des Planeten tot ist. Offensichtlich ist die
Sonne am Sterben und verbrennt den Planeten langsam,
so dass eine Dürre auf die andere folgt. Auch kann
man nicht mehr ohne Sonnencreme und große Hüte aus
dem Haus gehen, da die Haut sonst Schaden nimmt.
Kamin unterrichtet den Administrator der Region über
seine Erkenntnisse. Der Administrator bittet ihn,
dieses Wissen für sich zu behalten, denn es gibt ein
noch geheimes Raumfahrtprojekt, um wenigstens einen
Teil der Bevölkerung zu evakuieren. Dann wird Kamin
nach Hause gerufen: Seine Frau Eline liegt im
sterben.
Data konnte
inzwischen den Ursprung der Sonde bestimmen: Ein
Planet namens Kataan, dessen Bewohner vor tausend
Jahren einer Nova zum Opfer fielen.
Kamin ist
mittlerweile ein gebrechlicher, alter Mann, als ihn
Meribor mitnimmt, um einen Raketenstart zu
beobachten. Kamin kann sich an keine Rakete
entsinnen, sein Gedächtnis lässt bereits nach. Da
taucht sein alter Freund Batai auf, in den besten
Jahren. Batai erzählt Kamin, was es mit der Rakete
auf sich hat: Sie soll in der Zukunft jemanden
finden, der sich an die Gesellschaft erinnern wird.
Es dämmert Kamin, dass er dieser jemand ist bzw.
sein wird.
Kurz darauf erwacht
Picard auf der Brücke der Enterprise, noch sehr
mitgenommen, aber wohlbehalten. Es sind nur 20
Minuten vergangen, doch in diesen 20 Minuten hat er
ein ganzes Leben gelebt und schon fast die Erinnerung
an die Enterprise und ihre Crew verloren. Die Sonde
hat jegliche Aktivität eingestellt; es scheint, sie
hat ihren Zweck erfüllt.
Picard erholt sich langsam, als Riker mit einem
Kästchen hereinkommt, das man in der Sonde gefunden
hat. Er gibt es dem Captain. Es enthält eine Flöte,
und der Captain stellt fest, dass er sie spielen
kann. Er wird die Erinnerung an die Kataaner immer in
sich tragen.
Bewertung
"Das zweite Leben" ist eine ungewohnt langsame, entspannende
Episode. Zunächst mutmaßt man noch finstere
Aktivitäten einer unbekannten Spezies, doch wird
schnell klar, dass die Kataaner keine bösen
Absichten hegen. In Picard haben sie die perfekte
Person gefunden, um an ihrem Leben in der Spätphase,
vor der Zerstörung des Planeten, teilzuhaben und die
Erinnerung zu bewahren. Die Kataaner sind liebenswert
und friedfertig, genauso wie Kamin/Picard, der
sich in der Gesellschaft wohl fühlt, nachdem er die
Erinnerung an die Enterprise abgelegt hat. Er
entwickelt sich zu einem wundervollen Ehemann und
Vater, wie man es selbst bei Picard kaum für
möglich gehalten hätte, dessen Forscherdrang ihn
zur Sternenflotte trieb und ihm nie eine Familie
ermöglichte. Die Einsicht, wie schön und erfüllend
eine Familie sein kann, hat auch Kamin im Laufe der
Jahre.
"Das zweite Leben" ist sentimental, ohne
dabei in den Kitsch abzugleiten. Zwar fehlt jegliche
Action, doch es bleibt die ganze Zeit über eine
gewisse Spannung bestehen, da man sich zunächst
fragt, was mit dem Captain passiert und sich später
die Frage dazugesellt, ob Kamin die Verdorrung wird
aufhalten können, was ihm leider nicht gelingt.
Man kann sich vorstellen, dass die Kataaner jetzt in
Frieden ruhen können, da ihr Andenken bewahrt ist.
Der positive Nebeneffekt dieser gedanklichen
Verbindung ist, dass Picards Horizont extrem
erweitert wurde. In den kommenden Folgen wird nicht
mehr auf die Sonde eingegangen, so dass man annehmen
muss, dass er sich wieder vollständig an seine
Vergangenheit erinnert, doch von Zeit zu Zeit kann
man den Captain beim Flötespielen beobachten,
während er zuvor keine Freude am Musizieren hatte.
Ein wenig erinnert das Szenario an
"Botschafter Sarek",
da er in jener Episode eine Geistesverschmelzung mit
dem Vulkanier Sarek einging, die zwar für Picard
alles andere als einfach war, aus der er aber, genau
wie hier, als gestärkter Mann hervorging, mit dem
zusätzlichen Wissen eines ganzen Lebens, welches er
in kürzester Zeit erwarb, wodurch ihn auch bis zu
dessen Tod eine tiefe Freundschaft mit Sarek verband.
Zudem bildet
"Das zweite Leben" den eigentlichen
Abschluss der fünften Staffel, der
"offiziell" mit Teil eins von
"Gefahr aus dem 19. Jahrhundert"
an diese Episode anknüpft.
Die Episode zeigt,
dass man auch ohne große Effekte oder typische
Spannungselemente den Zuschauer vor dem Fernseher
fesseln kann, denn es passt einfach alles zusammen:
Maske, Requisite, Darsteller, Musik und Story sind
perfekt abgestimmt und machen die Folge ähnlich
liebenswert wie
"Datas Tag".
Insgesamt sehr gelungen.
Markant: Der junge Batai, Kamins Sohn, wird von Daniel Stewart gespielt,
dem Sohn Patrick Stewarts.
Richard Riehle, der hier Kamins Freund Batai spielt, ist in den Voyager-Episoden
"Fair Haven" und
"Das Geistervolk" als Holo-Dorfbewohner Seamus Driscol
zu sehen.
In den Enterprise-Episoden
"Cold Station 12" und
"Die Augments" spielt er Phlox' Freund
Dr. Jeremy Lucas.
|
|